Raubwanzen als Überträger

Chagas-Krankheit: Symptome und Auslöser der Reisekrankheit

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Die Chagas-Krankheit wird von einzelligen Parasiten verursacht, die von Raubwanzen auf den Menschen übertragen werden. Verbreitet ist die Erkrankung in Südamerika, in manchen Fällen stecken sich Reisende an und erkranken. Welche Symptome sind typisch und wie wird die Chagas-Krankheit behandelt?

Chagas-Krankheit: Schützt ein Moskitonetz?
© Getty Images/Kathrin Ziegler

Kurzübersicht

Was ist die Chagas-Krankheit? Bei der Chagas-Krankheit handelt es sich um eine durch den Parasiten "Trypanosoma cruzi" ausgelöste Infektionskrankeit

Vorkommen: In Mittel- und Südamerika

Übertragung: Durch blutsaugende Raubwanzen, seltener durch kontaminierte Lebensmittel oder Bluttransfusionen

Inkubationszeit: zwischen 5 und 20 Tagen, manchmal länger

Im Überblick:

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Chagas-Krankheit: Raubwanzen übertragen Erreger

Bei der Chagas-Krankheit handelt es sich um eine parasitäre Erkrankung, ausgelöst durch einzellige Parasiten (Protozoen). Der Erreger Trypanosoma cruzi ist vor allem in Lateinamerika verbreitet, er kann sowohl Tiere als auch Menschen befallen. Fachleute sprechen deshalb auch von einer sogenannten Zoonose. Die Erkrankung ist nach ihrem Entdecker Carlos Chagas benannt, daneben sind noch weitere Bezeichnung geläufig, wie:

  • Morbus Chagas
  • Amerikanische Trypanosomiasis
  • Südamerikanische Trypanosomiasis

Die Tropenkrankheit verläuft in einer akuten und chronischen Phase. Dazwischen gibt es in der Regel eine jahrelange symptomfreie Latenzphase. Die Krankheit ist in Lateinamerika sehr verbreitet, Schätzungen zufolge sind weltweit bis zu 18 Million Menschen infiziert. Kinder sind besonders häufig betroffen, sie haben ein hohes Sterberisiko während der Akutphase. Ist die akute Infektion überstanden, kann es zwischen zehn und 30 Jahren dauern, bis erneute Symptome auftreten und die chronische Phase beginnt.

Chagas-Krankheit: Trypanosomas als Ursache

Die Chagas-Krankheit wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen, es bedarf bestimmter Insekten, die als Vektor dienen. Hauptursache der Erkrankung ist der Biss einer blutsaugenden Raubwanze (Triatoma infestans) aus der Familie der Triatominae, welche mit dem Erreger infiziert ist. Sie trinkt Blut und sondert währenddessen parasitenhaltigen Kot neben der Einstichstelle ab. Durch den Biss bedingt kommt es zu Juckreiz (Pruritus), beim Kratzen werden die Trypanosomen aus dem Kot in die Wunde eingeschleppt und führen zur Infektion. Darüber hinaus können Trypanosomen über Schleimhäute und Bindehäute in den Organismus gelangen und die Chagas-Krankheit auslösen.

Weitere seltene Infektionswege sind:

  • Übertragung während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind
  • Bluttransfusion
  • Organtransplantation
  • Verzehr mit Raubwanzenkot kontaminierter Lebensmittel

Trypanosomen sind weder Bakterien noch Viren. Näher sind sie mit den Tieren verwandt, auch wenn sie einzellig sind. Trypanosomen werden von blutsaugenden Wanzen beim Trinken aufgenommen. Sie vermehren sich im Darm und werden mit dem Kot als wieder infektiöse Form ausgeschieden. Gelangt der Erreger erneut in einen tierischen oder menschlichen Körper, befällt er verschiedene Zellen und Gewebe. Oftmals sind zunächst bestimmte Hautzellen (Makrophagen) betroffen. Im weiteren Verlauf vermehrt sich der Parasit und breitet sich somit immer weiter im Körper aus. Dabei zerstören die Trypanosomen Zellen. Die Folge sind Entzündungsreaktionen und Veränderungen im Gewebe.

Chagas-Krankheit: Symptome der Trypanomiasis

Die Infektionskrankheit verläuft in drei Phasen, in denen jeweils unterschiedliche Symptome auftreten können. Nach der Ansteckung beträgt die Inkubationszeit in der Regel fünf bis 20 Tage. Erfolgt die Infektion durch Blutkonserven, dauert es etwa einen Monat bis 40 Tage, bis die ersten Beschwerden während der Akutphase der Erkrankung auftreten.

Akutphase

Nicht immer geht die Akutphase mit schweren Symptomen einher, in manchen Fällen verläuft die Erkrankung in diesem Stadium beschwerdefrei.

In anderen Fällen kommt es im ersten Krankheitsstadium zu Beschwerden, beginnend mit einer Schwellung und Rötung der Eintrittsstelle, die Hautveränderungen ähneln einem Furunkel. Fachleute sprechen auch von einem sogenannten Chagom. Erfolgte die Infektion über die Bindehaut des Auges, kommt es zu einer einseitigen Schwellung von Ober- und Unterlid (Lidödem) sowie einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Die Lidschwellung ist ein häufiges Anzeichen der Erkrankung, in der Medizin ist auch vom Romaña-Zeichen die Rede.

Daneben können weitere eher unspezifische Symptome auf die Chagas-Krankheit hinweisen. Fehlen Chagom oder Romaña-Zeichen oder werden sie übersehen, kann die akute Tropenkrankheit leicht mit einem harmlosen Infekt oder einer Grippe verwechselt werden. Mögliche Beschwerden zu Beginn der Erkrankung sind:

Ebenfalls möglich sind eine Vergrößerung von Leber und Milz sowie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis). Daneben kommt es vor allem bei kleineren Kindern in einigen Fällen zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute (Meningoenzephalitis). Diese Komplikation verläuft unbehandelt oftmals tödlich.

Latenzphase

Das erste Krankheitsstadium dauert rund vier bis acht Wochen an. Nach der Akutinfektion kann es mehrere Jahrzehnte dauern, bis es zum erneuten Ausbruch von Beschwerden kommt. Fachleute sprechen auch von der Latenzphase, diese dauert zwischen zehn und 30 Jahren an. In manchen Fällen kommt es zu keiner Chronifizierung, die Erkrankung verursacht also keine weiteren Symptome im späteren Verlauf.

Chronische Phase

Die chronische Chagas-Krankheit äußert sich durch verschiedene Symptome, je nach Organ und Gewebe, welches von den Parasiten befallen und nachhaltig geschädigt wurde. Sehr häufig wird das Herz von dem Erreger angegriffen, die Folgen sind:

  • Herzrhythmusstörungen (etwa Herzrasen)
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • krankhafte Ausbuchtung der Herzwand (Ventrikelaneurysma)
  • Kammerflimmern
  • Herzstillstand
  • vergrößertes Herz

Auch kommt es häufig zu Gefäßverschlüssen wie einer Lungenembolie. Daneben kann die Chagas-Krankheit dem Verdauungstrakt schaden, Folgen sind etwa eine krankhaft vergrößerte Speiseröhre (Megaösophagus) sowie ein vergrößerter Dickdarm (Megakolon). Eine Beteiligung der Verdauungsorgane äußert sich etwa durch:

Wird das Megakolon nicht behandelt, kann es zu einer Darmverschlingung (Volvulus) kommen, dabei verdrehen sich die Darmschlingen und der Darminhalt staut sich. Folge kann eine Darmperforation sein, also ein Platzen des Organs.

Diagnose: Wie wird die Chagas-Krankheit festgestellt?

Für die Diagnose ist es zunächst relevant, ob sich jemand in einem Risikogebiet aufgehalten und etwa Bisse oder Stiche an sich bemerkt hat. Bei einem kurzen Aufenthalt in Mittel- oder Südamerika ist das Risiko für eine Ansteckung zwar gering, allerdings nicht gänzlich von der Hand zu weisen.

Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Trypanosoma cruzi, wird ein Bluttest durchgeführt. In der Anfangsphase lässt sich der Erreger mittels Blutausstrich unter dem Mikroskop sichtbar machen. Später ist er so nicht mehr nachweisbar, es bedarf spezieller Antikörpertests oder PCR-Tests für den Erregernachweis.

Darüber hinaus können je nach Krankheitsstadium und Beschwerden weitere Untersuchungen notwendig werden, darunter:

  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Ultraschall des Herzens (Echokardiogafie)
  • elektrophysiologische Untersuchung (EPU)
  • Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Computertomografie (CT)

Wie wird die Chagas-Krankheit behandelt?

Das Ziel der Behandlung ist abhängig vom Erkrankungsstadium. In der akuten Phase steht die Bekämpfung des Parasiten durch Medikamente sowie ein Verhindern einer Chronifizierung im Vordergrund der Therapie. Dabei kommen vor allem zwei Wirkstoffe zum Einsatz:

  • Nifurtimox
  • Benznidazol

Die Medikamente töten einzellige Parasiten ab, sind allerdings nicht gut verträglich, weshalb die Einnahme stationär erfolgt: Während der akuten Behandlung müssen erkrankte Personen im Krankenhaus überwacht werden. Die medikamentöse Therapie dauert rund zwei bis drei Monate.

Wird die Chagas-Krankheit nicht frühzeitig behandelt und kommt es zu einer Chronifizierung, können die Medikamente die Infektionskrankheit nicht mehr vollständig heilen, in manchen Fällen jedoch den Krankheitsverlauf abmildern. Wichtig ist die antiparasitäre Therapie insbesondere bei Jugendlichen, die an einer chronischen Chagas-Krankheit leiden. Die Medikamente sollen eine fortschreitende Organschädigung verhindern.

Weitere Behandlungsmethoden

Ist das Herz betroffen, müssen weitere Schäden abgewehrt und Folgeerkrankungen aufgehalten werden. Da infolge von Herzrhythmusstörungen Gefäßverschlüsse drohen, helfen in diesem Fall blutverdünnende Medikamente, da sie einer Klumpenbildung vorbeugen. Daneben werden häufig Antiarrhythmika sowie ACE-Hemmer zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz verabreicht.

Chagas-Krankheit: Prognose und Verlauf

Wird die Chagas-Krankheit frühzeitig erkannt und mit Medikamenten behandelt, stehen die Heilungschancen gut. Unbehandelt entwickelt bis zu einem Drittel der Fälle chronische Symptome wie Herzprobleme, dann steht die eher Prognose schlecht. Für kleine Kinder ist das Sterberisiko in der Akutphase der Erkrankung zudem erhöht, etwa wenn die Parasiten Herz und Gehirn angreifen.

Wie lässt sich der Chagas-Krankheit vorbeugen?

Eine Impfung gegen Trypanosoma cruzi gibt es bislang nicht, eine Infektion lässt sich deshalb nicht gezielt verhindern. Daneben können Insektenschutzmittel (Repellents) helfen, die übertragenden Raubwanzen fernzuhalten. Nachts sollte in Risikogebieten ein imprägniertes Moskitonetz um den Schlafplatz herum angebracht sein.

In Endemiegebieten werden zudem oftmals Insektizide zur Abtötung der Wanzen angewandt. Da sich die Tiere in kleinen Ritzen von Wänden und Böden verstecken, werden diese entsprechend verschlossen. Um eine Ansteckung über Spenderblut zu verhindern, wird das Blut in stark betroffenen Gebieten vorher auf entsprechende Erreger getestet.

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