Stenosen behandeln

Stent: Metallgerüst für Blutgefäße und Hohlorgane

In Blutgefäßen oder anderen Hohlorganen kommt es oft zu gefährlichen Engstellen. Dann kann ein Stent die Verengung langfristig offen halten und schwerwiegende Folgen wie einen Herzinfarkt verhindern. Wie eine Stent-Operation abläuft, welche Risiken es gibt und was es nach einem Eingriff zu beachten gibt.

Stent: Minimal-invasiver Kathetereingriff
© Getty Images/Czgur

Artikelinhalte im Überblick:

22 Tipps für ein gesundes Herz

Was ist ein Stent?

Ein Stent ist ein nur wenige Zentimeter langes, röhrenförmiges Geflecht aus Metall. Es wird eingesetzt, um Engstellen (Stenosen) in verschiedenen Hohlorganen dauerhaft offen zu halten. So kann beispielweise ein durch Arteriosklerose verengtes Blutgefäß behandelt und der Blutstrom hindurch gewährleistet werden. Die feine Gitterstruktur ermöglicht es, den Stent per Katheter an die verengte Stelle zu schieben, wo er sich dann entfalten kann.

Wann wird ein Stent eingesetzt?

Ein Stent wird besonders häufig zur Behandlung von Gefäßerkrankungen gesetzt, vor allem in den Herzkranzgefäßen. Sind diese verengt, wird der Herzmuskel nicht ausreichend mit Blut versorgt. So wird ein Stent beispielweise zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit oder bei einem akuten Herzinfarkt in die versorgenden Blutgefäße des Herzens eingebracht. Auch an anderen Stellen des Kreislaufsystems können Stents helfen, ein Gefäß weit zu halten, so auch in:

  • der Halsschlagader zur Behandlung einer Carotisstenose und zur Vorbeugung eines Schlaganfalls

  • den Nierenarterien zur Behandlung einer Nierenarterienstenose

  • der Aorta beispielsweise zur Behandlung eines Aneurysmas

  • den Gefäßen von Armen und Beinen zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK)

Nicht nur in Blutgefäßen werden Stents zur Behandlung von Stenosen eingesetzt. Auch in anderen Hohlorganen helfen Stents bei Verengungen:

  • Speiseröhre
  • Gallengängen
  • Luftröhre

Oftmals entstehen Engstellen hier durch eine bösartige Tumorerkrankung, Stents kommen demnach in der Krebsbehandlung zum Einsatz. Auch in der Augenheilkunde werden Stents verwendet, wie bei der Behandlung des Grüner Stars (Glaukom).

Stent oder Bypass?

Bei verstopften und verengten Gefäßen gibt es zwei gängige Behandlungsverfahren. Im Gegensatz zu einer invasiven Bypass-Operation ist eine Stentimplantation weniger belastend. Die Risiken sind geringer, in der Regel braucht es für das Setzen eines Stents keine Vollnarkose. Hinzu kommt, dass der minimal-invasive Eingriff wesentlich kostengünstiger ist. In vielen Fällen haben Stents inzwischen die Bypass-Operation abgelöst. Auch zur Vorbeugung eines Herzinfarkts werden heutzutage Stents gesetzt. Zur alleinigen Prophylaxe eignen sie sich jedoch nicht. Stents können zwar Gefäße an der Stelle weiten, wo sie eingesetzt werden, jedoch besteht nach wie vor die Gefahr eines Infarkts.

Die Implantation eines Stents eignet sich nicht für jeden gleichermaßen. Empfohlen wird sie, wenn nur ein bis zwei Gefäße betroffen sind und sich die Engstelle an einem Gefäßabschnitt ohne Verzweigungen befindet.

Wenn mehrere Gefäße oder längere Abschnitte verengt sind, sich die Verengungen an ungünstigen Stellen (Verzweigungen von Gefäßen) oder an den Hauptblutgefäßen befinden, gestaltet sich das Legen der Stents schwierig. Dann muss als alternatives Behandlungsverfahren eine Bypass-Operation durchgeführt werden. Auch bei bestimmten Begleit- und Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus ist eine Stent-Implantation oftmals nicht sinnvoll.

Stent-Arten: Für jeden Engpass die passende Lösung

Stents unterscheiden sich je nach Einsatzort. Es werden verschiedene Materialien verwendet, auch Länge und Gitterstärke variieren. Jeder eingesetzte Stent muss stets optimal an das betroffene Hohlorgan angepasst sein.

Außerdem gibt es Unterschiede beim Einsatz der mechanischen Stütze. Manche Stents entfalten sich selbst. Sie sind fein zusammengefaltet und können so mittels Katheter an die entsprechende Stelle geschoben werden. Eine Hülle hält den Stent zusammen. Wird diese entfernt, entfaltet er sich zu voller Größe und kann von nun an nicht mehr verrutschen. Er spannt sich fest gegen die Wand des betroffenen Hohlorgans.

Außerdem wird in der Gefäßchirurgie ein Verfahren namens perkutane transluminale Angioplastie (PTA) oder Ballondilatation genutzt, um ein Gefäß zu erweitern. Ärzt*innen schieben dabei einen Katheter mit einem Ballon am Ende über die Blutgefäße bis zur Engstelle im Blutgefäß. Der Ballon wird dann über den Katheter befüllt, so dehnt dieser das Gefäß auf. Um den Ballon herum liegt ein Stent, der durch die Volumenzunahme geweitet wird, sich in das Gefäß einspannt und dort verbleibt, während der Ballon wieder entfernt wird. Mit dieser Methode lässt sich ein Gefäß in einem Schritt weiten und stabilisieren.

Darüber hinaus werden Stents vor allem nach ihrem Material unterschieden:

  • Unbeschichtete Stents aus Metall (Bare Metal Stent, BMS): Unbeschichtete Stents werden aus verschiedenen Metalllegierungen hergestellt, etwa aus Edelstahl oder auch Platin-Chrom-Legierungen. Die einfachen Drahtgeflechte haben einen Nachteil: Oftmals kommt es zu erneuten Verengungen (Restenosen) und Wucherungen in den gesetzten Stent hinein, weshalb der Eingriff dann wiederholt werden muss.

  • Medikament-freisetzende Stents (Drug eluting stent, DES): Diese sind die heute am meisten verwendeten Stents bei der Behandlung von verengten Herzkranzgefäßen. Die Oberfläche des Drahtgeflechts ist mit Medikamenten beschichtet, die über einen langen Zeitraum in geringer Dosis freigesetzt werden. Die Wirkstoffe können das Zellwachstum hemmen und Wucherungen sowie eine Restenose verhindern. Auch andere Wirkstoffe, wie zum Beispiel Gerinnungshemmer sind bei einem mit Medikamenten beschichteten Stent möglich.

Früher kamen zudem leicht radioaktive Stents zum Einsatz. Diese werden heute nicht mehr verwendet. Allerdings wird derzeit an Stents geforscht, die sich nach einer gewissen Zeit selbständig auflösen (bioresobierbare Stents, bio-resorbable Stent, BRS). Denn durch den langen Verbleib des Stents im Körper kommt es oft zu Langzeitnebenwirkungen. Mögliche Materialen könnten Magnesium- oder Eisenlegierungen sowie bestimmte Kunststoffe sein.

Stent setzen: Wie läuft die Operation ab?

In der Regel handelt es sich bei der Stentimplantation um einen minimal-invasiven, ambulanten Eingriff, der unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Je nach betroffenem Organ, läuft die Operation unterschiedlich ab.

Ist ein Stent im Herzen zur Vorbeugung oder Behandlung eines Infarktes notwendig, wird über die große Arterie an der Leiste oder am Arm ein Katheter eingeführt. Dieser Führungskatheter ist ein dünner, flexibler Schlauch, der bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben wird.

Unter Röntgenkontrolle und mit Kontrastmittel kann der*die Arzt*Ärztin die genaue Lage der Engstellen lokalisieren und anschließend den Ballonkatheter, der den zusammengefalteten Stent trägt, zu seinem Einsatzgebiet führen. Hat der Ballon die verengte Stelle passiert, wird er aufgeblasen. Durch den Druck entfaltet sich der Stent, drückt sich an die Wand des Blutgefäßes und stabilisiert das nun erweiterte Gefäß. Auch ein selbstentfaltender Stent wird mittels Katheter eingebracht, seine Hülle dann entfernt.

Um der Bildung eines Blutgerinnsels an dem implantierten Stent vorzubeugen, werden in den ersten Monaten nach der Operation blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel verordnet. Meist können Betroffene noch am selben Tag das Krankenhaus wieder verlassen, manchmal müssen sie noch über Nacht zur Nachkontrolle bleiben. Nach einem akuten Herzinfarkt wird ein längerer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig.

Auch an anderen Hohlorganen wie der Speiseröhre oder an den Gallengängen wird der Stent durch ein minimal-invasives Verfahren gelegt. Meist erfolgt der Eingriff während einer endoskopischen Untersuchung. So kann auf einem Bildschirm genau dargestellt werden, wo der Stent eingespannt wird und ob der Eingriff erfolgreich war. Oftmals erfolgt ein solcher Eingriff jedoch unter Vollnarkose.

Welche Risiken gibt es während und nach der Operation?

Das Einsetzen eines Stents ist im Vergleich zur Bypass-Operation ein eher risikoarmer Eingriff und gehört inzwischen in vielen Kliniken zu den Routine-Operationen. Zu den gängigen Risiken einer Operation gehören Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen auf das Narkosemittel, Blutungen sowie Infektionen am Katheterzugang.

Darüber hinaus bestehen folgende Risiken bei einer Stent-OP:

  • Thrombosen
  • Einreißen eines Blutgefäßes
  • Herzrhythmusstörungen
  • Ablösen des Stents vom Ballonkatheter und Verschleppung in andere Blutgefäße
  • Unbeabsichtigter Verschluss von Seitenästen von Blutgefäßen durch den gelegten Stent

Außerdem können im Rahmen der Ballondilatation leichte Schmerzen entstehen.

Daneben kann es zu Komplikationen nach der Implantation kommen. Zu den langfristigen Problemen nach einer Stent-OP gehören chronische Entzündungen, der Wiederverschluss des Stents (Restenose) und ein erhöhtes Thromboserisiko im Bereich des eingesetzten Stents. Diese späte Stent-Thrombose kann zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

Wann muss ein Stent erneuert werden?

Bislang ist ein Stent eine langfristige Lösung, er verbleibt in der Regel nach Implantation lebenslang im Körper. Manchmal wird jedoch ein erneuter Eingriff erforderlich. Dies ist beispielweise der Fall, wenn eine behandelte Engstelle wieder durch Ablagerungen zuwuchert. Kommt es zu einer Engstelle an einem gelegten Stent, kann ein zweiter Stent in den ersten eingebracht werden.

Besonders oft müssen Stents in den Gallengängen ausgetauscht werden. Die Gallengänge sind sehr empfindlich, zudem können sich Bakterien an den Stents festsetzen. Deshalb erfolgt ein Austausch der Stents hier teilweise alle sechs Monate.

Die größten Risikofaktoren für Herzinfarkt

Leben mit Stent: Was müssen Betroffene beachten?

Meist erholen sich Betroffene schnell von dem Eingriff und verspüren sofortige Besserung der Beschwerden: Denn waren Gefäße verstopft und bestand deshalb ein Sauerstoffmangel, so kann Blut nun wieder ungehindert fließen und Muskeln, Organe und andere Gewebe wieder hinreichend versorgen. Nach einem akuten Herzinfarkt schließt an die Operation eine Reha-Phase an, diese kann einige Wochen und Monate andauern.

In den ersten Monaten nach Stent-Implantation müssen noch regelmäßige Kontrolluntersuchungen erfolgen, um Komplikationen und Restenosen ausschließen zu können. Darüber hinaus ist besonders bei Patient*innen mit Gefäßverschlüssen durch Arteriosklerose eine Änderung des Lebensstil notwendig. So kann weiteren Verengungen vorgebeugt und dem Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall vorgebeugt werden.

Betroffene sollen:

  • auf Nikotin und Alkohol verzichten
  • sich regelmäßig bewegen
  • ein gesundes Gewicht anstreben
  • und zucker- sowie fetthaltige Lebensmittel nur in Maßen verzehren.

Einschränkungen im Alltag müssen Menschen mit implantierten Stents jedoch nicht erwarten. Sowohl medizinische Untersuchungen wie Röntgen oder ein MRT sind möglich, als auch an Sicherheitsschleusen am Flughafen oder in Kaufhäusern besteht keine Gefahr.

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