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Harnsäure: Ursachen für erhöhte und zu niedrige Werte

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Ist der Wert für Harnsäure erhöht, ist das ein Hinweis auf Gicht. Zu hohe Blutwerte lassen sich durch gezieltes Essen und Trinken positiv beeinflussen und so schmerzhafte Gichtanfälle vermeiden.

Harnsäure Laborwert
© Getty Images/jarun011

Ist die Harnsäure erhöht, kann die Folgeerkrankung Gicht auftreten. Harnsäure entsteht beim Abbau der Erbinformation der Zellen (DNA), sie ist das Abbauprodukt des Purinstoffwechsels. Purine sind Bausteine der Nukleinsäuren, aus welchen die Erbinformation besteht. Mit dem Verzehr von Fleisch, vor allem Innereien, nimmt der Mensch Purine über die Nahrung auf. Drei Viertel der Harnsäure werden über die Nieren ausgeschieden, der Rest über den Darm, Schweiß und den Speichel.

In Maßen aufgenommene Purine werden durch den Stoffwechsel zu Harnsäure verarbeitet. Ist der Puringehalt in der aufgenommenen Nahrung jedoch zu hoch, entsteht im Stoffwechsel mehr Harnsäure, als in der Niere abgebaut werden kann. Diesen Zustand nennen Ärzte Hyperurikämie.

Artikelinhalte im Überblick:

Purinhaltige Lebensmittel

Wann wird die Harnsäure bestimmt?

Harnsäurewerte werden gemessen, wenn der Arzt aufgrund von Symptomen eine Gicht-Erkrankung vermutet. Auch bei Nierenfunktionsstörungen, der Einnahme bestimmter Krebsmedikamente (Zytostatika) und bei Gichtpatienten wird der Wert regelmäßig zur Therapiekontrolle überprüft.

Der Laborwert wird im Blut oder durch Analyse der Gelenkflüssigkeit bestimmt. Für manche Untersuchungen ist auch eine Urinprobe (gesammelter 24-Stunden-Urin) sinnvoll.

Wann liegt die Harnsäure im normalen Bereich?

Die Konzentration von Harnsäure im Serum und in der Gelenkflüssigkeit wird entweder in μmol/l (Mikromol pro Liter) oder in mg/dl (Milligramm pro Deziliter) angegeben. Im Urin wird in mmol/l (Millimol pro Liter) oder Gramm pro Tag (g/d) gemessen.

Folgende Normalwerte gelten für die Harnsäure:

Harnsäure      
im Blutserum Männer < 416 μmol/l < 7 mg/dl
  Frauen < 357 μmol/l < 6 mg/dl
in Gelenkflüssigkeit   < 420 μmol/l < 7 mg/dl
im Urin (24-Stunden-Urin)   1,5 bis  4,5 mmol/l < 0,8 g/Tag

Ursachen für eine zu hohe Harnsäure

Ein erhöhter Harnsäurewert wird vor allem durch einen übermäßigen Fleischkonsum hervorgerufen. Liegen die Werte dauerhaft über dem Normalwert, bilden sich im Blut Harnsäurekristalle. Diese lagern sich an den Gelenken ab und führen zu schmerzhaften Entzündungen, der sogenannten Gicht (Urikopathie).

Auch bei Nierenleiden wie Nierensteinen oder Nierenversagen ist der Harnsäurewert erhöht. Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion und Nebenschilddrüsenüberfunktion weisen ebenfalls oft einen erhöhten Wert auf. Während einer Strahlentherapie oder Chemotherapie kann der Wert ebenso erhöht sein, auch Alkoholkonsum lässt den Harnsäurespiegel ansteigen.

Was können Ursachen für zu niedrige Harnsäurewerte sein?

Wird ein zu niedriger Harnsäuregehalt im Blut diagnostiziert, kann eine Störung im Purin-Stoffwechsel vorliegen. Auch eine Lebererkrankung kann die Ursache sein. Wird Allopurinol (ein Arzneimittel zur Behandlung von Gicht) überdosiert, ist der Harnsäurewert ebenfalls zu niedrig.

Harnsäure mit gezielter Ernährung senken

Durch eine gesunde Ernährung sowie medikamentöse Maßnahmen kann die Harnsäurekonzentration beeinflusst werden.

 Bestimmte Medikamente fördern die Harnsäureausscheidung über die Niere und hemmen die Harnsäurebildung aus Purinen.

Das Einhalten einer purinarmen Ernährung ist besonders für Gichtpatienten wichtig, um einen schmerzhaften Gichtanfall zu vermeiden. Man unterscheidet dabei:

  • streng purinarme Kost (maximal 2.000 Milligramm Harnsäure pro Woche)

  • purinarme Kost (maximal 3.500 Milligramm Harnsäure pro Woche)

Die streng purinarme Ernährung wird nur zur Behandlung von akuten Gichtanfällen eingesetzt. Die purinarme Kost kann dagegen problemlos von jedem eingehalten werden. Besteht Übergewicht, ist eine Gewichtsabnahme notwendig. Fasten ist nicht ratsam, weil sich durch vermehrten Zellabbau der Harnsäurespiegel im Blut erhöht.

Weniger Fleisch und Wurst, um Harnsäure zu senken

Purinquellen sind vor allem tierische Lebensmittel. Der Speiseplan sollte deshalb reich an Vollkornprodukten, Gemüse und Obst sein. Milch, Milchprodukte und Eier enthalten kaum Purine. Auf Alkohol sollte weitestgehend verzichtet werden. 



Um den Harnsäurespiegel im Normbereich zu halten, ist es empfehlenswert, die Fleischportionen auf maximal vier kleine Mahlzeiten pro Woche zu reduzieren. Dabei sollte jede Portion (dies gilt auch für Fisch, Geflügel, Lamm, Innereien, Schalen- und Krustentiere sowie Wurstwaren) auf rund 100 Gramm beschränkt werden.



Hülsenfrüchte sind mit rund 50 Milligramm Harnsäure in 100 Gramm Rohgewicht purinreiche pflanzliche Lebensmittel, welche bei Gicht maximal ein- bis zweimal pro Monat gegessen werden sollten.



Reichliches Trinken (zwei Liter, zum Beispiel Tee, verdünnter Fruchtsaft, Mineral- oder Heilwasser sowie Gemüsesaft) hilft überdies gegen eine erhöhte Harnsäure.

 Alkoholische Getränke hemmen die Harnsäureausscheidung über die Nieren: Besonders stark wird die Ausscheidung durch Bier gehemmt – übrigens auch durch alkoholfreies.

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