Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Symptome und Behandlung
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone, sodass der Stoffwechsel überaktiv ist. Lesen Sie, was die Ursache, Symptome und Behandlung sein können.
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Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse zu große Mengen an Schilddrüsenhormonen und schüttet diese ins Blut aus. Zu diesen Hormonen gehören Tetrajodthyronin (T4 oder Thyroxin) und Trijodthyronin (T3). Die Schilddrüse liegt im unteren Bereich des Halses, knapp unterhalb des Kehlkopfs. Sie ist an vielen lebenswichtigen Stoffwechselprozessen und am Zellwachstum beteiligt.
Frauen leiden häufiger an Hyperthyreose
Die Hyperthyreose zählt zu den häufigsten Schilddrüsenkrankheiten – nach dem Kropf (Struma), bei dem das schmetterlingsförmige Organ krankhaft vergrößert ist. Eine Schilddrüsenüberfunktion betrifft zehnmal mehr Frauen als Männer.
Ursachen: Häufige Auslöser einer Hyperthyreose
Die Schilddrüsenüberfunktion ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, deren Ursache eine andere Grunderkrankung ist. Fast immer sind Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie ("heißer Knoten") verantwortlich, wenn die Schilddrüse zu große Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert. Auch durch eine medikamentöse Behandlung einer Unterfunktion kann eine Überfunktion ausgelöst werden. In Deutschland sind diese drei Ursachen für die Mehrzahl aller Fälle von Hyperthyreose verantwortlich. Weitere, seltenere Ursachen können sein:
- angeborene Schilddrüsenüberfunktion
- Anfangsphase einer Schilddrüsenentzündung
- bei Hashimoto-Thyreoiditis kann es kurzzeitig zu einer Überfunktion kommen
Symptome der Schilddrüsenüberfunktion
Eine Schilddrüsenüberfunktion geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher, wobei nicht zwangsläufig alle Beschwerden auftreten müssen. Die Schilddrüse ist bei vielen Betroffenen sichtbar geschwollen (Kropf, Struma), muss es aber nicht unbedingt sein. Bei Morbus Basedow als Ursache der Überfunktion sind die hervortretenden Augen (Exophthalmus) charakteristisch.
Die wichtigsten Symptome, die sich meist auf die erhöhte Stoffwechselaktivität zurückführen lassen, sind:
- Nervosität, innere Unruhe, Aggressivität, Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- beschleunigter Puls
- Herzklopfen, Herzrasen, Vorhofflimmern
- erhöhter Blutdruck
- verstärktes Schwitzen, erhöhte Körpertemperatur, Wärmempfindlichkeit
Dazu können folgende Symptome der Schilddrüsenüberfunktion kommen:
- Gewichtsverlust trotz vermehrten Appetits
- Leistungsknick mit Schwäche und Müdigkeit
- Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Muskelzittern (Tremor)
- Durchfall, manchmal Erbrechen
- feuchte, warme, samtartige Haut
- brüchige Fingernägel und Haare, Haarausfall
- Störungen des Menstruationszyklus
Diagnose der Schilddrüsenüberfunktion
Zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion fragt der Arzt nach den Symptomen und der Krankheitsgeschichte (Anamnese). Wichtig sind zum Beispiel folgende Punkte:
- Welche Beschwerden treten auf? In welcher Häufigkeit? In welcher Stärke?
- Gibt es Schilddrüsenerkrankungen in der Familie?
- Sind andere Krankheiten bekannt?
- Hunger, obwohl genug gegessen wird?
- Ist ein unerklärlicher Gewichtsverlust aufgetreten?
Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung tastet der Arzt die Schilddrüse ab. So kann er eine Vergrößerung oder eventuell vorhandene Knoten feststellen. Lässt sich die Schilddrüse ertasten, weist das auf einen Kropf hin, der ein häufiges Zeichen der Hyperthyreose ist. Mithilfe eines Spiegels können Betroffene Anzeichen einer Schilddrüsenvergrößerung auch selbst erkennen (Spiegeltest).
Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut
Wichtig ist, die Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut zu bestimmen (Blutuntersuchung). Ärzte messen die Menge an freiem Thyroxin oder Trijodthyronin (fT4 und fT3). Zudem bestimmen sie die Konzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons TSH (Thyreotropin, thyreotropes Hormon). TSH wird von der Hirnanhangdrüse produziert. Sind die Werte niedrig, stellt die Schilddrüse ein Übermaß an Schilddrüsenhormonen her.
Bei einem niedrigen TSH-Wert und gleichzeitig erhöhten Werten an T3 und T4 ist die Diagnose Schilddrüsenüberfunktion fast gesichert. Lassen sich Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe (TSH-Rezeptor-Autoantikörper, TRAK) nachweisen, ist Morbus Basedow die Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion.
Ultraschall bei Hyperthyreose
Eine weitere wichtige Diagnosemethode bei Hyperthyreose ist die Ultraschalluntersuchung (Schilddrüsen-Sonographie). Im Ultraschall können Ärzte die Größe, Lage und Beschaffenheit des Organs gut erkennen. Auch vorhandene Knoten werden sichtbar. Die Funktion der Schilddrüse lässt sich damit aber nicht beurteilen.
Szintigraphie
Die Szintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchungsmethode. Mithilfe der Schilddrüsenszintigraphie lassen sich die Lage, Größe, vorhandene Knoten und die Funktion der Schilddrüse überprüfen. Auch kalte und warme Schilddrüsenknoten können Radiologen so unterscheiden. Eingesetzt wird heute meist eine schwach radioaktive Substanz mit dem Kürzel Tc-99m, die injiziert wird, und sich in der Schilddrüse anreichert. Mit einer speziellen Kamera, der sogenannten Gammakamera, wird anschließend die radioaktive Aktivität im Gewebe gemessen.
Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion
Welche Behandlung der Hyperthyreose infrage kommt, hängt von der Ursache ab. Aber auch das Alter und der Gesundheitszustand eines Patienten spielen bei der Therapiewahl eine Rolle.
Medikamente gegen Schilddrüsenüberfunktion (Thyreostatika)
Gegen die Hyperthyreose helfen Schilddrüsenmedikamente, sogenannte Thyreostatika. Sie setzen an unterschiedlichen Stellen an. Entweder vermindern sie die Bildung von Schilddrüsenhormonen beziehungsweise ihre Freisetzung ins Blut oder sie drosseln die Jodaufnahme in die Schilddrüsenzellen. Dann steht weniger Jod für die Herstellung der Schilddrüsenhormone zur Verfügung.
Bei der Dosierung der Schilddrüsenmedikamente ("Schilddrüsenblocker") brauchen Ärzte ein gutes Gespür und einige Erfahrung. Sind die Medikamente nämlich zu niedrig dosiert, wirken sie nicht ausreichend, während bei einem Zuviel an Arzneien die Nebenwirkungen stärker ausfallen. Wichtig ist es deshalb, den Spiegel an Schilddrüsenhormonen im Blut regelmäßig zu überprüfen und die Medikamentendosis eventuell anzupassen.
Menschen mit Morbus Basedow müssen die Schilddrüsenmedikamente mindestens ein Jahr einnehmen, um ein erneutes Aufflammen der Hyperthyreose zu verhindern. Entwickelt sich nach dem Absetzen der Medikamente erneut eine Hyperthyreose, ist eine Operation oder eine Radiojodtherapie eine Option.
Bei einer Schilddrüsenautonomie als Ursache der Schilddrüsenüberfunktion sind Medikamente aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll. Patienten müssten sie beispielsweise ein Leben lang einnehmen. Eine Radiojodtherapie oder Schilddrüsenoperation ist hier die bessere Wahl.
Radiojodtherapie rückt dem Schilddrüsengewebe zu Leibe
Bei einer Radiojodtherapie nehmen Schilddrüsenpatienten radioaktives Jod (Jod-131) meist in Form einer Kapsel ein. Ärzte können es auch injizieren. Die radioaktive Jod-Variante reichert sich in der Schilddrüse an und die radioaktive Strahlung zerstört das Schilddrüsengewebe. So sinkt die Produktion der Schilddrüsenhormone. Die Radiojodtherapie findet aufgrund der Strahlenbelastung stationär in einer spezialisierten Klinik statt. Nur etwa 150 solcher Zentren gibt es hierzulande. In geringen Mengen strahlt der Körper auch Radioaktivität ab, weshalb die Betroffenen einige Tage lang von anderen isoliert werden müssen. Für Kinder und Schwangere eignet sich die Radiojodtherapie nicht. Eine Nebenwirkung der Radiojodtherapie kann die Schilddrüsenunterfunktion sein.
Schilddrüsenoperation: Gewebe entfernen
Eine Operation der Schilddrüse ist ratsam, wenn die Hyperthyreose schwer verläuft, Medikamente und Radiojodtherapie keinen ausreichenden Erfolg gebracht haben oder eine Schilddrüsenautonomie die Ursache ist. Vor dem Eingriff wird die Schilddrüsenfunktion mit Medikamenten eingestellt. Der Operateur entfernt die Schilddrüse bei dem Eingriff komplett oder teilweise. Das verbliebene Gewebe ist dann nicht mehr in der Lage, zu viele Schilddrüsenhormone zu produzieren. Nach dem operativen Eingriff kann sich auch hierbei eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln. Insgesamt ist die Schilddrüsenoperation risikoarm. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass bei dem Eingriff Nerven der Stimmbänder oder Gefäße verletzt werden.
Verlauf und Heilungschancen bei Schilddrüsenüberfunktion
Wichtig ist es, die Schilddrüsenüberfunktion rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Bei Symptomen wie Nervosität, Herzrasen oder Schlafstörungen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen abklären zu lassen.
Lebensgefahr durch eine thyreotoxische Krise
Eine unentdeckte, nicht ausreichend behandelte Schilddrüsenüberfunktion, das Absetzen der Schilddrüsenmedikamente oder eine übermäßige Jodzufuhr (jodhaltige Medikamente) kann schwerwiegende Folgen haben: eine thyreotoxische Krise. Dabei entgleist der Stoffwechsel innerhalb kurzer Zeit lebensbedrohlich. Die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion sind extrem ausgeprägt. Es kommt zu Herzrasen, Bewusstseinsstörungen, hohem Fieber und Zittern. Die thyreotoxische Krise ist ein absoluter Notfall, der sofort behandelt werden muss.
Normales Leben trotz Schilddrüsenüberfunktion
Bei Morbus Basedow bildet sich die Überfunktion der Schilddrüse oftmals sogar von allein zurück. Dabei schlägt die Behandlung häufig gut an. Dennoch kann es trotz Therapie auch Jahre später zu einem Rückfall kommen. Regelmäßige Kontrollen der Schilddrüse und Schilddrüsenwerte sind deshalb wichtig.
Nach einer Radiojodtherapie und Operation entwickelt sich oft eine Unterfunktion der Schilddrüse. Betroffene müssen gegen die dann entstandene Schilddrüsenunterfunktion Medikamente einnehmen, weil der Körper keine ausreichenden Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert. Trotzdem können die meisten Patienten ein ganz normales Leben führen, ihren Alltag gut bestreiten und ihren Beruf ausüben.
Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen?
Einer Schilddrüsenüberfunktion kann nicht gezielt vorgebeugt werden. Einer Schilddrüsenvergrößerung jedoch beugt eine ausreichende Jodversorgung vor. Denn ein ernährungsbedingter Jodmangel verursacht einen Kropf – die Schilddrüse wächst, um diesen Mangel auszugleichen.
Einige Tipps, um ausreichend Jod aufzunehmen:
Jodhaltiges Speisesalz verwenden, jedoch insgesamt sparsam
Milch hilft bei der Jodzufuhr, weil Tiere oft jodhaltiges Futter erhalten
Ein- bis zweimal wöchentlich Seefisch wie Lachs oder Scholle essem
Mittlerweile sind viele (Fertig-)Produkte mit Jod angereichert, zum Beispiel Brot und andere Backwaren, auch Käse sowie Fleisch- und Wurstwaren
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