Chronische Autoimmunerkrankung

Vitiligo: Wie wird die Weißfleckenkrankheit behandelt?

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Als Vitiligo wird eine chronische Hauterkrankung bezeichnet, bei der unpigmentierte Stellen auf der Haut entstehen. Die sogenannte Weißfleckenkrankheit ist kein rein kosmetisches Problem, sondern eine Krankheit. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Vitiligo
© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was ist Vitiligo? Vitiligo ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der die Haut ihre Pigmentierung verliert und weiße Flecken bildet.

Wie erkennt man Vitiligo im Anfangsstadium? Im Anfangsstadium können kleine, milchig-weiße Flecken auf der Haut erscheinen, die oft symmetrisch auf beiden Seiten des Körpers auftreten. Diese können sich mit der Zeit vergrößern.

Ist Vitiligo heilbar? Es gibt derzeit keine Heilung für Vitiligo. Aber Behandlungen können helfen, die Ausbreitung der Hautflecken zu stoppen und möglicherweise zu einer Repigmentierung führen.

Im Überblick:

Hautkrankheiten mit diesen Bildern erkennen

Vitiligo: Was passiert bei der Weißfleckenkrankheit?

Weiße Flecken auf der Haut, die plötzlich auftreten und nicht mehr verschwinden – dieses zentrale Symptom von Vitiligo brachte der chronischen Hauterkrankung den Namen Weißfleckenkrankheit ein.

Bei der Autoimmunerkrankung werden die Melanozyten blockiert oder zerstört, weshalb sie keinen dunklen Hautfarbstoff (Melanin) mehr produzieren. So entstehen weiße Flecken auf der Haut. Melanozyten sind Pigmentzellen (Hautpigmente) in der Oberhaut, die Farbstoffpigmente produzieren. Gefährlich sind die Hautveränderungen nicht, sie können aber für Patient*innen sehr belastend sein.

Häufigkeit

Meist tritt die Erkrankung vor dem 20. Lebensjahr auf. Oft beginnt die Erkrankung bereits im Kindesalter. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.

In Deutschland ist die Pigmentstörung selten, sie betrifft etwa 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung – die Zahl der Vitiligo-Betroffenen wird auf knapp eine halbe Million geschätzt. Weltweit gibt es starke regionale Unterschiede bezüglich der Häufigkeit.

Diese Symptome kennzeichnen die Weißfleckenkrankheit

Das charakteristische Symptom der Vitiligo sind scharf abgegrenzte weiße Hautflecken.

Prinzipiell können sie überall auf der Haut oder Schleimhaut auftreten, also beispielsweise auch in Mund oder Nase. Auch die Haare und selbst die Iris im Auge können von den hellen Stellen betroffen sein. 

Allerdings gibt es bevorzugte Hautareale, an denen sich Vitiligo zeigt. Das sind vor allem Bereiche, die vermehrt Sonnenbestrahlung oder Zug- beziehungsweise Druckbelastungen ausgesetzt sind, wie:

  • Hände
  • Füße
  • Augen
  • Mund
  • Hals
  • Knöchel
  • Knie
  • Ellenbogen
  • Genital- und Gesäßbereich

Die Weißfleckenkrankheit beginnt meist mit kleinen, vereinzelten Flecken, die sich im weiteren Verlauf je nach Form der Erkrankung unterschiedlich stark ausbreiten.

Die betroffenen Areale können einen dunklen Rand haben, der stärker pigmentiert ist als die umgebende gesunde Haut. In seltenen Fällen haben die Flecken einen rötlich-entzündeten Rand. Fachleute sprechen dann von einer inflammatorischen Vitiligo, einer Sonderform der Weißfleckenkrankheit.

Einige Betroffene leiden unter Juckreiz, wenn sich an einer Stelle ein neuer Fleck bildet.

Generalisierte Vitiligo als häufigste Form der Erkrankung

Die Verteilung der Hautflecken unterscheidet sich je nach Form. Die mit mehr als 80 Prozent häufigste Form der Weißfleckenkrankheit ist die generalisierte Vitiligo. Dabei treten die Flecken meist symmetrisch auf und breiten sich stark aus.

Die generalisierte Vitiligo wird weiter unterteilt in die

  • akrofaziale Vitiligo, bei der die Symptome vor allem im Kopfbereich, an Fingern und Zehen sowie in der Genital- und Gesäßregion auftreten, und die

  • Vitiligo vulgaris, für die eine diffuse, aber oft symmetrische Verteilung der Flecken auf dem ganzen Körper kennzeichnend ist.

  • Eine universelle Vitiligo liegt dann vor, wenn mehr als 80 Prozent der Körperoberfläche depigmentiert ist. Die universelle Vitiligo ist die schwerste Form der Weißfleckenkrankheit.

Begrenzte Symptome bei lokal-limitierte Vitiligo

Anders als bei der generalisierten Vitiligo zeigen sich bei der limitierten Form die Symptome nur vereinzelt und an bestimmten Stellen. Auch diese Form der Weißfleckenkrankheit lässt sich weiter unterteilen in die

  • segmentale und die
  • fokale Vitiligo.

Bei Ersterer beschränken sich die Flecken auf sogenannte Dermatome. Das sind Hautbereiche, die von den Fasern einer Spinalnervenwurzel versorgt werden. Zeigt sich die Krankheit auch an anderen Hautstellen, handelt es sich um eine fokale Vitiligo.

Eine Sonderform der Weißfleckenkrankheit ist die Konfetti-Vitiligo. Hier sind die Flecken nur ein bis zwei Millimeter groß. Daneben gibt es Mischformen mit unterschiedlich großen oder verteilten weißen Flecken.

Vitiligo behandeln: Ist die Erkrankung heilbar?

Vitiligo ist nicht heilbar, jedoch kann durch die richtige Therapie ein Fortschreiten der Erkrankung eingedämmt werden. Auch versprechen manche Behandlungsformen eine Repigmentierung. Aus gesundheitlicher Sicht ist eine Behandlung aber nicht zwingend erforderlich.

Für die Therapie der Weißfleckenkrankheit ist entscheidend, welche Form der Erkrankung vorliegt.

Schmalband-UVB-Therapie bei generalisierter Vitiligo

Die UVB-Lichttherapie oder auch Phototherapie gilt als Mittel der Wahl bei generalisierter Vitiligo. Die betroffenen Hautareale werden dabei mit UVB-Licht der Wellenlänge 311-313 Nanometer (nm) zwei- bis dreimal pro Woche bestrahlt werden. Der sogenannte Xenonchlorid-Excimer-Laser (Wellenlänge 308 nm) stellt eine Alternative dar.

Die Phototherapie soll der Ausbreitung entgegenwirken und die Hautzellen zur Pigmentbildung anregen. Begleitend kann die Behandlung mit Medikamenten und durch lokal aufgetragene Salben unterstützt werden.

Schlägt diese Form der Vitiligo-Therapie an, sollte sie über mindestens neun Monate hinweg bis zu maximal zwei Jahren fortgeführt werden.

Während der Phototherapie sind einige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Dazu gehört zum Beispiel, eine zusätzliche UV-Bestrahlung durch Sonnenbäder oder Solariumbesuche neben der Lichttherapie zu vermeiden und Medikamente, Nahrungsmittel oder Kosmetika wegzulassen, die zu einer unerwünschten Verstärkung der UVB-Wirkung führen.

Kortikosteroid-Salbe bei limitierter Vitiligo

Zur Behandlung der limitierten Vitiligo stellt die Schmalband-UVB-Therapie nur eine Methode zweiter Wahl dar. Empfohlen wird eine lokale Therapie mit Cremes, die entzündungshemmende Wirkstoffe (etwa Kortikosteroide) enthalten.

Für den Kopf und Halsbereich kommen auch Salben mit Calcineurin-Inhibitoren infrage, die das Immunsystem hemmen und im Vergleich zu Kortikosteroiden weniger Nebenwirkungen haben.

Januskinasen-(JAK-)Inhibitoren

Januskinasen-(JAK-)Inhibitoren sind Medikamente, die bestimmte Enzyme (Januskinasen) hemmen. Diese Enzyme spielen eine Schlüsselrolle bei der Signalübertragung von entzündungsfördernden Zytokinen und bei Autoimmunprozessen.

Ein wichtiger JAK-Inhibitor ist der Wirkstoff Ruxolitinib, der als Bestandteil einer verschreibungspflichtigen Creme seit Mai 2023 zur Behandlung der nicht-segmentalen Vitiligo zugelassen ist. Klinische Studien haben gezeigt, dass die Creme sowohl wirksam als auch gut verträglich ist.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Zu den weiteren Behandlungsoptionen gehören:

  • chirurgische Eingriffe: Im Rahmen einer Operation kann eigene, gesunde Haut transplantiert werden. Auch die Transplantationvon Melanozyten in die erkrankten Stellen ist eine Option. Dabei werden pigmentbildende Zellen aus dem Körper entnommen, im Reagenzglas vermehrt und dann in die betroffene Hautareale transplantiert.

  • Bleichen: Bei einer stark ausgeprägten Vitiligo kann die Depigmentierung das letzte Mittel der Wahl sein. Dadurch kann an sichtbaren Körperteilen wie Gesicht und Händen ein einheitliches Hautbild erreicht werden. Dabei werden die restlichen Pigmentzellen zerstört. Die Depigmentierung ist unumkehrbar.

Was sind die Ursachen von Vitiligo?

Die weißen Hautbereiche entstehen durch den Verlust von Melanin-Pigmenten. Die Pigmente werden zum Schutz der Haut von Melanozyten gebildet.

Durch Sonneneinstrahlung werden die Melanozyten in gesunder Haut angeregt, den Hautfarbstoff Melanin zu produzieren, wodurch die Sonnenbräune der Haut entsteht.

Sterben die Melanozyten ab und stellen sie die Produktion von Melanin ein, entstehen die charakteristischen weißen Vitiligo-Flecken auf den betroffenen Hautarealen.

Auslöser noch unklar

Die Ursache der Vitiligo ist nicht abschließend geklärt. Fachleute vermuten, dass eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems zugrunde liegt, durch die pigmentbildende Zellen in der Haut zerstört werden.

Für diese These zur Ursache der Vitiligo spricht, dass in Untersuchungen im Blut von Betroffenen weiße Blutkörperchen nachgewiesen wurden, die Melanozyten zerstören.

Es gibt eine genetische Disposition für Vitiligo, in manchen Familien tritt die Weißfleckenkrankheit gehäuft auf. Kinder mit einem betroffenen Elternteil haben ein vier- bis fünffach erhöhtes Risiko zu erkranken.

Daneben gibt es einige Faktoren, welche die Krankheit begünstigen beziehungsweise triggern können. Dazu gehören etwa

  • Hautverletzungen und
  • mechanische Reize sowie
  • Stress und psychische Belastungen.

So läuft die Diagnose der Weißfleckenkrankheit ab

Zu Beginn der Diagnose steht die Anamnese an, bei welcher relevante Fragen über Entstehung, genaue Symptome und die familiäre Vorgeschichte geklärt werden.

Auch wie schnell sich neue Hautflecken gebildet haben und an welchen Körperstellen sie bestehen, wird mit dem*der Arzt*Ärztin besprochen.

Neben der Blickdiagnose durch das typische Erscheinungsbild und dem Anamnesegespräch kann die Betrachtung der Haut unter einem bestimmten Licht, die Diagnose absichern.

Dabei kommt eine Wood-Lampe zum Einsatz: Unter dem ultravioletten Licht leuchten die depigmentierten Hautstellen in einem charakteristischen, weiß-gelblichen Farbton. Das Wood-Licht hilft zudem eine Ausbreitung der Erkrankung zu erkennen und zeigt, welche Hautareale als nächstes betroffen sein werden.

Zur Sicherung der Diagnose kann auch eine Gewebeprobe aus den weißen Hautstellen entnommen und unter dem Mikroskop untersucht werden.

Leben mit Vitiligo: Was den Alltag erleichtert

Um den Teufelskreis aus psychischem Stress und neuen Flecken zu durchbrechen, kann eine Psychotherapie begleitend zur Vitiligo-Therapie hilfreich sein. Auch Selbsthilfegruppen können den Leidensdruck mindern und Betroffenen Mut machen.

Neben medizinischen Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch kosmetische Tricks, um die betroffenen Stellen zu kaschieren. Das kann das Selbstbewusstsein stärken. Die Schminktechnik dazu wird als Camouflage bezeichnet. Camouflage unterscheidet sich von gewöhnlichem Make-up dadurch, dass es wasserfest und haltbarer ist.

Besonders wichtig ist die richtige Pflege bei Vitiligo, denn depigmentierte Haut ist sehr empfindlich gegenüber Sonnenstrahlung. Betroffene sollten daher immer für einen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor sorgen, auch an bewölkten Tagen.

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