Karzinom in der Hormondrüse

Schilddrüsenkrebs: Symptome und ist er heilbar?

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Das seltene Schilddrüsenkarzinom ist eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse. Welche Symptome können Anzeichen für den Tumor sein und welche Lebenserwartung haben Betroffene?

Patientin wird an der Schilddrüse untersucht
© Getty Images/peakSTOCK

Kurzübersicht


Definition: Seltene, bösartige Erkrankung der Schilddrüse.

Ursachen: Noch unbekannt, als Risikofaktoren gelten ein lange bestehender Jodmangel und vielfalche Röntgen-Bestrahlung im Kindesalter.

Symptome: Vergrößerung der Schilddrüse, Kropf und vergrößerte Lymphknoten am Hals.

Diagnose: Tastbefund, Ultraschall, Szintigrafie der Schilddrüse und Bestimmung der Schilddrüsenhormone.

Therapie: Die Behandlung besteht aus Operation, Hormontherapie und Strahlentherapie.

Artikelinhalte im Überblick:

Was ist Schilddrüsenkrebs?

Unter Schilddrüsenkrebs verstehen Fachleute eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse, die von verschiedenen in der Schilddrüse vorkommenden Zelltypen ausgehen kann. Der Schilddrüsenkrebs, auch Schilddrüsenkarzinom genannt, ist in Deutschland relativ selten. Pro Jahr gibt es rund 6.000 Neuerkrankungen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 50 bis 60 Jahren.

Formen von Schilddrüsenkrebs

Je nachdem, in welchen Schilddrüsenzellen der Krebs seinen Ursprung hat, werden Schilddrüsenkarzinome unterschiedlich eingeteilt:

  • Papilläres Karzinom: Den Großteil bildet mit 50 bis 65 Prozent das papilläre Karzinom, das vor allem zwischen 30 und 40 Jahren auftritt.

  • Follikuläres Karzinom: Etwa 25 Prozent sind follikuläre Karzinome. Sie betreffen gehäuft Menschen um das 50. Lebensjahr.

  • C-Zell-Karzinom: In etwa fünf Prozent der Fälle geht der Schilddrüsenkrebs von den C-Zellen aus und wird als medulläres oder C-Zell-Karzinom bezeichnet.

  • Undifferenziertes/anaplastisches Karzinom: Es macht etwa weitere fünf Prozent der Fälle mit Schilddrüsenkrebs aus. Es ist keinem Zelltyp zuzuordnen und tritt fast ausschließlich jenseits des 50. oder 60. Lebensjahrs auf.

Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

Schilddrüsenkrebs: Typische Symptome und Anzeichen

Schilddrüsenkrebs kann sich durch eine Vergrößerung der wichtigen Hormondrüse äußern. Normalerweise ist die Schilddrüse von außen nicht zu sehen. Ist sie vergrößert, wird sie sichtbar und dann als Struma oder Kropf bezeichnet. In vielen Fällen entsteht ein Kropf durch einen Jodmangel. Infolge kann die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone herstellen. Diesen Mangel wiederum versucht sie durch eine verstärkte Hormonproduktion auszugleichen, deshalb wird sie größer.

Entsteht ein Kropf sehr schnell oder nimmt ein bestehender Kropf rasch an Größe zu, können dies Anzeichen für Schilddrüsenkrebs sein. Auch tastbare Knoten innerhalb des Schilddrüsengewebes oder vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich sind verdächtig. Eine vergrößerte Schilddrüse kann verschiedene Beschwerden hervorrufen, darunter:

Beim medullären Karzinom wird vermehrt das körpereigene Hormon Calcitonin gebildet, das eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel spielt. Hierdurch kommt es zu Veränderungen des Blutbilds mit erhöhten Kalziumwerten.

Prognose und Überlebenschance bei Schilddrüsenkrebs

Je nach Art des Tumors unterscheiden sich der Verlauf und die Prognose bei Schilddrüsenkrebs. Differenzierte Schilddrüsenkarzinome haben sehr gute Heilungschancen. Werden sie frühzeitig entdeckt, stehen die Überlebenschancen gut. Eine deutlich schlechtere Prognose haben Patient*innen mit einem anaplastischen Karzinom der Schilddrüse, hier beträgt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate nur zwölf Prozent.

Zehn Jahre nach Diagnose der Erkrankung leben beim papillären Karzinom noch über 90 Prozent der Betroffenen, beim follikulären über 80 Prozent. Das papilläre Karzinom bildet vor allem in den Lymphknoten in der Nähe der Schilddrüse Tochtergeschwulste, das follikuläre Karzinom dagegen Fernmetastasen in der Lunge und in den Knochen. In der Nachsorge der differenzierten Karzinome wird das Thyreoglobulin im Blut als Tumormarker bestimmt.

Welche Schilddrüsenkarzinome besonders gefährlich sind

Undifferenzierte Schilddrüsenkarzinome sind sehr bösartig, häufig sind bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Lymphknoten- und Fernmetastasen vorhanden. Durch die Behandlung können Symptome der Erkrankung deutlich gelindert und die Lebensqualität verbessert werden.

Die Prognose des medullären Schilddrüsenkarzinoms ist unterschiedlich und davon abhängig, wie groß der Tumor war und ob Tochtergeschwulste vorhanden waren. Die Zehn-Jahres-Überlebensrate ist sehr hoch. Zur Verlaufskontrolle wird das Calcitonin im Blut als Tumormarker bestimmt. Um zu bestimmen, ob das medulläre Karzinom im Rahmen einer Erbkrankheit aufgetreten ist, wird ein Gentest durchgeführt. Ist dies der Fall, müssen auch Familienmitglieder untersucht werden.

Ursachen und Risikofaktoren für Schilddrüsenkrebs

Die genauen Ursachen von Schilddrüsenkrebs sind nicht bekannt. Einige Faktoren können seine Entstehung fördern. Beispielsweise erkranken Menschen öfter an Schilddrüsenkrebs, die im Kindesalter häufig Kontakt mit Röntgenstrahlen hatten. Auch über lange Zeit bestehender Jodmangel, der dazu führt, dass sich die Schilddrüse vergrößert, kann die Entstehung von Schilddrüsenkrebs fördern.

Im Schilddrüsengewebe können über Jahre hinweg sogenannte kalte Knoten wachsen. Diese Knoten bilden keine Hormone und können in manchen Fällen bösartig werden.

Bei den medullären Karzinomen besteht in etwa 30 Prozent der Fälle eine familiäre Veranlagung für die Erkrankung. Manchmal wird bei diesen Betroffenen das MEN2-Syndrom diagnostiziert. MEN steht für Multiple Endokrine Neoplasien und beschreibt eine Erkrankung, bei der verschiedene gut- und bösartige Erkrankungen der Drüsen auftreten. Hierzu zählen neben dem C-Zell-Karzinom das gutartige Phäochromozytom der Nebenniere und eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus).

Diagnose bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs

Um Schilddrüsenkrebs zu diagnostizieren, ist zunächst eine ausführliche Anamnese wichtig. Es folgt die gründliche körperliche Untersuchung. In manchen Fällen ist ein Schilddrüsenknoten sicht- oder tastbar. Im Blut können die Schilddrüsenwerte TSH, T3 und T4 erhöht sein, beim medullären Karzinom außerdem das Kalzium.

Krebsdiagnose: Was sind Tumormarker?

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Durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) können Ärzt*innen die Struktur des Gewebes beurteilen, beispielsweise kann hierbei ein Knoten identifiziert und eine Gewebeprobe für die Biopsie entnommen werden. So kann man feststellen, ob die entnommenen Zellen tatsächlich bösartig sind und um welche Art von Krebs es sich handelt.

Szintigrafie der Schilddrüse

Bei der Szintigrafie der Schilddrüse wird zunächst ein Kontrastmittel verabreicht, das leicht radioaktiv ist. Das Kontrastmittel reichert sich vor allem in der Schilddrüse an, was in einem Röntgenbild zeigt. Knoten, die mehr oder weniger Kontrastmittel speichern als andere Stellen, sind so gut erkennbar. Sogenannte "kalte Knoten" mit weniger Kontrastmittel-Speicherung sind eher krebsverdächtig als "heiße Knoten" und müssen weiter untersucht werden.

Mithilfe bildgebender Verfahren wie

  • Röntgen der Lunge,
  • Kehlkopfspiegelung,
  • Computertomografie (CT)
  • und Magnetresonanztomografie (MRT)

werden die Schilddrüse selbst und andere Organe untersucht. Ziel der Untersuchungen ist es, festzustellen, ob der Krebs gestreut hat und Tochtergeschwulste (Metastasen) vorliegen.

Therapie von Schilddrüsenkrebs

Die Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms besteht je nach Tumorart aus Operation, Hormontherapie und Strahlentherapie – auch in Form der Radiojodtherapie. Dagegen spielt die Chemotherapie eine eher untergeordnete Rolle bei Schilddrüsenkrebs.

Meist werden die differenzierten Karzinome operiert. In vielen Fällen entfernen Ärzt*innen die gesamte Schilddrüse und die sie umgebenden Lymphknoten. Anschließend wird untersucht, ob die Lymphknoten von Krebszellen befallen sind. Ist dies der Fall, müssen die gesamten Lymphknoten einer Halsseite operativ entfernt werden (Neck dissection). In seltenen Fällen ist der Tumor kleiner als einen Zentimeter. Dann kann es ausreichen, die halbe Schilddrüse zu entfernen (Hemithyreoidektomie).

Wurde die Schilddrüse entfernt, müssen Betroffene lebenslang Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten einnehmen, um mit den lebenswichtigen Hormonen versorgt zu werden.

Postoperative Radiojodtherapie und Behandlung bei Metastasen

Etwa vier Wochen nach der Operation folgt die Radiojodtherapie. Hierbei wird Patient*innen radioaktiv markiertes Jod verabreicht. Dieses lagert sich in der Schilddrüse und Tochtergeschwulsten ab und zerstört durch die Strahlung die Krebszellen.

Die anaplastischen Karzinome haben zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon Metastasen gebildet. Sie werden in erster Linie operiert, um den Tumor zu verkleinern und damit Symptome zu lindern. Außerdem ist es möglich, den Tumor von außen durch die Haut (perkutan) zu bestrahlen. Liegt ein medulläres Karzinom der Schilddrüse vor, werden Schilddrüse und Lymphknoten vollständig entfernt, es folgt die perkutane Bestrahlung. Die Radiojodtherapie ist bei den anaplastischen und medullären Karzinomen nicht sinnvoll, da sie kein Jod speichern.

Kann man einem Schilddrüsenkarzinom vorbeugen?

Sichere vorbeugende Maßnahmen gegen Schilddrüsenkrebs sind nicht bekannt. Soweit wie möglich sollten auslösende Faktoren gemieden werden und beispielweise ausreichend Jod über die Nahrung zugeführt werden. Vor allem Seefisch enthält viel Jod, zum Würzen eignet sich jodiertes Speisesalz. Überflüssigen Kontakt mit ionisierenden Strahlen gilt es zu vermeiden. Beispielsweise ist es sinnvoll, einen Röntgenpass zu führen, um nicht notwendige oder doppelte Röntgen-Untersuchungen und damit erhöhte Strahlendosen zu umgehen.

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