Extrasystolen – wie gefährlich ist Herzstolpern?
Herzstolpern macht Betroffenen Angst – und dadurch wird das Ganze oft nur schlimmer. Woher die Herzrhythmusstörung kommt, wann sie harmlos, wann jedoch Anzeichen einer Herzkrankheit sein kann und welche Therapie das Herz wieder in seinen Takt bringt: Wir haben die wichtigsten Infos für Sie zusammengestellt.
Herzstolpern oder Herzaussetzer, medizinisch Extrasystolen, hat fast jeder schon einmal gespürt. Plötzlich stoppt der Herzschlag oder das Herz trommelt ein paar Mal schnell hintereinander. Bei manchen stolpert das Herz ohne erkennbaren äußeren Anlass, etwa kurz vor dem Einschlafen, also in Ruhe. Andere erleben die Extrasystolen beim Sport oder beim lästigen Stau auf der Autobahn.
So entsteht Herzstolpern
Unser Herzschlag wird normalerweise durch elektrische Impulse aus dem sogenannten Sinusknoten im rechten Herzvorhof ausgelöst. Das Herz besteht aus rechter und linker Herzkammer (Ventrikel) und jede Kammer hat einen Vorhof (Atrium). Die elektrischen Impulse aus dem Sinusknoten fließen zu einem weiteren Knotenpunkt. Dieser sogenannte AV-Knoten funktioniert wie eine Sicherheitsbarriere, die eine zu hohe Schlagfrequenz abbremst. So wird das Herz nicht überlastet.
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Über den AV-Knoten gelangt der Reiz in die Herzkammern. Die Muskeln ziehen sich zusammen (Kontraktion) und entspannen wieder, wodurch das Herz das Blut durch den Körper pumpt. Gibt es in dieser Reizleitung eine Störung, zeigt sich das in Extrasystolen. Je nachdem, wo diese Störung liegt, werden verschiedenen Formen der Extrasystolen unterschieden:
- supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) – die Störung liegt in der Vorkammer, oder
- ventrikuläre Extrasystolen (VES) – die Störung entsteht in der Kammer selbst.
Beide Arten von Extrasystolen bedeuten, dass Vorhof und Kammer kurzzeitig gegeneinander arbeiten. Dadurch entsteht das spürbare Stolpern und Aussetzen, bis das Herz wieder von selbst in seinen normalen Takt gefunden hat.
Die Ursachen für Extrasystolen
Allgemein können Extrasystolen bei gesunden Menschen, aber auch bei Herzkranken auftreten. Vor allem ventrikuläre Extrasystolen sind meist harmlos. Sie kommen häufig bei Jugendlichen vor. Die wichtigsten Auslöser für Herzstolpern sind:
Stress, sowohl positiver wie negativer
Starke Emotionen, dabei ebenfalls in beide Richtungen, also Freude, aber auch Trauer, Wut und Enttäuschung
Übermüdung
Kaliummangel
Magnesiummangel
Alkohol- und Drogenmissbrauch
Koffein
Nikotin
Medikamente wie Antidepressiva
Außerdem kann Herzstolpern auch im Rahmen von Gesundheitsproblemen auftreten, vor allem bei
Schilddrüsenfunktionsstörungen
Hormonumstellung, etwa während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre
Wann Sie wegen Herzstolpern zum Arzt gehen sollten
Extrasystolen sind jedoch nicht immer harmlos. Bei folgenden Symptomen sollten Sie das Herzstolpern von einem Arzt abklären lassen:
- Die Extrasystolen halten über mehrere Minuten oder sogar Stunden an.
- Beim Herzstolpern treten zusätzlich Atemnot, eine Bewusstseinsstörung oder Schwindel auf.
Dann handelt es sich meist nicht mehr einfach um Herzstolpern, sondern um Herzrhythmusstörungen, die ein Warnhinweis für Gefäß- und Herzerkrankungen sein können, etwa:
Angina pectoris
koronare Herzkrankheit
Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Daneben können Extrasystolen auch die Folge eines Herzinfarkts sein.
Dr. Heart / Expertenteam
Extrasystolen – wie die Diagnose erfolgt
Meist kann der Arzt bereits mit dem EKG (Elektrokardiogramm) feststellen, ob das Herzstolpern krankhaft ist und eine echte Herzrhythmusstörung vorliegt. Die Aufzeichnung der Herzströme zeigt, wann und wo die Extrasystole entsteht und wie ausgeprägt sie ist. Allerdings eignet sich das EKG als Diagnosemittel nur wenig, wenn das Herzstolpern nur sehr sporadisch auftritt. Weitere Diagnosemittel, die auch noch besser Auskunft über die Art der Extrasystolen geben, sind:
Belastungs-EKG – hier soll durch die Anstrengung auf dem Fahrrad-Ergometer Herzstolpern provoziert werden
Echokardiografie (Ultraschall-Untersuchung des Herzens)
So sieht die Therapie von Herzstolpern aus
Zeigen die Untersuchungsergebnisse, das keine krankhafte Ursache vorliegt, das Herz also normal arbeitet und gesund ist, muss keine Behandlung erfolgen. Das ist meist bei ventrikulären Extrasystolen so. Falls der Betroffene das Herzstolpern jedoch sehr störend oder sogar bedrohlich empfindet, wird der Arzt zu einer Behandlung raten. Treten die Extrasystolen vor allem unter Stress auf, verschreibt er eventuell einen niedrig dosierten Betablocker.
Zeigt sich jedoch, dass die Extrasystolen durch eine Krankheit entstehen, muss diese behandelt werden, etwa eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder Bluthochdruck. Ist die Ursache für das Herzstolpern ein Schaden am Herzen wie die koronare Herzkrankheit, verordnet der Arzt die geeigneten Medikamente. Meist gehören dazu auch Betablocker, die das beanspruchte Herz entlasten.
Extrasystolen mit Katheterablation behandeln
Manche Formen der Extrasystolen sprechen auf diese Behandlungen jedoch nicht an. Dann besteht als weitere Therapiemöglichkeit die Katheterablation. Diese Methode eignet sich, wenn die Untersuchungen gezeigt haben, dass die Reizleitungsstörung von einer bestimmten Stelle am Herzen ausgeht. Mit der Katheterablation verödet der Chirurg diesen Bereich.
Wie die Methode funktioniert: Über einen winzigen Schnitt in ein Gefäß in der Leiste führt der Mediziner unter Röntgenkontrolle einen Herzkatheter zu der Stelle am Herzen, von der die falschen Nervenimpulse ausgehen. Dieser kleine Bereich wird nun punktgenau mit Hochfrequenzstrom bis auf 65 Grad erhitzt und dabei verödet. Der Arzt zieht danach den Katheter wieder vorsichtig zurück und versorgt die Wunde mit einem Druckverband.
Dr. Heart / Expertenteam
Herzstolpern – was Sie selbst gegen Extrasystolen tun können
Meistens sind Maßnahmen wie diese jedoch nicht nötig, weil es sich um ventrikuläre Extrasystolen handelt. Falls die Extrasystolen harmlosen Ursprungs sind, haben sich folgende Tipps bewährt:
Reduzieren Sie belastende Substanzen wie Koffein, Alkohol und Nikotin.
Schlafen Sie ausreichend und sorgen Sie auch zwischendurch mal für Ruhepausen.
Erlernen Sie Entspannungsmethoden wie autogenes Training.
Auch Meditation hat sich bewährt.
Heilpflanzen wie Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Lavendel, Melisse und Passionsblume gleichen aus und glätten Stressspitzen.
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