Inzidenz, Mortalität, Letalität: Was bedeuten die Begriffe?
In medizinischen Texten und Studien sind Inzidenz und ihre Sonderformen Mortalität und Letalität wichtige Kenngrößen. Was sagen die Begriffe aus und worin besteht der Unterschied?
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In der Epidemiologie: Prävalenz wichtige Kennzahl, der Lehre von den Ursachen und der Verbreitung von gesundheitsbezogenen Ereignissen in einer Bevölkerung, kommt man um die Begriffe Inzidenz, Mortalität und Letalität nicht herum. Aber was genau bedeuten Sie?
Im Überblick:
Definition: Was bedeutet Inzidenz?
Der Begriff Inzidenz leitet sich vom lateinischen Wort incidere "vorfallen, sich ereignen" ab und wird unterteilt in die
- kumulative Inzidenz (Inzidenzrisiko) und die
- Inzidenzrate (Inzidenzdichte).
Die kumulative Inzidenz (CI) beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person in einer definierten Zeitspanne eine bestimmte Erkrankung entwickeln wird (Razum, Breckenkamp und Brzoska, 2011).
Die Bevölkerung entspricht allen Personen, die zu Beginn des festgelegten Zeitraumes ein Erkrankungsrisiko haben. Zur Berechnung der kumulativen Inzidenz für Prostatakrebs werden Frauen also logischerweise von der Bezugsbevölkerung ausgeschlossen, da sie keinen Prostatakrebs entwickeln können.
Formel:
Kumulative Inzidenz = Zahl der Neuerkrankungen innerhalb eines Zeitraums : Personen unter Risiko zu Beginn des Zeitraums
Beispiel:
2005 benötigten 16 Personen pro 100.000 Einwohner erstmals eine Dialysebehandlung.
Kumulative Inzidenz = 16 : 100.000 = 0,00016
Unterschied zur Inzidenzrate
Die Inzidenzrate (Inzidenzdichte) berücksichtigt zusätzlich Veränderungen in der Bevölkerung. Diese bleibt nicht ein ganzes Jahr über gleich, da Menschen sterben, geboren werden, weg- oder zuziehen.
Hier wird dann die mittlere Bevölkerung als Bezugsgröße herangezogen, also die Bevölkerungszahl zur Jahresmitte oder der Mittelwert der Bevölkerung am 31.12. des Untersuchungsjahres und des Vorjahres.
Formel:
Inzidenzrate = Neuerkrankungen innerhalb eines Zeitraums : mittlere Bevölkerung unter Risiko
Die Inzidenzrate ist damit ein genaueres Maß als die kumulative Inzidenz.
Sonderfälle der Inzidenz: Mortalität und Letalität
Zwei spezielle Inzidenzmaße sind die Mortalität und Letalität.
Der Begriff Mortalität leitet sich aus dem Lateinischen ab von mors für "Tod" beziehungsweise mortalitas, das Sterblichkeit bedeutet. Letalität stammt vom lateinischen Wort letum ab, das ebenfalls mit "Tod" übersetzt wird.
Trotz der gleichen Bedeutung ihres Wortursprungs unterscheidet sich die Mortalität von der Letalität: Beide geben zwar die neu eintretenden Todesfälle an, legen aber unterschiedliche Bevölkerungen zugrunde.
Mortalität
Die Mortalität (auch Mortalitätsrate genannt) ist die Anzahl der Sterbefälle während eines bestimmten Zeitraums im Verhältnis zur gesamten Bevölkerung unter Risiko (meist die mittlere Bevölkerung).
Formel:
Mortalität = Sterbefälle in einem Zeitraum : mittlere Bevölkerung unter Risiko
Beispiel:
Im Jahr 2014 gab es 868.356 Sterbefälle. Die Bevölkerung Deutschlands umfasste zum Jahresende 2013 etwa 80.767.500 Menschen, zum Jahresende 2014 etwa 81.197.500 Menschen. Daraus ergibt sich eine mittlere Bevölkerung von 80.982.500.
Mortalität(srate) = 868.356 : 80.982.500 = 0,01072276109
Die Mortalitätsrate wird meist je 100.000 Einwohner angegeben: 0,01072276109 * 100.000 = 1072,3
Synonyme für die Mortalität sind die Begriffe Sterblichkeit, Sterblichkeits- oder Todesrate.
Letalität
Die Letalität bezeichnet die Häufigkeit, mit der eine Krankheit tödlich verläuft. Sie wird aus der Zahl der an der Krankheit Gestorbenen geteilt durch die Zahl der von der Krankheit Betroffenen ermittelt.
Formel:
Letalität = Sterbefälle durch eine Krankheit : alle von der Krankheit Betroffenen
Neben Inzidenz, Mortalität und Letalität ist auch die Prävalenz ein wichtiges Maß in der Epidemiologie.
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