Fatigue: Anhaltende Müdigkeit und Antriebslosigkeit als Symptom
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftFatigue leitet sich aus dem Französischen ab und wird mit Müdigkeit oder Erschöpfung übersetzt. Das Sypmtom tritt bei verschiedenen Erkrankungen wie Krebs und Multipler Sklerose auf. Alles zu Fatigue und wie sie behandelt werden kann, lesen Sie hier.
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Fatigue beschreibt ein Symptom, das verschiedene Erkrankungen begleitet. Fatigue wird als "Zustand erheblicher anhaltender Schwäche und schneller Erschöpfbarkeit" beschrieben.
Nach heutiger internationaler Auffassung stellt eine sehr ausgeprägte Fatigue aber auch selbst eine Krankheit dar, die als Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS) bezeichnet wird. Fatigue als Symptom und ME/CF müssen vor allem im Hinblick auf die Entstehungsursachen und der Behandlung voneinander abgegrenzt werden.
Im Überblick:
Fatigue als Symptom
Fatigue wird häufig im Zusammenhang mit einer allgemeinen Erschöpfungssymptomatik verwendet, beispielsweise bei schweren chronischen Herz- und Lungenerkrankungen oder bei Krankheiten wie:
- Multiple Sklerose (MS)
- Sarkoidose
- Rheuma
- Muskeldystrophien
- Aids und HIV-Infektion
- Lupus Erythematodes
- Morbus Crohn
- Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
- Pulmonale Hypertonie
- Fibromyalgie
- Blutarmut
In Deutschland wird Fatigue auch als Oberbegriff für Erschöpfungssymptomatiken bei einer Krebserkrankung verwendet. Der Begriff wird von Fachleuten deshalb oft in der Onkologie und der Palliativmedizin bei Krebspatient*innen gebraucht. In der englischsprachigen Fachliteratur wird dieser Zustand als "Cancer-Fatigue" bezeichnet.
Fatigue bei Multipler Sklerose
Bei Multipler Sklerose ist Fatigue ein sehr häufiges Symptom. Viele Betroffene leiden mehr als sechs Stunden am Tag unter erhöhter Erschöpfbarkeit, die im Laufe des Tages zunimmt. Die Müdigkeit unterscheidet sich in der Intensität deutlich von der Müdigkeit bei gesunden Menschen. Viele Menschen mit MS leiden nahezu täglich unter der übermäßigen Erschöpfung. Häufig wird dadurch auch die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt. Wärme verstärkt die Fatigue meist noch zusätzlich.
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Fatigue bei Krebs
Etwa die Hälfte aller Krebspatient*innen erlebt während oder nach ihrer Erkrankung eine belastende Müdigkeit, die sie erheblich in ihrem Tagesablauf beeinträchtigt. Die Ursachen der Fatigue bei Krebs sind sehr vielfältig und noch nicht alle im Detail bekannt. Es werden verschiedene Modelle diskutiert.
Nach dem gängigsten, dem sogenannten biophysiologischen Modell, greifen viele Mechanismen ineinander. Hierzu gehören unter anderem:
- die Krebserkrankung selbst
- Änderungen im Energiestoffwechsel
- Störungen in der Nervenübertragung
- Schlaf-Wach-Rhythmus
- Sauerstoffversorgung
- Umgebung der betroffenen Person
Darüber hinaus spielen weitere individuelle Faktoren eine Rolle. So hat auch die Stress- und Krankheitsbewältigung von Betroffenen einen wichtigen Einfluss darauf, wie stark jemand durch die Erschöpfung beeinträchtigt wird.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Krebstherapie. Bestimmte Medikamente, die in der Chemo- oder Immuntherapie zum Einsatz kommen, können mit einer Fatigue einhergehen. Ähnliches gilt für einige Begleitmedikamente wie Schmerzmittel oder Präparate gegen Übelkeit und Erbrechen. Nach Operationen tragen unter anderem Blutverlust, Störungen des Wasser- und Salzhaushaltes sowie ein beschleunigter Abbau von Energiereserven zur chronischen Erschöpfung bei. Bei der Strahlentherapie hängt das Ausmaß der Fatigue in der Regel von der Größe des bestrahlten Körperareals ab.
Da es eine Reihe von Therapiemöglichkeiten gibt, sollten Krebspatient*innen, die unter Fatigue leiden, das Problem gegenüber ihrem*ihrer behandelnden Ärztin*Arzt in jedem Fall ansprechen, damit die Beschwerden behandelt werden können.
Möglichkeiten der Behandlung von Fatigue
Für die Behandlung des Symptoms Fatigue gilt es, mögliche Ursachen wie Blutarmut, Eisenmangel, Infektionen oder Elektrolytstörungen auszuschließen. Außerdem werden im Rahmen der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) sowie der aktuellen medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapie mögliche Zusammenhänge aufgedeckt.
Nimmt jemand beispielsweise ein Medikament ein, das als Nebenwirkung Fatigue auslöst, kann eine Umstellung der Therapie je nach individuellem Krankheitsbild nach sorgfältiger Abwägung sinnvoll sein. Kommt eine Blutarmut als Ursache in Betracht, kann die Transfusion mit Erythrozytenkonzentraten zu einer besseren Sauerstoffversorgung und somit zu einer Abnahme der Symptome beitragen.
Fatigue bekämpfen: Was können Betroffene selbst tun?
Menschen mit Fatigue sollten sich nicht übermäßig schonen. Denn Bewegungsmangel hat negative Effekte auf die Leistungsfähigkeit, zum Beispiel eine Abnahme der Muskelmasse und der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems, was die Kondition insgesamt mindert. Am besten eignen sich Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren, Schwimmen oder Rudern, um die Fatigue in den Griff zu bekommen. Auch Nordic Walking oder schnelles Spazierengehen steigern die Leistung. Art und Beginn des Trainings sollte in ärztlicher Absprache erfolgen. Bewegung hilft bei einer Fatigue, nicht aber als Therapie bei Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS): Hier kann Anstrengung zu einer extremen Verschlechterung der Symptome führen. Dies wird auch als Post-Exertional-Malaise (PEM) bezeichnet.
Außerdem ist es hilfreich, den Tagesablauf bewusst zu gestalten, Prioritäten zu setzen, kleine Pausen einzulegen und Überlastungen zu vermeiden. Eine ausgewogene Ernährung liefert Energie und beugt Mangelerscheinungen vor. Betroffene, die zusätzlich zur Fatigue unter Schlafstörungen leiden, sollten regelmäßige Schlafzeiten einhalten und tagsüber maximal eine Stunde schlafen. Tageslicht macht tagsüber wacher, lässt nachts aber besser schlafen. In schwereren Fällen kann gegebenfalls ein Schlafmittel verschrieben werden. Bei Durchschlafproblemen können auch andere Medikamente wie Antidepressiva oder Psychostimulantien hilfreich sein.
Zudem sollten Betroffene darauf achten, ausreichend zu trinken, da Flüssigkeitsmangel die Fatigue verstärken kann. Für Menschen mit Multipler Sklerose sind Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll. In diesen können neben körperlichen Training auch Strategien zum effektiven Einsatz der vorhandenen Energie vermittelt werden.
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