Starke Halsschmerzen

Mandelentzündung: Symptome und Behandlung der ansteckenden Tonsillitis

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Eine Mandelentzündung (Tonsillitis) wird meist durch Streptokokken ausgelöst. Sie äußert sich mit heftigen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Wie ansteckend sind entzündete Mandeln und was hilft neben Antibiotika noch?

Frau mit Mandelentzündung hat Halsschmerzen
© Getty Images/stefanamer

Die Rachenmandeln und Gaumenmandeln im Rachenring sind Teil des lymphatischen Systems. Seine wichtigste Funktion ist die Immunabwehr. Somit stellen die Mandeln (Tonsillen) eine der ersten Abwehrstationen gegen Erreger dar, die über Mund und Nase in den Körper eindringen. Kommt es zu einer Infektion, spricht man von einer Mandelentzündung (Tonsillitis, Angina tonsillaris). Gehäuft tritt die Erkrankung in der kalten Jahreszeit und bei einem geschwächten Immunsystem auf, oft im Rahmen einer Erkältung.

Artikelinhalte im Überblick:

Tipps gegen Halsschmerzen

Ist eine Mandelentzündung ansteckend?

Eine bakterielle Mandelentzündung ist sehr ansteckend, vor allem eine eitrige Entzündung. Sie wird leicht durch eine Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen übertragen. Deshalb sollten Erkrankte möglichst wenig Kontakt mit anderen Menschen haben.

Wird eine Tonsillitis mit Antibiotika behandelt, klingen die Beschwerden jedoch meist schnell ab und Patient*innen sind nicht mehr ansteckend. Deshalb dürfen erkrankte Personen frühestens einen Tag nach Beginn der Antibiotika-Behandlung in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten und Schule oder an den Arbeitsplatz zurückkehren.

Halsschmerzen: Typisches Symptom der akuten Tonsillitis

Das charakteristischste Anzeichen einer Mandelentzündung sind Halsschmerzen. Betroffene haben vor allem beim Schlucken Beschwerden. Die Mandeln sind vergrößert und häufig sehr druckempfindlich. Auch die Lymphknoten seitlich des Unterkiefers und unterhalb des Ohrs sind vergrößert und von außen ertastbar.

Eine akute Mandelentzündung beginnt plötzlich und wird in der Regel von Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet. Die Stimme klingt meist "teigig" oder "kloßig". Bei geöffnetem Mund sind gerötete und geschwollene Mandeln sichtbar. Sie sind "stippig", also fleckig mit Eiter belegt. Durch die massive Vermehrung der Bakterien auf den Mandeln kommt es zu Mundgeruch.

Anzeichen der chronischen Mandelentzündung

Im Gegensatz zur akuten Mandelentzündung zeigen sich bei der chronischen Tonsillitis keine oder nur leichte Beschwerden. Schluckbeschwerden treten in verminderter Form auf. Fieber und Unwohlsein kommen nicht vor. Über einen längeren Zeitraum kann sich jedoch Mundgeruch entwickeln.

Ursachen für eine Mandelentzündung

Sowohl für die akute als auch chronische Mandelentzündung ist meist eine Infektion mit Streptokokken verantwortlich, seltener wird die Tonsillitis durch Viren ausgelöst. Streptokokken befinden sich natürlicherweise auf der Haut, auf Schleimhäuten und im Darm. Ist das Immunsystem geschwächt, können sie sich ausbreiten und Infektionen verursachen. Durch Streptokokken verursachte Mandelentzündungen treten deshalb häufig in der feucht-kalten Jahreszeit auf.

Neben der Mandelentzündung lösen Streptokokken zahlreiche andere Infektionskrankheiten aus, beispielsweise Scharlach. Außerdem sind sie eine häufige Folgeerscheinung bei Infektionskrankheiten wie Pfeifferschem Drüsenfieber. In seltenen Fällen können auch andere Bakterien, etwa Pneumokokken oder Staphylokokken, Ursache für eine Tonsillitis sein.

Wenn vorangegangene akute Mandelentzündungen nicht vollständig ausheilen und sie immer wieder aufflammen, kann es zu einer chronischen Mandelentzündung kommen. Grund ist oft eine fehlende Therapie, das gilt vor allem, wenn die Symptome einer akuten Infektion sehr mild ausfallen. Führt dies zu einem chronischen Verlauf, vernarbt das Mandelgewebe und die Entzündung kann nicht mehr vollständig abheilen.

Mögliche Ursachen für geschwollene Lymphknoten

Diagnose bei Verdacht auf entzündete Mandeln

Eine durch Streptokokken ausgelöste Mandelentzündung ist keine harmlose Erkrankung, denn die Bakterien können weitere Organe wie die Ohren, die Lunge oder sogar die Hirnhaut befallen. Eine Tonsillitis gehört deshalb zur Diagnose und Therapie unbedingt in die Hände von Ärzt*innen.

Aufgrund der typischen Symptome kann eine Mandelentzündung recht schnell diagnostiziert werden. Nach einem Gespräch über die Krankheitsgeschichte (Anamnese) folgt eine Sicht-Untersuchung des Mund- und Rachenraums. Mandeln und Lymphknoten werden von außen abgetastet. In der Regel reichen diese sichtbaren Zeichen für die Diagnose einer Mandelentzündung aus. Zusätzlich kann ein Streptokokken-Schnelltest genutzt werden.

Bei einer chronischen Mandelentzündung sind zudem die Vernarbungen im Gewebe der Mandeln deutlich sichtbar. Sind die Mandeln öfter oder sogar chronisch entzündet, sollte eventuell eine Mandelentfernung erwogen werden.

Weitere Untersuchungen bei Mandelentzündung

Auch der Bereich der Ohren- und Nebenhöhlen wird in der Regel ärztlich untersucht, um auszuschließen, dass gleichzeitig eine Mittelohrentzündung vorliegt oder die Nasennebenhöhlen ebenfalls betroffen sind.

In unklaren Fällen oder zum Ausschluss anderer Krankheiten können weitere Tests wie Blutuntersuchungen durchgeführt oder Gewebe der Rachenmandeln entnommen werden. Dies geschieht in der Regel aber erst, wenn die Mandelentzündung nach einigen Tagen nicht abgeheilt ist.

Behandlung: Was tun bei Mandelentzündung?

Eine akute Mandelentzündung heilt normalerweise nach einigen Tagen ab. Es empfehlen sich lediglich Medikamente, um die Halsschmerzen zu lindern. Dazu zählen Lutschtabletten mit oder ohne Lokalanästhetika, fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente mit Ibuprofen oder Naproxen.

Zudem sollten sich Patient*innen körperlich schonen, am besten Bettruhe einhalten. Es ist sinnvoll, alle Getränke und Speisen zu vermeiden, die die entzündeten Mandeln zusätzlich reizen. Manchen Menschen helfen Eis und kalte Getränke, die Beschwerden beim Schlucken durch geschwollene Mandeln und Lymphknoten zu lindern.

Antibiotika zur Behandlung einer Mandelentzündung

Kinder und Jugendliche mit eitriger Mandelentzündung bekommen in der Regel Antibiotika verschrieben. Erwachsene erhalten Antibiotika nach sorgfältiger Abwägung und je nach Schwere der Erkrankung, um unnötige Verschreibungen zu verhindern. Denn in vielen Fällen verkürzen die Medikamente den Krankheitsverlauf nur geringfügig. Der am häufigsten verwendete Wirkstoff ist Penicillin.

Mandelentfernung bei chronischer Tonsillitis

Die bei der Therapie einer akuten Mandelentzündung angewendeten Maßnahmen zeigen bei einer chronischen Mandelentzündung keine Wirkung. Deshalb werden die Mandeln operativ entfernt ( Tonsillektomie). Eine Entfernung der Mandeln ist deshalb wichtig, weil sich die Entzündungen in andere Organe ausbreiten und dort schwere Krankheiten hervorrufen können.

Auch wenn sich die Mandeln häufig entzünden, sollten sie entfernt werden. Bei Kindern bis zum Schulalter raten Fachleute heute nach fünf bis sechs Mandelentzündungen zur Operation, bei Jugendlichen bei drei bis vier Entzündungen pro Jahr.

Eine Tonsillektomie ist allerdings frühestens ab dem fünften Lebensjahr empfehlenswert, da die Gaumenmandeln eine wichtige Funktion bei der Ausbildung des Immunsystems haben. Die Operation ist ein Standardeingriff und verläuft meist komplikationslos. Bis etwa 14 Tage danach kann es zu Nachblutungen kommen, vereinzelt ist das Geschmacksempfinden kurzzeitig gestört.

Bronchitis: Hausmittel und Tipps

Hausmittel unterstützend bei Mandelentzündung

Gegen die Schmerzen können folgende Hausmittel bei einer Mandelentzündung helfen:

  • Gurgeln mit Salzwasser oder einer Lösung aus Thymian- oder Salbeitee

  • wärmende Halswickel mit antibakteriell wirksamen Zwiebeln, Quark oder Kartoffelbrei

  • langsam eine Tasse heiße Milch mit einem Esslöffel Honig trinken

  • generell ausreichend trinken

  • ansteigende Fußbäder, bei denen die Wassertemperatur langsam durch kontinuierliche Zugabe von heißem Wasser erhöht wird

Lutschbonbons sind ebenfalls hilfreich, damit die Schleimhäute im Hals gut befeuchtet werden. Betroffene sollten das Sprechen vermeiden und ihre Stimme möglichst schonen. Raucher*innen sollten während der Infektion nicht rauchen.

Typischer Verlauf und mögliche Komplikationen

Eine akute Mandelentzündung heilt mit der richtigen Behandlung in der Regel nach ein bis zwei Wochen komplikationslos ab. Wird mit Antibiotika behandelt, so müssen die verschriebenen Medikamente bis zum Ende eingenommen werden. Dies ist wichtig, damit alle krankmachenden Bakterien abgetötet werden. Geschieht dies nicht, können Krankheitserreger im Körper verbleiben, andere Organe befallen und Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Zudem können die Bakterien eine Antibiotikaresistenz entwickeln.

Mögliche Folgen der chronischen Mandelentzündung

Bei immer wieder auftretenden Mandelentzündungen besteht die Gefahr, dass sich eine chronische Mandelentzündung entwickelt. Unbehandelt kann die chronische Mandelentzündung zu einer Reihe von Folgeerkrankungen führen, beispielsweise zu rheumatischem Fieber, reaktiver Arthritis, Blasen- und Nierenentzündungen.

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