Tonsillektomie: Wann eine Mandelentfernung notwendig ist

Als Tonsillektomie wird die operative Entfernung der Gaumenmandeln bezeichnet. Sie wird vor allem bei häufig wiederkehrenden eitrigen Mandelentzündungen, aber auch bei vergrößerten Mandeln durchgeführt, wenn diese die Atmung beeinträchtigen. Für wen ist die Mandeloperation sinnvoll und welche Risiken birgt sie?

Ärztin untersucht Patientin am Hals
© Getty Images/mixetto

Kurzübersicht: Mandelentfernung (Tonsillektomie)

Wann erfolgt die Mandelentfernung? Wer mehrere Episoden von Entzündungen des Mandelgewebes hat, kann mit einem*einer HNO-Arzt*Ärztin den Eingriff erwägen.

Risiken und Komplikationen: Möglich sind Nachblutungen, die eine rasche Blutstillung erfordern. Aber auch Schluckbeschwerden und Schmerzen können in den ersten beiden Wochen nach der OP auftreten.

Tipps für die Zeit nach der OP: Patient*innen sollten sich körperlich schonen und können bei Bedarf Schmerzmittel einnehmen. Außerdem sollten weiche, nicht scharf gewürzte Speisen bevorzugt werden.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Tonsillektomie?

Eine Tonsillektomie ist die Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillen) im Rahmen einer Operation – im Volksmund wird sie daher auch "Mandeloperation" oder "Mandel-OP" genannt. Anders als bei einer Tonsillotomie (der Teilentfernung der Gaumenmandeln) werden die Mandeln bei einer Tonsillektomie vollständig entfernt. Das ist vor allem dann erforderlich, wenn die Mandeln sich mehrmals jährlich so stark entzünden, dass die Infektion mit Antibiotika behandelt werden muss, oder wenn die Mandeln so stark vergrößert sind, dass die Atmung darunter leidet.

2019 wurden in Deutschland knapp 50.000 Tonsillektomien vorgenommen. Damit ist die Tonsillektomie eine der häufigsten Operationen überhaupt, insgesamt sind die Zahlen jedoch rückläufig. Als Teil der körpereigenen Abwehr ist das Mandelgewebe vor allem in der Kindheit häufig von Infektionen betroffen – deshalb kommen Mandelentzündungen und Mandelentfernungen vor allem bei Kindern vor. Aber auch bei Erwachsenen kann eine Tonsillektomie erforderlich werden.

Indikationen: Wann ist eine Tonsillektomie nötig?

Die meisten Kinder haben nur ab und zu eine Mandelentzündung (Tonsillitis), welche innerhalb einiger Tage von alleine wieder abklingt. Eine Tonsillektomie birgt immer auch Risiken.  Daher wird bei der Entscheidung zur Operation immer die Anzahl der bakteriell bedingten Mandelentzündungen in den letzten 12 Monaten, die eine Antibiotikatherapie erforderten, berücksichtigt:

  • Bei mehr als sechs eitrigen Mandelentzündungen innerhalb der letzten zwölf Monate sollte eine Tonsillektomie in Betracht gezogen werden.

  • Bei weniger als drei Episoden mit eitrigen Mandeln innerhalb des letzten Jahres wird nicht operiert.

  • Bei drei bis fünf eitrigen Mandelentzündungen innerhalb der letzten zwölf Monate ist eine Tonsillektomie eine Option, wenn innerhalb der nahen Zukunft weitere Entzündungen zu erwarten sind.

Weitere Indikationen für die Entfernung der Gaumenmandeln sind:

  • eine abgekapselte Eiteransammlung im Gewebe hinter oder neben den Mandeln (Peritonsillarabszess)

  • multiple Antibiotika-Allergien, die eine Therapie der Mandelentzündungen unmöglich machen

  • PFAPA-Syndrom (periodisches Fiebersyndrom)

  • Verdacht auf einen Tumor

Auch bei stark vergrößerten Gaumenmandeln, welche die Atmung oder das Schlucken beeinträchtigen, wird in manchen Fällen eine Tonsillektomie durchgeführt. Hier wird jedoch meist eine Teilentfernung der Mandeln (Tonsillotomie) vorgezogen, da diese mit weniger Risiken behaftet ist.

Grundsätzlich sollte eine Tonsillektomie erst bei Kindern ab einem Alter von vier Jahren durchgeführt werden, da die Mandeln eine wichtige Rolle beim Aufbau des Immunsystems spielen.

Ablauf einer Mandel-OP

Eine Mandeloperation findet meist in einem Krankenhaus statt und dauert nur circa 15 bis 30 Minuten. Da die Tonsillektomie unter Vollnarkose durchgeführt wird, darf der*die Patient*in vorher für mindestens sechs Stunden nichts essen und trinken. Nach der OP bleibt man meist für mehrere Tage zur Überwachung im Krankenhaus.

Nach Einleitung der Narkose wird ein spezieller Mundsperrer eingesetzt, welcher den Mund offenhält und die Zunge nach unten drückt. Danach werden die beiden Gaumenmandeln mithilfe chirurgischer Instrumente aus ihrem Bett geschält. Dabei kommen zwei verschiedene Operationstechniken zum Einsatz:

  • Eingriff mit Hitzeentwicklung (Diathermie): Bei diesem Verfahren erfolgt die Entfernung der Mandeln mithilfe von Instrumenten, die mit elektrischem Strom arbeiten (Radiofrequenz-Gerät oder Laser).

  • Eingriff ohne Hitzeentwicklung (Dissektion): Hier wird ohne elektrischen Strom, mit Instrumenten wie Schere oder Schlinge gearbeitet.

Wenn sichergestellt wurde, dass kein Gaumenmandelgewebe im Mund verblieben ist und sämtliche Blutungen gestillt wurden, kann der Mundsperrer entfernt und die Narkose beendet werden.

Mandeln entfernen: Risiken und Komplikationen

Da die Gaumenmandeln in einem gut durchbluteten Gewebe liegen, kommt es in circa fünf Prozent der Fälle nach einer Tonsillektomie zu Nachblutungen – diese treten meist am OP-Tag selbst oder etwa eine Woche nach der Operation auf, wenn sich die Wundbeläge an der operierten Stelle lösen. Diese Blutungen können in seltenen Fällen lebensbedrohliche Folgen haben, eine umgehende Behandlung durch eine*n HNO-Arzt*Ärztin ist deshalb ratsam.

Für circa 14 Tage nach der Operation müssen die Betroffenen mit Schmerzen und Schluckbeschwerden rechnen, in einigen Fällen kommt es auch zu vorübergehenden Schmeckstörungen. Da die Mandeln lymphatische Organe sind, entfällt nach dem Eingriff ihre Funktion zur Immunabwehr. In der Folge kommt es gelegentlich zu einer Seitenstrangangina.

Verhaltenstipps für die Zeit nach einer Mandelentfernung

Patient*innen können selber dazu beitragen, die Schmerzen nach einer Mandel-OP gering zu halten und das Risiko für Blutungen zu verringern. Fachleute empfehlen Schonung und den Verzicht auf körperliche Belastung – dazu zählen auch heiße Duschen, das Heben von schweren Gegenständen oder das Pressen beim Stuhlgang.

Gegen die Schmerzen können Medikamente eingenommen werden. Es ist ratsam, den Empfehlungen des*der Arztes*Ärztin zu folgen, da Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac die Gefahr von Nachblutungen erhöhen können. Um die Wunde nicht zusätzlich zu reizen, sollte auf bestimmte Lebens- und Genussmittel verzichtet werden, etwa:

  • Fruchtsäfte und Obst
  • stark gewürzte Lebensmittel
  • sehr harte Lebensmittel (wie Brötchen oder Nüsse)
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • heiße Speisen und Getränke
  • Koffein, Alkohol und Nikotin

Die Zähne können vorsichtig mit einer weichen Kinderzahnbürste und mentholfreier Zahnpasta geputzt werden. Mehrmals täglich empfehlen sich Mundspülungen mit Salbei- oder Kamillentee. Damit lassen sich die Beschwerden oft lindern.

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