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Nach dem Schlaganfall: So geht es zurück ins Leben

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Die Rückkehr in das alte Leben nach einem Schlaganfall hängt vom Schweregrad des Apoplex ab. Etwa ein Viertel aller Betroffenen erholt sich gut von den Folgen der Erkrankung: Reisen, Sport und Sex sind weiterhin möglich – und aus medizinischer Sicht erwünscht. Vielen Patienten gelingt sogar der Wiedereinstieg in den Beruf.

Älteres Ehepaar umarmt sich beim Wandern
© iStock.com/AleksandarNakic

Rund die Hälfte der Frauen, die nach einem Schlaganfall (Apoplex) aus dem Krankenhaus entlassen wird, ist ein Vierteljahr später wieder voll einsatzfähig – bei Männern sind es sogar 70 Prozent. Doch was bedeutet es im Einzelnen für die Betroffenen und ihren Lebensalltag, wenn der Apoplex ohne schwerwiegende Folgen überstanden ist?

Verminderte Lust auf Sex hat oft psychische Ursachen

Die Frage, ob ein Patient nach dem Schlaganfall seinen sexuellen Bedürfnissen nachgehen kann, stellt sich in der Regel erst nach der Rückkehr in sein gewohntes Lebensumfeld. Viele Patienten berichten, dass das Thema "Sex" bei Gesprächen mit dem Arzt im Krankenhaus nicht thematisiert wird. Vielmehr stehen hier andere Fragen im Vordergrund. Und oft trauen sich Patienten aus Scham nicht, danach zu fragen. Dabei ist Angst unbegründet, durch sexuelle Aktivität einen erneuten Schlaganfall zu erleiden.

In den meisten Fällen bleibt die Erektionsfähigkeit des Mannes nach dem Schlaganfall erhalten. Auch die sexuellen Bedürfnisse bei männlichen wie weiblichen Patienten sind kaum beeinträchtigt. Dennoch schildern einige Schlaganfall-Patienten, dass ihre Libido vermindert sei. Dies liegt zum Teil daran, dass Medikamente wie zum Beispiel Blutdrucksenker oder Gerinnungshemmer potenzmindernd wirken können.

Der Lustmangel kann jedoch auch psychische Ursachen haben, vor allem bei Patienten mit zum Beispiel bleibenden Lähmungen. Betroffene schämen sich für ihre Behinderung oder fürchten, abgelehnt zu werden und sie reagieren gehemmt. Der Partner eines Schlaganfall-Patienten sollte diese Unsicherheit auffangen. Für ihn oder sie gilt: Liebe und Vertrauen zeigen. Berührungen, Zärtlichkeit, Umarmungen – jedes Zeichen von Zuneigung kann dem Betroffenen helfen, Selbstzweifel und Hemmnisse zu überwinden.

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Sport nach Schlaganfall ist Rehabilitation und Prävention

Sport steigert das Wohlbefinden, sorgt für Lebensfreude und ein gutes Körpergefühl – auch nach dem Schlaganfall. Doch Sport ist nicht nur Spaß: Muskeltraining mindert die Folgeschäden der Erkrankung. Die regelmäßige Ausübung eines leichten Konditionssports reduziert sogar das Risiko, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden. Welche Aktivität im individuellen Fall geeignet ist, muss jedoch ein Arzt entscheiden. Empfohlen werden häufig Wassergymnastik und Schwimmen. Beim Schwimmen sollte der Betroffene anfangs nicht alleine ins Wasser gehen. Meist ist eine Wassertemperatur von 24 Grad optimal. Eine weitere Möglichkeit, sportlich aktiv zu sein, ist auch das Spazierengehen. Die Gehstrecken und das Tempo sollten langsam gesteigert werden.

Wichtig bei den Ausdauer-Sportarten ist, dass der Patient sich nicht übernimmt. Übereifer und Wettkampfgeist sind nach dem Schlaganfall fehl am Platz. Der Pulsschlag darf den Wert von 160 minus Lebensalter nicht überschreiten. Zur Kontrolle: Ein lockeres Unterhalten während der Übungen sollte ohne Atemnot möglich sein.

Wer gerne im Team trainiert, kann Vereins- oder Kassenangebote nutzen: Spezialkurse oder Reha-Sportgruppen, die von entsprechend ausgebildeten Sporttherapeuten geleitet werden, gehören heute zu den gängigen Angeboten. Um die Motorik von Patienten nach einem Schlaganfall zu verbessern, eignen sich krankengymnastische Übungen. Sie stimulieren gelähmte Körperregionen und lösen Verspannungen. Die Krankengymnastik baut ebenso verloren gegangene Bewegungsmuster wieder auf, wirkt Fehlbelastungen entgegen und kann dadurch Schmerzen mindern sowie die Selbstständigkeit verbessern. Wenn der Patient bettlägerig ist, sollte besonders die Muskulatur trainiert werden. In jedem Fall gilt es, die Krankengymnastik nach der Reha zu Hause fortzuführen.

Reisen nach Apoplex ist gut – Extremtouren jedoch ungeeignet

Gegen Reisen nach dem Schlaganfall spricht grundsätzlich nichts. Um unnötige Gefahren auszuschließen, ist es jedoch sinnvoll, die Wahl des Reiseziels mit dem Arzt zu besprechen. Grundsätzlich sollte der Urlaubsort nicht höher als 600 Meter liegen, denn in Höhenlagen steigt der Blutdruck an. Gleiches gilt für extreme Umgebungen: Wandertouren über 2500 Metern, Schwimmen im unruhigen Meer oder Urlaubsziele mit extrem hohen oder tiefen Temperaturen sind für Schlaganfall-Patienten gefährlich.

In der Reiseplanung sollte der medizinischen Versorgung am Urlaubsort besondere Beachtung geschenkt werden. Eine gut ausgestattete Arztpraxis oder ein Krankenhaus in der Nähe sind vorteilhaft. Viele Patienten verbinden nach dem Schlaganfall das Angenehme mit dem Nützlichen und wählen einen Urlaubsort, an dem sich eine Reha-Klinik für Schlaganfall-Patienten befindet. Der Betroffene kann dann auch Kurse oder Seminare an der Klinik besuchen, wohnt jedoch privat in einem Hotel- oder Pensionszimmer. Gelegentlich übernehmen die Krankenkassen sogar die Kosten für diese Kurse.

Empfehlenswert ist zudem für Auslandsreisen eine Reise-Krankenversicherung inklusive Reiserücktransport abzuschließen. Auch gibt es Veranstalter, die sich auf behindertengerechte Reisen spezialisiert haben und um die Bedürfnisse von Patienten nach dem Schlaganfall wissen. Das Reisebüro hilft weiter – auch auf der Suche nach speziell eingerichteten Ferienwohnungen.

Zurück in den Job geht es meist nur mit Abstrichen

Die berufliche Zukunft nach dem Schlaganfall hängt von der Art der ausgeübten Tätigkeit und dem Grad der Behinderung ab. Im Idealfall lässt sich der bisherige Arbeitsplatz erhalten, auch wenn eine direkte Wiederaufnahme der früheren Tätigkeit nur in wenigen Fällen möglich ist. Ist der Schlaganfall-Patient in der Lage, wieder zu arbeiten, ist eine stufenweise Wiedereingliederung der erste Schritt ins Berufsleben. Hierfür zahlen Arbeitsamt und die Versicherung häufig Zuschüsse, zum Beispiel um den Arbeitsplatz behindertengerecht auszustatten oder bei reduzierter Arbeitszeit Stundenausfälle auszugleichen. Die Beratung von Krankenkasse und Arbeitsamt sollten Schlaganfall-Patienten daher unbedingt in Anspruch nehmen.

Ist die Wiederaufnahme der früheren Tätigkeit am alten Arbeitsplatz nach dem Schlaganfall nicht möglich, sind der Arbeitsplatzwechsel innerhalb des bisherigen Unternehmens oder eine Umschulung weitere Optionen. Auch diese Maßnahmen werden vom Arbeitsamt finanziell unterstützt. Beide Möglichkeiten bedeuten jedoch, dass sich der Patient beruflich völlig neu orientieren muss. Das fällt nicht jedem leicht.

Mobilität: Auto fahren nach dem Schlaganfall

Ein Schlaganfall bedeutet nicht, dass man nicht mehr Auto fahren darf. Doch wer fahruntauglich ist und sich nach dem Schlaganfall trotzdem hinters Steuer setzt, gefährdet sich und andere, macht sich strafbar und verliert zudem seinen Versicherungsschutz. Einfach darauf zu vertrauen, dass die Behörde nichts vom Schlaganfall mitbekommt, kann schlimme Folgen haben.

Der Gesetzgeber verlangt von jedem Führerscheinbesitzer in "geeigneter Weise" Vorsorge zu treffen. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe informiert dazu auf ihrer Website. So besitzen Sie in wenigen Schritten wieder einen gültigen Führerschein.

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