Ursachen der Gerinnungsstörung

Thrombozytopenie: Zu wenig Blutplättchen

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Sind im Blut zu wenige Blutplättchen, liegt eine Thrombozytopenie vor. Die Ursachen für einen Mangel an Thrombozyten sind vielfältig, von angeborenen Erkrankungen über Medikamente bis zum Vitaminmangel. Was bedeutet eine Thrombozytopenie und welche Symptome machen sich bemerkbar?

Blauer Fleck auf Arm
© Getty Images/Doucefleur

Thrombozyten werden im Knochenmark gebildet und sind wichtig für die Blutstillung: Wurde ein Blutgefäß verletzt, lagern sich im Rahmen der Blutgerinnung Thrombozyten an der entsprechenden Stelle an, bis das Blutgefäß wieder verschlossen ist. Reichern sich fälschlicherweise zu viele Thrombozyten an, kann sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) bilden und das Blutgefäß verstopfen (Thrombose). Wenn im Blut dagegen zu wenige Thrombozyten vorhanden sind, spricht man von einer Thrombozytopenie.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Thrombozytopenie?

Eine Thrombozytopenie liegt vor, wenn im Blut zu wenige Blutplättchen vorhanden sind. Als Grenzwert gelten weniger als 150.000 Thrombozyten/µl Blut. Infolge der Thrombozytopenie ist die Blutstillung und Blutgerinnung gestört, es kommt vermehrt zu Blutungen, manchmal auch ohne vorherige Verletzung. Außerdem dauern Blutungen länger und können stärker als normal sein.

Ursachen der Thrombozytopenie

Eine Thrombozytopenie entsteht, weil entweder zu wenige Thrombozyten im Knochenmark gebildet werden oder die Blutplättchen eine verkürzte Lebensdauer haben und zu schnell zugrunde gehen. Für beides gibt es verschiedene Ursachen:

  • angeborene Störungen der Thrombozytenbildung (zum Beispiel Wiscott-Aldrich-Syndrom oder Fanconi-Anämie)

  • Giftstoffe wie Alkohol (Alkoholismus)

  • Immunthrombozytopenie (Morbus Werlhof, idiopathische thyrombozytopenische Purpura, ITP): Autoimmunreaktion gegen Thrombozyten

  • Krebserkrankungen wie Leukämie oder Metastasen im Knochenmark

  • Leberzirrhose und andere Lebererkrankungen

  • Medikamente wie Heparin oder Antibiotika

  • Überfunktion der Milz, sodass verstärkt Blutplättchen abgebaut werden

  • Schäden am Knochenmark, wodurch weniger Thrombozyten gebildet werden

  • Schwangerschaft (Gestations-Thrombozytopenie)

  • Starke Blutungen führen zu hohem Verlust an Blutplättchen

  • Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) oder Morbus Moschcowitz

  • virale Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus, Epstein-Barr-Virus oder HI-Virus

  • Vitaminmangel, vor allem Vitamin B12 und Folsäure

Heparin-induzierte Thrombozytopenie

Als Komplikation bei der Behandlung mit Heparin kann es zu einer Thrombozytopenie kommen. Beim Typ 1 der Heparin-induzierten Thrombozytopenie sinkt innerhalb der ersten Tage nach der Gabe von Heparin die Anzahl der Thrombozyten in mäßigem Umfang ab. Nach wenigen Tagen normalisiert sich der Wert wieder, die Behandlung mit Heparin kann fortgeführt werden.

Dagegen kommt es beim Typ 2 der Heparin-induzierten Thrombozytopenie zu einer Autoimmunreaktion: Der Körper produziert Antikörper, durch die paradoxerweise wiederum verstärkt Thrombozyten gebildet werden. Dadurch steigt in den Arterien und Venen die Gefahr von Thrombosen und Durchblutungsstörungen. Je nach Ausprägung und betroffenem Blutgefäß kann der Typ 2 lebensbedrohlich werden.

Thrombozytopenien durch COVID-19-Impfung

Im Rahmen der Impfungen gegen COVID-19 mit dem Impfstoff von AstraZeneca wurde in einzelnen Fällen eine Hirnvenenthrombose zusammen mit einer Thrombozytopenie beobachtet. Die Hirnvenenthrombose, auch Sinusvenenthrombose genannt, ist eine seltene Form der Thrombose. Die wenigen betroffenen Geimpften waren meist jünger als 55 Jahre und zeigten vier bis 16 Tage nach der Impfung mit AstraZeneca entsprechende Symptome der Hirnvenenthrombose und Thrombozytopenie. Bislang fehlt der Nachweis, dass die Gerinnungsstörung durch die Impfung verursacht wurde.

Geimpfte sollen laut dem Paul-Ehrlich-Institut umgehend einen Arzt aufsuchen, wenn nach der Impfung mit AstraZeneca Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Beinschwellungen oder Bauchschmerzen auftreten. Das gilt auch bei starken Kopfschmerzen, verschwommenem Sehen und Einblutungen in der Haut (Petechien), die außerhalb der Einstichstelle auftreten.

Symptome: Wie äußert sich eine Thrombozytopenie?

Je nach Schweregrad der Thrombozytopenie und vorliegenden Ursache zeigen sich Symptome in unterschiedlichem Ausmaß. Erstes Anzeichen für eine Thrombozytopenie können Einblutungen in der Haut und Schleimhaut (Petechien) sein. Sie erscheinen als kleine rote Punkte, meistens an den Beinen.

Auch wenn kleine, an sich harmlose Verletzungen zu starken blauen Flecken und Blutergüssen führen, kann ein Mangel an Thrombozyten vorliegen. Weitere Symptome sind Zahnfleischbluten, Blut im Urin oder Blut im Stuhl. Bei Frauen kann außerdem die Menstruation ungewöhnlich stark ausfallen. Auch spontane Blutungen ohne äußere Einwirkung sind ein mögliches Symptom der Thrombozytopenie.

Ganz allgemein lassen sich Verletzungen, die zu Blutungen führen, nur schwer stillen. Besonders problematisch sind innere Blutungen, im Verdauungstrakt oder Gehirn. Sie können lebensgefährlich werden, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden. In der Regel fallen die Blutungen umso stärker aus, je niedriger die Zahl der Thrombozyten im Blut ist.

Diagnose bei Verdacht auf eine Thrombozytopenie

Liegt der Verdacht auf einen Mangel an Blutplättchen nahe, erfolgt in der Regel eine Blutuntersuchung im Labor. Dabei werden unter anderem die Anzahl der Thrombozyten sowie weitere Gerinnungsparameter wie Quick-Wert, INR und Fibrinogen bestimmt.

Auch wenn jemand an einer Infektion oder Krankheit leidet, die einen Mangel an Thrombozyten verursachen kann, wird routinemäßig die Anzahl der Blutplättchen im Blut untersucht. Wer keine spontanen oder starken Blutungen sowie Blutergüsse hat, bei dem wird eine Thrombozytopenie häufig zufällig bei einer Blutuntersuchung aus anderem Anlass entdeckt.

Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose der Thrombozytopenie ist die Untersuchung einer Probe aus dem Knochenmark. Sie erfolgt vorrangig beim Verdacht auf einen Thrombozytenmangel durch Leukämie oder beim Verdacht auf eine Immunthrombozytopenie. In diesem Fall wird häufig auch ein Test auf Autoantikörper gegen das Enzym ADAMTS13 angeordnet, um eine thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) abzugrenzen. Neben weiteren Symptomen leiden Betroffene dieser seltenen, schwerwiegenden Autoimmunkrankheit an einer Thrombozytopenie.

Thrombozytopenie je nach Ursache behandeln

Entsprechend der Ursache und dem Schweregrad wird der Thrombozytenmangel behandelt. Nach einer Schwangerschaft und nach Abklingen einer Infektion normalisiert sich die Anzahl der Blutplättchen in der Regel von alleine wieder. Liegt der Grund für die Thrombozytopenie in einer Medikamenteneinnahme, wird meist ein neues Präparat verschrieben, um die Zahl der Blutplättchen wieder zu steigern. Eine medikamentöse Behandlung mit beispielsweise Immunsuppressiva hemmen die normale Verstoffwechslung von Thrombozyten und sollen Komplikationen durch mögliche Blutungen vermeiden.

Bei schweren Fällen von Thrombozytopenien ist ein Krankenhausaufenthalt nötig. Bei einem Wert unter 10.000/µl Blut erhalten Betroffene Thrombozytenkonzentrate per Transfusion, um den Mangel auszugleichen. Liegen innere Blutungen vor, werden diese operativ versorgt. Ist die Milz für einen verstärkten Abbau der Blutplättchen verantwortlich, kann eine chirurgische Entfernung erfolgen. Je nach Ausmaß der Erkrankung und Zustand des Patienten werden Leukämien und Metastasen im Knochenmark mit Bestrahlung, Chemotherapie und allogener Stammzelltransplantation behandelt.

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