Warnzeichen und Heilungschancen

Nierenkrebs: Symptome äußern sich erst spät

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Nierenkrebs ist eine seltene Krebserkrankung, die Männer häufiger betrifft als Frauen. Ein Tumor in der Niere verursacht zunächst kaum Symptome, deshalb wird er oft zufällig im Ultraschall entdeckt. Welche Risikofaktoren bekannt sind und wie man Nierenkrebs behandelt.

Frau im Computertomographen
© iStock.com/alvarez

Nierenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Niere. Im Vergleich zu anderen Krebsarten kommt Nierenkrebs relativ selten vor. Oft handelt es sich um einen reinen Zufallsbefund.

Artikelinhalte im Überblick:

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Symptome von Nierenkrebs: Wann zum Arzt?

Nur selten treten im Frühstadium von Nierenkrebs Symptome auf. So bemerken viele Menschen zunächst nicht, dass in ihrer Niere ein Tumor wächst. Oft entdeckten Ärzte ihn zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraums, die sie aus einem anderen Grund durchführen.

Bei Nierenkrebs sind folgende Symptome möglich:

Meist setzen diese Symptome erst in einem späteren Stadium des Nierenkrebses ein. Sie sollten in jedem Fall einen Arzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen. Auch eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf einen Tumor liefern, etwa wenn die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die Leberwerte, der Bluteiweißgehalt, die Kalziumwerte oder bestimmte Hormonwerte verändert sind.

Ursachen: Wie entsteht Nierenkrebs?

Nierenkrebs kann sich aus verschiedenen Geweben bilden. Rund 90 Prozent aller bösartigen Nierentumore sind Nierenzellkrebs. Dieser hat seinen Ursprung in den Zellen der feinen Nierenkanälchen. Mediziner sprechen auch von Nierenkrebs, Nierenkarzinom, Nierenzellkarzinom oder Adenokarzinom der Niere. Bei den meisten Patienten*Patientinnen ist nur eine Niere betroffen.

Deutlich seltener sind Lymphome und Sarkome der Niere, die vom lymphatischen System beziehungsweise der Muskulatur ausgehen. Sie kommen bei Kindern häufiger vor. Der Wilms-Tumor (Nephroblastom) ist eine bösartige Geschwulst der Niere, das fast ausschließlich Kinder unter fünf Jahren betrifft.

Die genauen Ursachen für Nierenkrebs sind bisher nicht bekannt. Aber es gibt einige Risikofaktoren, die mit der Entstehung des Tumors in Verbindung stehen:

  • steigendes Lebensalter
  • Rauchen und Passivrauchen
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • mangelnde körperliche Aktivität
  • fettreiche, faserarme Ernährung
  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • erhöhter Alkoholkonsum
  • Missbrauch von Schmerzmitteln (nicht-steroidale Antiphlogistika, NSAR)

Umwelteinflüsse und erbliche Risikofaktoren

Ob Schadstoffe wie Blei, Asbest, Cadmium und aromatische Kohlenwasserstoffe die Entwicklung begünstigen, ist noch nicht eindeutig belegt. Eine chronische Niereninsuffizienz begünstigt bösartige Nierentumoren allgemein, unabhängig von deren Ursache. So können die Einnahme von Medikamenten, welche die Nieren schädigen, sowie Entzündungen der Harnwege eine chronische Niereninsuffizienz hervorrufen. Ein weiterer Risikofaktor ist eine zystische Nierenerkrankung.

Daneben haben Patienten nach einer Nierentransplantation, die Medikamente zur Unterdrückung ihres Immunsystems einnehmen (Immunsuppressiva) müssen, ein erhöhtes Nierenkrebsrisiko. Nur etwa drei Prozent der Nierenkarzinome treten bei Patienten mit erblichen Erkrankungen auf, zum Beispiel im Rahmen des sogenannten von Hippel-Lindau-Syndroms. Betroffene erkranken dann in jüngerem Lebensalter an Nierenkrebs.

Nierenkrebs diagnostizieren

Die Diagnose Nierenkrebs erfolgt heute oft schon in einem frühen Stadium, wenn der Tumor noch klein ist und sich noch nicht ausgebreitet hat. Meist lässt sich der Nierenkrebs dann gut behandeln. Verantwortlich für diese positive Entwicklung ist der gehäufte Einsatz der Ultraschalluntersuchung in Arztpraxen. Die meisten Nierentumoren entdecken Ärzte zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung.

Am Anfang der Nierenkrebs-Diagnose steht immer das Gespräch zwischen Arzt*Ärztin und Patient*in, in dem sie zur Krankengeschichte befragt werden (Anamnese). Im Zentrum stehen Symptome, bestehende Krankheiten, die Einnahme von Medikamenten, Krebserkrankungen in der Familie, der Beruf und Lebensstil.

Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung wird der Bauchraum abgetastet. Ärzte können Schwellunge erspüren, die auf Nierenkrebs hindeuten. Auch geschwollene Lymphknoten oder Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme) können Hinweise auf Nierentumoren sein.

  • Die Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und der Nieren macht mögliche Veränderungen in den Organen sichtbar. Die Nierenkrebs-Diagnose lässt sich oft schon mit Hilfe des Ultraschalls stellen. Eine Urinuntersuchung kann ausschließen, dass sich Blut im Urin befindet. Im Rahmen einer Blutuntersuchung fahnden Ärzte nach auffälligen Blutwerten. Sie bestimmen unter anderem den Kreatininwert, die alkalische Phosphatase und Entzündungswerte (C-reaktives Protein, CRP). Tumormarker, die eindeutig auf Nierenkrebs hinweisen, gibt es nicht.

  • Mittels Computertomographie (CT) können Ärzte beurteilen, wo der Tumor genau sitzt und wie weit der Nierenkrebs fortgeschritten ist. Eine Alternative ist die  Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie).

  • Bei Blut im Urin und dem Verdacht auf einen Nierenbeckentumor hilft eine Röntgenuntersuchung des Harntraktes mit Kontrastmittel, die sogenannte Urografie. Sie stellt die Nieren, Harnleiter und Harnblase bildlich dar.
  • Manchmal entnehmen Ärzte eine Gewebeprobe (Biopsie) mit Hilfe einer feinen Nadel aus dem verdächtigen Gewebe. Ein Pathologe untersucht das Zellmaterial unter dem Mikroskop. In der Regel findet er so Hinweise darauf, aus welchem Gewebe sich der Tumor entwickelt hat.
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Nierenkrebs-Therapie – verschiedene Bausteine gegen Tumoren

Die Behandlung soll den Krebs dauerhaft heilen oder ihn zumindest im Zaum halten. Im Frühstadium ist Nierenkrebs oft heilbar und die Überlebensaussichten sind gut. Die Therapie hängt vor allem davon ab, wie weit der Nierenkrebs fortgeschritten ist. Wichtig sind die Größe des Tumors und seine Ausbreitung, zum Beispiel ob Metastasen in umliegenden Lymphknoten oder Organen wie der Lunge oder den Knochen nachweisbar sind.

Operation bei Nierenkrebs

Die Operation gilt als einziges Behandlungsverfahren, das die Krebserkrankung dauerhaft heilen kann. Ob ein solcher Eingriff infrage kommt, hängt davon ab, ob der Tumor noch auf die Niere begrenzt ist oder bereits Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Bei sehr kleinen Nierentumoren, deren Operation risikoreich wäre oder die Lebenserwartung des Patienten deutlich einschränken würde, warten Ärzte manchmal ab und beobachten den Tumor (aktives Zuwarten).

Je nach Größe und Lage des Tumors versuchen Ärzte heute immer, möglichst "nierenschonend" zu operieren und die kranke Niere zu erhalten. Es wird nur der Tumor herausgeschnitten, denn die Niere lässt sich bei kleinen Tumoren erhalten, ohne dass sich die Überlebenschancen der Patienten verschlechtern.

Bei größeren oder ungünstig liegenden Nierentumoren wird das Organ vollständig entfernt.Nach der Operation übernimmt die gesunde Niere die Funktionen der entfernten Niere vollständig. Man kann auch mit nur einer Niere sehr gut ohne Einschränkungen leben.

Nierenkrebs-Therapie bei Metastasen

Bei etwa zehn Prozent der Patienten hat sich der Krebs schon bei der Diagnose ausgebreitet. Die Krebszellen sind in umliegende Lymphknoten eingewandert oder haben andere Organe befallen – der Krebs hat Metastasen gebildet. Besonders oft streut der Nierenkrebs in die Lunge, die Leber und die Knochen. Eine Heilung des Nierenkarzinoms ist dann häufig nicht mehr möglich.

Bei Patienten, die sich in einem guten Allgemeinzustand befinden, entfernen Chirurgen die betroffene Niere komplett. Metastasen in der Lunge lassen sich ebenfalls operieren. So ist prinzipiell auch bei einem metastasierten Nierenkrebs noch eine Heilung möglich. Tochtergeschwülste im Knochenskelett werden operiert und manchmal  zusätzlich bestrahlt.

Weitere Möglichkeiten zur Behandlung von Nierenkrebs:

  • Zielgerichtete Therapien: In den letzten Jahren wurden neue Medikamente zugelassen, die als großer Fortschritt in der Nierenkrebs-Behandlung gelten. Die Arzneien unterbrechen bestimmte Signalwege des Tumors oder verhindern, dass sich neue Blutgefäße zum Tumor ausbilden. Damit kappen sie die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung und hungern ihn aus. Zielgerichtete Therapien helfen bei fortgeschrittenem und metastasiertem Nierenkrebs.

  • Immuntherapie: In den letzten Jahren hat die Immuntherapie die Überlebenschancen von Krebspatienten erheblich verbessert. Sie greift nicht die Krebszellen selbst an, sondern zielt auf das Immunsystem ab. Bei fortgeschrittenem Nierenkrebs werden die Wirkstoffe Interferon alpha oder Interleukin-2 eingesetzt. Sie regen das Immunsystem an, die Krebszellen anzugreifen und zu beseitigen. Eine wichtige Rolle unter den Immuntherapien spielen auch die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren. Sie greifen an bestimmten Kontrollpunkten des Immunsystems an und schärfen ebenfalls die Immunabwehr.

  • Strahlentherapie: Die Bestrahlung wird nur eingesetzt, wenn der Tumor schon Metastasen gebildet hat. Denn Tumoren an der Nieren reagieren nur wenig empfindlich auf Strahlen. Diese Therapieform lindert in erster Linie die Beschwerden, führt aber nicht zu einer Heilung.

  • Chemotherapie: Die Chemotherapie ist ein Standard bei vielen Krebserkrankungen. Doch bei Nierenkrebs hilft sie kaum. Die Erfolge sind so gering, dass die Chemotherapie meist nicht eingesetzt wird.

  • Schmerzbehandlung: Ein fortgeschrittener Nierenkrebs kann erhebliche Schmerzen verursachen, welche die Lebensqualität deutlich schmälern. Wichtig ist deshalb eine ausreichende Schmerzbehandlung. Die Schmerztherapie gehört in die Hand eines erfahrenen Schmerzspezialisten.

Heilung ist möglich – Metastasen verschlechtern Prognose bei Nierenkrebs

Je früher Nierenkrebs entdeckt wird, desto besser ist er behandelbar und desto höher sind die Überlebenschancen. In den letzten Jahren ist die Lebenserwartung bei Nierenkrebs gestiegen. So leben 76 Prozent der Männer und 78 Prozent der Frauen fünf Jahre nach ihrer Diagnose noch.

Bei Menschen mit kleinen Nierentumoren ist oft eine vollständige Heilung durch Operation möglich. Bei größeren Tumoren ist dagegen das Risiko größer, dass der Nierenkrebs trotz Operation wiederkehrt (Rückfall, Rezidiv). Das Auftreten von Metastasen ist in der Regel mit einem schlechteren Verlauf und ungünstigerer Prognose verbunden.

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