Schulterschmerzen

Impingement-Syndrom der Schulter: Symptome, Übungen und Verlauf

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Bei einem Impingement-Syndrom der Schulter werden Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel oder Nerven unter dem Schulterdach eingeklemmt, was mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Erfahren Sie, welche Übungen helfen können und wann eine OP nötig ist!

Älterer Mann mit Schulterschmerzen
© Getty Images/Terry Vine

Kurzübersicht: Häufige Fragen & Antworten

Wie behandelt man ein Impingement-Syndrom? Zunächst wird konservativ mit Schmerzmitteln und Physiotherapie behandelt. Hat dies keinen Erfolg, kann eine Operation erforderlich sein.

Wie lange dauert die Heilung beim Impingement-Syndroms? Die Heilungsdauer ist individuell verschieden. Je nach sportlicher oder beruflicher Belastung sollte die Schulter zunächst für etwa vier bis zwölf Wochen geschont werden.

Im Überblick:

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Was ist ein Impingement-Syndrom der Schulter?

Der Begriff Impingement bedeutet so viel wie Einklemmung. Bei einem Impingement-Syndrom der Schulter kommt es zu einer Engstelle unter dem Schulterdach (Akromion), weshalb Fachleute auch von einem subakromialen Impingement-Syndrom sprechen. Dies führt zu einer schmerzhaften Komprimierung von Sehnen oder Weichteilen, welche die Beweglichkeit einschränkt.

Das Impingement-Syndrom der Schulter ist – nach der Rotatorenmanschettenruptur – die zweithäufigste Ursache für Schulterschmerzen. Es tritt meist zwischen dem 50. Und 60. Lebensjahr auf.

Expert*innen unterscheiden verschiedene Formen des Impingement-Syndroms der Schulter:

  • Beim primär extrinsischen Impingement (auch Outlet-Impingement) der Schulter drückt Knochen auf die Sehnen und es kommt zu einer echten Einengung des Sehnenverlaufes. Ursache können angeborene oder erworbene Verkrümmungen des Schulterdaches, ein angeborener Knochensporn am vorderen Schulterdach oder Verschleißerscheinungen sein.

  • Das sekundäre extrinsische Impingement (auch Non-Outlet-Impingement) der Schulter entsteht infolge von muskulären Dysbalancen, durch die der Oberarmkopf seine Zentrierung in der Gelenkpfanne verliert. Sehnen, Muskelanteilen und Schleimbeutel werden so schmerzhaft eingeklemmt. Entzündungen und Sehnenschäden können den Gelenkspalt zusätzlich verkleinern und Schmerzen sowie Bewegungseinschränkung verschlimmern.

  • Beim intrinsischen Impingement der Schulter sind die Ursachen innerhalb der Sehne selbst zu finden. Dazu zählen degenerative Veränderungen, akute Verletzungen, Überlastungen der Rotatorenmanschette, entzündliche Sehnenerkrankungen oder Sehnenveränderungen durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz (Nierenversagen). Dadurch kommt es zu Einklemmungen innerhalb der Rotatorenmanschette oder zwischen dem Oberarmknochen und der Gelenkpfanne.

  • Das innere Impingement der Schulter ist eine Sonderform und wird auch "Sportlerschulter" genannt. Es entsteht durch extreme und/oder einseitige Belastung der Schultern, beispielsweise bei Überkopf- oder Wurfsportarten, aber auch bei Arbeiten über Kopf, wie sie beispielsweise Maler*innen oder Automechaniker*innen ausführen.

Schultergelenk Anatomie
©bilderzwerg – stock.adobe.com
Neben der Schulter kann das Impingement-Syndrom auch in anderen Gelenken, etwa dem Hüftgelenk (Hüftimpingement) oder dem Sprunggelenk auftreten.

Symptome beim Impingement-Syndrom der Schulter

Typisch für ein Impingement-Syndrom sind Schmerzen beim seitlichen Anheben des Oberarms. Fachleute sprechen hier von einem sogenannten "schmerzhaften Bogen" (painful arc). Die Schmerzen sind dabei besonders ausgeprägt, wenn der Arm in einem Winkel zwischen 60 und 120 Grad angehoben wird und verschwinden wieder, wenn er senkrecht nach oben zeigt.

Anfangs treten die Beschwerden vor allem bei Belastung auf. Im Laufe der Zeit kommen jedoch oft auch Schmerzen in Ruhe dazu, das Liegen auf der betroffenen Seite wird unmöglich.

Nach und nach nimmt die Beweglichkeit des Gelenks ab, bis es zur sogenannten Frozen Shoulder kommt. Damit können selbst alltägliche Handgriffe wie das Kämmen der Haare oder das Anziehen einer Jacke zum Problem werden.

Hüftimpingement: Welche Symptome sind möglich?

Oft werden die Beschwerden bei einem Impingement-Syndrom der Hüfte als Leistenschmerzen empfunden, die sich dumpf und stechend anfühlen und bis in den Oberschenkel ausstrahlen können.

Typischerweise kommt es nach langem Sitzen, etwa durch Büroarbeit, zu Schmerzen. Andere Auslöser sind starke Verrenkungen des Hüftgelenks, wie sie etwa bei Kontaktsportarten oder beim Yoga vorkommen. Im Verlauf der Erkrankung sind auch beim Gehen oder in Ruhe Schmerzen möglich.

Wie wird ein Impingement-Syndrom behandelt?

Im ersten Schritt versuchen Ärzt*innen, die Schmerzen in der Schulter zu lindern und die Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen (konservative Therapie). Dazu werden entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac verschrieben.

Bei starken Schmerzen können auch Betäubungsmittel und Kortison unter das Schulterdach gespritzt werden. Liegt eine sogenannte Kalkschulter vor, lassen sich die Kalkablagerungen sich mithilfe von Stoßwellen zertrümmern.

Die betroffene Schulter sollte geschont, aber nicht komplett ruhiggestellt werden. Mithilfe von Physiotherapie und Übungen zu Hause kann sie nach und nach wieder beweglicher und gestärkt werden.

Wann eine OP durchgeführt werden sollte

Hilft der Muskelaufbau nicht und klingen die Beschwerden auch nach sechs bis zwölf Monaten nicht ab, kann über eine Operation nachgedacht werden.

Eine solche Operation wird in den meisten Fällen minimalinvasiv (im Rahmen einer Arthroskopie) durchgeführt. Abhängig von der Ursache der Beschwerden werden dabei Kalkablagerungen entfernt, die knöcherne Engstelle beseitigt oder Sehnenverletzungen versorgt.

Impingement-Syndrom der Schulter: Übungen

Idealerweise wird in der Physiotherapiepraxis ein individuelles Übungsprogramm zusammengestellt, das auch zu Hause konsequent durchgeführt werden sollte. Folgende Übungen sind unter anderem besonders gut für die Dehnung und Kräftigung der Schulterpartie geeignet:

  • Stellen Sie sich mittig in einem Türrahmen auf. Die Ellbogen befinden sich eng am Körper, die Hände stützen sich rechts und links am Rahmen ab. Neigen Sie die Brust mit geradem Rücken leicht nach vorne und halten Sie diese Position 30 Sekunden bis zwei Minuten. Wiederholen Sie diese Übung 15-mal.

  • Stehen Sie aufrecht, die Füße sind etwa schulterbreit auseinander. Die Ellbogen befinden sich eng am Körper, die Handflächen zeigen zur Decke, in den Händen halten Sie ein Theraband. Bringen Sie nun das Band auf Spannung, in dem Sie die Arme nach außen drehen und die Schulterblätter zusammenziehen. Halten Sie diese Position für drei Sekunden und wiederholen Sie die Übung 15-mal.

  • Stützen Sie sich mit den Händen gegen eine Tischkante und machen Sie dreimal zehn Liegestütze gegen den Tisch. Halten Sie dabei unbedingt die Schultern unten.

  • Stellen Sie sich mit dem Rücken zum Tisch, die Füße circa drei Fußlängen vom Tisch entfernt. Stützen Sie sich hinter dem Rücken mit den Händen circa schulterbreit am Tisch ab. Nun senken Sie das Gesäß, als wollten Sie sich hinsetzen – die Ellbogen bewegen sich dabei bis zu einer 90-Grad-Stellung nach hinten. Achten Sie darauf, dass die Schulterblätter dabei immer nach hinten unten gezogen werden. Machen Sie dreimal zehn Wiederholungen.

Impingement-Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren

Das Schultergelenk zählt zu den beweglichsten, aber auch zu den instabilsten Gelenken im menschlichen Körper. Anders als in fast allen anderen Gelenken sind hier nicht die Knochen, sondern vor allem Bänder und Muskeln für den Halt verantwortlich – das macht das Gelenk sehr anfällig für Verletzungen.

Für die typischen Beschwerden eines Schulterimpingement gibt es zahlreiche mögliche Gründe:

  • angeborene ungünstige Form des Schulterdachs
  • Verletzungen im Bereich des Schultergelenks
  • schwache oder einseitig belastete Muskulatur
  • Gelenkverschleiß (Arthrose)
  • Schleimbeutel- oder Sehnenscheidenentzündung
  • Sehnenrisse
  • Einlagerung von Kalkherden in einer Sehne (Kalkschulter)
  • Nervenschädigungen, welche die normale Muskelfunktion beeinträchtigen

So wird ein Impingement-Syndrom der Schulter festgestellt

Die Diagnose eines Impingement-Syndroms beginnt mit einem ausführlichen Gespräch in der ärztlichen Praxis (Anamnese), bei dem die konkreten Beschwerden, eventuell vorhandene Vorerkrankungen und eingenommen Medikamente abgefragt werden.

Auch der Beruf und die ausgeübten Sportarten können Hinweise auf Auslöser wie Überkopfarbeit geben. Im Anschluss werden verschiedene Schulter-Funktionstests durchgeführt, anhand derer der Verdacht in 90 Prozent der Fälle bestätigt werden kann.

In einigen Fällen werden zusätzlich bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT eingesetzt: So lassen sich Knochenveränderungen, Kalkablagerungen, Entzündungen und Verletzungen sichtbar machen.

Verlauf und Prognose beim Schulter-Impingement

Eine exakte Prognose zum Verlauf eines Impingement-Syndroms der Schulter lässt sich nicht stellen, die Verläufe sind sehr unterschiedlich. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind jedoch die Heilungschancen.

Unbehandelt kann ein Schulter-Impingement zu Verschleißerscheinungen, Entzündungsreaktionen oder einer zunehmenden Gelenkversteifung führen.

Die konservative Therapie erfordert viel Geduld und Durchhaltevermögen: Meist dauert es viele Monate, bis die Beschwerden spürbar nachlassen. In circa 30 Prozent der Fälle muss eine Operation durchgeführt werden, da die konservative Therapie erfolglos bleibt.

Wie lässt sich ein Impingement-Syndrom verhindern?

Die beste Möglichkeit, einem Impingement-Syndrom der Schulter vorzubeugen, ist die Vermeidung von Fehlhaltungen und einseitigen Bewegungen.

Wer viel über Kopf oder sitzend arbeitet oder intensiven Überkopf-Sport betreibt, sollte unbedingt auf eine ausreichende Dehnung und Kräftigung der Schulterpartie achten. Kommt es trotzdem zu Schulterschmerzen, sollte frühestmöglich eine Behandlung eingeleitet werden.

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