Herpangina: Ansteckung, Dauer und Verlauf
Herpangina ist eine Infektionskrankheit, die hauptsächlich bei Kindergarten- und Kleinkindern auftritt. Die Erkrankung dauert in der Regel nur ein paar Tage, verläuft nahezu immer ohne Komplikationen und bedarf keiner speziellen Therapie.
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Bei Herpangina kommt es durch eine Infektion mit Coxsackie-Viren zu typischen Schleimhautveränderungen im hinteren Rachen, die vom Erscheinungsbild an Herpesbläschen erinnern. Es ist eine akute Erkrankung, die nie chronisch wird. Die akuten Symptome und die Lokalisation der Herpangina ähneln denen einer Angina tonsillaris (Rachenmandelentzündung). So erklärt sich der Name Herpangina.
Artikelinhalte im Überblick
Was ist Herpangina?
Die akut fieberhafte Krankheit ist eine Rachen- und Gaumenentzündung, bei der es zur Bildung von Bläschen in der Mundhöhle kommt. Andere Namen für die Herpangina sind unter anderem Angina aphthosa, Angina herpetica, vesikuläre Pharyngitis, Zahorsky-Syndrom oder Zahorsky-Krankheit.
Herpangina ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die in Deutschland am häufigsten in der Sommerzeit und in den frühen Herbstmonaten auftritt. Die Zahorsky-Krankheit ist bei Kindergartenkindern am weitesten verbreitet, grundsätzlich können aber auch Neugeborene, Schulkinder, Jugendliche und junge Erwachsene betroffen sein. Sie kann vereinzelt aber auch in kleinen Epidemien auftreten, ist hochansteckend und die Erreger sind relativ unempfindlich gegen Desinfektionsmittel.
Die Krankheit ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Deutschland nicht meldepflichtig.
Symptome der Herpangina
Eine Herpangina beginnt typischerweise sehr plötzlich, je nach Erreger 2 bis 6, in manchen Fällen auch 7 bis 14 Tage nach der Ansteckung. Es kommt zu akutem Auftreten von Fieber, stark beeinträchtigtem Allgemeinbefinden und Halsschmerzen.
Anfänglich werden die Halsbeschwerden oft als samtartiges Gefühl beschrieben, das innerhalb von maximal 2 Tagen in starke Schluckbeschwerden und Halsschmerzen übergeht. Dies ist die Folge der nun auftretenden Bläschen, die sich am häufigsten im Bereich der Rachenmandeln (Tonsillen), aber auch am weichen Gaumen, dem Gaumenzäpfchen (Uvula) oder der Zunge bilden.
Diese sind mit Flüssigkeit gefüllt, wenige Millimeter groß und sitzen auf einem rot entzündeten Hof. In schlimmen Fällen können bis zu 20 dieser Bläschen bestehen, meist sind es aber zwischen 5 und 10 Bläschen. Nach spätestens einem Tag platzen die Bläschen auf und es bleiben schmerzhafte kleine Geschwüre zurück. Diese heilen innerhalb von wenigen Tagen ab und innerhalb von 1 bis 2 Wochen ist die Infektion komplett überstanden.
Neben den Schluckbeschwerden treten häufig auch Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen auf, wenige Erkrankte leiden auch an Durchfall. In manchen Fällen kann es zu einem Hautausschlag kommen.
Wie kommt es zu einer Herpangina?
Coxsackie-Viren kommen vor allem im Trinkwasser sowie in verunreinigten Lebensmitteln vor und verbreiten sich auf diesem Weg. Die Erreger werden durch Speichel oder direkt fäkal-oral (mit dem Stuhl ausgeschiedene Erreger werden über den Mund aufgenommen) von Mensch zu Mensch übertragen.
Die Viren gelangen so enteral (vom Darm in den Mund, beispielsweise durch kontaminierte Hände oder Lebensmittel) oder parenteral (von Mund zu Mund, beispielsweise über die Atemwege beim Husten oder Niesen) von einem Kind zum anderen.
Die Herpangina ist hochansteckend und die Übertragungswege sind ideal, um sich in Gruppen spielender Kinder von einem Kind zum anderen auszubreiten. Insbesondere in den ersten Tagen ist die Ansteckungsgefahr groß, denn dann kann die Erkrankung noch ohne Fieber und ohne die typischen Bläschen ablaufen, aber bereits ansteckend sein.
Im Gegensatz zu Erwachsenen kann das Immunsystem von Kindern die Krankheitserreger nicht so gut bekämpfen. Bei Erwachsenen führt ein Kontakt mit Coxsackie-Viren eher zu Infektionen des Magen-Darm-Traktes, Muskelentzündungen, Sommergrippe und Augen- oder Hautinfektionen.
Inkubationszeit bei Herpangina
Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt in der Regel 7 bis 14 Tage. Da die Viren hauptsächlich in der Bläschenflüssigkeit vorkommen, sind Erkrankte auf jeden Fall ansteckend, solange noch flüssigkeitsgefüllte Bläschen bestehen.
Allerdings beginnt die Infektiosität schon 2 bis 3 Tage vor Ausbruch der Krankheit und im Stuhl lassen sich teilweise nach dem Gesundwerden noch mehrere Wochen lang aktive Viren nachweisen. Ein Besuch von Kindergarten, Schule oder Arbeitsplatz ist frühestens wieder möglich, wenn kein Fieber mehr besteht und alle Bläschen vollkommen abgetrocknet sind.
Diagnose bei Herpangina
Eine Herpangina ist aufgrund der typischen Symptome leicht zu erkennen. Deshalb ist es dem Kinderarzt in den meisten Fällen möglich, die Diagnose anhand des klinischen Bildes und der Betrachtung des Rachens zu stellen. Blutuntersuchungen zum Nachweis ansteigender Antikörperwerte sind nur bei sehr unklaren Symptomen und extremen Verläufen sinnvoll.
Eine genauere Diagnostik ist selten nötig. Manchmal ist es aber sinnvoll, das Virus genau nachzuweisen, um somit die harmlose Herpangina von anderen Erkrankungen mit Bläschenbildung abzugrenzen. Am häufigsten muss eine Herpes-simplex-Infektion ausgeschlossen werden. Hierzu kann der Erreger aus dem Rachenspülwasser sowie dem Stuhl isoliert und nachgewiesen werden.
Wie wird eine Herpangina behandelt?
Die Herpangina heilt von selbst aus. Es ist nicht notwendig, die Erkrankung speziell zu behandeln. Bei sehr hohem Fieber und einem sehr schlechten Allgemeinzustand können fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente wie beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol Linderung bringen.
Starke Schmerzen durch ausgeprägte Geschwürbildung im Mundraum können durch die Anwendung anästhesierender und wundheilungsfördernder Mundspülungen (beispielsweise einprozentige Lidocainhydrochlorid-Lösung mit Dexpanthenol) gemindert werden.
Um zu verhindern, dass sich im Mundraum zusätzlich krankmachende (pathogene) Bakterien ansiedeln und dadurch eine sogenannte bakterielle Superinfektion entsteht, ist eine gute Mundhygiene notwendig. Neben konsequentem Zähneputzen mit einer weichen Zahnbürste können antiseptische Mundspüllösungen eingesetzt werden.
Was kann man tun, um dem kranken Kind zu helfen?
Es gibt einige Maßnahmen, dem kranken Kind Linderung zu verschaffen. Diese Tipps helfen bei Herpangina:
- Schonung (kein Kindergarten, Schule oder Arbeit)
- genug trinken (keine säurehaltigen Fruchtsäfte)
- mit Tee oder einer physiologischen Kochsalzlösung gurgeln
- erfrischende Bonbons oder Wassereis lutschen
- nicht in Gegenwart des kranken Kindes rauchen
- Anfeuchten der Atemluft
- Verzicht auf säurehaltige, scharfe oder salzige Speisen
- weiche, gut schluckbare Speisen
- Gurgeln mit lauwarmem Salbei-, Kamillen- oder Malventee
- mehrmals täglich etwas Honig auf die entzündeten Stellen auftragen (Honig wirkt entzündungshemmend)
Verlauf und Prognose bei Herpangina
Eine Herpangina ist eine harmlose Kinderkrankheit, die auch bei Säuglingen und Kleinkindern in der Regel nach 10, spätestens 14 Tagen unkompliziert und ohne bleibende Schäden abheilt.
Komplikationen ergeben sich teilweise daraus, dass erkrankte Kinder wegen der Schmerzen in Mund und Hals die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verweigern. In Kombination mit Fieber kann dies schnell dazu führen, dass sich der Allgemeinzustand des Kindes deutlich verschlechtert.
Nach der Erkrankung besteht eine lebenslange Immunität gegen das auslösende Virus. Da es aber viele verschiedene Unterarten der auslösenden Coxsackie-Viren gibt, kann es wiederholt zu einer Herpangina oder einer anderen, bläschenbildenden Erkrankung wie der Hand-Mund-Fuß-Krankheit oder einer Herpes-simplex-Infektion kommen.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass eine Infektion mit Coxsackie-Viren in der Schwangerschaft für Mutter oder Ungeborenes gefährlich sein kann.
Kann man Herpangina vorbeugen?
Da es keine Impfung gegen das Coxsackie-Virus gibt, ist es nicht möglich, Kinder komplett vor einer Infektion zu schützen. Das Risiko für eine Ansteckung kann für Babys und Kinder aber reduziert werden, indem direkter Kontakt zu Erkrankten möglichst vermieden wird.
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