Infektion des Knochenmarks

Osteomyelitis: Was tun bei einer Knochenmarkentzündung?

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Die Osteomyelitis ist eine entzündliche Erkrankung des Knochenmarks, die prinzipiell alle Knochen des Körpers betreffen kann. Ursache der Knochenmarkentzündung sind häufig Bakterien, vor allem Staphylokokken. Erfahren Sie mehr über die Symptome, die Diagnose und die Behandlungsmöglichkeiten!

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Kurzübersicht: Osteomyelitis

Symptome: Bei einer akuten Infektion können Fieber und Schüttelfrost auftreten. Typisch sind auch Schwellung, Überwärmung und Druckschmerz an der betroffenen Stelle.

Ursachen: Eine Knochenmarkentzündung wird in den meisten Fällen durch Bakterien verursacht. Sie können über bereits im Körper vorhandene Entzündungen (etwa eine Mandelentzündung) oder durch Verletzungen beziehungsweise Operationen von außen ins Knochenmark gelangen.

Diagnose: Die Diagnose erfolgt durch Blutuntersuchungen und bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, MRT oder Szintigraphie.

Therapie: Eine akute Osteomyelitis wird meist im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt. In schweren Fällen kann ein operativer Eingriff notwendig sein.

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Was ist eine Osteomyelitis?

Bei einer Osteomyelitis ist das Innere des Knochens, das Knochenmark, entzündet. Wenn dagegen der äußere Teil des Knochens erkrankt, sprechen Fachleute von einer Osteitis (Knochenentzündung). Da aber in der Regel sowohl das Knochenmark als auch die Gelenke und die Knochenhaut betroffen sind, werden die Begriffe oft synonym verwendet.

Die Ursache der Knochenmarkentzündung ist meist eine Infektion mit Bakterien, am häufigsten mit Staphylokokken. Seltener sind Pilze auslösende Erreger.

Eine Osteomyelitis kann in jedem Knochen auftreten. Häufig kommt es zu Infektionen in den langen Röhrenknochen der Arme und Beine, aber auch Hand- oder Kieferknochen können betroffen sein.

Knochenmarkentzündung: Wer ist betroffen?

Eine akute Osteomyelitis tritt vor allem bei Kindern unter 5 Jahren auf. Ältere Menschen über 60 Jahre sind hingegen häufig von der chronischen Form betroffen – Männer öfter als Frauen. Zudem haben Menschen mit Diabetes mellitus ein erhöhtes Risiko, eine Knocheninfektion zu entwickeln.

Symptome: So äußert sich eine Osteomyelitis

Die Symptome einer Osteomyelitis können ganz unterschiedlich sein. Sie hängen unter anderem davon ab, ob Bakterien die Verursacher der Knochenmarkentzündung sind und ob sie akut oder chronisch verläuft.

Bakterielle Knochenmarkentzündung

Die akute Osteomyelitis geht in der Regel mit schweren, sehr allgemeinen Symptomen einher. Beispiele sind:

  • Fieber, Schüttelfrost
  • Schmerzen im Infektionsgebiet
  • Druckschmerz
  • Schwellung
  • Rötung und Übererwärmung des betroffenen Knochens
  • eventuell Bildung von Eiter
  • Bewegungseinschränkungen

Bei einer chronischen Knochenentzündung sind die Symptome weniger stark ausgeprägt. Es kann aber immer wieder zu akuten Schüben kommen.

Nicht-bakterielle Knochenmarkentzündung

Bei der Osteomyelitis, die von anderen Krankheitserregern verursacht wird, fehlen solche allgemeinen Symptome. Das wichtigste Symptom sind Schmerzen in mehreren Körperregionen. Zusätzlich kann es zu einer lokal begrenzten Schwellung und Überwärmung kommen.

Bei der rheumatischen Form der Knochenmarkentzündung können zudem Hautveränderungen wie bei Schuppenflechte (Psoriasis) oder Akne auftreten.

Ursachen der Osteomyelitis

Bakterien können prinzipiell auf zwei Wegen in den Knochen gelangen: Entweder dringen sie von außen, zum Beispiel über eine Wunde oder bei einer Operation, ein und infizieren direkt das Knochenmark. Oder sie gelangen von einem bestehenden Infektionsherd im Körper über die Blutbahn in Knochen und Knochenmark.

In etwa 80 Prozent aller Osteomyelitis-Fälle ist das Bakterium Staphylococcus aureus verantortlich.

Seltenere Auslöser einer Osteomyelitis sind:

  • Streptokokken
  • Haemophilus influenzae
  • Pseudomonas aeruginosa
  • Salmonellen
  • Mycobacterium tuberculosis
  • Escherichia coli
  • Pilze

Bestimmte Faktoren wie Diabetes mellitus oder ein geschwächtes Immunsystem erhöhen das Risiko für eine Knochenmarkentzündung.

Osteomyelitis: Welche Formen gibt es?

Fachleute unterscheiden verschiedene Formen der Osteomyelitis, je nachdem ob die Entzündung durch eine hämatogene Streuung (endogen) entsteht oder auf exogene Ursachen (Verletzungen, Operationen) zurückzuführen ist. Zudem kann die Erkrankung akut oder chronisch verlaufen.

  • hämatogene Osteomyelitis: Bakterien gelangen aus einem anderen Infektionsherd im Körper in das Knochenmark und infizieren es. Dies kann zum Beispiel bei einer Mandelentzündung oder eine Harnwegsinfektion der Fall sein. Die Erreger sind also schon im Körper vorhanden. Die Form betrifft in erster Linie Kinder und Jugendliche, bei denen die Knochen sehr gut durchblutet sind. Vor allem der Oberschenkelknochen (Femur) und der Schienbeinknochen (Tibia) sind häufig betroffen.

  • exogene Osteomyelitis: Die eitrige Entzündung des Knochenmarks tritt nach einem offenen Knochenbruch (Fraktur) oder einer Operation am Knochen auf. Der Erreger wird also von außen (exogen) eingeschleppt und gelangt nicht über die Blutbahn in den Knochen.

  • chronische Osteomyelitis: Besteht die Infektion über sechs Wochen, wird von einer chronischen Osteomyelitis gesprochen. Hierbei kann es zu entzündlichen Schüben und eitrigen Fisteln kommen.

Andere Osteomyelitis-Formen

Es gibt rheumatische Osteomyelitis-Formen, die nicht durch eine Infektion mit Bakterien bedingt sind. Eine wichtige Sonderform ist die chronisch rekurrierende (wiederkehrende oder rezidivierende) multifokale Osteomyelitis (CRMO), die vornehmlich im Kindes- und Jugendalter auftritt und häufig mit einer Autoimmunerkrankung verbunden ist.

Ein besondere Notfall ist die Osteomyelitis bei Säuglingen, die beispielsweise durch eine Nabelschnurinfektion oder Lungenentzündung (Pneumonie) ausgelöst wird. Sie erfordert eine sofortige chirurgische Behandlung, da es ansonsten zur Zerstörung gelenknaher Knochen und Wachstumsstörungen kommen kann.

So wird die Diagnose Osteomyelitis gestellt

Zur Diagnosestellung einer Osteomyelitis wird zunächst eine körperliche Untersuchung durchgeführt und die Krankengeschichte (Anamnese) erhoben, um Hinweise auf einen bestehenden Infektionsherd zu erhalten.

Ärzt*innen fragen zum Beispiel, ob eine Mandelentzündung, eine Nasennebenhöhlenentzündung, eine Zahnwurzelentzündung oder die Entzündung einer Talgdrüse bekannt ist. Dies kann erste Hinweise darauf geben, ob eine endogene Osteomyelitis vorliegen könnte. Hatten Betroffene kürzlich eine Gelenkoperation oder Verletzung, spricht dies eher für eine exogene Osteomyelitis.

Eine Blutuntersuchung zeigt, ob bestimmte Entzündungswerte erhöht sind. Zudem lässt sich der Erreger isolieren und identifizieren, was für die Wahl des richtigen Antibiotikums wichtig ist. Dies gelingt auch durch eine Gelenkpunktion, bei der Gelenkflüssigkeit mithilfe einer dünnen Nadel entnommen wird.

Bildgebende Verfahren

Zudem werden bildgebende Verfahren eingesetzt, um den Ort und das Ausmaß der Knochenmarkentzündung genauer zu bestimmen. Dazu gehören:

  • Ultraschalluntersuchung: Nachweis des Abszesses (eitrige Entzündung) oder Gelenkergusses

  • Szintigraphie: vor allem bei akuter hämatogener Osteomyelitis

  • Magnetresonanztomographie (MRT = Kernspintomographie): Ein MRT hilft vor allem, die Knochenmarkentzündung von einem Ewing-Sarkom abzugrenzen, einer bösartigen Form von Knochenkrebs.

  • Röntgenbild: im Spätstadium, wenn bereits knöcherne Veränderungen vorliegen

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Therapie der Osteomyelitis

Ziel der Therapie ist es, die Infektion zu stoppen und Komplikationen wie eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) zu verhindern.

Bei einer akuten Knochenmarkentzündung wird die betroffene Extremität (Arm, Bein) hochgelagert und ruhiggestellt, zum Beispiel mit einer Schiene. Zudem erhalten die Patient*innen eine hochdosierte Antibiotikatherapie über etwa vier bis sechs Wochen. Kinder erhalten in der Regel Penicillinen. Die Therapie erfolgt meist im Krankenhaus.

Operative Behandlung bei Knochenmarkentzündung

Ist der Knochen bereits angegriffen, ist eine Behandlung durch Antibiotika alleine oft nicht ausreichend. In diesem Fall muss der betroffene Bereich operativ saniert werden. Beseitigt werden Abszesse und abgestorbenes Gewebe (Nekrose). Diese bilden den Nährboden dafür, dass die Infektion weiterhin besteht, und können durch Antibiotika nicht erreicht werden.

Bei einer chronischen Osteomyelitis wird manchmal eine Einlage mit Antibiotika in den eitrigen Infektionsherd eingebracht, um die Bakterien vollständig abzutöten. Haben die Keime die Knochensubstanz stark zerstört, muss sie aufgefüllt werden, um die Stabilität des Knochens zu gewährleisten. Bei dieser sogenannten Spongiosaplastik transferieren Chirurg*innen gesundes Knochengewebe in den erkrankten Knochenabschnitt.

Nach der Operation erhalten die Erkrankten weiterhin Antibiotika und die betroffene Körperregion wird möglicherweise ruhiggestellt. Im ersten Jahr müssen Patient*innen alle drei Monate zu Kontrollen gehen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Osteomyelitis vollständig ausgeheilt ist. In den folgenden zwei Jahren genügt eine jährliche Kontrolle.

Verlauf und Prognose bei Osteomyelitis

Unbehandelt kann eine Osteomyelitis zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung führen, wenn sich die Erreger über die Blutbahn ausbreiten. Bei Kindern bis zum zweiten Lebensjahr besteht zudem die Gefahr, dass Bakterien die Gelenke befallen. Die Folgen können eitrige Gelenkergüsse, Gelenkschäden und Wachstumsstörungen sein. Die betroffene Extremität verkürzt oder verformt sich, wodurch nachfolgende orthopädische Eingriffe notwendig werden können. Erwachsene neigen eher zu chronischen Verläufen der Osteomyelitis, die mit Knochenveränderungen einhergehen und das Risiko von Knochenbrüchen erhöhen.

Entscheidend ist, dass die akute Knochenmarkentzündung rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Dann heilt sie oft ohne bleibende Schäden aus. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen kommt es dann meist zu einer vollständigen Genesung. In einigen Fällen sind wiederholte Rückfälle möglich.

Lässt sich einer Osteomyelitis vorbeugen?

Einer Osteomyelitis lässt sich nicht gezielt vorbeugen. Bestehende Infektionen sollten aber immer schnellstmöglich behandelt werden, um das Risiko einer Osteomyelitis zu verringern. Es wird empfohlen, Schwellungen oder Erwärmungen der Gelenke immer ärztlich abzuklären.

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