Larynxkarzinom

Kehlkopfkrebs: Symptome, Anzeichen & Heilungschancen

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Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) entwickelt sich fast ausschließlich aus der obersten Zellschicht des Kehlkopfinneren, dem sogenannten Plattenepithel. Welche Symptome und Anzeichen es gibt, wie die Behandlung erfolgt und wie die Heilungschancen sind.

kehlkopfkrebs
© iStock.com/janulla

Die bösartigen Tumoren des Kehlkopfes werden aufgrund ihres Ursprungs auch als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. Äußerst selten sind hingegen sogenannte kleinzellige Larynxkarzinome.

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Klassifizierung nach Lage

Plattenepithelkarzinome des Kehlkopfes werden nach der Lage des Tumors unterschieden. Diese hat Einfluss auf die Ausbreitung in die Lymphknoten und daraus resultierend auf den Krankheitsverlauf.

  • Glottiskarzinom (Stimmbandkarzinom): Glottiskarzinome betreffen unmittelbar die Stimmlippen der Stimmbänder und verursachen deshalb schon früh Heiserkeit. Aus diesem Grund können sie oftmals noch in einem frühen Stadium entdeckt und behandelt werden.

  • Supraglottiskarzinom: Diese Tumoren wachsen oberhalb der Stimmbänder und greifen erst später auf die Stimmbänder über. Symptome wie Heiserkeit treten deshalb später auf, sodass zum Zeitpunkt der Diagnose oft schon Lymphknoten beteiligt sind.

  • Subglottiskarzinom: Auch bei den unterhalb der Stimmbänder (bis ein Zentimeter unterhalb der Stimmlippen) entstehenden Tumoren kommt es erst spät zu entsprechenden Symptomen.

Häufigkeit von Kehlkopfkrebs

Knapp ein Drittel aller bösartigen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich betreffen den Kehlkopf. Pro Jahr gibt es in Deutschland rund 3.600 neue Fälle von Kehlkopfkrebs bei Männern und etwa 500 bei Frauen, wobei die Erkrankungszahlen leicht rückläufig sind. Das Alter, in dem die meisten Menschen erkranken, liegt bei etwa 65 Jahren.

Welche Symptome treten bei Kehlkopfkrebs auf?

Je nach Lage und Größe des Tumors können beim Kehlkopfkrebs verschiedene Symptome auftreten.

Symptome des Glottiskarzinoms

Da Glottiskarzinome (Stimmbandkarzinome) unmittelbar die Stimmlippen betreffen, verursachen sie häufig bereits in einem frühen Stadium Symptome. Besonders typische erste Anzeichen sind:

  • über einen längeren Zeitraum anhaltende Heiserkeit
  • Kratzen im Hals
  • wiederkehrender Räusperzwang
  • chronischer Husten

Bei fortgeschrittenen großen Tumoren kommt es zu Atembeschwerden mit einem hörbaren Atemgeräusch und unter Umständen zu Luftnot.

Anzeichen des Supraglottiskarzinoms

Heiserkeit tritt bei Supraglottiskarzinomen erst dann auf, wenn der Tumor fortgeschritten ist und auf die Stimmlippen übergegriffen hat. Anzeichen eines Supraglottiskarzinoms können sein:

  • Schluckbeschwerden
  • Halsschmerzen, die gelegentlich bis in die Ohren ausstrahlen
  • Fremdkörpergefühl

Symptome bei Subglottiskarzinom

Aufgrund ihrer anatomischen Lage bleiben Subglottiskarzinome besonders oft unbemerkt und verursachen erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome. Das sind dann oft:

Ursachen und Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs

Kehlkopfkrebs entsteht überwiegend aufgrund äußerer Einflussfaktoren. Dazu zählen vor allem Rauchen und chronischer Alkoholkonsum.

Ebenfalls als Vorstufe von Kehlkopfkrebs gilt die sogenannte Larynxpapillomatose, eine gutartige Tumorerkrankung, die durch eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV), insbesondere Typ 6 und 11, ausgelöst wird. Der Anteil HPV-ausgelöster Kehlkopftumoren hat deutlich zugenommen. Wissenschaftler vermuten inzwischen, dass es sich bei HPV-bedingten und nicht HPV-bedingten Tumoren um verschiedene Krankheitsbilder handeln könnte, die möglicherweise unterschiedlich behandelt werden müssen. So ist beispielsweise die Prognose HPV-bedingter Tumoren besser als die von nicht HPV-bedingten Tumoren.

Weitere Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs sind:

  • häufiger (berufsbedingter) Kontakt mit krebserregenden Substanzen, etwa Holz- und Metallstäube, chrom- und nickelhaltige Farben und Lacke

  • geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel infolge einer HIV-Infektion

  • Krebsvorstufen (Präkanzerosen): Kehlkopfkrebs entwickelt sich nicht selten aus Vorstufen, sogenannten Präkanzerosen. Dazu zählen die Leukoplakie (weißes, nicht abwischbares Areal in der Schleimhaut), aber auch Hyperplasie (übermäßige Vermehrung von Schleimhautzellen) und Dysplasie (übermäßige Vermehrung sowie ein verändertes Aussehen von Schleimhautzellen). Präkanzerosen gehen nicht immer, jedoch häufig in Krebs über. Sie sollten deshalb, wenn sie bekannt sind, entweder behandelt oder regelmäßig kontrolliert werden.

Kehlkopfkrebs: Wie die Diagnose abläuft

Zunächst erfragt der Arzt in der Anamnese die Krankengeschichte und die aktuellen Beschwerden. Dabei richtet er sein Augenmerk auch auf die Lebensgewohnheiten wie den Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie den Beruf. Anschließend wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der unter anderem der Mund- und Rachenraum begutachtet und der Kopf- und Halsbereich nach einem Tumor oder etwaig vergrößerten Lymphknoten abgetastet wird.

Laryngoskopie bei Verdacht auf Kehlkopfkrebs

Gewinnt der Arzt bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung den Verdacht, es könne sich um ein bösartiges Geschehen im Bereich des Kehlkopfes handeln, führt er eine Spiegelung (Endoskopie) durch. Dies geschieht entweder durch den Mund (Lupenlaryngoskopie) oder – bei starkem Würgereiz – durch die Nase (transnasale fiberoptische Laryngopharyngoskopie). Ergibt sich ein Tumorbefund, erfolgt in der Regel eine gründliche Spiegelung unter Narkose, bei der Gewebeproben entnommen und anschließend mikroskopisch begutachtet werden können (Biopsie). Dies ermöglicht die Festlegung des Tumorstadiums.

Bildgebende Untersuchungsverfahren

Mithilfe bildgebender Untersuchungsverfahren können der Ort und das Ausmaß eines Tumors bestimmt werden. Dies ist vor allem auch für die Planung der Therapie von großer Bedeutung. Infrage kommen die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT).

Weitere Untersuchungen schließen sich an, um festzustellen, ob Lymphknoten und/oder andere Organe befallen sind. Dazu gehören beispielsweise Röntgenuntersuchungen der Lunge oder Ultraschall (Sonografie) des Halses und des Bauches.

Ist Kehlkopfkrebs heilbar? Behandlung und Heilungschancen

Kehlkopfkrebs kann nur geheilt werden, wenn er vollständig operativ entfernt werden kann. Deshalb wird, soweit es der Gesundheitszustand des Patienten zulässt, immer die Operation angestrebt. Ihr Ausmaß hängt vom Stadium des Tumors ab. Sie kann entweder während einer Spiegelung (Endoskopie) mithilfe eines Lasers erfolgen oder offen durchgeführt werden, wobei Teile des Kehlkopfes oder der gesamte Kehlkopf sowie die Lymphknoten entfernt werden.

In den Stadien T1 und T2 ist es zumeist möglich, den Kehlkopf bei der Operation zu erhalten, in den fortgeschrittenen Stadien T3 und T4 gelingt dies nicht immer. Zudem wird zum Beispiel beim Nachweis eines Lymphknotenbefalls eine begleitende, den Erfolg der Operation unterstützende (adjuvante) Chemo-Strahlentherapie empfohlen.

Um nach der Entfernung des Kehlkopfes die Sprechfähigkeit des Patienten wiederherzustellen, wird eine Verbindung (Stimm-Shunt) zwischen Luft- und Speiseröhre beziehungsweise dem unteren Rachen (Hypopharynx) geschaffen, in die eine Stimmprothese eingesetzt wird. Möglich ist auch das Erlernen der sogenannten Ösophagusersatzstimme. Dabei erlernt der Patient eine Technik, mit der er willkürlich Luftbewegungen in der Speiseröhre steuern kann. Durch intensives Training bildet sich allmählich ein Wulst im Bereich des Speiseröhreneingangs aus, der praktisch die Funktion der Stimmlippen übernimmt, sodass das Sprechen möglich wird. Eine Alternative ist die Verwendung einer elektronischen Sprachhilfe.

Chemo-Strahlentherapie bei Kehlkopfkrebs

Bei Subglottiskarzinomen wird nach der Operation in der Regel eine Strahlentherapie des Tumorbereichs und der Lymphabflusswege durchgeführt. Bei Glottis- und Supraglottiskarzinomen wird dies für fortgeschrittenere Stadien empfohlen. Begleitend zur Operation kann auch eine kombinierte Chemo-Strahlentherapie durchgeführt werden.

Bei nicht-operablen Tumoren sowie bei Tumoren, die bereits Tochtergeschwülste in anderen Organen gebildet haben, können die Strahlentherapie oder die kombinierte Chemo-Strahlentherapie alternativ zur Operation erfolgen. Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch bei Patienten, für die eine Operation aufgrund ihres allgemeinen Gesundheitszustands ein zu großes Risiko darstellen würde.

Zielgerichtete Therapie

Zielgerichtete Therapien (targeted therapies) greifen gezielt in bestimmte Signalwege der Krebszellen ein. Sie bewirken dadurch eine Hemmung des weiteren Tumorwachstums, wobei gesunde Zellen weitgehend geschont werden. Für die Behandlung von fortgeschrittenem Kehlkopfkrebs, der bereits in andere Organe gestreut (metastasiert) hat oder nach zunächst erfolgreicher Behandlung zurückgekehrt ist, steht die Substanz Cetuximab in Kombination mit Strahlentherapie oder Chemotherapie zur Verfügung. Sie richtet sich gegen Bindungsstellen (Rezeptoren) des sogenannten epidermalen Wachstumsfaktors EGF.

Durch die Kombinationsbehandlung aus zielgerichteter Therapie und Strahlen- oder Chemotherapie kann die Überlebenszeit von Patienten mit metastasiertem Kehlkopfkrebs oder bei einem Krankheitsrückfall im Vergleich zur alleinigen Strahlen- oder Chemotherapie deutlich verlängert werden. Gleichzeitig lassen sich durch die Kombinationstherapie tumorbedingte Beschwerden, etwa Schmerzen, Schluck- oder Sprachprobleme, gut unter Kontrolle bringen.

Heilungschancen bei Kehkopfkrebs

Die Heilungschancen bei Kehlkopfkrebs hängen davon ab, ob und wie stark der Tumor bereits in Lymphknoten gestreut hat (Metastasierung), das heißt wie früh er entdeckt wird. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 63 Prozent, die 10-Jahres-Überlebensrate bei 49 Prozent. Das heißt, dass 5 beziehungsweise 10 Jahre nach der Diagnose noch 63 beziehungsweise 49 Prozent der Betroffenen leben. Patienten mit erfolgreich behandeltem Kehlkopfkrebs, bei denen nach 5 Jahren keine neuen Tumoren aufgetreten sind, gelten als geheilt.

Wie kann man Kehlkopfkrebs vorbeugen?

Bei der Entstehung von Kehlkopfkrebs spielen äußere Einflussfaktoren eine wichtige Rolle. Der Erkrankung kann deshalb durch eine gesunde Lebensweise mit mäßigem Alkoholkonsum und Rauchverzicht vorgebeugt werden.

Ein weiterer bedeutender Risikofaktor sind HPV-Infektionen. Schutz bietet hier zum einen der Verzicht auf Oralsex mit wechselnden Geschlechtspartnern und zum anderen die HPV-Impfung, die in Deutschland für Mädchen und Jungen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen wird.

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