Tumor der Verdauungsorgane

Speiseröhrenkrebs: Rauchen und Alkohol sind Risikofaktoren

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Bei Speiseröhrenkrebs bildet sich in der Speiseröhre ein bösartiger Tumor. Beschwerden treten oft erst im fortgeschrittenem Stadium auf. Welche Risikofaktoren zur Entstehung beitragen und alles über Symptome und Verlauf vom Ösophaguskarzinom, lesen Sie hier.

Speiseröhrenkrebs
© Getty Images/Sanja Radin

Speiseröhrenkrebs gehört in Deutschland zu den relativ seltenen Krebsarten, die Tendenz ist jedoch steigend. Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts erkrankten im Jahr 2020 in Deutschland 6.100 Männer und 1.800 Frauen an Speiseröhrenkrebs. Bei Männern nimmt das Ösophaguskarzinom damit einen Anteil von rund 3,5 Prozent an allen bösartigen Tumorerkrankungen ein. Bei Frauen sind es zirka 1,2 Prozent. Männer erkranken im Durchschnitt mit 67 Jahren, Frauen mit 71 Jahren.

Artikelinhalte im Überblick:

Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

Speiseröhrenkrebs: Entstehung

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein ungefähr 25 Zentimeter langer, elastischer Muskelschlauch, der die Mundhöhle mit dem Magen verbindet. Sie ist hauptsächlich für den Nahrungstransport zuständig und von innen vollständig mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Neben den Schleimhautzellen sind Drüsenzellen eingelagert, die mit ihrem Sekret die Speiseröhre feucht halten und das Schlucken erleichtern.

Speiseröhrenkrebs entsteht, wenn einzelne Zellen der Schleimhaut entarten und zu bösartigen (malignen) Zellen werden. Diese Zellen reagieren nicht mehr auf Signale, die normalerweise ihr Wachstum steuern, sondern vermehren sich ungehemmt und verdrängen die gesunden Zellen.

Je nachdem ob der bösartige Tumor aus Schleimhautzellen oder Drüsenzellen hervorgeht, unterscheiden Ärzte*Ärztinnen zwei verschiedene Arten von Speiseröhrenkrebs:

  • das Plattenepithelkarzinom (40 Prozent) entsteht aus den Deckzellen (Epithel) der Speiseröhren-Schleimhaut

  • das Adenokarzinom (60 Prozent) entsteht aus Drüsenzellen im unteren Teil der Speiseröhre, am Übergang zum Magen

Speiseröhrenkrebs Symptome: Welche Anzeichen gibt es?

Häufig verursacht Speiseröhrenkrebs lange Zeit keine Symptome und macht sich erst bemerkbar, wenn er schon weit fortgeschritten ist. Für die meisten Betroffenen sind anhaltende Schluckstörungen der erste Anlass, ärztlichen Rat einzuholen. Diese entstehen, weil der wachsende Tumor die Speiseröhre immer weiter einengt, bis die Nahrung den Tumor beim Schlucken nicht mehr ungehindert passieren kann.

Erst großer Speiseröhrenkrebs verursacht Symptome

Allerdings ist die Speiseröhre sehr elastisch, sodass erst größere, fortgeschrittene Tumoren ernsthafte Probleme verursachen. In diesem Stadium kommen beim Speiseröhrenkrebs oft noch weitere Symptome hinzu:

  • Schmerzen hinter dem Brustbein und im Rücken
  • Gewichtsverlust
  • Heiserkeit und Husten
  • Rückfluss von Nahrungsbrei in den Mund
  • Sodbrennen
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit

Metastasenbildung häufig in den Lymphgefäßen am Hals

Bösartige Tumoren können Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen und Geweben ausbilden. Beim Speiseröhrenkrebs befällt der Tumor häufig die benachbarten Lymphknoten. Ein weiteres typisches Symptom sind deshalb geschwollene Lymphknoten am Hals, die unter Umständen nach außen hin tastbar sind.

Mögliche Ursachen für geschwollene Lymphknoten

Speiseröhrenkrebs: Mögliche Ursachen

Bösartige Tumoren wie der Speiseröhrenkrebs haben ihre Ursache immer darin, dass sich im Erbgut einzelner Zellen Schäden (Mutationen) ansammeln, die das Verhalten der Zellen beeinflussen: Die veränderten Zellen vermehren sich schneller als die normalen Zellen und das gesunde Gewebe wird zunehmend durch das unkontrolliert wuchernde Tumorgewebe verdrängt. Warum sich das Erbgut der Zellen so verändert, lässt sich oft nicht eindeutig feststellen.

Speiseröhrenkrebs: Risikofaktoren im Überblick

Es gibt bekannte Risikofaktoren, die eine Schädigung der Schleimhautzellen begünstigen:

  • Nikotinkonsum
  • Alkoholkonsum
  • sehr heiße oder scharf gewürzte Speisen und Getränke
  • krebserregende Stoffe in der Nahrung, wie zum Beispiel Nitrosamine oder die von Schimmelpilzen erzeugten Aflatoxine
  • unausgewogene Ernährung und Mangelernährung
  • Übergewicht
  • die gastroösophageale Refluxkrankheit
  • stiller Reflux
  • Fehlbildungen und Funktionsstörungen der Speiseröhre

Rauchen und Alkohol schaden der Speiseröhre

Vor allem Alkohol und Nikotin erhöhen das Risiko für Speiseröhrenkrebs. Die Kombination aus beiden macht zirka 75 Prozent aller Plattenepithelkarzinome aus. Menschen, die beispielsweise 30 Zigaretten am Tag rauchen, haben in etwa ein sechsmal höheres Risiko ein Ösophaguskarzinom zu entwickeln als Nichtraucher*innen.

Zudem kann der Konsum von großen Mengen Alkohol die Entwicklung eines bösartigen Tumors begünstigen. 80 Gramm Alkohol pro Tag, das entspricht ungefähr zwei Litern Bier oder vier Gläsern Wein, erhöhen das Risiko deutlich.

Dauerhafte Refluxkrankheit begünstigt Speiseröhrenkrebs

Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist der obere Schließmuskel des Magens geschwächt, sodass der Magen zur Speiseröhre hin nicht dicht verschlossen ist. Deshalb fließt ständig aggressive Magensäure aus dem Magen in den unteren Teil der Speiseröhre hinein und verätzt die Speiseröhren-Schleimhaut. Dauerhaft kann die Magensäure die Schleimhautzellen so stark schädigen, dass diese zu bösartigen Krebszellen entarten.

Es besteht die Möglichkeit, dass ein sogenannter Barrett-Ösophagus entsteht. Dabei kommt es zu krankhaften Veränderungen der Speiseröhre, die als Vorstufe von Speiseröhrenkrebs gelten. Gerade für die Entwicklung eines Adenokarzinoms gilt Reflux als Risikofaktor.

Risikofaktor Ernährung bei Speiseröhrenkrebs

Die Ernährung kann die Entstehung eines Ösophaguskarzinoms insofern beeinflussen, indem zum Beispiel durch sehr fettreiche Kost zusammen mit Übergewicht einen Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verursacht. Die Magensäure kann wie bei der Refluxkrankheit auf Dauer zu Schäden der Zellen führen.

Krebs: Die größten Risikofaktoren

Wie sieht die Diagnose beim Ösophaguskarzinom aus?

Bei Speiseröhrenkrebs ergeben sich die ersten Anhaltspunkte für die Diagnose aus den Beschwerden und den Lebensgewohnheiten. Um den Verdacht auf Speiseröhrenkrebs zu bestätigen, sind verschiedene Untersuchungen erforderlich.

Die meisten Menschen, die an Speiseröhrenkrebs erkrankt sind, suchen eine*n Ärztin*Arzt auf, weil sie an Schluckstörungen leiden. Um diese Beschwerden richtig einordnen zu können, werden zunächst verschiedene Fragen zur Krankengeschichte gestellt.

Wichtige Beschwerden und Veränderungen, die für die Diagnose wichtig sind:

  • Gewichtsverlust
  • Schmerzen
  • Sodbrennen
  • bestimmte Vorerkrankungen

Wichtig sind für die Speiseröhrenkrebs-Diagnose außerdem bestimmte Lebensgewohnheiten, besonders Alkohol- und Nikotinkonsum.

Anschließend tastet der*die Arzt*Ärztin die Speiseröhre und den Hals vorsichtig ab. Manchmal lässt sich ein Tumor in der Speiseröhre bereits von außen erfühlen. Außerdem schwellen bei Speiseröhrenkrebs schnell benachbarte Lymphknoten an, die ebenfalls ertastet werden können.

Ärztliche Untersuchungen bei Verdacht auf Speiseröhrenkrebs

Erhärtet sich der Verdacht auf Speiseröhrenkrebs, erfordert die endgültige Diagnose eine genauere körperliche Untersuchung. Zudem müssen meist mehrere medizinische Fachbereiche zusammenarbeiten. Das liegt unter anderem an der Nähe von Speiseröhre und Lunge. Auch dieser muss dementsprechend genauer untersucht werden.

Da ein Tumor in der Speiseröhre von außen nicht zu sehen ist, kommen vor allen Dingen bildgebende Verfahren zum Einsatz:

Durch die Untersuchungsmethoden ist es möglich, die Lage und Größe des Tumors festzustellen und ob er bereits Metastasen gebildet hat. Auch eine Blutuntersuchung ist wichtig, um Informationen über den Allgemeinzustand einzelner Organe zu erhalten.

Biopsie der Speiseröhre schafft Klarheit

Das Endoskop ermöglicht es der*dem Ärztin*Arzt, die gesamte Speiseröhren-Schleimhaut auf Veränderungen zu untersuchen und bei Bedarf eine Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen. Die Gewebeprobe wird anschließend in einem speziellen Labor untersucht. Da sich Krebszellen auf eine typische Weise von normalen Zellen unterscheiden, schafft diese Untersuchung endgültig Klarheit darüber, ob es sich um ein Ösophaguskarzinom handelt. Bei Personen mit Refluxkrankheit gestaltet sich die Beurteilung der Zellveränderung schwieriger. Teil der aktualisierten Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bei Speiseröhrenkrebs ist es daher, zwei Ärzte*Ärztinnen bei der Diagnose betroffener Menschen zu Rate zu ziehen.

Färbe-Spray-Chromoendoskopie

Studien haben gezeigt, dass sich Vorstufen und Tumoren zuverlässiger erkennen lassen, wenn die Schleimhaut der Speiseröhre vorher eingefärbt wird. Die sogenannte Färbe-Spray-Chromoendoskopie sollte aber immer in Kombination mit einer Biopsie stattfinden. Nur so können genaue Aussagen über den Tumor getroffen werden.

Behandlung bei Speiseröhrenkrebs: Welche Therapien gibt es?

Je früher Speiseröhrenkrebs erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie unterscheidet sich wie folgt:

  • Kurative Therapie: Der Tumor und mögliche Tochtergeschwülste können vollständig entfernt werden. Betroffene sind dauerhaft geheilt.

  • Palliative Therapie: Können Tumoren nicht vollständig operativ entfernt werden, gilt es, den Speiseröhrenkrebs so lange wie möglich zu kontrollieren und eine Streuung der Krebszellen zu vermeiden. Die Lebensqualität von Patienten*Patientinnen soll so gut es geht erhalten bleiben. Die Palliativersorgung soll allen unheilbaren Betroffenen angeboten werden, auch wenn keine Behandlung des Tumors stattfindet.

Die Therapiemöglichkeiten hängen vor allem davon ab, wie weit der Tumor fortgeschritten ist. Die besten Heilungschancen bietet normalerweise eine Operation, bei der die*der Ärztin*Arzt den Tumor vollständig entfernt. In einem sehr frühen Stadium ist es unter Umständen möglich, Tumorgewebe im Rahmen einer Endoskopie zu entnehmen. Dieser Eingriff ist vergleichsweise unkompliziert und schonend.

Befallener Teil der Speiseröhre wird entnommen

Ist der Speiseröhrenkrebs weiter fortgeschritten, ist hingegen eine relativ aufwendige Operation notwendig, bei der die*der Ärztin*Arzt den befallenen Teil der Speiseröhre und die benachbarten Lymphknoten vollständig entfernt. Der fehlende Teil der Speiseröhre kann überbrückt werden, indem der Magen ein Stück nach oben gezogen und wieder mit der Speiseröhre verbunden wird. Befindet sich der Tumor in der oberen Hälfte der Speiseröhre, kann ein Stück Dünndarm die Verbindung zum Magen ersetzen. Die Entfernung benachbarter Lymphknoten (standardisierte Lymphknotenentfernung, Lymphadenektomie) ist wichtig, da meist nicht zu erkennen ist, ob sich auch dort Tumorzellen befinden.

Radiochemotherapie gegen Speiseröhrenkrebs

Bei fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs führt der*die Arzt*Ärztin vor der Operation häufig eine Strahlentherapie oder eine Radiochemotherapie (Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie) durch. Dadurch gelingt es in vielen Fällen, den Tumor im Ösophagus zu verkleinern.

Je kleiner der Tumor bei der Operation ist, desto schonender verläuft der Eingriff und desto geringer ist die Komplikationsrate. Auch bei Tumoren der Speiseröhre, die sich operativ nicht oder nur unvollständig entfernen lassen oder die bereits Metastasen gebildet haben, kommt häufig eine Radiochemotherapie zum Einsatz.

Wie schnell wächst Speiseröhrenkrebs? Verlauf und Prognose

Wenn der Tumor der Speiseröhre sich bei der Diagnose noch in einem sehr frühen Stadium befindet und noch keine Metastasen gebildet hat, nimmt Speiseröhrenkrebs in der Regel einen guten Verlauf. Solange der Krebs sich nur oberflächlich ausgebreitet hat und noch nicht in tiefe Gewebeschichten eingedrungen ist, liegen die Heilungschancen nach einer Operation bei 80 bis 90 Prozent.

Speiseröhrenkrebs wird meist sehr spät entdeckt

Problematisch ist, dass die meisten Ösophaguskarzinome nicht in diesem frühen Stadium diagnostiziert werden, da der Krebs zu diesem Zeitpunkt noch keine Symptome verursacht. Wenn die ersten Beschwerden auftreten, ist der Tumor meistens schon sehr groß, in die umliegenden Gewebe hineingewachsen und hat Tochtergeschwulste in den Lymphknoten gebildet.

Durch das stetige Wachstum fällt den Betroffenen das Schlucken und Essen zunehmend schwerer und sie leiden unter starkem Gewichtsverlust. Da der*die Arzt*Ärztin den Tumor durch eine Operation nicht mehr vollständig entfernen kann, schreitet die Erkrankung in der Regel schnell fort. Beim fortgeschrittenen Speiseröhrenkrebs ist die Prognose deshalb ungünstig.

Wie kann man dem Ösophaguskarzinom vorbeugen?

Es ist nicht möglich, einer Krebserkrankung wie dem Speiseröhrenkrebs hundertprozentig vorzubeugen. Dennoch lässt sich das Erkrankungsrisiko mit gesundem Lebensstil senken:

  • Ein Hauptrisikofaktor ist Rauchen. Ein Verzicht auf den Konsum von Tabakwaren jeglicher Art ist daher sehr empfehlenswert.

  • Auch Alkohol sollte nur in Maßen genossen werden. Vor allen Dingen hochprozentige Spirituosen wie Schnaps fördern die Entstehung von Speiseröhrenkrebs.

  • Häufige Magenbeschwerden wie Sodbrennen erhöhen das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Die Beschwerden sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

  • Ist in der Familie bereits jemand an Speiseröhrenkrebs erkrankt, sollten engmaschige Kontrolluntersuchungen für Familienmitglieder in Erwägung gezogen werden. Ein Gespräch mit dem*der Arzt*Ärztin ist dafür hilfreich.

  • Symptome wie Schluckstörungen entwickeln sich beim Speiseröhrenkrebs oft schleichend. Besonders länger anhaltende Beschwerden sind demnach immer ernstzunehmen and sollten abgeklärt werden.

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