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Biologika (Biologicals): Anwendung bei Psoriasis

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Biologika (auch Biologicals oder Biologics) sind biotechnologisch (gentechnisch) hergestellte Arzneimittel, die körpereigenen Substanzen ähneln und verschiedene Regulationsmechanismen unseres Körpers gezielt beeinflussen. Wie und welche Biologika bei Schuppenflechte (Psoriasis) helfen können, lesen Sie hier.

Was sind Biologika, Biologicals oder Biologics?
© iStock.com/MarianVejcik

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was ist ein Biologikum? Biologika sind Medikamente, die aus lebenden Organismen hergestellt werden und gezielt in körperliche Prozesse eingreifen, um Krankheiten zu behandeln oder Symptome zu lindern.

Bei welchen Krankheiten werden Biologika eingesetzt? Sie werden vor allem bei chronisch-entzündlichen Krankheiten wie Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Rheuma und bestimmten Formen von Darmkrankheiten sowie bei einigen Krebsarten eingesetzt.

Was passiert beim Einsatz von Biologika im Körper? Die Wirkstoffe beeinflussen gezielt spezifische Bestandteile des Immunsystems, um Entzündungsreaktionen zu verringern oder das Wachstum von Krebszellen zu hemmen.

Artikelinhalte im Überblick:

Wie sieht Schuppenflechte aus? Bilder der Psoriasis

Was sind Biologika?

Biologika sind moderne Medikamente, die durch biotechnologische Verfahren aus lebenden Organismen oder deren Zellen gewonnen werden. Sie zielen darauf ab, körperliche Prozesse auf molekularer Ebene zu modifizieren, um Krankheiten zu behandeln oder zu verhindern. Im Körper wirken sie wie eine Art Antikörper und richten sich gegen Entzündungsbotenstoffe, Rezeptoren und Immunstoffe.

In der Medizin werden sie auch als biologische Arzneimittel, biotechnologisch hergestellte Arzneimittel oder einfach als Biologics bezeichnet.

Je nach Erkrankung werden Biologika zur hemmenden oder fördernden Regulation von Vorgängen des Abwehrsystems entwickelt und eingesetzt. Krankheitserscheinungen und Spätfolgen der Psoriasis und der Psoriasis-Arthritis können deshalb mithilfe von Biologika spürbar gemindert oder sogar gestoppt werden.  

Gut zu wissen: Biosimilars sind Nachahmerprodukte von Biologika, die nach dem Patentablauf des Originalpräparates entwickelt werden. Sie sind den Biologika in Struktur, Wirksamkeit und Sicherheit sehr ähnlich, aber nicht identisch. Biosimilars bieten eine kostengünstigere Alternative zu den oft teuren Biologika, müssen jedoch durch strenge regulatorische Verfahren ihre Äquivalenz zum Referenzprodukt nachweisen, bevor sie zugelassen werden.

Zugelassene Biologika bei Schuppenflechte

Zur Behandlung der Schuppenflechte (Plaque-Psoriasis) kommen unter anderem folgende Biologika infrage:

  • Adalimumab (Humira)
  • Etanercept (Enbrel)
  • Infliximab (Remicade)
  • Secukinumab (Cosentyx)
  • Ustekinumab (Stelara)

Zur Behandlung von Kindern mit Schuppenflechte können laut Leitlinien die Wirkstoffe Adalimumab (für Kinder über vier Jahre), Etanercept (für Kinder über sechs Jahre) und Ustekinumab (für Kinder über zwölf Jahre) eingesetzt werden.

Wie werden Biologika verabreicht?

Da Eiweiße im Magen-Darm-Trakt zerstört werden, können Biologika nicht in Tablettenform verabreicht werden. Sie werden daher per Infusion direkt ins Blutsystem oder als Spritze unter die Haut (subkutane Injektion) ins Unterhautgewebe gegeben. Dort können Biologicals unzerstört vollständig aufgenommen werden.

Die subkutane Injektion ist durch die*den Patient*in selbstständig durchführbar. Infusionen werden hingegen in der Arztpraxis unter ärztlicher Aufsicht verabreicht.

Wie wirken Biologika?

Am Beispiel der sogenannten TNF-alpha-Blocker, die eine Untergruppe der Biologika sind, kann die Idee, die hinter der Entwicklung von Biologika steht, verdeutlicht werden: Im Mittelpunkt der entzündlichen Immunantwort bei Erkrankungen wie der Psoriasis stehen unter anderem die körpereigenen Botenstoffe Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha) und Interleukin 1 (IL-1).

Produziert wird TNF-alpha vorwiegend von Fresszellen (Makrophagen) des Abwehrsystems. Diese Makrophagen sind ein Bestandteil des angeborenen Immunsystems, das bei unterschiedlichsten Abwehrvorgängen eine wichtige Rolle spielt.

Die Wirkung von TNF-alpha umfasst beispielsweise:

  • Aktivierung des Arachidon-Stoffwechsels

  • Aktivierung von weiteren Zellen des Abwehrsystems (beispielsweise T- und B-Lymphozyten)

  • Anlocken von Immunzellen zum erkrankten Hautareal oder Gelenk

  • Produktion von Sauerstoffradikalen in Fresszellen

  • Förderung der Herstellung von knorpel- und knochenabbauenden Enzymen

  • Hemmung gelenkeigener Reparaturmechanismen durch Verminderung der von den Knorpelzellen ausgehenden Kollagenproduktion

  • Steigerung von Fressvorgängen durch Granulozyten (eine Art der weißen Blutkörperchen) und Makrophagen

Körpereigene Botenstoffe unterliegen einem komplexen System von gegenseitiger Regulierung und Kontrolle. Auch TNF-alpha hat im menschlichen Körper mehrere Gegenspieler, beispielsweise das sogenannte TNF-bindende Protein. Dieses komplizierte Gleichgewicht ist bei der Schuppenflechte ins Ungleichgewicht geraten. Fängt man durch nachgebaute Bindungsstellen (Rezeptoren) oder Antikörper überschüssiges TNF-alpha ab, können Entzündungsvorgänge wirksam gebremst werden.

Da bei der Psoriasis jedoch noch weitere Mitspieler (beispielsweise T-Lymphozyten, Interleukin-12 und Interleukin-23) bekannt sind, ergeben sich fortlaufend bislang ungenutzte Ansatzpunkte für moderne Therapieverfahren wie Biologika.

Wann werden Biologika bei Psoriasis zur Therapie eingesetzt?

Grundsätzlich können Biologika in der Therapie bei schwerer Psoriasis vulgaris eingesetzt werden. Meistens erfolgt dies jedoch nur bei Betroffenen, bei denen andere Behandlungen, wie die Bestrahlung mit UV oder Medikamente wie Ciclosporin oder Methotrexat, die Symptome nicht ausreichend lindern konnten.

Biologika zeigen bei Schuppenflechte eine gute Wirkung: Laut Studien lindern sie bei 70 von 100 Patienten die Symptome deutlich.

Nebenwirkungen der Biologicals

Biologicals dämpfen das Immunsystem, das heißt, dass die Anfälligkeit für Infekte steigt. Häufig sind dabei Bronchitis und Harnwegsentzündungen. Auch schwere Infekte der Lunge oder des Herzmuskels sind häufiger (einer von 100). Insgesamt bekommen laut Studien fünf von 100 Menschen eine Nebenwirkung. Vier von ihnen brechen die Behandlung deshalb ab.

Häufig kommt es auch zu Reaktionen an der Einstichstelle: Rötungen, Juckreiz, Schwellungen und Blutergüsse können anfangs nach der Infektion von Biologika auftreten, werden aber oft im Laufe der Behandlung besser. In einigen Studien zeigte sich, dass die Nebenwirkungen durch Biologika geringer sind als solche, die durch andere systemische Therapien bei Psoriasis hervorgerufen werden.

Kontraindikationen von Biologika

Biologika kommen nicht für alle Patient*innen infrage. Insbesondere bei folgenden Begleiterkrankungen können Biologika nicht eingesetzt werden:

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