Anzeichen und was tun?

Nachtblindheit: Symptome, Ursachen und Therapie

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Nachtblindheit äußert sich durch eingeschränktes Sehvermögen bei Dämmerlicht oder Dunkelheit. Die Symptome führen mitunter zu gravierenden Einschränkungen im Alltag. Welche Anzeichen sind typisch, durch welche Tests wird eine Nachtblindheit festgestellt und was hilft?

Frau macht einen Sehtest
© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Welche Anzeichen hat eine Nachtblindheit? Bei Nachtblindheit ist es dem Auge nicht möglich, sich an Dunkelheit anzupassen. Betroffene haben Schwierigkeiten, bei schlechten Lichtverhältnissen zu sehen. Wie stark die Sehschwäche ausgeprägt ist, kann dabei sehr unterschiedlich sein.

Was ist der Grund für Nachtblindheit? Die Sehschwäche kann angeboren sein. Ursache ist mitunter aber auch ein Vitamin-A-Mangel oder eine Grunderkrankung wie Retinitis pigmentosa oder Diabetes mellitus.

Wie wird Nachtblindheit behandelt? Eine angeborene Nachtblindheit ist nicht therapierbar. Führen andere Grunderkrankungen zu der Sehschwäche, müssen diese behandelt werden.

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Was ist Nachtblindheit?

Unter Nachtblindheit (Hemeralopie) versteht man die eingeschränkte Sehfähigkeit bei Dämmerlicht oder Dunkelheit. Sie entsteht durch defekte oder fehlende Zellen der Netzhaut (Stäbchen). Stäbchen sind Rezeptoren, die das Schwarz-Weiß-Sehen vermitteln.

Sind diese Zellen beeinträchtigt, ist die Anpassungsreaktion der Netzhaut an die Dunkelheit (Dunkeladaption) gestört beziehungsweise nicht möglich. Diese Sehbeeinträchtigung kann erworben oder vererbt sein. Letztere bezeichnen Fachleute als kongenitale stationären Nachtblindheit (CSNB).

Die Tagessichtigkeit ist bei Nachtblindheit normal, insofern keine anderen Augenerkrankungen vorliegen.

Verschiedene Störungen des Nachtsehens möglich

Während eine angeborene Hemeralopie selten ist, kommt die sogenannte Nachtkurzsichtigkeit (Nachtmyopie) häufiger vor. Geläufig ist auch der Begriff Dämmerungssehen.

Das Auge wird dabei im Dunkeln leicht kurzsichtig oder eine bestehende Kurzsichtigkeit verstärkt sich. Grund ist, dass sich in der Nacht die Pupillen weiten. Dadurch wirkt sich eine Sehschwäche stärker auf die Sehschärfe aus.

Eine Nachtkurzsichtigkeit macht sich häufig beim nächtlichen Autofahren bemerkbar. Für Betroffene kann eine Brille für Nachtfahrten sinnvoll sein.

Auch verschiedene Augenerkrankungen führen unter anderem zu einem eingeschränkten Nachtsehen. Beispielsweise der Grauer Star (Katarakt), welcher mit einer Linsentrübung einhergeht. Fachleute sprechen diesbezüglich von einem verminderten Kontrastsehen.

Symptome: So macht sich Nachtblindheit bemerkbar

Während Menschen mit gesunden Augen bei geringer Helligkeit noch eine relativ gute Sehschärfe haben, kann ein Mensch mit Nachtblindheit nur noch Umrisse oder gar nichts mehr sehen.

Bei schwachem Licht sind die Orientierung und die Erkennung von Gegenständen oder Personen stark eingeschränkt oder unmöglich. Kleine Hindernisse können deshalb schon zum Problem werden – die nachtblinde Person bewegt sich nicht nur im Dunkeln, sondern auch in der Dämmerung unsicher.

Das hat gravierende Folgen für den Alltag. Nächtliches Autofahren ist durch die eingeschränkte Sicht beispielsweise erschwert oder nicht möglich. Tagsüber sind dagegen Sehschärfe, Farbensehen und Gesichtsfeld nicht eingeschränkt – vorausgesetzt es liegen außer der Nachtblindheit keine weiteren Augenerkrankungen vor.

Ursachen der Nachtblindheit

In der Netzhaut des Auges befinden sich die Sehsinneszellen, die sogenannten Zapfen und Stäbchen. Die etwa sieben Millionen Zapfen dienen dem Farbensehen, Tagessehen und scharfen Sehen. Die etwa 120 Millionen Stäbchen sind dagegen für das Nacht- und Dämmerungssehen verantwortlich. Sie können keine Farben erkennen.

Durch das Zusammenspiel zwischen Zapfen und Stäbchenzellen passt sich das Auge den jeweiligen Lichtverhältnissen an. Lässt die Stäbchenfunktion nach oder fällt sie komplett aus, ist das Tagessehen erst einmal unbeeinflusst. Das Sehen in der Dämmerung oder während der Nacht ist jedoch beeinträchtigt.

Augenerkrankungen sind oft Grund für Nachtblindheit

Eine der Hauptursachen sind Erkrankungen des Netzhautrandes. Dazu zählt zum Beispiel die vererbbare Augenerkrankung Retinitis pigmentosa (Retinopathia). Es handelt sich um eine der häufigsten degenerativen Netzhauterkrankungen, die beide Augen befällt und oft bereits in der Kindheit zur Nachtblindheit führt.

Das ist oft dann der Fall, wenn das Kind von Vater und Mutter ein defektes Gen geerbt hat. Liegt nur ein defektes Gen vor, dann tritt die Augenerkrankung erst im dritten Lebensjahrzehnt auf. Es kommt zum allmählichen Absterben von Stäbchen, später auch der Zapfen mit Folge einer starken Gesichtsfeldeinschränkung und erheblichen Minderung der Sehschärfe. Im Extremfall kann es zur Erblindung kommen.

Vitamin-A-Mangel kann Nachtblindheit verursachen

Zu den weiteren möglichen Ursachen von Nachtblindheit gehören außerdem:

  • Vitamin-A-Mangel: Eine zu geringe Aufnahme von Vitamin A  in der Nahrung (etwa in Entwicklungsländern) kann die Sehschwäche begünstigen. Vitamin A wird benötigt, damit sich das für den Sehvorgang wichtige Molekül Rhodopsin (Sehpurpur) aus dem Vitamin-A-Abkömmling Retinal und dem Eiweiß Opsin regenerieren kann. In den Industrieländern ist ein Vitamin-A-Mangel eher selten.

  • Grüner Star: Durch einen erhöhten Augeninnendruck beziehungsweise einen überempfindlich reagierenden Sehnerv wird dieser geschädigt. Das führt zu Gesichtsfeldeinschränkungen und schädigt auch die Stäbchen.

  • Kurzsichtigkeit: Nachtblindheit kann auch infolge einer hochgradigen Kurzsichtigkeit (Myopie) entstehen, wenn diese Netzhautrisse und -löcher verursacht.

  • Chorioretinitis: Eine weitere Ursache der Nachtblindheit ist die Chorioretinitis. Die Netzhaut wird über die gefäßreiche Aderhaut ernährt. Ist die Aderhaut entzündet, kann die Entzündung auf die Netzhaut übergreifen. Es besteht die große Gefahr, dass die Sinneszellen zerstört werden. Eine Entzündung der Aderhaut kann infolge verschiedener Krankheiten entstehen, zum Beispiel Borreliose, Toxoplasmose oder Sarkoidose.

Netzhautveränderungen infolge von Gefäßschädigungen beziehungsweise einer Blutzuckererkrankung (Diabetes mellitus) und Sauerstoffmangel können die Funktion der Stäbchen ebenfalls stark beeinträchtigen.

Resorptionsstörungen des Darms oder Zinkmangel bei Leberzirrhose können ebenfalls eine Nachtblindheit nach sich ziehen.

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Diagnose: Mit welchen Tests wird Nachtblindheit bestimmt?

Wer in bestimmten Situationen schlechter sieht, beziehungsweise eine Hemeralopie vermutet, sollte eine augenärztliche Praxis aufsuchen. Generell sollten mögliche Augenkrankheiten immer zeitnah abgeklärt werden.

Zur Diagnosestellung für Hemeralopie werden eine Reihe von Tests durchgeführt. Beispielsweise kommt ein sogenanntes Adaptometer nach Goldmann-Weekers zum Einsatz. Der Test zeigt die Hell-/Dunkeladaptation der Augen. Zunächst blickt der*die Patient*in in ein hell erleuchtetes Feld im Adaptometer. Dann wird das Licht ausgeschaltet. In kurzen zeitlichen Abständen wird die Helligkeitswahrnehmung für eine Lichtquelle gemessen.

Eine weitere Möglichkeit der Diagnose ist mit dem Nyktometer möglich. Vorab halten sich Betroffene für zehn bis 15 Minuten in einem Dunkelraum auf, damit sich die Augen an die Dunkelheit anpassen können. Dann werden der Person verschiedene Sehzeichen gezeigt. Die Helligkeit des Umfeldes und der Kontrast zum Umfeld variieren hierbei.

Aus den Angaben des*der Patient*in kann der*die Augenarzt*Augenärztin den Grad der Nachtblindheit bestimmen. Mit diesem Test lässt sich zugleich die Nachtfahrtauglichkeit ermitteln.

Therapie: Wie lässt sich Nachtblindheit behandeln?

Eine spezielle Behandlung gegen angeborene Nachtblindheit gibt es nicht. Liegen andere Grunderkrankungen vor, müssen diese gezielt therapiert werden.

Bei Diabetes mellitus kann etwa durch Laserbehandlung die Sauerstoffversorgung der Sinneszellen verbessert werden. Mittels Laser ist es auch möglich, den Abfluss des Kammerwassers bei erhöhten Augeninnendruckwerten (Glaukom) zu verbessern. Alternativ lässt sich der Augeninnendruck mittels Operation oder Augentropfen absenken. Der Lasereingriff behebt auch Netzhautrisse und Löcher, die herkömmliche OP repariert Netzhautablösungen.

Gegen Retinitis pigmentosa existiert bislang noch keine Therapie. Bei einigen Betroffenen können Nahrungsergänzungsmittel den Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen.

Nachtblindheit: Vorbeugung per Augencheck

Eine gezielte Prävention der Nachtblindheit gibt es nicht. Wichtig ist, dass Augenarztbesuche regelmäßig – und bei Sehstörungen sofort – erfolgen, sodass etwaige Veränderungen der Augen erkennbar werden.

Beim Augencheck werden auch etwaige erhöhte Augeninnendruckwerte oder Sehnervenschäden erkennbar. Mit Augentropfen oder einem Eingriff ist dann der Augeninnendruck absenkbar, um weitere Schädigungen des Sehnervs zu verhindern. Sollte familiär gehäuft eine Retinitis pigmentosa auftreten, kann mittels Gentest festgestellt werden, ob ein Risiko für Nachtblindheit besteht.

Um eine diabetische Netzhauterkrankung zu vermeiden, sollte auf einen gut eingestellten Blutzuckerspiegel geachtet werden.

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