Hygiene ist das A und O

Kontaktlinsen: Eine Alternative zur Brille?

Ob aus praktischen Gründen oder aus Eitelkeit: Viele Menschen verzichten auf die Brille und greifen zu unsichtbaren Sehhilfen – Kontaktlinsen. Doch Vorsicht: Bei der Pflege kann man einiges falsch machen.

Auge und Kontaktlinse
© iStock.com/mattjeacock

Kontaktlinsen bieten einige optische Vorteile: Anders als Brillenträger können Menschen mit Kontaktlinsen auch seitlichen Scharfblick behalten. Es gibt aber auch medizinische Gründe, die für Linsen und gegen eine Brille sprechen. Besonders bei stark kurzsichtigen Menschen verbessern Kontaktlinsen das Sehen, da die Linsen direkt am Auge anliegen. Bei anderen Sehfehlern, etwa bei einer Hornhautverkrümmung, können sogar nur Kontaktlinsen effektive Sehverbesserungen bewirken.

Kontaktlinsen sind über die Jahre gerechnet oft teurer als Brillen und müssen häufiger erneuert werden. Je nach Material und Pflege sollten Kontaktlinsen alle ein bis zwei Jahre ausgetauscht werden.

Weiche und harte Kontaktlinsen

Grundsätzlich unterscheidet der Fachmann zwischen harten (formstabilen) und weichen Kontaktlinsen. Beide Typen besitzen jeweils Vor- und Nachteile. Weiche Kontaktlinsen sitzen zum Beispiel von Anfang an "bequem" im Auge. Bei harten Kontaktlinsen brauchen Sie in der Regel etwas Zeit, bis Sie sich an den Fremdkörper im Auge gewöhnt haben. Der Vorteil: Harte Kontaktlinsen sorgen für eine bessere Belüftung des Auges, so dass die Augen länger feucht bleiben. Falls Ihre Augen vergleichsweise schnell austrocknen, empfiehlt es sich, den Kontaktlinsen-Experten nach harten Kontaktlinsen zu fragen.

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Tages-, Monats- und Nachtlinsen

Tageslinsen – der Name verrät es bereits – trägt man nur für einen Tag. Monatslinsen wechselt man hingegen nach einem festgelegten Rhythmus entweder nach 14 oder 30 Tagen aus. Sowohl bei den Tageslinsen als auch bei den Monatslinsen handelt es sich um weiche Kontaktlinsen.

Der Vorteil der Tageslinsen: Das tägliche Reinigen und Desinfizieren bleibt Ihnen erspart. Dieser Umstand kommt vor allem Menschen entgegen, die auf Reinigungs- und Desinfektionsmittel allergisch reagieren. Aber auch für Gelegenheitsträger, die in erster Linie auf die Brille als Sehhilfe setzen und beispielsweise nur beim Sport gerne auf Kontaktlinsen zurückgreifen, stellen Tageslinsen eine praktische Alternative zu den Standard-Linsen dar. Möchten Sie hingegen täglich Kontaktlinsen tragen und dabei auf die Vorzüge der weichen Linsen nicht verzichten, empfiehlt es sich, Austauschsysteme mit Monatslinsen zu verwenden.

Monatslinsen sind gegenüber den weichen Standard-Kontaktlinsen besser für das Auge verträglich. Irritationen des Auges wie zum Beispiel Rötungen, Augenbrennen oder gar Entzündungen treten mit Monatslinsen in der Regel seltener auf. Der Grund: Durch die kurze Tragezeit von Monatslinsen – Standardlinsen tragen Sie bis zu zwei Jahre – lagern sich deutlich weniger Fremdstoffe wie etwa Reinigungsmittel oder Eiweiße unter der Linse ab. Monatslinsen sind zudem weniger pflegeintensiv als Standard-Linsen, da beispielsweise die Proteinreinigung entfällt.

Wer tagsüber vollständig auf Kontaktlinsen verzichten möchte, der kann es mit sogenannten Ortho-K-Linsen versuchen. Voraussetzung: Bei Ihrer Sehschwäche handelt es sich "nur" um eine leichte bis mittelstarke Kurzsichtigkeit. Die Besonderheit von Ortho-K-Linsen liegt in der Art ihrer Anwendung. Denn Ortho-K-Linsen werden nicht wie herkömmliche Kontaktlinsen am Tag, sondern nachts getragen. Während Sie schlafen, korrigieren die Nachtlinsen Ihre Hornhaut und verringern damit Ihre Kurzsichtigkeit.

Wie lange sollte man Kontaktlinsen tragen?

Wer zum ersten Mal Kontaktlinsen trägt, hat häufig das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Dieser Eindruck verschwindet nach einiger Zeit. Wie gut jemand Kontaktlinsen verträgt, hängt von seiner Empfindlichkeit ab und vom Material der Linsen: Weiche Linsen tragen sich angenehm, man spürt sie kaum. Die harten Linsen, stören anfangs beim Lidschlag. Sind sie exakt angepasst, schwimmen sie auf einem Tränenfilm. Nach etwa einem Monat sollte die Gewöhnung abgeschlossen sein.

Wie lange man Kontaktlinsen tragen kann, hängt vom eigenen Gefühl und vom Linsentyp ab. Zu Beginn erstellt der Augenarzt oder Optiker einen Plan für die ersten Tage und Wochen. Formstabile und weiche Kontaktlinsen kann man sehr schnell mehrere Stunden täglich tragen. In der ersten Zeit gibt es zudem Kontrolltermine, um Schwierigkeiten mit den Linsen zu beheben.

Da moderne Linsen viel Sauerstoff durchlassen, muss die täglichen Tragedauer kaum noch beschränkt werden. Man sollte die Linsen abends absetzen, wenn die Augen rot werden oder man ein Reiben spürt. Wer die Kontaktlinsen besonders lange, also von frühmorgens bis spät in die Nacht tragen möchte, sollte das mit seinem Augenarzt oder Optiker besprechen. Dieser kann besonders sauerstoffdurchlässige und gut verträgliche Kontaktlinsen empfehlen.

Linsen müssen täglich abgesetzt und sehr sorgfältig gepflegt werden. Denn Ablagerungen können leicht Hornhaut oder Bindehaut entzünden. Eine ungewöhnliche Rötung des Auges ist oft ein erstes Zeichen dafür. Es kann auch passieren, dass das Tragen schmerzt oder sich die Sehschärfe ändert. In solchen Fällen sollte man die Kontaktlinsen sofort entfernen und einen Augenarzt aufsuchen.

Kontaktlinsen: Wann und für wen geeignet?

Nahezu jeder kann Kontaktlinsen tragen – vom Kleinkind bis zum alten und gebrechlichen Menschen. Es gibt aber einige Berufe und Situationen, in denen Linsen Probleme verursachen können. Im Flugzeug etwa ist es besser, sie herauszunehmen. Auch Medikamente können die Verträglichkeit von Kontaktlinsen beeinträchtigen.

Es empfiehlt sich, den Optiker oder Augenarzt über diese Besonderheiten zu informieren. Er kann dann Kontaktlinsen auswählen, die auf die individuelle Situation abgestimmt sind.

Kontaktlinsen im Beruf

In staubiger Umgebung können sich Fremdkörper auf der Linse ablagern oder sogar zwischen Linse und Hornhaut geraten. Daraus kann leicht eine Augenentzündung entstehen. Das gleiche gilt für den Umgang mit Chemikalien. Bäcker, Tischler und Laboranten sollten Kontaktlinsen darum mit großem Bedacht auswählen oder eventuell während der Arbeitszeit auf eine Brille umsteigen.

Auch die Arbeit am PC kann schaden. Die Augen starren auf den PC-Bildschirm, im Winter bläst die Heizung trockene Luft ins Büro. Die Linsen drücken — Kopfschmerzen oder gereizte Augen sind die Folge. Regelmäßiges Lüften der Büroräume, zusätzlich aufgestellte Wasserschalen und Grünpflanzen helfen, die Büroluft mit Feuchtigkeit anzureichern. Kontaktlinsenträger sollten außerdem darauf achten, genügend zu trinken. Empfohlen werden mindestens eineinhalb Liter Wasser oder Tee pro Tag, um trockenen Augen vorzubeugen.

Medikamente und Kontaktlinsen

Es gibt Medikamente, die den Tränenfilm des Auges verändern. Dazu gehört beispielsweise die Antibabypille. Man sollte im Vorfeld mit seinem Augenarzt beraten, ob sich eingenommene Arzneimittel mit Kontaktlinsen vertragen.

In der Schwangerschaft können Kontaktlinsen meist wie gewohnt weiter verwendet werden; auch die Reinigungslösungen sind unbedenklich. Doch durch die Umstellung des Hormonhaushalts kann es vorkommen, dass Schwangere die Kontaktlinsen schlechter vertragen.

Umwelt und Reisen

In Räumen mit trockener Luft ist der Tränenfilm beeinträchtigt und die Sauerstoffzufuhr zum Auge vermindert. In geheizten Räumen, im Auto oder im Flugzeug sollten Kontaktlinsenträger häufiger Nachbenetzungslösung (künstliche Tränenflüssigkeit) zuführen. Auf Flügen herrscht eine extrem trockene Luft, weshalb es sogar angeraten ist, die Kontaktlinsen herauszunehmen. Bei den Reisevorbereitungen sollte daran gedacht werden, genügend Reinigungs- und Desinfektionslösungen einzupacken; in anderen Ländern sind diese nicht immer verfügbar.

Sport

Beim Sport sind Kontaktlinsen der Brille überlegen, denn die Brille birgt beim Sport Verletzungsgefahren. Wer Kontaktlinsen benutzt, wird nicht durch ein Brillengestell im Ausblick behindert. Die Linsen sollten jedoch besonders sauerstoffdurchlässig sein. Zu beachten ist, dass sich durch die Anstrengung beim Sport stärkere Ablagerungen bilden können. Daher sollten die Kontaktlinsen häufiger gereinigt werden.

Kontaktlinsen: Tipps zur Pflege

Es gibt immer wieder Menschen, die Kontaktlinsen nicht vertragen und zur Brille zurückkehren. Meist führen Hygienefehler zu Hornhautinfektionen. Laut Angaben der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft (DOG) erkranken schätzungsweise rund 4.000 Kontaktlinsenträger jährlich an einer Keratitis, wie die Hornhautentzündung im Medizinerjargon heißt. Auslöser können Bakterien, Viren oder Pilze sein, die leichtes Spiel haben, wenn die Linsen nicht richtig gereinigt werden.

Kontaktlinsen werden über einen bestimmten Zeitraum (meist über Nacht) in einer Desinfektionslösung gelagert. So werden Bakterien und Viren abgetötet und Infektionen vorgebeugt. Es gibt zahlreiche Unterschiede bei den Pflegemitteln: Manche Lösungen reinigen und desinfizieren in einem Durchgang. Andere bestehen aus mehreren Pflegelösungen, die nacheinander angewendet werden müssen. Auch die Preise variieren: Pflegemittel kosten zwischen fünf und acht Euro im Monat.

Neben der täglichen Pflege ist eine Tiefenreinigung der Linsen erforderlich: Im Tränenfilm sind Eiweiße enthalten, die für das Auge eine wichtige Schutzfunktion haben. Lagern sich diese Stoffe auf den Kontaktlinsen ab, kann weniger Sauerstoff durch die Ablagerungen dringen und die Linsen werden schlechter vertragen. Mit Hilfe spezieller Tabs sollten einmal wöchentlich die Eiweißrückstände auf den Kontaktlinsen entfernt und neue Ablagerungen verhindert werden.

Viele Menschen leiden an trockenen Augen. Für sie sind Kontaktlinsen angenehmer zu tragen, wenn sie häufiger Nachbenetzungslösung ("künstliche Tränenflüssigkeit") verwenden. Das erleichtert in vielen Fällen auch das Auf- und Absetzen. Man kann sie aber auch während des Tragens direkt ins Auge tröpfeln.

Werden die Kontaktlinsen nicht immer getragen, sollte man sie bis zum nächsten Einsatz in einer speziellen Lösung aufbewahren. Ein besonderer Wirkstoff verhindert so, dass sich in der Zwischenzeit schädliche Mikroorganismen vermehren.

Die wichtigsten Hygienemaßnahmen auf einen Blick

  • vor dem Auf- und Absetzen gründlich die Hände waschen

  • die Gebrauchsanweisung der Kontaktlinsenlösungen genau lesen, sie unterscheiden sich meist in der Anwendung

  • Es gibt spezielle Aufbewahrungslösungen für jede Kontaktlinsenart, nicht durcheinander bringen!

  • niemals Leitungswasser zum Abspülen der Linsen verwenden

  • Der Kontaktlinsenbehälter muss sauber sein – ihn ebenfalls desinfizieren und nach einer gewissen Zeit erneuern.

  • besser den Optiker befragen, bevor man das Hygienesystem wechselt.

  • nicht beim Desinfektionsmittel sparen. Es sollte immer frisch sein, darf nur einmal benutzt und nicht über das Haltbarkeitsdatum hinaus verwendet werden.

  • ausgetrocknete weiche Linsen in Kombilösung legen, damit sie wieder in Form geraten.

Was tun, wenn keine Pflegeutensilien zur Hand sind

Im Notfall kann man Kontaktlinsen über Nacht in Mineralwasser oder wenn gar nichts anderes vorhanden ist, in Leitungswasser lagern. Danach sollten sie aber nicht wieder getragen werden, ohne die Linsen ausgiebig zu desinfizieren und zu reinigen.

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