Weitsichtige sehen in der Nähe schlecht

Weitsichtigkeit: Was ist Hyperopie und wie wird sie behandelt?

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Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist eine Sehstörung, bei der nahe Objekte ohne Sehhilfe nicht scharf wahrgenommen werden. Wollen Weitsichtige auf Brille und Kontaktlinsen verzichten, kann die Fehlsichtigkeit unter bestimmten Umständen auch mit einer Laser-Behandlung korrigiert werden.

Weitsichtigkeit bei Kindern
© iStock.com/Deagreez

Weitsichtigkeit, auch Hyperopie oder Hypermetropie genannt, gehört zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten. Etwa 35 Prozent der unter 60-Jährigen sind betroffen. Objekte, die sich weiter entfernt befinden, können weitsichtige Menschen gut erkennen, Gegenstände in der Nähe erscheinen ihnen jedoch unscharf. Deshalb bereitet ihnen in erster Linie das Lesen Probleme. In der Ferne haben Weitsichtige hingegen sogar oft ein überdurchschnittlich gutes Sehvermögen. Diese Sehstörung wird deshalb auch als Übersichtigkeit bezeichnet.

Sehstörungen und was sie bedeuten

Was ist Weitsichtigkeit und wie kommt es dazu?

Am Sehprozess sind verschiedene Strukturen des Auges beteiligt: Hornhaut, Linse und Glaskörper. Einfallende Lichtstrahlen werden durch sie so gebündelt, dass sie direkt in einem Brennpunkt zusammentreffen. Dieser Punkt liegt in der Regel genau auf der Netzhaut und wird auch als der Punkt des schärfsten Sehens bezeichnet.

Weitsichtigkeit wird in den meisten Fällen durch einen zu kurz gewachsenen Augapfel ausgelöst. So stimmt das Verhältnis zwischen der zurückgelegten Strecke des Lichts und der Brechkraft der Linse nicht. Lichtstrahlen von nahen Objekten vereinigen sich dadurch nicht direkt auf der Netzhaut sondern erst ein Stückchen dahinter zu einem scharfen Bild. Objekte in größerer Entfernung vermag das weitsichtige Auge hingegen scharf auf der Netzhaut abzubilden.

Weitsichtigkeit bei Kindern

Die Augenlinse ist vor allem bei Kindern sehr elastisch und kann sich mit Muskelkraft stark verformen und ihre Brechkraft erhöhen. Man nennt diesen Prozess Akkomodation. Eine leichte Weitsichtigkeit fällt dadurch bei jungen Menschen häufig gar nicht auf und tritt erst in zunehmendem Alter zutage, wenn die Linse ihre Elastizität verliert. Allerdings ist die Akkomodation durch Muskelkraft für die Augenmuskeln anstrengend. Insofern kann es zu Beschwerden wie Kopfschmerzen oder trockenen, brennenden Augen kommen. Eine Weitsichtigkeit bei Kindern sollte deshalb durch eine geeignete Kinderbrille korrigiert werden.

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Welche Werte ergeben sich bei Weitsichtigkeit?

Dioptrien ist die Maßeinheit, die für optische Linsen jeder Art – von der Lupe bis zur Brille oder Kontaktlinse – verwendet wird. Sie wird abgekürzt mit dpt.

Weitsichtigkeit wird durch eine Sammellinse ausgeglichen. Diese verstärkt die Brechkraft der eigenen Linse, sodass das scharfe Bild direkt auf der Netzhaut und nicht mehr dahinter abgebildet wird. Die Brechkraft der Linse wird in Dioptrien angegeben. Sie ist bei Weitsichtigen positiv (plus), da sie verstärkend wirkt. Es ergibt sich beispielsweise ein Wert von +3 dpt.

Bei Kurzsichtigen wird hingegen eine Linse verwendet, die die Brechkraft verringert. Der Dioptrienwert ist bei ihnen negativ (minus).

Fehlsichtigkeiten können folgendermaßen eingeteilt werden:

  • Weitsichtigkeit: Die Dioptrien sind größer als Null (+)

  • Kurzssichtigkeit: Die Dioptrien sind kleiner als Null (–)

Unterschied Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit

Ursachen für Weitsichtigkeit

Weitsichtigkeit ist in den meisten Fällen erblich bedingt und damit angeboren. Sie beginnt bereits im Kindesalter. Da Kinder die fehlende Brechkraft ausgleichen können, wird sie oft erst im Jugendalter oder in noch späteren Lebensjahren bemerkt. Augenärzte bezeichnen dies als latente Hyperopie.

Je nach Ursache werden zwei verschiedene Formen von Hyperopie unterschieden:

  • Achsenhyperopie (häufig): Der Augapfel des kurzsichtigen Auges ist zu kurz.

  • Brechungshyperopie (selten): Linse oder Hornhaut haben eine zu geringe Brechkraft, der Augapfel ist dabei normal lang.

Eine mögliche Ursache für eine Brechungshyperopie ist auch das gänzliche Fehlen einer Linse. Die Brechkraft kommt dann nur durch die Krümmung der Hornhaut zustande.

Sonderform Altersweitsichtigkeit

Weitsichtigkeit muss von der Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) unterschieden werden, die sich ab einem Alter von etwa 40 Jahren entwickelt. Die Alterssichtigkeit geht auf  den völlig normalen, altersbedingten Elastizitätsverlust der Linse zurück. Dadurch wölbt sich die Linse im entspannten Zustand weniger stark und ihre maximale Brechkraft verringert sich. Der Nahpunkt – der dem Auge nächste Punkt, an dem noch scharf gesehen werden kann – wandert vom Auge weg. Liegt zusätzlich eine Weitsichtigkeit vor, durch die der Nahpunkt ohnehin bereits weiter vom Auge fortgerückt ist, macht sich die Alterssichtigkeit früher bemerkbar als bei Normalsichtigkeit.

Symptome für Weitsichtigkeit: Schielen und Kopfschmerzen sind Anzeichen

Kennzeichnend für Weitsichtigkeit ist, dass nahe Objekte nicht scharf gesehen werden können, während entfernt gelegene Objekte klar erkannt werden. Eine Weitsichtigkeit von mehr als 5 Dioptrien ist selten.

Beim Lesen von kleinen Schriften gibt es Probleme, beim Blick in die Ferne erscheint jedoch alles scharf. Je nach Ausmaß der Weitsichtigkeit und des Kompensationsvermögens der Betroffenen tritt die Weitsichtigkeit im Kindesalter oder erst später auf.

Die Sehschärfe im Nahbereich kann nur durch starke Akkomodation erreicht werden. Dadurch wölbt sich die Augenlinse, die Brechkraft wird erhöht. Durch die ständige Muskelaktivität kommt es mitunter zu Augenschmerzen, Kopfschmerzen und rascher Ermüdung der Augen. Bereits bei Kindern sollten diese Beschwerden an eine Sehstörung denken lassen.

Mögliche Anzeichen für eine Hyperopie sind:

  • unscharfes, verschwommenes Sehen in der Nähe
  • Probleme beim Lesen
  • brennende, müde Augen
  • trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
  • Augenschmerzen
  • Druckgefühl auf den Augen
  • Schwindel
  • Doppeltsehen
  • Kopfschmerzen
  • Schielen bei Kindern
  • gerötete Augen, Bindehautentzündung: Die übermäßige Anstrengung kann zur Reizung und Gefäßerweiterungen der Bindehaut führen.

Typischerweise nehmen Symptome wie Kopfschmerzen oder Ermüdbarkeit der Augen im Laufe des Tages zu und werden durch angestrengtes Sehen in der Nähe wie beispielsweise langes Arbeiten am Computer oder durch schlechte Lichtverhältnisse noch verstärkt.

Schielen bei Kindern: mögliches Frühsymptom

Weitsichtigkeit kann auch zum Einwärtsschielen (Strabismus) der Kinder führen. Ursache hierfür ist der Umstand, dass sich die Achsen der Augen mit stärkerer Linsenkrümmung (also zunehmender Anspannung des Ziliarmuskels) automatisch aufeinander zu bewegen. Kompensieren Kinder eine stärkere Weitsichtigkeit, beginnen sie deshalb nach innen zu schielen.

Diagnose: Wie wird eine Weitsichtigkeit festgestellt?

Die Diagnose der Weitsichtigkeit kann sowohl ein Augenarzt als auch ein Optiker mit einer speziellen Untersuchung zur Messung der Brechkraft des Auges feststellen. Grundsätzlich ist zunächst aber der Gang zum Augenarzt empfehlenswert, um zugrundeliegende Erkrankungen auszuschließen.

Um eine fehlerhafte Messung zu verhindern, wird der Ziliarmuskel vor der Untersuchung durch Augentropfen vorübergehend entspannt. Die Brechkraft des Auges wird dann mittels eines Apparats bestimmt, der einen Lichtstrahl durch die Pupille des Patienten schickt. Aus dem von außen sichtbaren Abbildungsmuster kann der Arzt die Brechkraft des Auges ermitteln. Dieser Wert dient dabei als erste Orientierung für die Auswahl von Testlinsen, mit denen geprüft wird, bei welcher Korrektur der Patient am besten sehen kann.

Sehtest zur Überprüfung der Sehrkaft

Die Bestimmung der Sehkraft (Visus) erfolgt mittels einer Tafel, auf der Buchstaben in unterschiedlicher Größe abgebildet sind. Die Sehkraft ist umso höher, je kleiner die Buchstaben sind, die noch korrekt erkannt werden. Sie ist nicht von der Brechkraft des Auges abhängig. Sowohl Weitsichtige als auch Normal- und Kurzsichtige können eine gute oder schlechte Sehkraft haben. Die Sehkraft verbessert sich jedoch, wenn eine vorhandene Weitsichtigkeit ausgeglichen wird.

Optische Täuschungen

Behandlung der Weitsichtigkeit mit Brille, Kontaktlinsen, Laser

Grundsätzlich gibt es verschiedenste Möglichkeiten, eine Hyperopie auszugleichen:

  • konvexe Brillengläser
  • konvexe Kontaktlinsen
  • refraktive Chirurgie: Augen lasern
  • implantierbare (phake) Kontaklinsen, zusätzlich zur eigenen Linse
  • Intraokularlinsen: Austausch der eignen Linsen gegen eine künstliche Linsen

Einfach und zuverlässig kann die Weitsichtigkeit durch eine Brille oder durch Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Verwendet werden Sammellinsen mit positivem Brechwert, deren Brechkraft für jedes Auge einzeln angepasst wird.

Vertragen Patienten weder Brille noch Kontaktlinsen, kann ein chirurgischer Eingriff mittels Laser die Brechkraft des Auges korrigieren und die Weitsichtigkeit beheben. Die verschiedenen Verfahren werden unter dem Begriff "refraktive Chirurgie" zusammengefasst. Sie unterscheiden sich häufig etwas in der Operationsmethode. Grundsätzlich wird aber bei allen die Hornhautoberfläche mittels Laser abgeschliffen. Je nach Methode können dabei bis zu +5 dpt ausgeglichen werden.

Alle operativen Verfahren zur Behebung von Weitsichtigkeit sind mit Risiken behaftet und garantieren auch bei gutem Verlauf nicht, dass nach dem Eingriff keine Brille mehr benötigt wird. Von wenigen, medizinisch begründeten Fällen abgesehen, müssen Patienten die Kosten der Operation selbst tragen, unter Umständen werden sie aber von privaten Krankenkassen übernommen. Die Kosten können zwischen 800 und 2.500 Euro pro Auge betragen.

Verlauf und mögliche Komplikationen

Weitsichtigkeit hat in der Regel keinen fortschreitenden Verlauf. Verschlechtert sich das Sehvermögen im Laufe der Jahre, liegt das normalerweise daran, dass die Linse die fehlende Brechkraft nicht mehr ausgleichen kann. Durch die beginnende Alterweitsichtigkeit etwa um das 40. Lebensjahr herum tritt diese Fehlsichtigkeit dann noch etwas stärker zutage, während sich die Werte bei kurzsichtigen Menschen im Alter häufig ausgleichen. Weitsichtige brauchen deshalb meist früher eine Lesebrille als Kurzsichtige.

Mögliche Komplikationen bei Weitsichtigkeit

Eine leichte (latente) Hyperopie bringt normalerweise keine Komplikationen oder Risiken mit sich. Liegen die Werte allerdings bei +4 Dioptrien oder höher, sollte das bei Kindern möglichst bereits im Vorschulalter durch eine Brille korrigiert werden. Kleine Dinge wie Schriften in Büchern können sie dann meist nicht mehr deutlich erkennen. Nachdem das Lese- und Schreibtraining heutzutage bereits im Kindergarten beginnt, kann das bei diesen Kindern zu Leseproblemen führen.

Starke Hyperopie kann zum Grünen Star führen

Bei sehr starker Weitsichtigkeit besteht auf lange Sicht die Gefahr der Entwicklung eines Engwinkelglaukoms, auch Grüner Star genannt. Durch den kurzen Augapfel kann es zu einer Verlegung des Kammerwinkels in der vorderen Augenkammer kommen. Dadurch wird der Abfluss des Kammerwassers gestört und der Augeninnendruck steigt. Auf Dauer kann das zu einer Schädigung des Sehnervs führen und es droht Erblinden. Bei sehr kurzem Augapfel und starker Hyperopie sollte deshalb regelmäßig der Augeninnendruck vom Augenarzt gemessen werden.

Weitsichtigkeit: Vorbeugen ist unmöglich

Der Weitsichtigkeit kann man nicht vorbeugen. Das Ausmaß von Begleitbeschwerden wie Kopfschmerzen, brennende Augen oder Ermüdbarkeit kann jedoch durch eine frühzeitige und vollständige Korrektur der Fehlsichtigkeit verringert werden. Insbesondere bei Kindern sollten Hinweise auf eine Fehlsichtigkeit unbedingt ernst genommen werden, um einer Entwicklung von Einwärtsschielen entgegenzuwirken.

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