Farbsinnstörung

Rot-Grün-Schwäche: Wenn Farben schlecht erkannt werden

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Eine Rot-Grün-Schwäche wird häufig mit farbenblind sein verwechselt. Dabei lassen sich hierbei nur die Farben Rot und Grün schwerer voneinander unterscheiden. Was die Ursachen dafür sind, wie Betroffene die Welt sehen und warum mehr Männer als Frauen eine Farbsehschwäche haben.

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Im Überblick:

Farbenblind? Ishihara-Bilder enthüllen Rot-Grün-Schwäche

Rot-Grün-Schwäche: Was ist das?

Eine Rot-Grün-Schwäche ist eine sogenannte Farbsinnstörung, bei der Rot und Grün schlechter gesehen und unterschieden werden können. Diese Farbenfehlsichtigkeit ist meist angeboren. Männer sind öfter betroffen als Frauen.

Die Rot-Grün-Schwäche kommt als Farbsinnstörung am häufigsten vor. Der Begriff fasst umgangssprachlich allerdings zwei Sehschwächen zusammen:

  • Grünschwäche (Deuteranomalie): Häufigste Form der Farbenfehlsichtigkeit. Dabei wird die Farbe Grün schwächer gesehen und kann schwer von Rot unterschieden werden. 4,63 Prozent der Männer und 0,36 Prozent der Frauen sind davon betroffen.

  • Rotschwäche (Protanomalie): Die Farbe Rot wird schwerer erkannt und kann kaum von Grün unterschieden werden. 1,08 Prozent der Männer und 0,03 Prozent der Frauen leben mit dieser Farbschwäche.

Auch das Blausehen kann gestört sein. Bei einer Blauschwäche (Tritanomalie) werden Blau- und Violett-Töne schwach wahrgenommen und Gelb wird nur schlecht erkannt. Deshalb wird sie auch als Blau-Gelb-Störung bezeichnet. Diese Form kommt aber deutlich seltener vor als eine Rot-Grün-Schwäche und wird häufig durch eine Erkrankung der Netzhaut oder des Sehnervs ausgelöst.

Eine angeborenen Farbsinnstörung beeinträchtigt die Sehstärke nicht. Betroffene nehmen die Farbenwelt aber anders wahr als normal sehende Menschen. In Regel kommen sie damit gut zurecht.

Farben erkennen und sehen

Auf der Netzhaut sitzen Rezeptoren, die für das Farbsehen zuständig sind, sogenannte Zapfen. Die Zapfen enthalten Fotopigmente, die für verschiedene Wellenbereiche des Lichts unterschiedlich empfindlich sind. Sie werden unterteilt in:

  • B- oder Blau-Zapfen reagieren auf kurzwelliges Licht
  • G- oder Grün-Zapfen reagieren auf mittelwelliges Licht
  • R- oder Rot-Zapfen reagieren auf langwelliges Licht

Arbeiten die Fotopigmente entsprechend ihrer Empfindlichkeit, mischt sich aus den drei Farben Rot, Grün und Blau das ganze Spektrum unserer Farbwelt. Verschiebt sich die Empfindlichkeit einer Zapfenart allerdings in einen anderen Wellenbereich, verändert sich die Farbwahrnehmung.

Unterschied Farbsehschwäche und Farbenblind

Die Begriffe Rot-Grün-Schwäche, Rot-Grün-Blindheit oder farbenblind werden oft gleichbedeutend verwendet. Dabei handelt es sich aber um unterschiedliche Farbsinnstörungen. Bei einer Farbsehschwäche wie der Rot-Grün-Schwäche können bestimmte Farben nicht mehr gut erkannt oder unterschieden werden. Das Sehvermögen dafür ist aber noch vorhanden. Jemand, der Farbenblind ist, kann hingegen eine bestimmte Farbe gar nicht mehr erkennen. Die Zapfen für die jeweilige Farbe fehlen in diesem Fall. Die Fehlfarbe und die dazugehörigen Farbabstufungen werden dann in Grautönen dargestellt. Die Grünblindheit ist übrigens die häufigste Farbenblindheit. Auch davon sind Männer öfter betroffen als Frauen.

Bei der Farbenblindheit können sowohl ein, zwei oder alle drei Zapfen ausfallen. Fehlen alle drei Zapfentypen, können nur noch Schwarz, Weiß und Grautöne wahrgenommen werden. Dann spricht man von einer totalen Farbenblindheit. Diese Sehstörung kommt aber nur sehr selten vor.

Ursachen für eine Rot-Grün-Schwäche

Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche haben diese meist von Anbeginn ihres Lebens, denn sie wird vererbt. Die Gene für die farbspezifischen Pigmente Rot und Grün liegen auf einem X-Chromosom. Das ist auch der Grund, warum mehr Männer als Frauen eine Rot-Grün-Schwäche haben. Männer haben nur ein X-Chromosom, Frauen hingegen zwei. Ist das Farb-Gen auf dem einen Erbgut-Träger geschädigt, dann können Frauen diesen Fehler mit dem gesunden Chromosom ausgleichen. In diesem Fall ist die Frau nur der Träger des Gendefekts, kann ihn aber an ihre Kinder vererben.

Aber auch Erkrankungen der Netzhaut oder des Sehnervs können das Farbsehen beeinträchtigen und zu Rot-Grün- oder Blau-Gelb-Störungen führen. Dabei sind entweder ein Auge oder beide betroffen. Mögliche Ursache sind:

Wie sehen Menschen mit Rot-Grün-Schwäche?

Menschen mit einer angeborenen Rot-Grün-Schwäche wachsen mit einer anderen Farbwelt auf. Betroffene bemerken diesen Farbfehler zunächst nicht. Ist der Gendefekt in der Familie nicht bekannt, dann wird die Störung oft erst während der Schulzeit oder bei einer Farbsinnprüfung entdeckt, die für bestimmte Berufe, wie beispielsweise Piloten, erforderlich ist.

Je nachdem wie stark die Empfindlichkeit des roten oder grünen Fotopigments gestört ist, beeinflusst das auch das Farbsehen. Einige sehen Rot und Grün nur mit geringen Abweichungen. Dann ist Grün zum Beispiel nur etwas matter. Andere können wiederum die beiden Farben gar nicht unterscheiden. Sie sehen dann zum Beispiel alle roten Töne grün.

Die Rot-Grün-Schwäche ist auf beiden Augen gleich stark ausgeprägt und verändert sich im Laufe des Lebens nicht. Die Sehstärke wird dadurch nicht beeinflusst oder verschlechtert.

Diagnose: Bilder-Tests bei Rot-Grün-Schwäche

Bei der Untersuchung geht es vor allem darum, zu klären, ob die Farbsehschwäche schon zeitlebens oder erst seit kurzem vorhanden ist. Denn im zweiten Fall könnte eine Augenerkrankung die Ursache sein. Deshalb erfragt der Arzt während der Anamnese zum Beispiel, ob:

  • Eine vererbbare Rot-Grün-Schwäche in der Familie bekannt ist?

  • Beide Augen betroffen sind oder nur ein Auge?

  • Es Anzeichen wie Lichtblitze, Flimmern oder Farbverschiebungen gibt?

Um das Farbensehen zu überprüfen, gibt es zahlreiche Tests, zum Beispiel mit Farbtafeln. Auf diesen befinden sich viele kleine farbige Kreise, die Ziffern oder Linien zeigen. Nur normal sehende Menschen, können die Figuren und Zahlen vom Hintergrund unterscheiden und richtig deuten.

  • Ishihara-Tafeln: Ist der bekannteste Test mit Farbtafeln und wird zur Diagnose einer Rot-Grün-Schwäche verwendet. Die Tafeln enthalten überwiegend Zahlen, bei den Farbsinngestörte andere Zahlen sehen als Normalsehende. Wie viele Tafeln falsch oder gar nicht erkannt werden, zeigt, wie stark die Rot-Grün-Störung ausgeprägt ist. Eine Blau-Gelb-Störung kann mit diesem Test nicht festgestellt werden.

  • Stilling-Tafeln: Funktioniert nach demselben Prinzip wie die Ishihara-Tafeln. Sie enthalten aber auch Farbtafeln, um eine Blau-Gelb-Störung zu diagnostizieren.

  • CVTME-Test: Steht für "Color Vision Testing Made Easy" und ist ein Farbprüftest für Kinder ab drei Jahren. Die Prüftafeln enthalten einfach zu erkennende Symbole wie Kreise, Sterne, Hunde oder Boote.

Weitere Farbentests sind der Farmsworth-Test oder der PV-16-Test, bei denen farbige Chips oder Blättchen in der Reihenfolge ihrer richtigen Farbabstufung gelegt werden müssen.

Auch das Anomaloskop gehört zu den Diagnostikinstrumenten. Der Farbmischapparat ähnelt einem Mikroskop und wird vor allem zur Eignungsuntersuchung für bestimmte Berufe verwendet, für die das Farbunterscheidungsvermögen besonders wichtig ist. Notwendig ist dieser Test unter anderem für Menschen, die für Polizei, Militär, als Pilot, Lkw-Fahrer oder Schifffahrtkapitän arbeiten wollen.

Verlauf und Behandlung

Bei einer angeborenen Rot-Grün-Schwäche ist keine Therapie möglich, sie ist nicht heilbar. Es kann lediglich festgestellt werden, wie schwer die Störung ausgeprägt ist. Grundsätzlich verschlechtert sie sich aber auch nicht. Die Betroffenen kommen damit in ihrem Leben meist gut zurecht.

Mittlerweile gibt es Brillen oder Kontaktlinsen, die eingefärbt sind und eine Farbschwäche bis zu einem bestimmten Grad ausgleichen können.

Einschränkungen für Alltag und Beruf?

Eine Rot-Grün-Schwäche schränkt den Alltag nur gering ein. Denn Betroffene lernen, damit gut zurechtzukommen. Sie helfen sich mit Tricks, indem sie

  • farbige Alltagsgegenstände wie Stifte beschriften,
  • Kleidung farblich sortieren,
  • oder sich die Reihenfolge von Ampelsignalen oder ähnlichem merken.

Eine größere Beeinträchtigung besteht allerdings bei der Berufswahl. Bestimmte Jobs können Betroffene nicht ausführen, weil das Erkennen von Farben, Farbsignalen oder Farbkodierungen relevant ist. Dazu gehören unter anderem Berufe wie Polizist, Pilot, Elektriker, Fotograf, Maler, Grafiker oder auch Zugführer.

Rotschwache haben zudem mehr Probleme im Straßenverkehr, weil sie Rot dunkler sehen und deshalb Bremslichter schlechter wahrnehmen.

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