Ischiasschmerzen (Ischialgie/Lumboischialgie): Symptome, Ursachen und Behandlung
Wenn der Ischiasnerv Probleme macht, strahlt der Schmerz vom Rücken bis ins Bein aus. Ischiasschmerzen, auch (Lumbo-)Ischialgie oder Ischiassyndrom genannt, gehen meistens auf Muskelverspannungen oder Bandscheibenprobleme zurück. Woran man die Lumboischialgie erkennt und was Sie selbst gegen die Pein in Rücken und Bein tun können, erfahren Sie hier.
Von Ischiasschmerz – fachsprachlich als Ischialgie oder radikulärer Kreuzschmerz bezeichnet – spricht man, wenn Schmerzen entlang der Nervenbahn des Ischiasnervs zu spüren sind. Meist beschreiben Betroffene ihre Empfindungen als stechend-brennend, manchmal eher wie einen elektrischen Schlag. Ischiasschmerzen können sich aber auch dumpf-bohrend anfühlen.
Im Überblick:
- Was ist der Ischisnerv und wo liegt er?
- Was ist eine Lumboischialgie?
- Übungen und Dehnung
- Ursachen von Ischialgie
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugen mit Übungen
Was ist der Ischiasnerv und wo liegt er?
Beim Ischiasnerv, lateinisch Nervus ischiadicus, handelt es sich um einen sehr dicken und zugleich den längsten Nerv im menschlichen Körper. Er besteht unter anderem aus Nervenfasern aus dem Rückenmark. Der Ischias reicht vom unteren Rücken bis in die Füße, wobei er etwa auf Höhe der Hüfte entspringt. Von dort verläuft er an der Oberschenkelrückseite entlang und über die Kniekehlen hinab zu den Füßen.
Was ist eine Lumboischialgie?
Entsprechend seiner Lage kann der Ischiasnerv Schmerzen im gesamten Versorgungsbereich auslösen, wenn er eingeklemmt oder verletzt wird. Die dadurch entstehenden Beschwerden werden auch als Lumboischialgie oder Ischiassyndrom bezeichnet. Häufig gehen Ischiasschmerzen auf Bandscheibenschäden zurück und strahlen typischerweise vom Rücken in das betroffene Bein aus.
Entsprechend können Übungen, die gezielt die untere Rückenmuskulatur aufbauen, gegen Lumboischialgie helfen beziehungsweise ihr vorbeugen. Auch die Dehnung des betroffenen Bereichs wird von vielen Betroffenen als lindernd beschrieben. Dazu kann man beispielsweise in Rückenlage im Wechsel ein Knie mit den Händen umfassen und vorsichtig in Richtung Brustbein ziehen.
Dehnung und Übungen gegen Ischiasschmerzen
Zuhause lassen sich auch ganz spezielle Ischias-Übungen durchführen. Dazu zählt zum Beispiel folgende Übungen:
In Rückenlage beide Knie vom Boden abheben, wenn möglich im rechten Winkel. Die Lendenwirbelsäule wird dabei gegen die Matte gedrückt, die Arme sind zu den Seiten ausgestreckt.
Nun langsam und vorsichtig beide Beine zunächst nach links und dann nach rechts Richtung Boden bringen, bis sie den Boden seitlich der Matte berühren.
Stufenbettlagerung: Die Bein mit 90 Grad gebeugten Knien auf einem Hocker oder Stuhl ablegen und so ein Zeit zur Entlastung des Ischiasnerv liegenbleiben.
Zudem senken einige Verhaltensregeln, wie sie in der Rückenschule unterrichtet werden, die Gefahr von Ischiasschmerzen. Unter rückengerechtes Verhalten fällt beispielsweise, dass schwere Dinge wie eine Kiste Wasser oder ein voller Wäschekorb nicht aus dem Rücken, sondern aus den Knien heraus angehoben und nah am Körper gehalten werden. Der Rücken sollte dabei gerade bleiben, um Bandscheibenbeschwerden und damit einer Lumboischialgie vorzubeugen.
Ursachen von Ischiasschmerzen
Häufige Ursachen für Schmerzen am Ischias sind Muskelverspannungen und Blockierungen der Wirbelkörper sowie Probleme mit der Bandscheibe wie eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) oder einen Bandscheibenvorfall (Prolaps). Als seltene Ursache der Schmerzen im Bereich des Ischiasnervs kommen darüber hinaus Krebswucherungen (Tumoren) und Entzündungen infrage, beispielsweise der Nerven.
Häufige Gründe für Ischiasschmerzen im Überblick
Verspannungen der Rückenmuskeln
verkürzter und verhärteter Piriformis-Muskel (Piriformis-Syndrom)
Blockierungen der Wirbelkörper
eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) oder
ein Bandscheibenvorfall (Prolaps), also eine verrutsche Bandscheibe
In all diesen Fällen kann der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) gereizt oder eingeklemmt werden. Denn in dieser Region, konkret zwischen dem viertem Lendenwirbel und dem zweitem Kreuzbeinwirbel, tritt der Ischiasnerv aus dem Rückenmark aus und bildet ein Geflecht, die Nervenwurzel. Von dort verläuft dieser längste Nerv des Körpers von rechts und links der Wirbelsäule in Richtung der gleichseitigen Gesäßhälfte und weiter an der Seite der Beine bis in den Fuß.
Oberhalb der Knie teilt er sich in zwei kleinere Nerven, den Nervus peroneus und den Nervus tibialis. Deren Äste verlaufen bis in die Zehen. Da die Bandscheibe, seltener auch mehrere Bandscheiben, in den meisten Fällen seitlich wegrutscht, strahlt der Schmerz meist nur in ein Bein, und zwar die Seite, zu der die Bandscheibe verrutscht ist.
Eine Lumboischialgie wird durch den im Laufe des Lebens auftretenden Verschleiß der unteren Bandscheiben begünstigt. Kommt zur instabilen Situation im unteren Rücken Druck hinzu, beispielsweise durch Heben eines schweren Gegenstandes, wölbt sich die Bandscheibe heraus und löst plötzlich die charakteristischen Schmerzen aus.
Anzeichen der Lumboischialgie
Der Ischiasschmerz kann vielfältige Ausprägungen annehmen. Die Hauptsymptome sind stechend-brennende, einschießende oder dumpf-bohrende Schmerzen. Die Ischialgie kann milde ausfallen oder aber jede Bewegung zur Qual machen. Plötzlich auftretende heftige Ischiasschmerzen sprechen für einen Bandscheibenvorfall als Ursache. Die Schmerzen verschlimmern sich durch Pressen oder Husten. Der eingeklemmte Ischiasnerv kann sich aber auch durch Symptome wie Taubheitsgefühl, Kribbeln, Kraftminderung oder Lähmung statt Schmerzen bemerkbar machen.
In der Mehrzahl der Fälle verschwinden Ischialgie-Symptome innerhalb weniger Tage bis höchstens sechs Wochen von alleine. Selbst bei einem Bandscheibenvorfall als Ursache ist dies möglich. Bestehen die Schmerzen länger, sollte unbedingt ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht und der Ursache auf den Grund gegangen werden.
Die sogenannten Rote-Fähnchen-Symptome ("Red Flag") beim Ischiasschmerz erfordern ein sofortiges, fachübergreifendes Handeln. Ein Beispiel sind Ischiasschmerzen, zu denen Probleme mit der Blasen- oder Darmentleerung hinzukommen, was in der Medizin als Cauda-equina-Syndrom bezeichnet wird. In diesem Fall muss unverzüglich operiert werden, damit die Blase nicht gelähmt bleibt. Bei starken Lähmungserscheinungen im Bein als Symptom der Lumboischialgie wird ebenfalls meist zur Operation geraten.
"Red Flag"-Symptome einer Ischialgie
Bei manchen Symptomen oder entsprechender Vorgeschichte, bei denen eine Lumboischialgie auftritt, sollte unverzüglich ärztlicher Rat gesucht werden, damit die entsprechenden Untersuchungen eingeleitet werden können:
Symptom/Vorgeschichte | Untersuchung |
Frakturen in der Wirbelsäule, Trauma bei älteren Menschen (Osteoporosegefahr) | Röntgen, MRT |
Tumor(-Vorgeschichte)/Infektion, Gewichtsverlust, Fieber, Schmerzverstärkung bei Nacht | Röntgen, CT, MRT, Skelettszintigraphie, Laboruntersuchungen |
Fortschreitende Kraftminderung bzw. Lähmung, Cauda-equina-Syndrom, Blasenentleerungsstörung | MRT, CT |
Diagnose von Ischiasschmerzen
Die Diagnose Lumboischialgie ist aufgrund der charakteristischen Beschwerden – Rückenschmerzen, die im Gegensatz zum Hexenschuss (Lumbago) ins Bein ausstrahlen – meist schnell gestellt. Neben der körperlichen Untersuchung sind für die Diagnose Angaben zur genauen Lokalisation und dem Auslöser der Beschwerden sowie zur Vorgeschichte – vorangegangene Rückenbeschwerden oder Ischialgien – entscheidend. Zudem wird das Empfindungsvermögen, also die Sensibilität, auf der betroffenen Seite sowie mögliche Bewegungseinschränkungen und die Reflexe überprüft.
Steht die Diagnose Lumboischialgie und wird ein Bandscheibenvorfall, ein Tumor oder eine Entzündung hinter den Symptomen vermutet, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Mittels Röntgenaufnahmen und Computer- oder Kernspintomographie (CT, MRT) wird der Nachweis erbracht und das Ausmaß der Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) evaluiert. Darüber hinaus kann so eine Fraktur als Ursache ausgeschlossen werden. Die neurologische Untersuchung umfasst den Lasègue-Test, der Nervendehnungszeichen prüft, und gegebenenfalls eine Lumbalpunktion.
Tumoren und Entzündungen, bei konkretem Verdacht auch Infektionen, als Ursache der Schmerzen werden anhand von Blutuntersuchungen ausgeschlossen. Lokale Entzündungen wie ein Abszess müssen gegebenenfalls mittels Bildgebung (CT, MRT) ausgeschlossen werden.
Behandlung der Ischiasschmerzen
Ziel der Behandlung ist die Beseitigung des Ischiasschmerzes und der Ursache der Lumboischialgie. Dies sollte möglichst schnell erfolgen, um Fehlhaltungen, die die Schmerzen nur weiter verschlimmern, einer Chronifizierung sowie einer ernsthaften Schädigung des Ischiasnervs vorzubeugen.
Schmerz- und entzündungshemmende Tabletten bilden in Kombination mit Krankengymnastik (Physiotherapie) die Basis der Behandlung bei Ischiasschmerz. Entgegen früherer Vorstellungen wird Bettruhe, also eine Stufenlagerung auf fester Unterlage, heute nur noch kurzzeitig als Therapie empfohlen. Vielmehr wird zu mäßiger Bewegung geraten, um die Ischiasschmerzen zu lindern.
Physiotherapie und Schmerzmittel gegen Lumboischialgie
Zusätzlich sollten unter Anleitung eines*einer Physiotherapeut*in gezielt Übungen gemacht werden, um die Muskulatur zu stärken. Diese können in der akuten Phase aus von dem*der Physiotherapeut*in durchgeführten passiven Bewegungen bestehen. Nur langes Stehen oder Sitzen ist je nach Ausmaß der Beschwerden zu vermeiden.
Neben der Gabe von Schmerzmitteln, nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen, und muskelentspannenden Medikamenten (Muskelrelaxanzien), können auch örtlich wirksame Betäubungsmittel (Lokalanästhetika), Entzündungshemmer (beispielsweise Steroide) und Antidepressiva zur Behandlung erforderlich sein, um eine ausreichende Schmerzlinderung und damit Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Die Dosis und Dauer der medikamentösen Behandlung sollte ärztlich festlegt werden. In der akuten Situation können die Entzündungshemmer (Steroide) auch gespritzt werden.
Kinesiotape und ergänzende Therapien gegen Ischiasschmerzen
Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Lumboischialgie sind je nach Ursache Chirotherapie, Massagen, Fango-Packungen, Akupunktur, Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder auch Programme zur Schmerzbewältigung und Verhaltenstherapie. Im späteren Verlauf können Wassergymnastik, gezielte Übungen zum Muskelaufbau und zur Koordination (medizinische Trainingstherapie) sowie standardisierte Schulungsprogramme wie die Rückenschule den Weg in eine rückengesündere Zukunft ebnen.
Mit den aus der Sportmedizin bekannten Kinesiotapes können bei Ischiasschmerz schnelle Behandlungserfolge erzielt werden. Dazu wird ein langes Stück Tape vom unteren Rücken über das Gesäß bis über die Kniekehle geklebt.
Wann müssen Ischiasschmerzen mit einer OP behandelt werden?
Im Extremfall, bei einer durch einen Bandscheibenvorfall bedingten Lumboischialgie, kann eine Operation erforderlich sein. Dies gilt für ausgeprägte Bandscheibenvorfälle mit Cauda-equina-Syndrom, zunehmende motorische Störungen (starke Kraftminderungen bis hin zu Lähmungen) und einen durch konservative Therapie nicht in den Griff zu bekommenden Ischiasschmerz.
Tipps zur Vorbeugung von Ischialgie
Grundsätzlich kann einem Ischiasschmerz durch regelmäßige körperliche Bewegung, insbesondere durch gezielte Übungen für einen starken Rücken, vorgebeugt werden. Eine gut ausgebildete Rückenmuskulatur stützt die Wirbelsäule und verhindert so die Entstehung einer Lumboischialgie. Entsprechende Übungen für den Rücken sollten regelmäßig durchgeführt werden.
Expertentipp
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- © dpa Picture-Alliance/Anke Waelischmiller/SVEN SIMON
Professor Dietrich Grönemeyer
Weiterhin ist es hilfreich, nicht zu lange ununterbrochen zu sitzen und eine gerade, aber nicht steife Sitzhaltung einzunehmen. Im Büro am besten immer mal wieder bewusst zwischen "Katzenbuckel" und aufgerichteter Wirbelsäule abwechseln.
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