Witwenbuckel: Warum die Wirbelsäule sich krankhaft krümmt
Der Witwenbuckel ist mehr als nur ein optisches Problem. Die Buckelbildung am Rücken kann zu starken Rückenschmerzen und weiteren Beeinträchtigungen führen. Wie ein Rundrücken entsteht, wer betroffen ist und ob er sich vorbeugen lässt, lesen Sie hier.
- © olly – stock.adobe.com
Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Witwenbuckel
Was ist ein Witwenbuckel? Ein Witwenbuckel ist eine krankhafte Krümmung der Brustwirbelsäule, bei der sich ein sichtbarer Buckel unterhalb des Nackens bildet.
Welche Symptome treten auf? Leitsymptom ist die Buckelbildung. Diese kann mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen.
Was tun gegen Witwenbuckel? Ein Witwenbuckel wird vor allem konservativ behandelt. Eine Rückbildung ist mit entsprechender Therapie nur bei Kindern und Jugendlichen möglich.
Lässt sich ein Witwenbuckel vorbeugen? Für gesunde Menschen ist es möglich, mit einer guten Körperhaltung und einer starken Rückenmuskulatur einem Witwenbuckel vorzubeugen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist ein Witwenbuckel?
Bei einem Witwenbuckel handelt es sich um eine krankheitsbedingte, starke Krümmung der Brustwirbelsäule (Hyperkyphose).
Der Witwenbuckel ist häufig eine Folge von Osteoporose oder Haltungsfehlern und kann Beschwerden wie Rückenschmerzen und Atemprobleme verursachen. Mit Übungen und Physiotherapie lassen sich die Beschwerden allerdings lindern.
Wenn sie in diesem Bereich jedoch zunimmt und sich zu einem Buckel verstärkt, spricht man von einer pathologischen Kyphose, auch Hyperkyphose oder Rundrücken genannt.
Wer bekommt einen Witwenbuckel?
Von einer Hyperkyphose sind nicht zwar hauptsächlich ältere Frauen betroffen, weswegen die Krankheit umgangssprachlich Witwenbuckel genannt wird.
Ein Rundrücken kann aber auch bei Männern und in jedem Alter entstehen. So tritt eine Hyperkyphose zum Beispiel auch bei Jugendlichen aufgrund einer schlechten Körperhaltung auf.
Symptome eines Witwenbuckels
Eine Hyperkyphose kann verschiedene Symptome verursachen, die von leicht bis schwer reichen. Das charakteristischste Anzeichen ist die sichtbare, übermäßige Verformung der oberen Wirbelsäule, die zu einem Rundrücken führt. Darüber hinaus können weitere Symptome auftreten wie:
starke Rückenschmerzen
ausstrahlende Schmerzen in Kopf, Nacken, Arme und Beine
eingeschränkte Beweglichkeit, insbesondere bei Dreh- und Seitwärtsbewegungen der Wirbelsäule. Eine aufrechte Haltung ist nahezu unmöglich
schmerzhafte Verkürzungen und Verspannungen der Muskulatur entlang der Wirbelsäule
Atemprobleme, wenn die Lunge weniger Raum hat, sich auszudehnen
veränderter Gang durch stark gebeugte Körperhaltung
Menschen mit einer Hyperkyphose leiden zudem häufig unter ihrem Aussehen. Daraus können sich auch psychische Probleme wie eine Depression entwickeln.
Nicht zu verwechseln ist ein Witwenbuckel mit einem Stiernacken. Dabei handelt es sich um Fettgewebevermehrung im Nacken, die vor allem im Zusammenhang mit Adipositas entsteht.
Behandlung: Was tun bei Witwenbuckel?
Die Behandlung eines Witwenbuckels hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Ursache, Schweregrad, Alter der Betroffenen und eventuelle begleitende Symptome.
In den meisten Fällen erfolgt die Therapie zunächst konservativ mit Physiotherapie. Dies soll die Muskulatur im Brust-, Rücken- und Bauchbereich stärken und die Wirbelsäule entlasten.
Betroffene lernen dabei auch Übungen, die sie eigenständig zu Hause durchführen sollten. Die Übungen können den Witwenbuckel zwar nicht wegtrainieren, aber ein Fortschreiten der Buckelbildung und eine mögliche Versteifung der Wirbelsäule verhindern.
Zusätzlich werden Betroffenen Atemübungen vermittelt, die das Atemvolumen vergrößern können und dadurch Atemproblemen wie Luftnot entgegenwirken.
Auch zu einer optimalen Schlafposition bei der Wirbelsäulenverkrümmung können Physiotherapeut*innen beraten. Gegebenenfalls können zusätzlich ergonomisch geformte Kissen die Schlafposition und damit einen erholsamen und schmerzfreien Schlaf unterstützen.
Schmerzmittel und Operation bei Hyperkyphose
Manchen Patient*innen kann ein speziell angefertigtes Korsett, eine sogenannte Orthese dabei helfen, den Rücken zu stabilisieren und eine Verschlechterung der Hyperkyphose zu verhindern. Bei Kindern und Jugendlichen lässt sich die Buckelbildung mithilfe von Orthesen sogar korrigieren.
Wenn erforderlich, werden auch Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente verschrieben, um Schmerzen zu lindern, die mit der Hyperkyphose verbunden sind.
Führt die konservative Therapie nicht zu einer Besserung, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Das betrifft vor allem Menschen, bei denen die Hyperkyphose fortschreitet und erhebliche Schmerzen oder Atemprobleme verursacht.
Mit der Operation können die Wirbel korrigiert und stabilisiert werden. Ein chirurgischer Eingriff ist aber immer mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Diese sowie die Vorteile einer OP sollten vorher mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin eingehend besprochen werden.
Ursachen für einen Witwenbuckel
Eine übermäßige Wirbelsäulenkrümmung nach hinten kann verschiedene Ursachen haben. Bei älteren Menschen entsteht sie häufig als Folge einer Osteoporose. Bei dieser Erkrankung nimmt die Knochendichte stark ab, was die Wirbelkörper anfälliger für Verformungen und Wirbelbrüche macht. Dabei kann sich der Rücken verformen und auf Höhe der Brustwirbelsäule einen Buckel bilden.
Weitere mögliche Ursachen sind:
gewohnheitsmäßige Fehlhaltung: Eine nachlässige oder ständig vorgebeugte Körperhaltung zum Beispiel bei der Arbeit, am Schreibtisch oder am Handy können einen Buckel begünstigen. Besonders in Kombination mit einer schwachen Bauch- und Rückenmuskulatur.
altersbedingte Veränderungen: Mit zunehmendem Alter können Veränderungen an der Wirbelsäule auftreten, zum Beispiel durch ein Zusammensinken der Wirbelkörper. Das kann zu einer Buckelbildung beitragen.
Morbus Scheuermann: Die Scheuermann-Erkrankung ist eine Wachstumsstörung bei Jugendlichen. Dabei wachsen die Wirbel im Bereich der Brustwirbelsäule ungleichmäßig, was zu einer Wirbelsäulenverkrümmung führt.
angeborene Fehlbildung: Einige Menschen werden mit Fehlbildungen geboren, die zu einer Hyperkyphose führen können.
Darüber hinaus können auch Frakturen, Tumoren oder entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew die Entstehung eines Rundrückens begünstigen.
Wie lässt sich einem Witwenbuckel vorbeugen?
Eine gute Haltung und ein kräftiger Rücken beugen nicht nur Rückenschmerzen vor, sondern können auch verhindern, dass sich Haltungsschäden wie ein Rundrücken entwickeln. Mit verschiedenen Maßnahmen lässt sich dies unterstützen:
Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivitäten, Dehnung und Sport helfen allgemein, die Muskulatur des Körpers zu stärken und die Wirbelsäule beweglich zu halten. Das ist schon mit einfachen Aktivitäten wie Walken oder Wandern möglich. Zusätzlich können Übungen die Rückenmuskulatur stärken und die Haltung verbessern.
Regelmäßig Dehnen: Dehnübungen wirken Verspannungen und Muskelverkürzungen entgegen, die zum Beispiel häufig im Bereich der Nacken- und Brustmuskulatur durch eine gebeugte Haltung entstehen. Hilfreiche Sportarten sind Yoga und Pilates. Sie fördern die Flexibilität, verbessern die Körperhaltung und können Haltungsschäden vorbeugen.
Auf Körperhaltung achten: Es sollte bewusst auf die Körperhaltung im Alltag geachtet werden. Empfehlenswert ist etwa, die Schultern oft zurückzunehmen und den Rücken gerade zu halten, besonders beim Sitzen und Stehen.
Ergonomischer Arbeitsplatz: Ein gut eingerichteter Arbeitsplatz kann Rückschmerzen und Fehlhaltungen vorbeugen, insbesondere wenn viel Zeit am Schreibtisch verbracht wird. Wichtig sind die richtige Sitzhöhe, der Abstand zum Bildschirm und die Position des Stuhls.
Bewusstes Sitzen und Stehen: Längere Zeit in einer starren Position sitzen oder stehen, sollte vermieden werden. Ein Haltungswechsel, bewusstes Aufrichten, Pausen und kurze Dehnübungen können hilfreich sein.
Rückenfreundliche Schlafposition: Eine gute Matratze und die richtige Schlafposition unterstützen die natürliche Krümmung der Wirbelsäule während des Schlafs. Die schonendste Haltung ist auf dem Rücken. Hals- und Lendenwirbelsäule knicken dabei nicht ab, die Gelenke werden entlastet und der Nacken- und Schulterbereich kann entspannen.
Kalzium und Vitamin D: Osteoporose ist eine der Hauptursachen für einen Witwenbuckel. Die Knochengesundheit kann mit einer ausreichenden Versorgung an Kalzium und Vitamin D gefördert werden. Kalzium ist in Milchprodukten, grünem Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Saaten enthalten. Vitamin D wird in der Haut durch Sonnenlichteinstrahlung gebildet.
Durch präventive Maßnahmen kann das Risiko einer Hyperkyphose reduziert werden. Es gibt aber auch individuelle Faktoren und genetische Veranlagungen, die das Risiko begünstigen können. Treten Beschwerden auf oder zeigen sich bereits erste Symptome, sollten dies immer ärztlich abgeklärt werden.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!