Prostataentzündung: Symptome, Behandlung und Komplikationen

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Eine Prostataentzündung (Prostatitis) ist eine häufige Erkrankung bei Männern. Die Entzündung der Vorsteherdrüse ist meist schmerzhaft und kann viele Ursachen haben. Wie wird eine Prostataentzündung behandelt und ist mit Folgeschäden zu rechnen?

Prostataentzündung
© Getty Images/RealPeopleGroup

Kurzübersicht: Prostataentzündung

Definition: Bei einer Prostataentzündung handelt es sich um eine Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata). Diese kann viele Ursachen haben, unter anderem eine Infektion mit Bakterien, und akut oder chronisch verlaufen.

Symptome: Typisch für eine Prostataentzündung sind Schmerzen in der Region zwischen Hoden und After (Damm) und in der Leistengegend. Bei einer akuten bakteriellen Infektion kommt oftmals Schüttelfrost und Fieber hinzu. In manchen Fällen verläuft die Entzündung asymptomatisch.

Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der Ursache, oftmals kommen Antibiotika zum Einsatz. Außerdem können Schmerzmittel helfen, die Beschwerden zu lindern. Bei Harnabflussstörungen durch eine Prostataschwellung können Alpha-1-Rezeptoren-Blocker helfen.

Im Überblick:

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Was ist eine Prostataentzündung?

Bei einer Prostataentzündung, medizinisch auch Prostatitis, handelt es sich um eine Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata). Diese Drüse ist etwa kastaniengroß und umschließt unterhalb der Blase die Harnröhre und die beiden Ejakulationskanäle, die das Sekret von Hoden, Nebenhoden und Samenbläschen bei der Ejakulation in die Harnröhre leiten. Die Prostata produziert das sogenannte Prostatasekret, das ebenfalls Teil der Samenflüssigkeit (Ejakulat) ist.

Schaubild der Prostata

Je nach Ursache werden fünf Erscheinungsformen der Prostataentzündung unterschieden:

  • akute bakterielle Prostatitis

  • chronische bakterielle Prostatitis

  • entzündliche chronische Prostatitis bzw. entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom

  • nicht-entzündliche chronische Prostatitis bzw. nicht-entzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom

  • asymptomatische Prostatitis (ohne Symptome verlaufende Prostataentzündung)

Es wird angenommen, dass zwischen zwei und zehn Prozent aller Männer an einer Prostataentzündung leiden. Männer vor dem 50. Lebensjahr scheinen etwas häufiger betroffen zu sein als Männer im Alter von über 50 Jahren.

Symptome: Wie äußert sich eine Prostataentzündung?

Die Symptome der Prostataentzündung variieren je nachdem, welche Form der Erkrankung vorliegt. Es gibt jedoch drei Leitsymptome, die häufig auftreten:

  • Schmerzen an der Prostata oder im unteren Beckenbereich (Penis, Hoden, Damm, Analbereich, Leistengegend), die besonders während oder nach dem Samenerguss (Ejakulation) auftreten

  • Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie)

  • häufiger Harndrang (Pollakisurie)

Eine asymptomatische Prostataentzündung geht im Gegensatz ohne Symptome einher, sie wird oftmals nur zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt. Nicht selten liegt jedoch eine Prostatavergrößerung zugrunde.

Akute bakterielle Prostatitis und Prostataabszess

Charakteristisch für die bakterielle Form sind allgemeine Krankheitszeichen wie eine erhöhte Körpertemperatur. Es kommt zu einem ausgeprägten, oft sehr rasch einsetzenden Krankheitsgefühl mit Schüttelfrost und hohem Fieber, das bis auf mehr als 40 Grad Celsius ansteigen kann.

Weitere Symptome der akuten bakteriellen Prostataentzündung:

  • Vergrößerung und Schmerzen der Prostata
  • Keimbefall oder Eiter im Harn
  • Blut im Urin oder Ejakulat

Gefährliche Komplikation der akuten bakteriellen Prostatitis sind ein Harnverhalt (Unfähigkeit zur Entleerung der Blase) sowie eine Eiteransammlung in der Prostata (Prostataabszess). Bei beiden Zuständen handelt es sich um einen Notfall: Eine sofortige medizinische Behandlung ist angezeigt.

Auch eine Sepsis (Blutvergiftung) ist möglich, Anzeichen sind etwa:

  • sehr hohes Fieber
  • flache, schnelle Atmung
  • starkes Krankheitsgefühl
  • Verwirrtheit und getrübtes Bewusstsein
  • Unterkühlung
  • Schüttelfrost

Wie äußert sich eine chronische Prostataentzündung?

Typisch für die chronische bakterielle Prostatitis sind wiederkehrende Schmerzen im Becken und Unterbauch, eine Blasenentzündung (Zystitis) und ein Anhalten der Prostataschmerzen über mehr als drei Monate. Zudem können bei der Untersuchung der Vorsteherdrüse Schmerzen auftreten.

Das Beschwerdebild des chronischen Beckenschmerzsyndroms ist uneinheitlich. Im Unterschied zu bakteriellen Formen der Prostataentzündung lässt sich bei dieser mit Abstand häufigsten Variante der Entzündung kein Bakterienbefall – Fachleute sprechen deshalb von einer abakteriellen Krankheitsform – oder anderen Keimen nachweisen. Die Beschwerden sind anhaltend, auch Blase und Harnröhre können einbezogen sein. Die Prostata kann, muss jedoch nicht, schmerzhaft auf die ärztliche Tastuntersuchung reagieren.

Prostata-Wissen: Zehn Fakten über die Vorsteherdrüse

Welche Ursachen kommen für eine Prostataentzündung infrage?

Je nach Form der Entzündung kommen verschiedene Auslöser infrage, nicht immer lässt sich die Ursache für die Erkrankung sicher ausmachen.

Ursachen der akuten und chronischen bakteriellen Prostataentzündung

Eine akute bakterielle Prostataentzündung entwickelt sich in rund 90 Prozent der Fälle spontan, ohne dass ein äußerer Anlass für die Erkrankung erkennbar ist. Zehn Prozent der Erkrankungen entstehen infolge eines ärztlichen Eingriffs an der Prostata, der Harnröhre, der Blase, des Enddarms oder an anderen Organen des unteren Beckens. Verursacher der Infektion sind in der Regel Bakterien, die den menschlichen Darm (E. coli) besiedeln. Aber auch andere Erreger wie Klebsiellen, Pseudomonaden oder Mykobakterien können für die Symptome verantwortlich sein.

Insbesondere bei Männern bis 35 kann eine akute bakterielle Entzündung der Prostata auch im Rahmen von sexuell übertragbaren Erkrankungen vorkommen, mögliche Erreger sind:

Auch andere Erreger wie die einzelligen Parasiten Trichomonaden oder Pilze kommen als Auslöser in Betracht.

Chronisches Schmerzsyndrom des Beckens

Die Ursache eines chronischen Schmerzsyndroms des Beckens (chronic pelvic pain syndrome, CPPC) lässt sich oft nicht sicher bestimmen. Diskutiert werden fünf verschiedene Entstehungsmechanismen:

  • Mikroorganismen: In einigen Fällen kann beim chronischen Schmerzsyndrom des Beckens Erbgut von Mikroorganismen nachgewiesen werden, deren Natur und Ursprung sich jedoch nicht genau klären lassen. Es erscheint deshalb möglich, dass das chronische Schmerzsyndrom in einigen Fällen auf Keime zurückgeht, die mit heutigen Methoden noch nicht nachgewiesen werden können.

  • Blasenentleerungsstörung: In vielen Fällen leiden Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom des Beckens an Blasenentleerungsstörungen. Dabei könnte sich unter Umständen innerhalb der Harnröhre, die durch die Prostata verläuft, ein erhöhter Druck aufbauen. Urin könnte so in die Ausführungsgänge und das Drüsengewebe der Vorsteherdrüse gepresst werden. Die Folge wäre eine chronische Entzündung der Prostata.

  • Überaktives oder fehlgeleitetes Immunsystem: Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom des Beckens ein besonders aktives, Entzündungen begünstigendes Immunsystem aufweisen. Außerdem scheinen Autoimmunreaktionen bei diesen Patienten vermehrt aufzutreten.

  • Entzündung des Blasengewebes: Es wurden Hinweise darauf gefunden, dass bei Patienten mit chronischem Beckenschmerzsyndrom eine chronische Entzündung des Blasengewebes vorliegen könnte. Diese könnte ein Hinweis auf eine Fehlfunktion des Gewebes sein, das die Harnwege auskleidet. Auch die Prostata könnte davon betroffen sein.

  • Nervenreizung: In der Nachbarschaft der Teildrüsen der Prostata verlaufen zahlreiche Nerven. Es ist daher denkbar, dass die Aktivität der Drüsen zu einer Reizung der Nervenfasern führt, die von den Patienten als Schmerz wahrgenommen wird.

Asymptomatische Prostatitis als Krankheitsfolge

Die asymptomatische Prostataentzündung wird von den Betroffenen nicht wahrgenommen, weil keine Beschwerden auftreten. Bei der feingeweblichen Untersuchung (Histologie) lassen sich im Prostatagewebe jedoch Entzündungsprozesse etwa in Form von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) nachweisen. Diese Form der Prostatitis tritt vor allem bei Prostataerkrankungen anderer Ursache auf, etwa bei der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) oder beim Prostatakrebs (Prostatakarzinom).

Prostatakrebs: Welche Symptome möglich sind

Wie wird eine Prostataentzündung diagnostiziert?

Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine Prostataentzündung kann die hausärztliche oder urologische Praxis sein. Zu Beginn der Diagnose erfolgt in der Regel ein ausführliches Gespräch (Anamnese), dabei werden zunächst die genauen Beschwerden abgefragt. Darüber hinaus sind die Dauer der bestehenden Symptomatik sowie Vorerkrankungen von großer Relevanz.

Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei welcher unter anderem die Prostata über den Enddarm abgetastet wird. Ärzt*innen können so eine Schwellung der Drüse erspüren. In der Regel werden auch Blut und Urin auf Erreger und Entzündungsmarker hin überprüft. Im Rahmen einer Prostataentzündung ist beispielsweise der sogenannte PSA-Wert (Prostata-spezifisches Antigen) im Blut erhöht.

Ebenso gehören eine Ultraschalluntersuchung der Beckenorgane sowie eine Bestimmung des Urinflusses (Uroflowmetrie) zu den weit verbreiteten Standarduntersuchungen. Ein spezieller Fragebogen kann Hinweise auf das Vorliegen und das Beschwerdeausmaß liefern.

Vier-Gläser-Probe zum Nachweis von Bakterienbefall

Bei der chronischen bakteriellen Prostataentzündung kann mithilfe der sogenannten Vier-Gläser-Probe nachgewiesen werden, ob ein Bakterienbefall der Prostata vorliegt. Dabei werden der erste Urin beim Wasserlassen, der sich anschließende Mittelstrahlurin, durch Prostatamassage gewonnenes Prostatasekret sowie Urin nach der Prostatamassage getrennt gesammelt und auf Keimbefall untersucht. Zusätzlich kann der*die Arzt*Ärztin eine Untersuchung am Ejakulat vornehmen.

Zu den speziellen Untersuchungsverfahren zum Nachweis eines entzündlichen und nicht-entzündlichen chronischen Schmerzsyndroms des Beckens gehören zudem eine Druckmessung in der Blase (Zystomanometrie) sowie weitere urologische Spezialuntersuchungen.

Asymptomatische Prostatitis als Zufallsbefund

Die Diagnose einer asymptomatischen Prostatitis ist ein Zufallsbefund, der sich aus der feingeweblichen Untersuchung von Prostatagewebe oder -sekret in der Regel im Rahmen einer anderen Erkrankung ergibt. Die Diagnose der Prostataentzündung wird allein auf Grundlage der nachgewiesenen Veränderungen im Gewebe gestellt.

Prostataentzündung: Behandlung oft langwierig

Die Behandlung einer Prostatitis ist stark von der jeweiligen Form der Erkrankung abhängig. Bei Schmerzen werden Schmerzmittel verabreicht, insbesondere aus der Gruppe der entzündungshemmenden Mittel, nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), da diese sich günstig auf die Prostata auswirken. Entleert sich die Blase aufgrund der Prostatitis nicht vollständig, können Alpha-1-Rezeptoren-Blocker eingesetzt werden, um den Abfluss des Harns durch die gereizte und geschwollene Vorsteherdrüse zu erleichtern.

Sind Bakterien Auslöser der Entzündung werden Antibiotika verabreicht. Ist das Wasserlassen (Miktion) gestört, kann es erforderlich sein, für einige Tage einen Blasenkatheter einzulegen.

Sollte sich eine Eiteransammlung in der Prostata (Abszess) gebildet haben, muss diese beseitigt werden. Dies geschieht zumeist durch Einlage eines Schlauchs, der den Abfluss des Eiters gewährleistet. Unter Umständen kann es jedoch auch erforderlich sein, von der Verbindungsregion zwischen Hodensack und After (Damm-Region) aus mit einer Nadel in die Prostata zu stechen, um den Eiter aus dem Organ abzuleiten.

Optionen bei chronischem Schmerzsyndrom des Beckens

Beim chronischen Schmerzsyndrom des Beckens kommen eine Vielzahl von Therapieansätzen zum Einsatz. Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach dem individuellen Erkrankungsfall und dem Erfolg der Behandlung: Dazu zählen Medikamente zur Entspannung der Beckenmuskulatur (Muskelrelaxanzien), auf die Nerven wirkende Medikamente zur Verbesserung der Blasenentleerung, bestimmte Heilkräuter und Entspannungstechniken.

Geduld gefragt bei chronischer Bakterieninfektion

Auch die chronische bakterielle Prostataentzündung wird mit Antibiotika behandelt. Aufgrund der Hartnäckigkeit der Erkrankung können jedoch mehrere Behandlungszyklen erforderlich sein, bis sich ein dauerhafter Erfolg einstellt. Im Rahmen der Behandlung werden in diesem Zusammenhang wiederholt Untersuchungen zum Keimbefall durchgeführt, um den Therapieerfolg zu ermitteln und die Wahl des Antibiotikums gegebenenfalls an die aktuellen Verhältnisse anzupassen.

Bei hartnäckigen Erkrankungsfällen können Antibiotika direkt in die Vorsteherdrüse gespritzt werden. Versagen alle anderen Therapieansätze, bleibt in Einzelfällen nur noch die operative Entfernung der Prostata als letzte Behandlungsmöglichkeit.

Asymptomatische Prostatitis: Grunderkrankung behandeln

Diese Form der Prostataentzündung tritt begleitend zu anderen Erkrankungen der Vorsteherdrüse auf. Die Therapie der Prostatitis diesen Typs richtet sich daher vor allem gegen die Grunderkrankung, etwa eine gutartige Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs.

Lässt sich einer Prostataentzündung vorbeugen?

Lediglich eine durch Bakterien ausgelöste Prostataentzündung kann gezielt verhindert werden. Als Grundlage von bakteriellen Infektionen erweisen sich häufig nach dem Wasserlassen in der Harnblase verbleibende Harnreste sowie Abflusshindernisse, die zu einer Druckerhöhung im Prostatagewebe führen. Beide Risikofaktoren können durch gezielte urologische Maßnahmen behoben werden. Besteht eine erhöhte Infektanfälligkeit im Harntrakt können vorübergehend oder langfristig Antibiotika eingenommen werden.

Prostataentzündungen aufgrund von sexuell übertragbaren Krankheiten können durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen vermieden werden. Dazu gehört insbesondere die Verwendung von Kondomen.

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