Chlamydien: Unauffällige Symptome richtig deuten
Infektionen mit Chlamydien zählen zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Männer und Frauen stecken sich vor allem durch ungeschützten Sex mit den Bakterien an. Bleibt die Infektion unbehandelt, drohen ernste Folgen wie Unfruchtbarkeit.
-
- © iStock.com/nopparit
Die Infektion mit Chlamydien gehört zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Betroffen sind vor allem Männer und Frauen unter 24 Jahren. Das Robert Koch-Institut in Berlin schätzt, dass in Deutschland jährlich rund 10.000 Frauen neu daran erkranken. Vermutlich liegt die Dunkelziffer weitaus höher, weil viele die Ansteckung gar nicht bemerken und keinen Arzt aufsuchen. Bis zum Jahr 2001 war die Erkrankung in Deutschland meldepflichtig, heute ist sie es nicht mehr.
Ansteckung: Ungeschützter Sex verbreitet Chlamydien
Sprechen Ärzte von einer Chlamydieninfektion, meinen sie meist das Bakterium Chlamydia trachomatis als Verursacher. Mit dem Erreger stecken sich Menschen durch ungeschützten Verkehr an. Er befällt die Harnwege und Geschlechtsorgane. Daneben gibt es noch zwei andere Chlamydienarten, die für Menschen eine Rolle spielen: Chlamydia pneumoniae und Chlamydia psittaci, die meist die Lunge und Atemwege infizieren.
Warum die Infektionen weltweit auf dem Vormarsch sind, ist nicht sicher zu sagen. Wahrscheinlich trägt dazu bei, dass junge Leute immer seltener Kondome verwenden. Diese schützen nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Syphilis oder Gonorrhoe (Tripper), sondern auch vor einer HIV-Infektion. Da HIV-Infektionen in der westlichen Welt zurückgehen und Ärzte die Immunschwäche Aids heute gut mit Medikamenten im Griff haben, stufen viele die Infektionskrankheit als weniger gefährlich ein – und verzichten auf Kondome.
Die Infektionsrate anderer sexuell übertragbarer Krankheiten steigt dagegen an. Häufig wechselnde Sexualpartner und mangelnde Aufklärung sind Gründe, warum die Zahl der Infektionen steigt.
Chlamydien kann beide Geschlechter unfruchtbar machen
Infizieren sich Frauen, sind die Symptome häufig unspezifisch, mild ausgeprägt oder fehlen sogar ganz. Viele bemerken die Infektion deshalb nicht und suchen keinen Arzt auf. Bei Männern verursachen die Bakterien verschiedene Symptome, zum Beispiel eine Harnleiterentzündung. Eine akute Infektion lässt sich wirksam mit Antibiotika behandeln.
Ohne Therapie besteht die Gefahr einer chronischen Infektion, die schwerwiegende Folgen hat. Die Bakterien steigen im Harn- und Geschlechtstrakt auf, vermehren sich und breiten sich aus. Dadurch können beispielsweise die Samenleiter und Eileiter Schaden nehmen. Die Folge einer verschleppten Chlamydieninfektion ist Unfruchtbarkeit – beider Geschlechter. Ärzte schätzen, dass rund die Hälfte aller weiblichen Fälle von Unfruchtbarkeit durch eine Chlamydieninfektion verursacht wird.
Chlamydien: Oft zeigen sich keine Symptome
Anstecken können sich Männer und Frauen durch Sex, wenn die Schleimhäute im Genitalbereich in Kontakt kommen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Bakterien auch durch Oral- und Analverkehr übertragbar sind. Für die Infektion im Bereich der Harnwege und Geschlechtsorgane (Urogenitaltrakt) ist ausschließlich das Bakterium Chlamydia trachomatis verantwortlich.
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) beträgt eine bis drei Wochen. Tückisch ist, dass bis zu 90 Prozent der betroffenen Frauen keine Symptome bemerken. Gleiches gilt auch für etwa 50 Prozent der Männer. So bleibt die Infektion bei beiden Geschlechtern oft unerkannt. Wenn Symptome auftreten, dann sind sie äußerst unterschiedlich. Eine Infektion mit den Bakterien ist leicht mit anderen Geschlechtskrankheiten zu verwechseln.
Chlamydien Symptome bei Frauen
Folgende Anzeichen weisen darauf hin, dass eine Frau infiziert ist:
- Juckreiz im Genitalbereich
- gelblich-klebriger Ausfluss
- Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen
- leichte Blutungen (Mitte des Zyklus, beim Geschlechtsverkehr)
- Unterbauchschmerzen
- Fieber, Abgeschlagenheit
Chlamydien Symptome bei Männern
Bei Männern, die sich angesteckt haben, entwickeln sich folgende Beschwerden:
- Druckgefühl und Brennen beim Wasserlassen
- Unterbauchschmerzen
- Hautreizungen an der Penisspitze
- (eitriger) Ausfluss aus dem Penis
Mögliche Folgen einer unerkannten Infektion
Bleibt eine Infektion unbehandelt, steigen die Bakterien auf und lösen Entzündungen des Gebärmutterhalses, der Eileiter und Eierstöcke aus. Im schlimmsten Fall werden betroffene Frauen unfruchtbar. Auch Männer können Spätfolgen entwickeln. Dazu zählen zum Beispiel Entzündungen der Prostata und Samenleiter. Zudem können die Samenleiter verkleben, was ebenfalls zu Unfruchtbarkeit führt.
Die reaktive Arthritis (Reiter-Syndrom) ist eine weitere Komplikation. Dabei greifen die Bakterien einige Wochen nach der Infektion die Gelenke der unteren Körperhälfte an – Zehen-, Sprung- und Kniegelenke. Steigen sie weiter auf, sind die Wirbelsäule und Bindehäute bedroht.
Chlamydien in der Schwangerschaft
Schwangere, die sich infiziert haben, können ihr Baby während der Geburt mit den Keimen anstecken. Dieses Infektionsrisiko beträgt bis zu 70 Prozent. Jedes dritte Neugeborene, das sich bei der Geburt mit den Keimen angesteckt hat, entwickelt die typische Bindehautentzündung (Trachom). Daneben vermuten Ärzte einen Zusammenhang zwischen der Chlamydieninfektion und einer Frühgeburt.
Viele Frauen mit einer chronischen Infektion werden jedoch gar nicht erst schwanger. Aufgrund der Entzündung verkleben und verwachsen die Eileiter, wodurch Eizellen nicht mehr in die Gebärmutter gelangen. Die Folge ist Unfruchtbarkeit oder es drohen eine Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaft.
Ursachen: Drei Arten von Chlamydien können Krankheiten auslösen
Für Menschen sind drei Chlamydien-Varianten von Bedeutung: Das Bakterium Chlamydia trachomatis löst Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane aus, ist zudem für eine chronische Bindehautentzündung (Trachom) verantwortlich. Das Trachom tritt vor allem in den Tropen auf und ist dort die Hauptursache für Erblindung.
Chlamydia pneumoniae und Chlamydia psittaci befallen dagegen die Lunge und Atemwege. Das Bakterium Chlamydia pneumoniae breitet sich über Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen aus und ruft eine Lungenentzündung hervor.
Das Bakterium Chlamydia psittaci übertragen Vögel auf den Menschen über unmittelbaren Kontakt mit den Tieren. Infizierte können die sogenannte Papageienkrankheit (Ornithose) entwickeln, die grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen sowie eine Lungenentzündung auslöst. Die Papageienkrankheit ist äußerst selten. Bisher ist sie ausschließlich bei Menschen nachgewiesen, die engen Kontakt mit Vögeln haben, etwa Geflügelzüchter und Menschen, die privat Papageien oder Wellensittiche besitzen.
Chlamydien immer vom Arzt abklären lassen
Männer und Frauen sollten Beschwerden im Bereich der Geschlechtsorgane und Harnwege immer von einem Arzt abklären lassen, denn eine unbehandelte Chlamydieninfektion kann ernsthafte Folgen haben, beispielweise Unfruchtbarkeit. Der richtige Ansprechpartner für Frauen ist ein Gynäkologe, für Männer ein Urologe oder Androloge.
So funktioniert die Diagnose bei Frauen und Männern
Die Untersuchung mit dem Spekulum liefert schon erste Hinweise auf eine Chlamydieninfektion der Frau: Sie ist anhand der Beschaffenheit der Vagina und des Ausflusses erkennbar. Weitere Klarheit bringen die mikroskopische Untersuchung sowie Zellkulturen des Vaginalabstrichs. Auch eine Laboruntersuchung des Urins gibt Aufschluss, ob die Bakterien vorhanden sind. Eine chronische Infektion lässt sich oft erst durch eine Blutuntersuchung mit Sicherheit diagnostizieren.
Bei Männern entnimmt der Urologe einen Abstrich aus dem Harnleiter und lässt ihn im Labor untersuchen. Zusätzlich gibt die Urinprobe Aufschluss, ob die bakterielle Erkrankung vorliegt. Wichtig ist es immer, andere Geschlechtskrankheiten als Verursacher der Beschwerden auszuschließen.
Therapie: So werden Chlamydien behandelt
Die Erkrankung heilt vollständig aus, sofern Ärzte sie rechtzeitig erkennen und behandeln. Medikamente der Wahl sind Antibiotika, die gezielt gegen Bakterien wirken. Die Antibiotikatherapie lässt nicht nur die bestehenden Beschwerden wie Harnleiterentzündung und Unterleibsschmerzen verschwinden, sondern verhindert auch Spätfolgen wie Unfruchtbarkeit.
Es gibt eine Reihe von Antibiotika, die Ärzte gegen die Chlamydieninfektion einsetzen. Beispiele sind:
- Azithromycin
- Doxycyclin
- Erythromycin
- Ofloxacin
- Levofloxacin
- Roxithromycin
Wichtig ist, dass Patienten die Antibiotika ausreichend lange einnehmen und sie nicht vorzeitig absetzen, wenn keine Beschwerden mehr bestehen. Sonst können einige Bakterien überleben und sich erneut vermehren. Bei einer Entzündung der Beckenorgane kann die Antibiotika-Behandlung bis zu 20 Tage dauern. Geschlechtsverkehr in jeglicher Form ist während der Behandlung tabu.
Den Partner unbedingt mitbehandeln
Auch der Geschlechtspartner sollte sich behandeln lassen, um eine gegenseitige Wiederansteckung zu verhindern – den Ping-Pong-Effekt. Infizierte sollten am besten alle Partner, mit denen sie in den letzten sechs Monaten Geschlechtsverkehr hatten, über die bestehende Infektion informieren und ihnen zu einem Arztbesuch raten. Die Sexualpartner sollten sich ebenfalls testen und bei einem positiven Befund behandeln lassen.
Sich und andere vor einer Chlamydien-Infektion schützen
Der einzige Schutz vor einer Infektion ist Safer Sex! Deshalb beim Geschlechtsverkehr immer Kondome verwenden – das gilt auch für Oral- und Analverkehr. Die Bereitschaft, Präservative zu benutzen, hat allerdings in den letzten Jahren spürbar nachgelassen. Ärzte vermuten, dass die Infektionskrankheit Aids ihren Schrecken eingebüßt hat und Sexualpartner deshalb unvorsichtiger werden. Auch ein häufiger Wechsel von Sexualpartnern trägt zu steigenden Infektionszahlen bei.
Frauen sollten außerdem regelmäßig gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Der Arzt führt dabei einen Test auf Chlamydien durch. So lässt sich die tückische Infektion rechtzeitig erkennen und behandeln.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!