Symptome & Lebenserwartung

Korsakow-Syndrom ist oft Folge von chronischem Alkoholismus

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Verwirrung, Orientierungslosigkeit und Gedächtnisverlust sind Anzeichen des Korsakow-Syndroms, auch amnestisches Syndrom genannt. Häufig ist schwerer Alkoholmissbrauch der Auslöser. Warum es wichtig ist, das Syndrom frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Mann hält nachdenklich Alkoholglas in der Hand
© Getty Images/D-Keine

Kurzübersicht

Was ist das Korsakow-Syndrom? Ein Symptomkomplex, bei dem es zu einer ausgeprägten und anhaltenden Störung des Kurzzeitgedächtnisses kommt.

Symptome: Gedächtnisverlust, Erinnerungslücken, Desorientierheit, Fantasieren, Antriebslosigkeit, Polyneuropathie, unsicheres Gangbild.

Ursachen: Vitamin-B1-Mangel, häufig ausgelöst durch chronische Alkoholabhängigkeit. Auch Verletzungen und Erkrankungen des Gehirns können das Korsakow-Syndrom auslösen.

Behandlung: Zuführen von Vitamin B1 und strenge Alkoholkarenz sind Mittel der ersten Wahl.

Verlauf und Folgen: Die Schäden am Gehirn sind nicht reversibel, ihr Fortschreiten kann nur aufgehalten werden.

Das Korsakow-Syndrom ist ein Symptomkomplex, in dessen Folge es zu einer ausgeprägten und anhaltenden Störung des Kurzzeitgedächtnisses kommt. Weil das Hauptsymptom Gedächtnisverlust (Amnesie) ist, sprechen Fachleute auch vom amnestischen Psychosyndrom. Andere Bezeichnungen für das Korsakow-Syndrom sind Morbus Korsakow oder Korsakow-Psychose.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist das Korsakow-Syndrom?

Beim Korsakow-Syndrom leiden Betroffene unter einem Verlust der Merkfähigkeit sowie unter Orientierungslosigkeit. Gedächtnislücken und fehlende Erinnerungen füllen sie typischerweise durch Fantasiegeschichten, sogenannte Konfabulationen, auf. Ausgelöst wird die Amnesie durch eine Zerstörung von Nervenzellen im Gehirn, die weitgehend irreversibel ist. Betroffen sind typischerweise Strukturen, die für die Gedächtnisbildung und das Lernen eine wichtige Rolle spielen.

Das Korsakow-Syndrom tritt überwiegend bei schweren Alkoholiker*innen auf. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Am häufigsten tritt das Korsakow-Syndrom in der Altersgruppe zwischen 45 und 65 Jahren auf.  

 

Beschrieben wurde der Symptomenkomplex bereits 1887 vom russischen Nervenarzt und Psychiater Sergei S. Korsakow. Er hatte beobachtete, dass einige seiner alkoholkranken Patient*innen unter starken Gedächtnis- und Orientierungsstörungen litten und zum Konfabulieren neigten. Damit ist das Erfinden von Dingen, Personen oder Ereignissen ohne bewusste Täuschungsabsicht gemeint. Das Gedächtnis füllt die Lücken, ohne dass sich Betroffene dessen bewusst sind.

 

Symptome beim Korsakow-Syndrom

Ein Korsakow-Syndrom macht sich meist mit einer typischen Symptomen-Trias bemerkbar. Fast alle Betroffenen zeigen:

  • Gedächtnisstörungen
  • Desorientiertheit, Orientierungsstörungen
  • Konfabulationen

Die Gedächtnisstörungen betreffen hauptsächlich die Merkfähigkeit und das Kurzzeitgedächtnis, seltener das Langzeitgedächtnis. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an gerade Erlebtes zu erinnern (anterograde Amnesie). Sie vergessen manchmal auch Ereignisse, die vor Beginn der Erkrankung stattgefunden haben (retrograde Amnesie). Teilweise kommt es zur Störung des Zeitgefühls. Andere kognitive Funktionen sind normalerweise nicht betroffen.

Zusätzlich können weitere Symptome in unterschiedlicher Ausprägung auftreten, etwa:

Viele Patient*innen zeigen Anzeichen einer Persönlichkeitsveränderung. Typisch sind Antriebsstörungen, die mit einem Verlust an Spontanität und mit Abstumpfung einhergehen.

Verlauf und Lebenserwartung beim Korsakow-Syndrom

Für das Korsakow-Syndrom gilt insgesamt eine schlechte Prognose. Bei konsequenter Alkoholabstinenz und Behandlung mit Vitamin B1 lässt sich ein Fortschreiten der Symptomatik zwar meistens aufhalten, eine Heilung ist im Endstadium aber nicht möglich. Die Vorstufe oder häufige Begleiterkrankung des Syndroms, die Wernicke-Enzephalopathie, ist dagegen bei rechtzeitig eingeleiteter Behandlung gut therapierbar. Andernfalls ist die Sterblichkeit mit 20 Prozent recht hoch.

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Viele Patient*innen können ihren Alltag nicht mehr alleine bewerkstelligen und werden zum Pflegefall. Bei nicht kooperierenden, geistig schwer beeinträchtigen Personen kann auch eine Zwangseinweisung in eine entsprechende Pflegeeinrichtung nötig sein. Durch eine gute Betreuung in einem spezialisierten Pflegeheim gelingt es teilweise, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Die Lebenserwartung hängt beim Korsakow-Syndrom sehr stark vom Ausmaß der Hirnschäden und vom Einhalten der Alkoholabstinenz ab. Grundsätzlich liegt die Lebenserwartung von alkoholkranken Menschen etwa 15 Prozent unter der durchschnittlichen Lebenserwartung.

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In unserer Gesellschaft gilt der Konsum von Alkohol als normal. Gegen ein Glas Wein oder ein Feierabendbier hin und wieder ist auch nichts einzuwenden – zu viel Alkohol über einen längeren Zeitraum kann jedoch erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Möglich sind unter anderem eine Fettleber, Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Mangelerscheinungen und Krebserkrankungen.

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Ursachen des Korsakow-Syndroms

In den meisten Fällen steckt ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) hinter den Schäden am Gehirn und Nervensystem. Thiamin ist ein wasserlösliches Vitamin und hat eine wichtige Funktion beim Bau von Nervenzellen. Da es im Körper nur für wenige Wochen gespeichert werden kann, kommt es bei Mangelernährung relativ schnell zur Unterversorgung und einem Thiaminmangel. Das gilt auch bei Stoffwechselstörungen, chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder Aufnahmestörungen im Magen-Darm-Bereich (Resorptionsstörungen)

Die weitaus häufigste Ursache für einen Vitamin-B1-Mangel ist chronischer Alkoholmissbrauch. Schwer alkhoholkranke Menschen tendieren dazu, sich mangelhaft und einseitig zu ernähren oder "ersetzen" häufig ganze Mahlzeiten durch Alkohol. In der Folge kommt es zu Nährstoffdefiziten, vor allem Thiaminmangel oder Folsäuremangel.

Korsakow-Syndrom nach Wernicke-Enzephalopathie

Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen geht dem Gedächtnisverlust eine Wernicke-Enzephalopathie voraus. Es handelt sich um eine Erkrankung des Gehirns, die ebenfalls durch einen anhaltenden Mangel an Vitamin B1 verursacht wird und Störungen in denselben Hirnregionen hervorruft. Es kommt zu vegetativen Störungen, Augenmuskelstörungen und in der Folge Sehstörungen wie Doppeltbildern, Sprechstörungen, Koordinationsstörungen (Ataxie), Delirium und Psychosen.

Eine Wernicke-Enzephalopathie ist ein absoluter Notfall. Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, führt sie fast immer zum Korsakow-Syndrom. Ärzt*innen sprechen aufgrund der deutlichen Überschneidungen der Symptome vom Wernicke-Korsakow-Syndrom.

Hirnschäden können Korsakow-Syndrom auslösen

Ein amnestisches Syndrom kann auch durch andere Schäden im Gehirn verursacht werden, etwa:

  • Hirnblutung, Schlaganfall, geplatztes Aneurysma
  • Kopfverletzung, Schädel-Hirn-Trauma
  • Vergiftung (Intoxikation), vor allem Kohlenmonoxidvergiftung
  • Sauerstoffmangel im Gehirn (Hypoxie)
  • schwere Infektionen wie Enzephalitis, Meningitis, Borreliose
  • Hirnatrophie bei Alzheimer-Demenz

Außerdem kann ein Korsakow-Syndrom begleitend bei einer organisch bedingten Psychose auftreten. In diesem Fall ist es häufig reversibel.

Diagnose bei Korsakow-Syndrom

Die Diagnose des Korsakow-Syndroms erfolgt mittels neurologischer Untersuchungen. Zunächst befragt der*die Arzt*Ärztin die betroffene Person, um die Funktion ihres Kurzzeitgedächtnisses zu überprüfen. Eventuell werden auch Gespräche mit Angehörigen herangezogen.

Ein CT (Computertomografie) zeigt meist eine Rückbildung (Atrophie) des Gehirns im Stirnbereich. Im MRT (Magnetresonanztomografie) kann man die Atrophie der Mamillarkörper erkennen – der markreiche Teil des Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns).

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Therapie bei Korsakow: Alkoholabstinenz und Vitamin-B1-Substitution

Erste Maßnahme bei einem durch Vitamin-B1-Mangel verursachten Korsakow-Syndrom ist die hochdosierte Gabe von entsprechenden Infusionen über mehrere Tage. Gleichzeitig bekommen viele Betroffene Kochsalz-Infusionen, da ein Flüssigkeitsmangel gerade bei Alkoholabhängigen häufig ist. Bei Mangelernährung wird ein allgemeiner Vitamin- und Nährstoffmangel ausgeglichen, bei Bedarf per parenteraler Ernährung.

Im Anschluss sollte Vitamin B1 so lange wie nötig substituiert werden. Bei kooperationsbereiten, verlässlichen Patient*innen kann das später über Tabletten geschehen, ansonsten ist eine intravenöse Gabe vorzuziehen. Die konsequente Gabe von Thiamin führt bei vielen Betroffenen zu einer leichten Besserung der Symptome oder verhindert zumindest eine Verschlechterung.

Wichtigste Therapiemaßnahme bei einem alkoholbedingten Korsakow-Syndrom ist gleichzeitig der konsequente und anhaltende Verzicht auf Alkohol.

Prävention: Korsakow-Syndrom vorbeugen

Wichtigster Aspekt der Vorsorge ist der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum. Personen mit Alkoholproblemen sollten sich möglichst frühzeitig in eine geeignete Suchtbehandlung begeben. Eine erste Anlaufstelle kann hier die Hausarztpraxis sein. Bei bekannter Alkoholkrankheit sollte lebenslange strikte Alkoholabstinenz eingehalten werden.

Die Grenze zwischen regelmäßigem Alkoholkonsum und Alkoholismus ist oft fließend. Alle Maßnahmen zur Prävention von Alkoholabhängigkeit können als wichtige Vorsorgemaßnahmen für alkoholassoziierte Krankheiten gesehen werden.

Hilfe bieten die Anonymen Alkoholiker:

Vitamin-B1-Mangel vermeiden

Grundsätzlich sollten alle Menschen auf eine vielseitige, vitaminreiche Ernährung achten. B-Vitamine stecken vor allem in Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fleisch und Fisch.

Gute Vitamin-B1-Lieferanten sind:

  • Erbsen, Linsen und Bohnen
  • Hefe
  • Sonnenblumenkerne
  • Erdnüsse und Walnüsse
  • Schweinfleisch, Innereien
  • Scholle und Tunfisch
  • Kartoffeln

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