Trauma häufige Ursache

Amnesie: Verlust von Erinnerung und Merkfähigkeit

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Amnesie bezeichnet einen teilweisen oder totalen Gedächtnisverlust, der temporär oder dauerhaft auftreten kann. Als Ursache kommen sowohl organische Auslöser als auch andere Faktoren infrage. Welche Formen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Junge nachdenkliche Frau
© iStock.com/Juergen Bauer Pictures

Bei einer Amnesie handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sondern um das Symptom einer Funktionseinschränkung des Gehirns. Eine Amnesie ist dabei mehr als nur Vergesslichkeit: Schlimmstenfalls ist der zeitliche und inhaltliche Gedächtnisverlust irreparabel und führt zum Pflegefall.

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Definition: Formen der Amnesie

Es gibt verschiedene Formen der Amnesie, die nicht strikt voneinander abzugrenzen sind. Oft liegen mehrere Amnesieformen gleichzeitig vor oder es kommt zu einer Überschneidung.

Retrograde Amnesie

Unter retrograder Amnesie (rückwirkende Amnesie) versteht man den Verlust der Fähigkeit, sich an vergangene Erlebnisse zu erinnern. Betroffene sind nicht in der Lage, Informationen abzurufen, die vor einem bestimmten Ereignis (zum Beispiel Unfall, Trauma oder epileptischer Anfall), das die Amnesie auslöste, gemerkt wurden.

Häufig sind bei der retrograden Amnesie nur einige Minuten bis ein paar Tage vor dem auslösenden Ereignis aus dem Gedächtnis gelöscht. Es ist aber auch möglich, dass mehrere Jahre bis Jahrzehnte aus der Erinnerung verschwinden. Ist dies der Fall, verliert der*die Betroffene auch einen Teil seiner Persönlichkeit und muss sein Leben mehr oder weniger neu beginnen.

Anterograde Amnesie

Im Gegensatz zur retrograden Amnesie bezieht sich der Gedächtnisverlust bei der anterograden Amnesie (vorwärtswirkende Amnesie) auf die Zukunft. Dabei sind meist beide Seiten des Hippocampus, der im Schläfenlappen liegt, betroffen. Unter den Amnesien kommt diese Form, bei der vorrangig das Langzeitgedächtnis betroffen ist, am häufigsten vor.

Betroffene können bei einem anterograden Gedächtnisverlust keine neuen Erlebnisse aus dem Kurzzeitgedächtnis im Langzeitgedächtnis abspeichern. Da das Kurzzeitgedächtnis aber meist intakt bleibt, können Menschen mit retrograder Amnesie ihren Alltag in der Regel normal bewältigen.

Dissoziative Amnesie

Bei der dissoziativen Amnesie handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die zu den dissoziativen Störungen gehört. Die Erinnerungslücken der dissoziativen Amnesie können auch ein Symptom anderer dissoziativer Erkrankungen sein. Betroffenen fehlen Erinnerungen an meist traumatische Ereignisse, womit die dissoziative Form der Amnesie gewissermaßen eine Schutzreaktion des Körpers darstellt. Oft haben Menschen mit einer dissoziativen Amnesie ein höheres Risiko, dass künftige, besonders belastende Erfahrungen weitere Amnesien auslösen.

Die Gedächtnislücken betreffen bei der dissoziativen Amnesie einen Zeitraum von Minuten bis Jahrzehnten. In einigen Fällen sind sich die Betroffenen ihrer eingeschränkten Erinnerung nicht bewusst, negieren diese oder spielen sie herunter, um sich nicht mit der traumatischen Erfahrung auseinandersetzen zu müssen.

Globale Amnesie

Die globale Amnesie wird von Fachleuten als die schwerwiegendste Form definiert. Sie ist nicht heilbar und betrifft sowohl das Lang- als auch das Kurzzeitgedächtnis. Betroffene einer globalen Amnesie können sich nicht an Vergangenes erinnern und gleichzeitig nichts Neues merken, was ein normales Leben nahezu unmöglich macht.

Einzig der Teil des Hirns, der für Handlungsabläufe zuständig ist (prozedurales Gedächtnis), bleibt von der globalen Amnesie verschont. Betroffene könnten deshalb theoretisch noch alltägliche Dinge tun, sich dabei allerdings nicht orientieren.

Transiente globale Amnesie (TGA)

Bei der transienten (vorübergehenden) globalen Amnesie ist das Erinnerungsvermögen nur temporär beeinträchtigt. Diese Form der Amnesie trifft vermehrt im Alter von 50 bis 70 Jahren auf. Die sowohl anterograde als auch retrograde Amnesie zeigt sich sehr plötzlich in einer sehr massiven Gedächtnisstörung, was Betroffene stark beunruhigen kann.

Die TGA verursacht für höchstens 24 Stunden lang episodisch auftretende Dämmerzustände, die dann von selbst wieder verschwinden. Eindrücke können nur für maximal drei Minuten lang gespeichert werden, was zu einer Desorientierung in Bezug auf Raum und Zeit und die umgebende Situation führt.

Auch wenn die transiente globale Amnesie vor allem aufgrund ihrer kurzen Dauer nur wenig erforscht ist, ist bekannt, dass ihre Ursache eine vorübergehende Funktionsstörung des Hippokampus ist. Diese wird etwa durch exzessiven Alkohol- oder Drogenkonsum oder anderen körperlichen sowie psychologischen Stress (zum Beispiel Schmerzen) ausgelöst.

Die TGA gilt aber als harmlos und hinterlässt keine bleibenden Schäden.

Kongrade oder psychogene Amnesie

Bei der kongraden Amnesie, auch psychogene Amnesie genannt, beschränkt sich der Verlust des Erinnerungsvermögens auf ein psychisch oder physisch traumatisierndes Ereignis. Alle anderen Gedächtnisinhalte der Vergangenheit bleiben von der psychogenen Amnesie unberührt und auch neue Informationen und Erlebnisse können normal im Gedächtnis gespeichert werden. 

Infantile Amnesie

Mit infantiler Amnesie bezeichnet man das Phänomen, dass sich Erwachsene nicht an Ereignisse aus frühester Kindheit erinnern können. Die infantile Amnesie hat keinen Krankheitswert und betrifft praktisch jeden.

Ursachen von Amnesien

Einer Amnesie kann eine eigenständige Krankheit zugrunde liegen, aber auch äußere Einflüsse wie Medikamente sind mögliche Ursachen für Läsionen im Hippocampus, die für das eingeschränkte Gedächtnis verantwortlich sind.

Ursachen von Amnesien auf einen Blick:

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Diagnose: Verhalten bei Verdacht auf Amnesie

Zögern Sie nicht, ärztliche Hilfe einzuholen, wenn Sie merken, dass sie sich schlechter als früher an Vergangenes erinnern können oder sich Neues weniger gut merken können. Möglicherweise steckt eine Erkrankung dahinter, die behandelt werden muss, um weitere Einbußen des Gedächtnisses möglichst zu verhindern oder wenigstens zu verlangsamen.

Manchmal wird eine Amnesie von den Betroffenen selbst nicht bemerkt, was je nach Ursache und Form oft keine negativen Auswirkungen hat. Falls sich Angehörige aber Sorgen machen oder bemerken, dass der Betroffene von den Erinnerungslücken beeinträchtigt wird, sollten sie das Gespräch mit dem Betroffenen suchen und einen Arzt zu Rate ziehen.

Zur Diagnosestellung wird zunächst nach die Krankengeschichte erfragt (Anamnese). Dabei sind mögliche auslösende Ursachen wie Traumata, Krankheiten oder Substanzmissbrauch von zentrale Bedeutung.

Anschließend werden die Funktionen von Kurz- und Langzeitgedächtnis getestet. Der*die Patient*in soll sich dabei Zahlen und Wörter merken, zeichnen, rechnen und einfache Aufgaben bewältigen. Neben den Gedächtnistests erfolgt eine systematische Befragung, oft mithilfe von standardisierten Fragebögen.

Um organische Erkrankungen als Ursache von Amnesien auszuschließen, sind weitere Diagnoseverfahren angezeigt. Verletzungen und Tumoren sowie die Blutversorgung des Gehirns werden mit bildgebenden Verfahren wie Computer- oder Kernspintomografie sichtbar gemacht. Auch eine EEG (Elektroenzephalografie) kann durchgeführt werden, um Epilepsie als mögliche Ursache der Amnesie auszuschließen.

Behandlung von Amnesien

Die Therapie von Amnesien und ob eine solche möglich ist, hängt von der jeweiligen Ursache ab. Ist die Amnesie das Symptom einer zugrundeliegenden Krankheit, etwa Epilepsie oder Migräne, wird die Erkrankung therapiert.

Bei seelischen Ursachen wie psychischen Traumata können psychotherapeutische Maßnahmen helfen. Je nachdem, welche die Hintergründe sind, kommen verhaltenstherapeutische oder tiefenpsychologische Behandlungen infrage.

Meist gehört zur Therapie von schweren Gedächtnisstörungen ein Orientierungstraining. Außerdem werden, angepasst an die Alltagsherausforderungen der*des Betroffenen, Kompensationsstrategien für bestimmte Situationen erarbeitet. Inwieweit therapeutische Maßnahmen sinnvoll sind, wird je nach Schwere und Form der Amnesie individuell entschieden. In besonders schweren Fällen beschränkt sich die Behandlung häufig darauf, der*dem Amnesie-Patient*in beizubringen, wie sie auf externe Hilfen bestmöglich reagieren können.

Kann man Amnesien vorbeugen?

Es ist nicht möglich, Amnesien vorzubeugen. Betroffene können aber je nach Form der Amnesie teilweise selbst viel tun, um ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Empfehlenswert sind alle Maßnahmen, die das Gedächtnis trainieren. Das können Rätselspiele wie Sudoku sein, Musikhören, Bewegung oder auch Gespräche mit anderen Menschen.

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