Nackenschmerzen: Was hilft sofort?
Zugluft, Kälte, eine falsche Bewegung, ein kleiner Unfall im Verkehr oder beim Sport: Der Nacken schmerzt und es zieht bis in die Schultern. Weche Arten von Nackenschmerzen gibt es? Welche Hausmittel und Medikamente helfen und wie beugt man Nackenschmerzen vor?
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Auslöser für Nackenschmerzen, eine Nackenverspannung oder einen steifen Hals gibt es viele. Meist sind der zugige Sitzplatz im Restaurant oder "die eine dumme Bewegung" nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Denn die Halswirbelsäule (HWS) ist bereits seit Längerem überreizt und überanstrengt. Der Arzt spricht in vielen Fällen vom HWS-Syndrom.
Artikelinhalte im Überblick:
- Warum ist der Nacken empfindlich?
- Ursachen für Nackenschmerzen
- Was sind Risikofaktoren?
- HWS-Syndrom: Symptome
- Diagnose von Nackenschmerzen
- Das hilft gegen Nackenschmerzen
- Nackenschmerzen vorbeugen
Warum ist der Nacken so empfindlich?
Der Hals ist ein äußerst beweglicher Teil des Körpers und er trägt das Gewicht des Kopfes. Mit der richtigen Haltung verteilt sich das Gewicht optimal zwischen den Schultern. Bei einer Fehlhaltung kommt es zu der langfristigen Überbeanspruchung der Schulterpartie und des Stützapparats des Kopfes und lässt dort Entzündungen und Muskelverhärtungen entstehen.
Meist sind sie auf eine falsche Körperhaltung am Schreibtisch, beim entspannten Sitzen auf der Couch vor dem Fernseher oder beim Stehen zurückzuführen: Die Schultern sind eingefallen, der Rücken rund, die Hüfte steht quer und die Wirbelsäule wölbt sich nach außen. In der Folge verkürzen sich die Brustmuskeln, während Muskeln im Hals und Nacken nun mehr Gewicht stemmen müssen − die Haltung verschlechtert sich zunehmend. Muskelverspannungen entstehen und eine daraus resultierende Schonhaltung verstärkt diesen Effekt sukzessive.
Wenn sich die Nackenmuskulatur verhärtet, können Nerven und Blutgefäße abgedrückt werden. Ist der Blutfluss gestört oder gar unterbrochen, kann die Verspannung im Nacken die unterschiedlichsten Krankheitsbilder und Symptome hervorrufen − so auch Kopfschmerzen, Schwindel, Atembeschwerden und Herzrasen. Sogar eine unregelmäßige und schmerzhafte Monatsblutung kann die Folge sein.
Die Schmerzen entstehen, wenn sich die Muskeln im Nackenbereich wie ein spannendes Seil an den Knochen ziehen und förmlich erstarren. Der Hartspann, so der medizinische Ausdruck für Nackenverspannungen, drückt dann auf die Nervenstrukturen und verursacht Schmerzen.
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Nackenschmerzen: Häufige Ursachen für einen steifen Hals
Fast immer resultieren Nackenschmerzen aus Problemen mit den Muskeln, Sehnen, Bändern und Faszien des Nackens selbst und des Schultergürtels. Nackenverspannungen und Zerrungen entstehen spontan und vergehen meist binnen Tagen.
Doch können auch Verschleiß sowie akute bis chronische Erkrankungen Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule auslösen. Dazu gehören:
- Entzündungen (Spondylitis, Spondylodiszitis, Schleimbeutelentzündung des Schultergürtels)
- akute Verletzungen (Schleudertrauma, Wirbelkörperbruch, Bandscheibenvorfall)
- akute internistische Erkrankungen (Angina pectoris, akuter Herzinfarkt)
- rheumatische Erkrankungen (Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew)
- neurologische Erkrankungen (Lähmungen, Nervenläsionen, Rückenmarksschädigungen)
- Verschleiß (Beschädigungen der Bandscheiben bis hin zum Bandscheibenvorfall)
- Gelenkverschleiß (Arthrose) im Bereich der Halswirbelkörper und des Schultergürtel)
- Fibromyalgiesyndrom (FMS)
- Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule
Bei häufig wiederkehrenden Nackenschmerzen ohne körperliche Ursache, sollte die Psyche als Auslöser in Betracht gezogen werden. Emotionaler Stress und große Belastung im beruflichen oder privaten Umfeld führen zu einer erhöhten Körperspannung und somit Verspannung der Muskulatur. Dies wird besonders stark an den Nackenmuskeln spürbar.
Nackenschmerzen: Wer ist betroffen?
Nackenschmerzen sind sehr häufig und sie kommen in jeder Altersgruppe vor. Selbst Kinder klagen im Wachstum über Schmerzen in der HWS. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlich noch einmal deutlich, wenn Muskeln und Gelenkflächen allmählich verschleißen.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer – wohl aufgrund einer geringeren Muskelmasse und der generellen Anatomie. So leiden insbesondere Frauen mit einer schweren Brust oftmals unter Rücken- und Nackenschmerzen. Schwangerschaft, körperliche Arbeit, chronischer Stress und überwiegend sitzende Tätigkeiten wie Arbeit am Bildschirm, sind weitere Risikofaktoren für Nackenschmerzen.
HWS-Syndom: Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule
Das Zervikalsyndrom oder HWS-Syndrom ist der Oberbegriff für Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule. Leitsymptom sind Nackenschmerzen, weitere Symptome können dazu kommen:
- Ausstrahlende Schmerzen in Kopf, Schultern und Arme
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Sehstörungen
- Ohrensausen und Tinnitus
- Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Armen
Unterschieden wird außerdem, in welche Richtung die Symptome ausstrahlen. Bei neurologischen Ausfällen (Kribbeln, Taubheit) in Armen und Fingern, wird auch von einem Zerviko-Brachial-Syndrom gesprochen. Bei Beteiligung des Kopfes, also bei Auftreten von Begleitsymptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel sowie Sehstörungen, wird dies als zervikozephales Syndrom bezeichnet.
Diagnose bei Nackenschmerzen
Bei der Diagnose geht es vorrangig darum, die Ursache für die Schmerzen auszumachen, um eine geeignete Behandlung bestimmen zu können.
Blickdiagnose: Am Anfang der Diagnostik erfolgt der Blickbefund. Eine mögliche Fehlhaltung des Kopfs ist ein erster Hinweis auf muskulär bedingte Nackenschmerzen. Grund hierfür sind Muskelverspannungen in Nacken- und Schulterbereich, die den Kopf in eine Schonhaltung zwingen, um den Schmerz erträglicher zu machen.
Bewegungsfähigkeit ermitteln: Um die Beweglichkeit zu ermitteln, soll der Kopf in alle Richtungen gedreht und geneigt werden. Der Arzt ermittelt daraus die maximale, noch vorhandene Beweglichkeit und kann Rückschlüsse ziehen, welche Muskeln betroffen sind und Blockaden bestehen. Fällt die Nickbewegung schwer beziehungsweise kann der Patient nicht nach unten Richtung Brust blicken, so besteht die Möglichkeit einer gefährlichen Hirnhautentzündung (Meningitis)
Tastbefund: Wie stark ein Muskel verspannt ist und ob sich Triggerpunkte gebildet haben, ermittelt der Arzt durch Abtasten der Nacken-und Brustpartie.
Röntgen: Eine Röntgenaufnahme in vier Ebenen zeigt die Stellung der HWS aus allen Perspektiven und ist Standard bei der Abklärung von wiederkehrenden Nackenschmerzen.
Erweiterte Diagnostik nach Bedarf: Ist der Befund weiter unklar, können ergänzende bildgebende Verfahren wie die Kernspintomografie/Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden. Dies ist insbesondere bei neurologischen Ausfällen unerlässlich.
Therapie bei Nackenschmerzen: Hausmittel und Medikamente
Akut auftretende Nackenschmerzen können spontan heilen. Bleibt der Schmerz jedoch bestehen und wird nicht behandelt, können die Beschwerden schlimmer und sogar chronisch werden. Patienten neigen dazu, eine Schonhaltung einzunehmen, welche die Schmerzen zunächst erträglicher macht und reduziert. Gleichzeitig erhöht sie die Belastung und verschlimmert so das Problem langfristig.
Behandlung in der Akutphase
Zunächst soll der Schmerz gelindert und die Verspannung gelöst werden. Hierfür kommen Wärmebehandlungen zum Lösen der Muskelverspannung und Medikamente aus der Hausapotheke in Frage:
Wärme, etwa durch Kirschkernkissen, Quarkwickel, Infrarotlichtstrahler, Wärmesalbe oder Capsaicin-Pflaster. Wer auf den scharfen Wirkstoff der Paprikapflanze empfindlich oder allergisch reagiert, kann auf Pflaster zurückgreifen, die die Wärme selbst erzeugen und wirkstofffrei sind.
Schmerzmittel mit entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac können als Tablette eingenommen systemisch wirken.
Eine lokale Anwendung von Salbe oder Gel mit diesen Wirkstoffen auf der schmerzenden Muskelpartie ist hilfreich. Während Gele jedoch schnell einziehen, kann eine Salbe behutsam einmassiert werden, sodass Muskelknoten zusätzlich mechanisch gelöst werden.
Bestehen die Schmerzen über einen längeren Zeitraum oder treten mit den Nackenschmerzen neurologische Symptome auf wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle, muss ein Arzt zur weiteren Abklärung konsultiert werden.
Behandlung in der Post-Akutphase
In der Post-Akutphase muss die Ursache für die Nackenschmerzen und Nackenverspannung gefunden und behandelt werden. Die Gabe von Schmerzmitteln sollte möglichst kurz gehalten werden. Die Krankengymnastik ist der wichtigste Baustein in der Re-Mobilisierung des steifen Nackens.
Bei den manuellen Therapien kommt die Friktionsbehandlung zum Einsatz. Sie ist in der Lage, die verhärteten Muskelstrukturen zu lösen. Dabei bearbeitet der Therapeut Muskulatur und Bindegewebe mit großem Druck. Das ist nicht immer ganz schmerzfrei. Alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur sind zusätzlich möglich, wobei die Studienlage zum Therapieerfolg bei Nackenschmerzen sehr dünn ist. Nur wenige Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Ist keine Verbesserung mittels Physiotherapie möglich, stehen schmerztherapeutische Methoden zur Wahl, etwa durch das Legen eines Schmerzkatheters. Ein letzter Schritt – und bei einem Bandscheibenvorfall leider oftmals die einzige Therapieoption – ist die OP: Mikrochirurgische Eingriffe aus dem Fachbereich der Wirbelsäulenchirurgie schenken den Betroffenen wieder Beweglichkeit ohne Schmerzen.
Nackenschmerzen und steifer Hals: Tipps zum Vorbeugen
Nackenschmerzen treten zwar zunächst akut und plötzlich auf, entstehen aber meist durch jahrelange Fehlhaltung und falsche Belastung. Deswegen ist es sinnvoll Nackenschmerzen vorzubeugen:
Ergonomische Sitzhaltung beim Arbeiten: Arbeitet man im Büro und sitzt viel vor dem Bildschirm, sollte auf die richtige Sitzhaltung geachtet werden. Ein guter ergonomischer Bürostuhl, ein höhenverstellbarer Schreibtisch sowie ein Bildschirm, der sich auf die individuellen Bedürfnisse anpassen lässt, sind für die Rückengesundheit wichtig.
Training für einen gesunden Nacken: Eine gut trainierte Rücken-, Bauch- und Brustmuskulatur ist wichtig für eine gute Haltung und um Rücken- und Nackenschmerzen vorzubeugen. Deshalb sollte das Training nicht nur für einen schlanken, fitten Körper genutzt werden, sondern auch, um Schmerzen und Verspannungen vorzubeugen. Mit Fitnessgeräten kann man die Belastung langsam steigern ohne zu riskieren, die betroffene Körperregion zu überlasten. Außerdem gibt es viele Übungen ohne notwendige Hilfsmittel, die man gut zu Hause machen kann. Schwimmen stärkt die Rückenmuskulatur, allerdings ist von Brustschwimmen bei Nackenschmerzen abzuraten, da die Körperhaltung die Symptome verstärken kann.
Bewegung und Muskeln lockern: Bei langem Sitzen oder Stehen in derselben Position neigen Menschen dazu, zu versteifen. Um einer dauerhaften Fehlbelastung, Verspannung und einem steifem Hals vorzubeugen, helfen gelegentliches Aufstehen und etwas Bewegung. Mit den Schultern kreisen, die Schultern hochziehen und wieder fallen lassen, den Kopf drehen und wenden – die Muskeln werden gelockert und mobilisiert und der Körper fühlt sich nicht mehr so verkrampft an. Wer das öfter mal vergisst, dem kann ein kleiner Notizzettel am Bildschirm helfen, Bewegung und Lockerung in seinen Alltag zu integrieren.
Die richtige Matratze: Um nachts die richtige Erholung zu finden, ist die Qualität der Matratze besonders wichtig. Passt die Matratze nicht zu den Bedürfnissen, ist sie beispielweise zu weich und stützt sie die Wirbelsäule nicht optimal, so kann das auf Dauer der Wirbelsäule schaden und Rücken- sowie Nackenschmerzen verursachen. Auch das Kissen sollte gut auf die Bedürfnisse des Schläfers angepasst sein. Ein orthopädisches Nackenkissen, welches es sowohl für Seitenschläfer als auch für Rückenschläfer gibt, kann den Nacken nachts unterstützen und Schmerzen und Nackenverspannungen optimal vorbeugen.
Für Auszeiten und Entspannung sorgen: Mehr als die Hälfte aller Betroffenen hat psychische Probleme, zu viel Stress und Ärger. Deshalb wichtig: Entspannungstherapien wie Yoga, und Autogenes Training gegen Stress in den Alltag einbauen. Wer geeignete Strategien hat, um mit Stress umzugehen, ist weniger anfällig für hartnäckige Nackenschmerzen und Verspannungen.
Nackenbereich entlasten: Auf Reisen im Flugzeug, Auto oder in der Bahn sind Nackenstützkissen ein guter Reisebegleiter.
Vor Kälte schützen: Kälte kann zu einem verspannten Nacken führen, weshalb es wichtig ist, die Hals- und Nackenpartie vor Kälte und Zugluft zu schützen. Besonders auf Reisen im Flugzeug oder Zug kann die kalte Brise der Klimaanlage sehr unangenehm sein. Deshalb sollte auch im Sommer immer einen Schal oder Pullover im Handgepäck dabei sein.
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