Sex in der Schwangerschaft: Erotik in anderen Umständen
Es gibt nur wenig Gründe, auf Sex in der Schwangerschaft zu verzichten, solange beide Partner Spaß daran haben. Manche Paare entdecken die Lust aufeinander neu, für Sex mit Babybauch gibt es zudem bequeme Stellungen und Praktiken. Angst muss man nicht haben – dem Ungeborenen schadet die körperliche Liebe zwischen seinen Eltern nicht.
Manche Frauen stellen in der Schwangerschaft fest, dass sie mehr Lust auf Sex haben als zuvor. Das Eindringen des Partners mögen viele Frauen während der Schwangerschaft trotzdem nicht und auch die üblichen Sex-Stellungen werden in einer fortgeschrittenen Schwangerschaft schwierig.
Auch bei vielen Männern wächst durch die Schwangerschaft ihrer Partnerin die Sorge: Verletze ich das Baby im Bauch beim Sex? Schade ich meiner Frau? Normalerweise sind solche Ängste unbegründet. Behutsamer Sex ist völlig okay, wenn man darüber redet, was sich gut anfühlt, und worauf beide Lust haben – und wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegensprechen.
Mehr Verlangen auf Sex und Zweisamkeit in der Schwangerschaft
Das Verlangen nach erotischen Momenten in der Schwangerschaft kann einige Schwankungen mitmachen. "Manche Frauen fühlen sich schwanger sehr schön", sagt Lea Beckmann vom Deutschen Hebammenverband. Andere fühlen sich dagegen so gar nicht attraktiv. "Männer sollten dann mit Zärtlichkeiten und kleinen Gesten körperliche Nähe herstellen und ihrer Partnerin zeigen, dass sie sie auch mit Babybauch attraktiv finden."
Viele Frauen haben im ersten Schwangerschaftsdrittel nicht zuletzt aufgrund der oft wiederkehrenden Schwangerschaftsübelkeit wenig Sinn für Erotik und sexuelle Aktivitäten. Außerdem ist die Neuigkeit über Familienzuwachs häufig so überwältigend, dass im Denken und Fühlen kaum etwas anderes Platz hat. Andere Schwangere wiederum schätzen es, sich endlich nicht mehr um Verhütung kümmern zu müssen und die Intimität von seiner unbeschwerten Seite genießen zu können.
Mehr Sexualhormone – mehr Lust
Im zweiten Schwangerschaftsdrittel erleben die meisten Schwangeren den Höhepunkt ihrer Lust. Außerdem genießen viele Frauen die körperlichen Veränderungen, die immer deutlicher zutage treten. Die Brüste werden größer, die Formen weiblicher, und das Bäuchlein ist noch gut zu tragen. Der Körper bildet in dieser Zeit obendrein vermehrt Sexualhormone, die Scheide ist stärker durchblutet und damit sensibler.
Sex ist für das Baby nicht gefährlich
Kontraktionen des Uterus, die durch den Orgasmus ausgelöst werden, gefährden das Kind übrigens nicht. Das Kind liegt gut geschützt im Fruchtwasser, selbst stärkere Erschütterungen durch Stöße und Bewegungen beim Liebesspiel machen ihm nichts aus.
Auch wenn körperliche Nähe im 3. Schwangerschaftsdrittel als besonders angenehm empfunden wird: Ab der 30. Woche wird es zunehmend schwierig, eine geeignete Stellung zu finden, bei der der wachsende Babybauch beim Sex in der Schwangerschaft nicht im Weg ist. Viele Eltern haben in dieser Phase besonders große Angst, das Kind zu verletzen. Für manche sind dabei die Bewegungen des Kindes irritierend, andere finden diese Möglichkeit durchaus prikelnd.
Lifeline / Wochit
Angst vor Frühgeburt oder Komplikationen ist meist unbegründet
Viele junge Eltern belassen es lieber beim Kuscheln – aus Angst vor einer Infektion, die Komplikationen oder eine Frühgeburt herbeiführen können. Das Risiko ist ab der 20. Schwangerschaftswoche zwar vorhanden. Doch nur, wenn der Muttermund bereits geöffnet ist, können Bakterien in den Uterus eindringen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Muttermund verletzt ist.
Um die Infektionsgefahr einzudämmen, ist eine gute Intimpflege jedoch für beide Partner Pflicht. Es reicht eine tägliche, normale Reinigung mit Wasser oder einer seifenfreien, pH-neutralen Waschlotion für den Intimbereich. Auch Kondome können vor Infektionen schützen.
Kann Sperma Wehen auslösen?
Eine weitere große Angst rankt sich um eine mögliche Frühgeburt als Folge des Geschlechtsverkehrs. Auch in diesem Fall sind die Befürchtungen nicht ganz aus der Luft gegriffen. Die im Samen enthaltenen Prostaglandine können tatsächlich Wehen einleiten. Die wehenauslösende Wirkung wird jedoch nur dann möglich ein, wenn der Körper und die Gebärmutter ohnehin bereit für die Geburt sind. Ist der rechte Zeitpunkt für die Geburt noch nicht gekommen, kann also ein Samenerguss keine Wehen in Gang setzen.
Bis wann können Paare Sex haben?
Auch der weibliche Orgasmus kann keine Wehen auslösen. Wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, können Paare im Prinzip bis kurz vor der Geburt Sex miteinander haben. Meist wird es jedoch so sein, dass vor dem errechneten Geburtstermin die körperliche und seelische Anspannung steigt. Frau und Mann steht dann oft nur der Sinn nach zärtlichem Beieinandersein.
Sex in der Schwangerschaft: Wann lieber nicht?
Manchmal sprechen medizinische Gründe gegen Geschlechtsverkehr in anderen Umständen. Ärzte raten von Sex in anderen Umständen ab bei:
Blutungen
Mehrlingsschwangerschaften
Scheideninfektionen
Neigung zu frühzeitigen Wehen
vorzeitig geöffnetem Muttermund
Gebärmutterhalsschwäche
Komplikationen während der Schwangerschaftswochen
Fehlgeburten bei früheren Schwangerschaften
Kommt es nach dem Geschlechtsverkehr zu Blutungen, muss das nicht schlimm sein. Sicherheitshalber sollte man dieses Symptom vom Frauenarzt abklären lassen.
Varianten des Liebesspiels für Schwangere
Für alle anderen ist die Schwangerschaft kein Grund, auf Sex zu verzichten. Mit wachsendem Babybauch nehmen aber auch hier die Hemmungen zu. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: Viele Paare betreten jetzt in der Schwangerschaft Neuland in Sachen Sex, probieren neue Praktiken und Stellungen aus.
Manche erfahren in der Schwangerschaft das erste Mal in ihrem Leben, wie befriedigend die gegenseitige orale Stimulation sein kann. Auch die gemeinsame Selbstbefriedigung ist eine sehr intime und lustvolle Variante des Liebesspiels, wenn die schwangere Frau das Eindringen als unangenehm empfindet. Dem Partner zuzusehen, wie er sich mit seinen eigenen Händen zum Orgasmus bringt, erregt Männer und Frauen gleichermaßen.
Auch der Busen ist bei den meisten Frauen während der Schwangerschaft ein sehr erotisches Terrain. Er ist prall und hochempfindlich. Eine sinnliche Penis-Massage zwischen den Brüsten gefällt deshalb nicht nur den Männern. Aber nicht erschrecken, wenn etwa mitten im Orgasmus Milch aus den Brustwarzen spritzt. Der weibliche Körper zeigt während der Schwangerschaft alle möglichen Reaktionen.
Geeignete Sex-Stellungen während der Schwangerschaft
Gibt der Arzt sein Okay, spricht nichts gegen Sex in der Schwangerschaft – vorausgesetzt er ist zärtlich und für beide lustvoll. Alle Liebestechniken und Stellungen sollten aber der fortschreitenden Schwangerschaft angepasst werden. Großer Druck auf dem Busen ist unangenehm, auch die Missionarsstellung wird in der Schwangerschaft unbequem. Der zunehmende Bauch steht da erheblich im Wege. Mit viel Vorsicht und Experimentierfreude passt aber auch der prallste Bauch ins Liebesspiel!
Folgende Sex-Stellungen eignen sich in der Schwangerschaft:
Stellung 1: "Löffelchen"
Bei dieser seitlichen Stellung kehrt die Frau dem Mann den Rücken zu und schmiegt sich in seinen Schoß. So entsteht kein Druck auf ihren Rücken und Unterleib. Sie kann sich frei bewegen und sich die Position suchen, in der sie sich am wohlsten fühlt.
Stellung 2: "Vierfüßler"
Die Frau hockt und stützt sich nach vorne mit ihren Händen ab. Das Gewicht des Babys hängt im Unterleib, der Rücken wird entlastet. Der Druck auf die so fast im rechten Winkel zur Vagina liegenden Gebärmutter nimmt ab. Die Schwangere kann in dieser Lage die Pobackenmuskulatur benützen, um die Stöße des Penis zu dämpfen.
Stellung 3: "Kranichposition"
Sie liegt mit angezogenen Beinen auf dem Rücken, er seitlich. Er wendet sich ihr zu, sein Unterleib liegt zwischen ihren angewinkelten Ober- und Unterschenkel. Diese Position ist sehr innig, kann aber durch die Rückenlage schon mal Schwindel auslösen. Dagegen helfen zusätzliche Kissen unter Kopf und Schultern.
Sex nach der Geburt: Ab wann und wie oft?
Mit der Geburt des Kindes dreht sich das Leben der Eltern um 180 Grad. Bisherige Rollen und Gewohnheiten in der Beziehung sind oft hinfällig. Davon bleibt das Sexleben nicht verschont. Die Mutter ist mit sich und dem Kind beschäftigt, so dass sie oft weniger unter Sexmangel leidet als der Vater. Dazu kommen viele neue Aufgaben und der obligatorische Schlafmangel. Der frischgebackene Papa sollte in dieser Phase Geduld haben, fürsorglich sein und nicht fordernd auftreten. Diese Zeit der Umstellung ist notwendig und geht meist von selbst vorbei.
Aber auch wenn beide wieder für Intimität bereit sind: Dass sich die Sexualität mit dem Elternsein verändert, ist normal. Viele Männer haben Bedenken, dort einzudringen, wo Wochen zuvor ihr Kind herausgeschlüpft ist. Diese Sorgen sollten nicht einfach zur Seite geschoben werden. Besser: ansprechen und nachfragen. Signalisiert die Partnerin, dass sie sich bereit fühlt, verfliegen die ersten Ängste.
Frauen klagen in den Wochen nach der Geburt oft über Schmerzen an Damm, Scheide oder Unterbauch, sodass das Eindringen des Mannes unangenehm wird. Männer sollten behutsam sein, und Frauen sollten klar sagen, was sich gut anfühlt und was weh tut. Auch in der Zeit sollte man als Paar neue Wege suchen, die beiden guttun. Sexuelle Befriedigung kann sich auch ohne Penetration einstellen.