Herpes genitalis: Genitalherpes bei Mann und Frau behandeln
Genitalherpes (Herpes genitalis) gehört zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen. Auslöser sind Herpes-simplex-Viren, die lebenslang im Körper verbleiben, deshalb kommt es meist zu einem Rückfall nach der Erstinfektion. Welche Symptome sind typisch und was tun bei Herpes genitalis?
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Genitalherpes ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die sehr ansteckend ist und überwiegend durch Herpes-simplex-Viren (HSV) vom Typ 2 ausgelöst wird. Nach einer Infektion zeigen sich Bläschen und andere Symptome auf der Haut und Schleimhaut im Intimbereich, an den Geschlechtsorganen und in der Analregion. Herpes-Viren bleiben ein Leben lang im Körper, nach der Erstinfektion ziehen sie sich in Nervenzellen (Ganglien) zurück. Durch bestimmte Einflussfaktoren wie Stress bricht eine erneute Infektion (Rezidiv) aus.
Artikelinhalte im Überblick:
Ursachen und Übertragung von Herpes genitalis
Der Großteil der Menschen trägt Herpes-simplex-Viren (HSV) in sich, teilweise ohne es zu wissen. Herpes genitalis wird durch Körperkontakt übertragen, vor allem beim oralen, genitalen oder analen Geschlechtsverkehr. Auch während der Geburt können sich Babys bei ihrer Mutter anstecken. Voraussetzung ist eine aktive Erkrankung, sei es die Erstinfektion oder ein Rezidiv. Allerdings besteht auch Ansteckungsgefahr, wenn keine Symptome vorliegen – Betroffene wissen dann nicht, dass sie eine Herpesinfektion haben und ansteckend sind.
Nach der akuten Erstinfektion verbleiben die Viren trotz Behandlung im Körper und ziehen sich in Nervenzellen zurück. In diesem Fall spricht man von einer stummen Infektion. Durch verschiedene Faktoren kann es zur Reaktivierung der Viren und einem Genitalherpes-Rückfall kommen:
- geschwächtes Immunsystem
- psychische Faktoren wie Stress
- Infektionen wie eine Erkältung
- Sonneneinstrahlung
- Menstruation
Menschen, die schon einmal eine HSV-1-Infektion im Genitalbereich durchgemacht haben, sind nicht zwangsläufig vor einer Ansteckung mit HSV-2 geschützt. Allerdings scheint der Genitalherpes dann in den meisten Fällen ohne Symptome zu verlaufen. Da Menschen mit Herpes simplex Viren vom Typ 2 ein höheres Risiko für eine Ansteckung mit dem HI-Virus haben, sollten sie besonders auf entsprechende Schutzmaßnahmen achten.
Symptome des Genitalherpes
Bis zu zwei Wochen, nachdem die Herpesviren über kleinste Verletzungen der Haut in den Körper eingedrungen sind, können sich erste Symptome entwickeln. Dazu zählen Kribbeln und wunde Stellen. Sie entstehen in der Regel dort, wo der die Erreger Eintritt fanden. Das betrifft neben der äußeren Genital-, Gesäß- oder Analregion auch Scheide, Gebärmutterhals, Eichel und Vorhaut sowie Harnröhre.
Anzeichen der verschiedenen Stadien von Genitalherpes
Im Verlauf entstehen gerötete Vorwölbungen, aus denen sich innerhalb weniger Tage mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen verbunden mit Juckreiz und Schmerzen entwickeln. Zunächst trübt sich der Inhalt der Herpesbläschen ein, dann platzen sie auf und verkrusten. Neben der Krustenbildung können Geschwüre und Läsionen auf der Haut entstehen. Häufig schwellen die Lymphknoten in der Leistengegend an und sind tastbar. Seltener treten zusätzlich Fieber, Kopfschmerzen, Ausfluss aus der Scheide oder Beschwerden beim Wasserlassen auf. In manchen Fällen entstehen nur Hautrötungen ohne unangenehme Begleiterscheinungen.
Vielfach nehmen Zahl und Schwere der Rezidive über die Jahre ab, sie können ähnliche Symptome wie die Erstinfektion aufweisen. Insbesondere Juckreiz, Kribbeln, Schmerzen und Scheidenausfluss kommen vor. Bläschen- und nachfolgende Geschwürbildung sind ebenfalls typisch, aber im Unterschied zur erstmaligen Infektion weniger zahlreich. Oft verlaufen erneute Herpesausbrüche ohne Symptome, dabei besteht trotzdem Ansteckungsgefahr über den Speichel oder Intimbereich.
Schwere Genitalherpes-Verläufe durch Vorerkrankungen
Ein geschwächtes Immunsystem kann bei einer Herpes-Infektion zu Komplikationen wie einer Herpes-Enzephalitis (Gehirnentzündung) führen. So können beispielsweise Patient*innen mit HIV/Aids oder nach einer Organtransplantation schwerwiegendere Verläufe haben. Der Befall der Augen mit nachfolgender Beeinträchtigung des Sehvermögens ist ebenfalls in seltenen Fällen möglich. Dann sollte ein*e Augenarzt*Augenärztin hinzugezogen werden. Während der Geburt kann das Virus von der Mutter auf das neugeborene Kind übertragen werden, dabei sind ein Befall von Haut, Augen und Gehirn möglich.
Herpes genitalis: So erfolgt die Diagnose
Klassische Kennzeichen sind die für Herpes genitalis bezeichnenden Symptome wie Bläschen- oder Geschwürbildung und Schmerzen. Das reicht häufig schon aus, um einen Genitalherpes festzustellen. Zum Nachweis der Herpesviren stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Für eine Zellkultur streift die*der Ärztin*Arzt mit einem Wattestäbchen über die betroffenen Stellen oder vorhandene Bläschen. Der Abstrich wird in ein Nährmedium eingebracht, das das Viruswachstum fördert. Nach etwa zwei bis sieben Tagen steht das Ergebnis fest. Weitere Methoden umfassen den Nachweis von Virusbestandteilen und -erbmaterial mit Polymerasekettenreaktion (PCR).
Blutuntersuchungen auf Antikörper geben Hinweise auf bereits durchgemachte Infektionen. Sie erlauben allerdings keine Aussage darüber, ob die Infektion momentan aktiv ist. Moderne Verfahren können zwischen HSV Typ 1 und HSV Typ 2 unterscheiden – welche Körperregion infiziert ist, lässt sich aber auch mit ihnen nicht feststellen.
Behandlung von Genitalherpes
Anwendung finden virushemmende Medikamente, sogenannte antivirale Substanzen (Virostatika). Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir. Sie bewirken bei rechtzeitigem Therapiebeginn eine Verkürzung der Beschwerdendauer um etwa eine Woche. Je nach Dosierung der Medikamente erfolgt die Einnahme der Tabletten zwischen fünf bis zehn Tage. Treten auch bei der Partnerin oder dem Partner Symptome von Genitalherpes auf, sollte er*sie mitbehandelt werden.
Die äußerliche Anwendung in Form von antiviral wirkenden Cremes oder Gelen wird für den Genitalherpes nicht empfohlen. Zur Schmerzbehandlung und zum Eindämmen des entzündlichen Geschehens eignen sich Analgetika und Antiphlogistika, zum Beispiel Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS). Wer Beschwerden beim Wasserlassen hat, kann die betroffenen Stellen mit Zinksalbe abdecken und schützen. Sitzbäder oder Kompressen mit Lösungen, die Jod oder Gerbstoffe enthalten, tragen ebenfalls zur Linderung der Beschwerden bei.
Rezidive können ähnlich wie erstmalige Infektionen behandelt werden, die medikamentöse Therapie sollte allerdings innerhalb der ersten 24 Stunden einsetzen. Dadurch lassen die Beschwerden bis zu zwei Tage früher nach. Dafür nehmen Betroffene die Tabletten zwei bis fünf Tage lang ein.
Therapie von Herpes genitalis in Spezialfällen
Treten mehr als sechs Rezidive jährlich auf, kann eine suppressive Therapie erfolgen. Dabei erhalten Betroffene Virostatika über einen längeren Zeitraum von einem halben bis zu einem Jahr. Dies senkt die Rate erneuter Ausbrüche um bis zu 80 Prozent. Die Behandlung von Patient*innen mit einem geschwächten Immunsystem sollte spezialisierten Ärzt*innen vorbehalten bleiben. Auch bei Schwangeren müssen besondere Aspekte berücksichtigt werden.
Herpes genitalis vorbeugen: So kann man sich schützen
Das Benutzen von Kondomen kann einer HSV-Infektion vorbeugen. Doch ist der Schutz nicht sicher, da das Kondom trotz richtiger Anwendung nicht immer die ansteckenden Stellen überdeckt. Dennoch lohnt sich der Einsatz des Kondoms, da bei HSV-2-Infektionen vermutlich das Übertragungsrisiko für HIV erhöht ist. Das Vermeiden von Oralsex bei Lippenherpes oder einer Herpesinfektion im Mundbereich ist eine weitere Maßnahme. Generell sollten jegliche sexuelle Kontakte, sei es oral, genital oder anal, bei bestehenden Symptomen eines Genitalherpes vermieden werden.
Kommt es zu einem Herpesausbruch, sollte das Berühren der betroffenen Hautareale unterlassen werden. Falls es doch geschieht, empfiehlt es sich, die Hände zu waschen. So können Übertragungen auf andere Körperteile und Personen verhindert werden. Schwangere Frauen mit Genitalherpes können während der Geburt Herpesviren auf das neugeborene Kind (Herpes neonatorum) übertragen, sodass geeignete Schutzmaßnahmen wie ein Kaiserschnitt nötig sein können. Betroffene Frauen sollten sich hierzu im Vorfeld mit ihrer*m Gynäkolg*in besprechen.
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