Genitalherpes bei Frau und Mann erkennen und behandeln
Genitalherpes (Herpes genitalis) gehört zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen. Auslöser sind Herpes-simplex-Viren, die lebenslang im Körper verbleiben. Welche Symptome sind typisch und was tun bei Genitalherpes?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Bin ich ansteckend, wenn ich keine Symptome habe? Ja, das Virus kann auch ohne sichtbare Symptome übertragen werden, jedoch ist das Risiko einer Ansteckung dann geringer.
Wie bekomme ich Genitalherpes weg?Antivirale Medikamente wie Aciclovir, Famciclovir und Valaciclovir lindern die Symptome und reduzieren die Häufigkeit von Ausbrüchen.
Gibt es eine Heilung für Genitalherpes? Nein, Herpes genitalis lässt sich nicht vollständig heilen, da die Viren nach einer Infektion lebenslang im Körper verbleiben.
Welche Komplikationen können bei Genitalherpes auftreten? Mögliche Komplikationen umfassen Infektionen der Augen oder des Gehirns, sowie ein erhöhtes Risiko für andere sexuell übertragbare Krankheiten.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Genitalherpes?
Genitalherpes (Herpes genitalis) ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die sehr ansteckend ist und überwiegend durch Herpes-simplex-Viren (HSV) vom Typ 2 ausgelöst wird. Nach einer Infektion zeigen sich Bläschen und andere Symptome auf der Haut und Schleimhaut im Intimbereich.
Herpesviren bleiben ein Leben lang im Körper, nach der Erstinfektion ziehen sie sich in die Nervenzellen (Ganglien) zurück. Durch bestimmte Einflussfaktoren wie Stress bricht eine erneute Infektion (Rezidiv) aus.
Symptome des Genitalherpes
Bis zu zwei Wochen, nachdem die Herpesviren über kleinste Verletzungen der Haut in den Körper eingedrungen sind, können sich dort erste Symptome entwickeln. Dazu zählen Kribbeln und wunde Stellen.
Im Verlauf entstehen gerötete Vorwölbungen, aus denen sich innerhalb weniger Tage flüssigkeitsgefüllte Bläschen entwickeln, die mit Juckreiz und Schmerzen verbunden sind. Zunächst trübt sich der Inhalt der Herpesbläschen ein, dann platzen sie auf und verkrusten. Zusätzlich können Geschwüre und Läsionen auf der Haut entstehen.
Häufig schwellen die Lymphknoten in der Leistengegend an und sind tastbar. Seltener treten zusätzlich Fieber oder Kopfschmerzen auf.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Es gibt einige Unterschiede bei den Symptomen und dem Verlauf von Genitalherpes zwischen Männern und Frauen.
Symptome bei Frauen:
Die Bläschen und Geschwüre treten bei Frauen häufiger im Bereich der Vulvalippen, Vagina und am Gebärmutterhals auf.
Zusätzlich können Frauen glasigen Ausfluss aus der Scheide, Schmerzen und Probleme beim Wasserlassen sowie ein Kribbeln bis in die Beine und Hüfte haben.
Häufig tritt eine begleitende Pilzinfektion auf.
Symptome bei Männern:
Typischerweise sind der Penis, die Vorhaut und der Hodensack von den Bläschen und Geschwüren betroffen.
Der glasige Ausfluss ist schwächer ausgeprägt oder fehlt ganz.
Gut zu wissen: Krankheitsausbrüche sind bei Frauen häufiger als bei Männern. Außerdem verlaufen die Erstinfektion und nachfolgende Ausbrüche bei ihnen in der Regel schwerer als bei Männern. Vermutlich begünstigen die empfindlicheren Schleimhäute bei Frauen das Risiko für eine Ansteckung und eine stärkere Symptomatik.
Schwere Verläufe von Genitalherpes durch Vorerkrankungen
Ein geschwächtes Immunsystem kann bei einer Herpes-Infektion zu Komplikationen wie einer Herpes-Enzephalitis (Gehirnentzündung) führen. So können beispielsweise Patient*innen mit HIV/Aids oder nach einer Organtransplantation schwerwiegendere Verläufe aufweisen.
Der Befall der Augen mit nachfolgender Beeinträchtigung des Sehvermögens ist in seltenen Fällen ebenfalls möglich. Dann sollte ein*e Augenarzt*Augenärztin hinzugezogen werden.
Während der Geburt kann das Virus von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden. Fachleute sprechen dann vom sogenannten Herpes neonatorum, bei dem Haut, Augen und Gehirn befallen sein können.
Ursachen und Übertragung von Herpes genitalis
Der Großteil der Menschen trägt Herpes-simplex-Viren in sich, teilweise ohne es zu wissen. Genitalherpes wird durch Körperkontakt übertragen, vor allem beim oralen, genitalen oder analen Geschlechtsverkehr.
Voraussetzung für eine Übertragung ist immer eine aktive Erkrankung, sei es die Erstinfektion oder ein Rezidiv. Es besteht auch Ansteckungsgefahr, wenn keine Symptome vorliegen, da Betroffene dann meist nicht wissen, dass sie infiziert sind.
Nach der akuten Erstinfektion verbleiben die Viren trotz Behandlung im Körper und ziehen sich in Nervenzellen zurück (stumme Infektion). Durch verschiedene Faktoren kann es zur Reaktivierung der Viren und einem Rückfall von Genitalherpes kommen:
- geschwächtes Immunsystem
- psychische Faktoren wie Stress
- Infektionen wie eine Erkältung
- Sonneneinstrahlung
- Menstruation
Menschen, die bereits eine HSV-1-Infektion im Genitalbereich hatten, sind nicht zwangsläufig vor einer HSV-2-Ansteckung geschützt. In den meisten Fällen verläuft diese jedoch symptomfrei.
Da Menschen mit Herpes-simplex-Viren vom Typ 2 ein höheres Risiko für eine Ansteckung mit HIV haben, sollten sie besondere Schutzmaßnahmen ergreifen.
Herpes genitalis: So erfolgt die Diagnose
Klassische Kennzeichen sind die für Herpes genitalis bezeichnenden Symptome wie Bläschen- oder Geschwürbildung und Schmerzen. Das reicht häufig schon aus, um einen Genitalherpes festzustellen. Zum Nachweis der Herpesviren stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.
Für eine Zellkultur streift die*der Ärztin*Arzt mit einem Wattestäbchen über die betroffenen Stellen oder vorhandene Bläschen. Der Abstrich wird in ein Nährmedium gegeben, das das Viruswachstum fördert. Nach etwa zwei bis sieben Tagen steht das Ergebnis fest. Weitere Methoden umfassen den Nachweis von Virusbestandteilen und -erbmaterial mit der Polymerasekettenreaktion (PCR).
Blutuntersuchungen auf Antikörper weisen auf bereits durchgemachte Infektionen hin. Sie erlauben allerdings keine Aussage darüber, ob die Infektion momentan aktiv ist.
Behandlung von Genitalherpes
Anwendung finden antivirale Medikamente (Virostatika). Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind
- Aciclovir,
- Famciclovir oder
- Valaciclovir.
Diese haben eine virushemmende Wirkung und können die Beschwerdedauer um etwa eine Woche verkürzen. Je nach Dosierung erfolgt die Einnahme der Tabletten zwischen fünf und zehn Tagen. Die äußerliche Anwendung antiviraler Cremes oder Gele wird bei Genitalherpes nicht empfohlen.
Weitere Therapieoptionen:
Analgetika und Antiphlogistika wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) können gegen Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden.
Wer Beschwerden beim Wasserlassen hat, kann die betroffenen Stellen mit Zinksalbe abdecken und schützen.
Sitzbäder oder Kompressen mit mit jod- oder gerbstoffhaltigen Lösungen, tragen ebenfalls zur Linderung der Beschwerden bei.
Rezidive können ähnlich wie Erstinfektionen behandelt werden. Die medikamentöse Therapie sollte allerdings innerhalb der ersten 24 Stunden einsetzen.
Gut zu wissen: Treten auch bei Partner*innen Symptome von Genitalherpes auf, sollten sie mitbehandelt werden.
Therapie in Spezialfällen
Treten mehr als sechs Rezidive jährlich auf, kann eine suppressive Therapie erfolgen. Dabei erhalten Betroffene Virostatika über einen längeren Zeitraum von einem halben bis zu einem Jahr. Dies senkt die Rate erneuter Ausbrüche um bis zu 80 Prozent.
Die Behandlung von Patient*innen mit einem geschwächten Immunsystem sollte von spezialisierten Ärzt*innen durchgeführt werden. Auch in der Schwangerschaft müssen besondere Aspekte berücksichtigt werden, um Komplikationen zu verhindern.
Wie lässt sich das Risiko einer Ansteckung reduzieren?
Generell sollten bei bestehenden Symptomen von Genitalherpes jegliche sexuellen Kontakte vermieden werden – sei es oral, genital oder anal.
Zwar können Kondome eine Infektion mit Herpesviren verhindern. Allerdings überdeckt ein Kondom trotz korrekter Anwendung nicht immer die infizierten Stellen. Außerdem sollte Oralsex bei Lippenherpes oder einer Infektion im Mundbereich nicht stattfinden.
Kommt es zu einem Ausbruch, sollten die infizierten Hautareale nicht berührt werden. Gründliches Händewaschen verhindert in der Regel jedoch Übertragungen auf andere Körperteile und Personen.
Schwangere Frauen mit Genitalherpes können während der Geburt Herpesviren auf das neugeborene Kind übertragen. In solchen Fällen ist möglicherweise ein Kaiserschnitt nötig.
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