Unfälle sind häufige Ursache

Trauma: Verletzungen der Seele und des Körpers

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Es gibt psychische und körperliche Traumata. In beiden Bereichen kann der Begriff sowohl für den Auslöser als auch für die Symptome des Krankheitsbildes eingesetzt werden. Alles über Ursachen, Verlauf und Prognose.

trauma autounfall
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Der Begriff Trauma wird sehr häufig verwendet, hat aber in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedliche Bedeutung. Es gibt traumatisierende Einwirkungen auf den Organismus, beispielsweise durch einen Unfall oder eine psychische Verletzung, aber auch daraus entstehen traumatische Folgeschäden wie zum Beispiel Knochenbrüche, Organverletzungen oder eine Psychose.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was versteht man unter einem Trauma?

Ein Trauma (Plural: Traumata oder Traumen) ist definiert als ein Ereignis, das den menschlichen Organismus schädigt. Man kann auch den deutschen Begriff Verletzung benutzen. Obwohl in der heutigen Zeit der Begriff Trauma schnell mit Psychotrauma geleichgesetzt wird, gibt es doch sehr verschiedene Traumata.

Das Trauma in der Psychologie ist eine starke psychische Verletzung, die durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde. Ein Trauma ist aber auch eine körperliche Verletzung, die durch einen Unfall, ein Ereignis oder eine Gewalteinwirkung entstehen kann.

Geburtstrauma

Schlussendlich bezeichnet der Begriff Trauma auch die Symptome, die durch eine körperliche oder seelische Verletzung entstanden sind. Besonders deutlich kann man das an dem Begriff Geburtstrauma erkennen. Hiermit kann ein seelischer Schaden gemeint sein, den die Geburt bei Mutter oder Kind hinterlassen hat. Insbesondere in der Psychoanalyse beschreibt Geburtstrauma besonders negative Folgeerscheinungen der eigenen Geburt und auch die Geburt selbst wird dort als Trauma bezeichnet.

Der Begriff Geburtstrauma kann aber auch die körperlichen Verletzungen bezeichnen, die bei der Mutter durch die Geburt entstanden sind, wie Damm- und Scheidenrisse oder Gebärmutterverletzungen. Aber auch das Kind kann traumatische körperliche Schäden wie Schädel-Hirn-Verletzungen oder Schlüsselbeinbrüche davontragen.

Traumatologie

Die Traumatologie beschäftigt sich mit Entstehung, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von Wunden und Verletzungen. Das gilt für körperliche genau wie für seelische Traumata und die daraus resultierenden Symptome und Folgeerscheinungen. Die medizinische Fachrichtung, die sich um körperliche Traumata kümmert, ist die Chirurgie, insbesondere die Unfallchirurgie. Der Begriff Traumatologe wird deshalb auch überwiegend für Unfallchirurgen benutzt. Bei psychischen Traumata helfen Psychotherapeuten und Psychiater. Für Kinder gibt es speziell ausgebildete Kinder- und Jugendpsychologen, die seelisch verletzte Kinder behandeln.

Wie entsteht ein Trauma?

Der Begriff Trauma stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Verletzung, Wunde". Es sagt nichts über die Entstehung dieser Wunde aus. Die Ursachen für ein Trauma können seelischer, mechanischer, physikalischer oder chemischer Natur sein. Beispiele, wie ein Trauma entstehen kann:

  • Psychisches (seelisches) Trauma: Krieg und Verfolgung, sexuelle Gewalt, Verlust geliebter Menschen, lebensbedrohliche Krankheiten, Naturkatastrophen, Stress, schlimme Erlebnisse in der Kindheit, Beendigung einer Liebesbeziehung, Mobbing, Verlust des Arbeitsplatzes

  • Mechanisches Trauma: Unfälle, beispielsweise im Straßenverkehr oder beim Sport, Schüsse, Schläge und stumpfe Gewalteinwirkung, Bisse, Stiche und Schnitte

  • Physikalisches Trauma: Verbrennungen, Kälte, Strahlung, extrem laute Geräusche wie bei einer Explosion (Knalltrauma), Veränderung der Druckverhältnisse (Barotrauma)

  • Chemisches Trauma: Vergiftungen, Verätzungen

Körperliches Trauma

Körperliche Wunden und Verletzungen entstehen in den meisten Fällen durch Unfälle unterschiedlichster Art und können grundsätzlich alle Körperregionen betreffen. Deshalb sind an der Behandlung von körperlichen Traumata auch Ärzte der unterschiedlichsten Fachrichtungen beteiligt. Die Erstversorgung wird in den allermeisten Fällen von Unfallchirurgen durchgeführt, danach kommen je nach Trauma Augenärzte, Zahnärzte, Thoraxchirurgen, Orthopäden, Gynäkologen, Urologen, Internisten und andere Fachärzte dazu.

Die körperlichen Traumata werden nach der Lokalisation der Verletzung benannt. Typische Beispiele sind: Schädel-Hirn-Trauma, Thoraxtrauma (den Brustkorb betreffend), Extremitätentrauma (Arme und Beine), Bauchtrauma, Zahntrauma und Wirbelsäulentrauma.

Folgende Begriffe dienen der Beschreibung des Ausmaßes eines Traumas:

  • Monotrauma: einzelne, nicht lebensbedrohliche Verletzung

  • Barytrauma: schwere Einzelverletzung, die lebensbedrohlich ist (beispielsweise Schädel-Hirn-Trauma, Amputationsverletzungen, Organzerreißungen)

  • Polytrauma: Mehrere, gleichzeitig entstandene Verletzungen, die mehrere Organe oder Körperbereiche betreffen. Eine der Verletzungen oder die Summe der Traumata sind lebensbedrohlich. Die häufigsten Ursachen sind schwere Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe, schwere Arbeitsunfälle und Gewaltverbrechen.

  • Mikrotrauma: Geringfügige Verletzung, die durch äußere oder innere Schadenseinwirkung entsteht. Treten Mikrotraumen wiederholt auf, können diese in der Folge plötzlich zu erheblichen Problemen führen (beispielsweise Ermüdungsfrakturen).

  • Bagatelltrauma: Kleinere Verletzungen, bei denen unter normalen Bedingungen keine oder nur geringe Gewebeschäden auftreten. Sie haben keinen hohen Krankheitswert. Beispiele sind Prellungen, Stauchungen oder Schürfwunden.

Hinsichtlich der Entstehungsmechanismen werden zwei große Gruppen unterschieden.

  • Stumpfes Trauma: Die Verletzung ist durch stumpfkantige, nicht perforierende Gewalteinwirkung entstanden. Auch innere Organe können dabei verletzt werden. Stumpfe Traumata entstehen typischerweise bei Unfällen, Schlägereien, Einklemmungen und Verschüttungen.

  • Spitzes (auch scharfes oder penetrierendes) Trauma: Das Trauma ist das Ergebnis der mechanischen Einwirkung scharfer, halbscharfer oder spitzer Gegenstände, wie zum Beispiel Messer, Beil, Schere oder Glasscherben. Die Ursachen sind vielfältig und es können alle Bereiche des Körpers betroffen sein. Am häufigsten entstehen die penetrierenden Verletzungen durch Unfälle, Gewalttaten oder in Selbsttötungsabsicht.

Seelisches (psychisches) Trauma

Durch extrem schlimme und belastende Ereignisse werden bei Menschen starke seelische Erschütterungen, psychische Verletzungen und tiefe Verzweiflung hervorgerufen. Zum Beispiel Naturkatastrophen, schwere Unfälle, Vergewaltigungen, Terroranschläge, Kriegserlebnisse oder Entführungen können psychische Traumata auslösen, die sich in extremem Stress, dem Gefühl der Hilflosigkeit und grenzenlosem Entsetzen manifestieren können.

Diese seelischen Wunden können nicht nur dann entstehen, wenn man selbst unmittelbar von dem auslösenden Ereignis betroffen war. Bei vielen Menschen treten diese psychischen Verletzungen auch dann auf, wenn sie diese Ereignisse als Augenzeuge miterleben oder durch Schilderungen, Bilder und Videos nachvollziehen.

Als traumatisch erlebte Ereignisse überfordern das ganze Stresssystem des Menschen. Ein Psychotrauma wirkt sich deshalb nicht nur auf die Psyche, sondern auch auf den Körper aus. Körperliche Symptome wie beispielsweise Schweißausbrüche, Errötung, Blässe, beschleunigte Herztätigkeit, Übelkeit und Kopfdruck sind häufige Begleiter der psychischen Beschwerden. Da der Organismus auf einem erhöhten Stressniveau verharrt, können sich daraus charakteristische Folgebeschwerden wie Magengeschwüre entwickeln.

Menschen, die ein seelisches Trauma erlebt haben, können krank werden. Es kann zu akuten sowie länger anhaltenden Reaktionen kommen. Laut der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) werden zwei psychische Störungen unterschieden, die als Reaktion auf ein außergewöhnlich belastendes Lebensereignis auftreten können. Die akute Belastungsreaktion und die posttraumatische Belastungsstörung.

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Akute Belastungsreaktion

Treten unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis Symptome auf, handelt es sich um eine akute Belastungsreaktion. Gefühlsschwankungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Apathie, Angst sowie starker körperlicher Stress mit Herzrasen, Schwitzen oder Übelkeit, sind akute Reaktionen auf das Erlebte. Außerdem haben Betroffene oft sogenannte dissoziative Symptome. Sie haben das Gefühl, nicht sie selbst zu sein (Depersonalisation) oder das Gefühl, die Welt wie von fern zu erleben (Derealisation).

Die Symptome der akuten Belastungsreaktion beginnen unmittelbar nach dem Trauma und dauern meist nur einige Stunden oder Tage, manchmal aber auch Wochen an. Sie klingen in den allermeisten Fällen wieder von alleine ab.

Viele Menschen zeigen nach einem psychischen Trauma eine akute Belastungsstörung. Da diese aber meist nur kurz andauert und nicht speziell behandelt wird, gibt es keine zuverlässigen Angaben zur Häufigkeit.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

In diesem Fall kommt es nach dem traumatischen Ereignis zu länger anhaltenden Beschwerden, die sehr ausgeprägt sein können. Typisch sind sehr intensive, sich aufdrängende Erinnerungen an das Trauma, Alpträume, emotionale Betäubung und Vermeidungsverhalten. PTBS-Symptome können jahrelang nicht oder nur sehr leicht vorhanden sein und dann durch Veränderungen der Lebensumstände irgendwann stärker hervortreten.

Akute Belastungsreaktionen und posttraumatische Belastungsstörungen werden als Versuche des Organismus angesehen, mit extremen und möglicherweise lebensbedrohlichen Situationen zurechtzukommen.

Auch Kinder und Jugendliche werden mit traumatisierenden Ereignissen konfrontiert. Ebenso wie Erwachsene reagieren sie mit akut oder verzögert einsetzenden psychischen Störungen. Besonders die Angst um das eigene Leben oder die Unversehrtheit anderer haben ein großes Potential, Kinder und Jugendliche zu traumatisieren. Warum manche Kinder oder Jugendlichen leichter als andere durch ein Trauma verletzbar sind, ist nicht geklärt. Sicher spielen mangelhafte familiäre Geborgenheit und geringe Unterstützung durch die Familie eine große Rolle.

Alle Menschen, die ein seelisches Trauma erlitten haben, können unter starken Beeinträchtigungen leiden. Eine frühzeitige psychotherapeutische Behandlung bei einem Spezialisten für Traumata (Psychotraumatologe) ist deshalb sehr wichtig. Je nach Stärke und Art des Traumas kommen unterschiedliche Therapiemethoden wie beispielsweise Psychotherapie, Traumatherapie, Körpertherapie, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder Gesprächstherapie zur Anwendung.

Verlauf und Prognose von Traumata

Aufgrund der großen Vielfalt möglicher Traumata sind Verlauf und Prognose der Verletzungen nicht vorhersehbar.

Man weiß, dass traumatische Verletzungen weltweit ungefähr zehn Prozent aller Todesfälle verursachen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich 5.800.000 Menschen an den Folgen eines körperlichen Traumas. Bei Menschen im Alter zwischen fünf und 44 Jahren stellen traumatische Verletzungen und ihre Folgen sogar die häufigste Todesursache dar.

Auch wenn Traumata überlebt werden, kommt es in vielen Fällen zu dauerhaften Lebenseinschränkungen. So versterben 30 bis 40 Prozent der Menschen mit Schädel-Hirntrauma, aber nur bei 27 Prozent kommt es zu einer guten Erholung. Bei den restlichen Betroffenen verbleiben schwere bis mittelgradige Behinderungen.

Nach einem psychischen Trauma haben Betroffene dagegen in der Mehrzahl der Fälle gute Heilungschancen, wenn rechtzeitig eine geeignete Therapie eingeleitet wird. Eine posttraumatische Belastungsstörung dauert mit einer adäquaten Behandlung durchschnittlich 36 Monate. Bei etwa der Hälfte der Erkrankten kommt es sogar durchschnittlich innerhalb von 64 Monaten zur Genesung ohne Behandlung (Spontanremission). Einen chronischen Verlauf nehmen etwa 30 Prozent der Fälle.

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