Bohrende Kopfschmerzen

Migräne: Diagnose, Behandlung und Vorbeugung

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Migräne zählt zu den häufigsten Kopfschmerzformen. Wenn die bohrenden Schmerzen einsetzen, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen, ist an Arbeit oder andere Aktivitäten nicht mehr zu denken. Heilen lässt sich Migräne nicht, aber erfolgreich behandeln. Alles zur Erkrankung lesen Sie hier.

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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was hilft schnell bei Migräne? Der Rückzug in einen dunklen Raum, viel Ruhe und Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen. Auch kalte Kompressen für Nacken und Stirn sind für viele Betroffene wohltuend.

Welche Begleitsymptome können bei Migräne auftreten? Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit begleiten häufig eine Migräne.

Was sind die häufigsten Auslöser für Migräne? Bekannte Triggerfaktoren sind Stress, abrupte Wetterwechsel, Menstruation, Schlafmangel, bestimmte Lebensmittel sowie sensorische Reize wie helles Licht.

Im Überblick:

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Was ist Migräne?

Migräne ist eine vielschichtige neurologische Störung, die das Gehirn vorübergehend in seiner Funktion beeinträchtigt. Das prägnanteste Symptom sind wiederkehrende Kopfschmerzattacken, die oft von neurologischen und vegetativen Beeinträchtigungen begleitet werden. Bei einigen Betroffenen tritt vor den Schmerzanfällen eine sogenannte Aura auf, die sich unter anderem durch Sehstörungen äußern kann.

Migräne ist nach dem Spannungskopfschmerz die zweithäufigste Form von Kopfschmerzen: Zwischen 10 und 15 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter Migräneattacken. Frauen sind dabei bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer.

Erstmals tritt Migräne meist in der Pubertät auf. In einem Alter zwischen 35 und 45 leiden die meisten Menschen unter den speziellen Kopfschmerzen. Frauen bekommen – wahrscheinlich aufgrund hormoneller Einflüsse – häufiger Migräne, welche zudem heftiger ausfällt und länger anhält.

Vor der Pubertät liegt die Häufigkeit der Migräne dagegen gleichmäßig auf beide Geschlechter verteilt bei vier bis fünf Prozent. Ab dem Alter von 45 Jahren werden die Migräneanfälle schwächer und seltener.

Symptome bei Migräne

Das typischste Symptom einer Migräne ist ein meist einseitig auftretender, stechender und pochender Kopfschmerz, der sich im Bereich eines Auges manifestieren kann. Dadurch ist für viele Menschen beispielsweise an Arbeit nicht zu denken, zumal jede Bewegung das Pochen im Kopf verstärkt.

Weitere mögliche Symptome einer Migräne sind:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Geruchsempfindlichkeit
  • Lichtempfindlichkeit
  • Geräuschempfindlichkeit

Die Schmerzen der Migräne halten einige Stunden bis zu drei Tage an.

Lesetipp: Migräne: Symptome richtig deuten

Migräne mit Aura

Rund zehn bis 20 Prozent der Betroffenen erleben das Auftreten einer Migräne mit Aura. Die typische Aura setzt unmittelbar vor oder zu Beginn der Migräne ein. Sie entwickelt sich innerhalb von 5 bis 20 Minuten und verschwindet meist nach spätestens einer Stunde wieder. Mögliche Aura-Symptome sind:

  • Sehstörungen wie das Wahrnehmen von Lichtblitzen, Punkten oder Streifen
  • Sprechstörungen
  • Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, selten Lähmungserscheinungen

Eine Aura ist nicht zu verwechseln mit den Vorboten einer Migräne, die bei vielen Betroffenen Stunden bis maximal zwei Tage vor den eigentlichen Schmerzen auftreten. Hierbei handelt es sich meist mehr um allgemeinere Symptome:

Eine weitere Variante der Migräne ist eine typische Aura komplett ohne Kopfschmerz. Den Betroffenen ist oft nicht klar, dass sie an Migräne leiden. Von einer typischen Aura ohne Migränekopfschmerz sind insbesondere ältere Menschen betroffen.

Augenmigräne

Eine weitere Ausprägung ist die Augenmigräne, bei der Symptome hinzukommen, die den Sehsinn betreffen. Die Sehstörungen können so stark sein, dass Betroffene häufig zunächst nicht von einer Migräne, sondern einer Augenerkrankung ausgehen. Bei besonders schweren Formen einer Augenmigräne können geweitete Pupillen, das Sehen von Doppelbildern und herunterhängende Augenlider hinzukommen.

Diagnose der Migräne

Da Migräne gut behandelt werden kann, ist es wichtig, sie ärztlich diagnostizieren zu lassen. Viele Betroffene sind trotz starker Beschwerden nicht in ärztlicher Behandlung, obwohl ihnen im Akutfall gut geholfen werden könnte.

Die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) spielt bei der Diagnose der Migräne eine wichtige Rolle. Von zentraler Bedeutung ist dabei:

  • Wie häufig treten die Migräneattacken auf?
  • Wie lange dauern sie an?
  • Wie stark sind die Schmerzen?
  • Sind Auslöser für die Kopfschmerzen bekannt?

Bei Frauen liegt beispielsweise häufig eine menstruelle Migräne vor, die im Zusammenhang mit der Menstruation steht.

Außerdem liefern Begleitsymptome wie Übelkeit, Licht- oder Geräuschüberempfindlichkeit wichtige Hinweise, um die Migränekopfschmerzen beispielsweise von anderen Kopfschmerzformen abzugrenzen. Um der*dem Ärztin*Arzt genau über die Migräne berichten zu können, ist es sinnvoll, ein Migränetagebuch zu führen.

Hier können Sie ein kostenloses Migränetagebuch downloaden.

Laut den diagnostischen Kriterien, die die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society, IHS) aufgestellt hat, liegt eine Migräne dann vor, wenn:

  • Lärm- und Lichtempfindlichkeit besteht
  • Übelkeit und/oder Erbrechen auftritt
  • die Schmerzen nur einseitig vorliegen
  • die Schmerzen einen pulsierenden Charakter haben
  • die Intensität der Schmerzen mittel oder stark ist
  • eine Verstärkung der Schmerzen durch körperliche Routineaktivitäten (zum Beispiel Gehen oder Treppensteigen) auftritt

Auch eine körperliche und neurologische Untersuchung ist nötig. Wenn die Migräneanfälle erstmals auftreten oder an Intensität zunehmen, können apparative Diagnoseverfahren notwendig sein, um andere Erkrankungen als Ursache auszuschließen.

Dies kann beispielsweise ein Elektroenzephalogramm (EEG) sein, mit dem die Gehirnströme gemessen und Störungen der Hirnaktivität festgestellt werden. Infrage kommen rein zur Ausschlussdiagnose auch bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) und die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT). Bei einer Migräne sind keine Veränderungen auf dem CT- oder MRT-Bild zu sehen.

Ursachen und Triggerfaktoren von Migräne

Die Ursache der Migräne ist eine Erkrankung des Gehirns. Während eines Migräneanfalls sind bestimmte Regionen im Hirnstamm besonders aktiv. Diese Aktivität wiederum regt bestimmte Verzweigungen des Trigeminus-Nervs an, welche durch Freisetzung von Botenstoffen Entzündungen an den Blutgefäßen der Hirnhaut und am Nervengewebe verursachen. Sie sind für die pochenden Kopfschmerzen verantwortlich.

Die meisten Betroffenen haben eine genetische Veranlagung, oft leiden mehrere Familienmitglieder an der Erkrankung.

Relativ häufig werden die Anfälle durch bestimmte Auslöser hervorgerufen, die Fachleute auch als Triggerfaktoren bezeichnen. Sie sind nicht die Ursache der Migräne, können bei Menschen mit der Veranlagung aber einen Anfall auslösen.

Folgende Triggerfaktoren werden oft als Auslöser von Migräneattacken genannt:

  • Stress und Psyche: Migräneattacken treten oft nicht dann auf, wenn der Stress am größten, sondern wenn nach einer stressigen Phase Entspannung angesagt ist. Dies erklärt die sogenannte Wochenendmigräne nach einer anstrengenden Woche. Auch psychischer Stress, emotionale Belastungen und Depressionen oder die Erwartung von Stress können Anfälle auslösen.

  • Hormonelle Einflüsse: Bei Frauen zeigt sich häufig ein Zusammenhang mit der hormonellen Situation. So tritt Migräne oft kurz vor oder während der Menstruation auf. In der Schwangerschaft geht die Häufigkeit der Anfälle bei den meisten Frauen (70 Prozent) zurück. Bei Frauen mit menstrueller Migräne verbessert sich die Erkrankung aufgrund der veränderten Hormonsituation mitunter nach den Wechseljahren.

  • Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus: Ein stark verkürzter Nachtschlaf, ein längeres Ausschlafen am Wochenende oder ein ungewohntes Mittagsschläfchen können bei Betroffenen Migräneattacken auslösen.

  • Genussmittel: Alkohol (insbesondere Rotwein) und Nikotin können Triggerfaktoren sein und sollten entsprechend gemieden werden. Übermäßiger Kaffeegenuss kann genauso wie der Verzicht auf die gewohnte Koffeindosis Attacken auslösen.

  • Nahrungsmittel: Als Auslöser werden häufig bestimmte Käsesorten (reifer Käse, Schimmelkäse), Geschmacksverstärker (Glutamat) oder nitrithaltige Nahrungsmittel, zum Beispiel Speck, Fischkonserven, Räucherlachs oder Hot Dogs, genannt. Hier scheint die individuelle Verträglichkeit eine entscheidende Rolle zu spielen. Laut Expert*innen gibt es jedoch kein Lebensmittel, das bei Migräne grundsätzlich vermieden werden sollte, da keines allein eine Migräne verursachen kann.

  • Wetter, vor allem Hitze: Ein plötzlicher Wetterumschwung, Luftdruckabfall, steigende Temperaturen oder Föhn, werden häufig als Auslöser angegeben. Ein erhöhter Luftdruck könnte ebenfalls das Risiko einer Migräne erhöhen.

  • Umweltfaktoren: Hierzu gehören zum Beispiel Flackerlicht, Lärm und ein Aufenthalt in großen Höhen, in der Kälte oder in Räumen, in denen viel geraucht wird.

  • Medikamente: Auch von verschiedenen Medikamenten, wie zum Beispiel der Antibabypille, Mitteln gegen Bluthochdruck oder Nitropräparaten, ist bekannt, dass sie Migräneanfälle auslösen können.

Behandlung der Migräne – was hilft?

Es gibt keine ursächliche Therapie der Migräne. Es können nur die akuten Migräneanfälle behandelt und gelindert werden. Bei häufigen Attacken können aber auch Maßnahmen zur Vorbeugung ergriffen werden. Treten pro Monat mehr als drei Attacken auf, sind Medikamente zur Prophylaxe der Migräne sinnvoll.

Da Bewegung und Aktivität Migräne typischerweise verschlechtern, ist es bei einem akuten Anfall ratsam, sich in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zurückzuziehen und wenn möglich zu schlafen. Auch ein Eisbeutel oder ein kühles, feuchtes Tuch auf der Stirn oder im Nacken können Linderung verschaffen.

Medikamente sollten möglichst schon beim ersten Anzeichen eines Migräneanfalls eingenommen werden, um ihn im Idealfall noch abzuwenden. Es gibt frei verkäufliche Schmerzmittel, die bei leichten Schmerzen helfen können. Zur Behandlung der begleitenden Symptome Übelkeit und gegebenenfalls Erbrechen sind verschreibungspflichtige Medikamente (Antiemetika) sinnvoll, die den Wirkstoff Metoclopramid oder Domperidon enthalten.

Bei mittelschwerer und schwerer Migräne, die mit frei verkäuflichen Mitteln nicht gelindert werden kann, kommen spezielle Migränemedikamente zum Einsatz, die sogenannten Triptane.

Lesetipp: Migräne: Welche Tabletten und Medikamente helfen?

Vorbeugung einer Migräne

Durch bestimmte Maßnahmen können die Häufigkeit von Migräne sowie die Intensität der Anfälle verringert werden.

Nachweisliche Maßnahmen zur Vorbeugung bei Migräne sind:

  • Regelmäßiger Sport: Vor allem Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren sind empfehlenswert. Treiben Betroffene mit Migräne beispielsweise dreimal pro Woche leichten Ausdauersport, etwa 20-minütige Laufeinheiten, sinkt die Häufigkeit der Kopfschmerzattacken um 20 bis 45 Prozent.

  • Entspannungstechniken: Zum Stressabbau ist es hilfreich, Entspannungstechniken, beispielsweise progressive Muskelentspannung oder autogenes Training, zu erlernen. Außerdem soll das Nervensystem so vor einer Überreizung geschützt werden.

  • Regelmäßige Schlafenszeiten: Ein Schlafdefizit bedeutet Stress für den Körper und dieser ist ein bedeutender Auslöser für Migräneattacken. Allerdings kann auch ungewohnt langes Ausschlafen verantwortlich sein. Generell ist ein sehr regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus wichtig zur Vorbeugung von Migräne.

  • Ausgewogene Ernährung: Eine spezielle Migräne-Diät gibt es nicht. Das Umstellen der Ernährung ist dann sinnvoll, wenn ein direkter Zusammenhang zwischen einem Lebensmittel oder dessen Inhaltsstoff und dem Auftreten einer Migräne besteht. Ob und welche das sind, können Betroffene mit einem Migränetagebuch herausfinden.

  • Vermeidung von Extremen: Alkoholexzesse, einseitige Fastenkuren oder durchgefeierte Nächte rächen sich bei Menschen mit Migräne oft. Hilfreich sind dagegen ein geregelter Tagesablauf und ein ausgeglichener Lebensstil.

  • Im Urlaub: Jetlag, ungewohntes Klima, geänderte Schlafenszeiten – im Urlaub können einige typische Auslöser einer Migräne zusammenkommen. In jedem Fall ist es empfehlenswert, die gewohnten Medikamente im Reisegepäck mitzuführen, da sie im Ausland unter Umständen schwer zu beschaffen sind.

Bei schwerer Migräne, die häufiger als dreimal pro Monat auftritt, kann eine Prophylaxe mit Medikamenten sinnvoll sein. Eingesetzt werden hier häufig Betablocker oder Flunarizin, ein Kalzium-Antagonist. Die medikamentöse Prophylaxe sollte mindestens drei Monate eingenommen werden, damit festgestellt werden kann, ob sie wirksam gegen die Migräne ist.

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