Lymphdrainage: Mit gezielten Handgriffen gegen Schwellungen

Die manuelle Lymphdrainage ist eine sanfte Behandlungsform, die bei Lymphstauungen (Lymphödemen) angewendet wird, um den Lymphabfluss zu verbessern.

Lymphödem
© iStock.com/Prostock-Studio

Bei der Lymphdrainage handelt es sich um eine Therapieform von gezielten Handgriffen, die oft bei starken Schwellungen  an Armen und Beinen eingesetzt wird. Diese Schwellungen entstehen, wenn sich die Lymphflüssigkeit gestaut wird. Der Körper kann auch zu viel davon produzieren, sodass die Menge von den Lymphbahnen nicht mehr ausreichend abtransportiert werden kann. Nach Operationen oder der Entfernung von Lymphknoten (zum Beispiel im Rahmen einer Brustkrebstherapie) werden die Lymphknoten und Lymphbahnen verletzt, Flüssigkeit kann nicht mehr optimal abtransportiert werden.

Mithilfe von speziellen Techniken soll der Stau der Lymphe im Gewebe aufgelöst und der Lymphabfluss gefördert werden.

Die Lymphdrainage ist eine der vier Säulen der sogenannten komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE), die bei Lymphödemen zum Einsatz kommt. Eingesetzt wird die Lymphdrainage insbesondere bei Lymphstauungen, sogenannten Lymphödem, die durch unterschiedliche Erkrankungen hervorgerufen werden können.

Die Therapie bewirkt:

  • eine Verbesserung der Lymphbildung
  • eine Anregung der Eigenbewegung (Motorik) der Lymphgefäße, sodass mehr Lymphe transportiert wird – der Lymphstau geht zurück
  • eine Verschiebung von Lymphe und Gewebsflüssigkeit
  • eine Lockerung des Bindegewebes

Lymphdrainage wird häufig kombiniert eingesetzt

Die manuelle Lymphdrainage wird bei Lymphstauungen meist als Teil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) durchgeführt, bei der unterschiedliche Maßnahmen kombiniert werden.

  • Kompression durch Bandagen, elastische Binden und Kompressionsstrümpfe
  • Bewegungsübungen in der Kompression
  • Hautpflege

Durch die Bandage wird der Durchmesser der Lymphgefäße und Venen verkleinert, dadurch können die Klappen ihre passive Schließfunktion wieder erfüllen und den Rückstrom der Lymphflüssigkeit und des Venenbluts besser verhindern. In den Venen wird zudem die Fließgeschwindigkeit erhöht, was der Entstehung von Blutgerinnseln (Thrombosen) vorbeugt.

Ob die manuelle Lmyphdrainage einzeln oder kombiniert eingesetzt wird, richtet sich nach der jeweiligen Indikation.

Lymphdrainage: Erstattung durch die Krankenkasse

Eine Lymphdrainage kann bei entsprechenden Beschwerden vom Arzt verschrieben werden. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen in der Regel die Kosten, wenn die Behandlung von einem qualifizierten Physiotherapeuten durchgeführt wird. Als Patient sollte man darauf achten, dass der Therapeut eine Fortbildung für diese spezielle Therapieform vorweisen kann.

Indikationen: Wann die Lymphdrainage angewendet wird

Die manuelle Lymphdrainage wird in der Regel in Kombination mit Kompressionen und entsprechender Hautpflege eingesetzt. Dies ist zum Beispiel bei folgenden Krankheitsbildern der Fall:

  • Primäres chronisches Lymphödem: Durch eine angeborenen Schwäche des Lymphsystems transportieren dieses die Flüssigkeit nicht ausreichend, es kommt zum Lymphstau
  • Sekundäres chronisches Lymphödem: nach Verletzungen, Operationen, durch Entzündungen oder auch bestimmten Tumorarten; auch nach Strahlentherapie 
  • Lipödem: eine Fettverteilungsstörung, die meist im Oberschenkel- und Hüftbereich als „Reiterhosenphänomen“ und an der Innenseite der Kniegelenke und Unterschenkel auftritt ; seltener an den Oberarmen als sogenannte „Winkarme“

Anwendung ohne Kompression

Bei folgenden Erkrankungen wird die manuelle Lymphdrainage ohne zusätzliche Kompressionstherapie angewendet:

  • akute rheumatische Erkrankungen
  • systemische Sklerodermie
  • Sudeck-Syndrom Typ 1: Schmerzerkrankung nach einer äußeren Einwirkung wie Verletzung, Unfall oder ärztlichem Eingriff an Armen oder Beinen

Kopf-Lymphdrainage ohne Kompression

Eine Lymphdrainage im Kopfbereich findet nahezu immer ohne Kompression statt. Indikationen sind beispielsweise

  • Schwellungen im Kopfbereich nach einer Verletzung oder Operation
  • Trigeminusneuralgie
  • Migräne
  • Tinnitus
  • Lymphostatische Enzephalopathie

Bei Migräne und Tinnitus ist die Anwendung der Kopf-Lymphdrainage umstritten. Deshalb muss bei diesen Erkrankungen zuvor geklärt werden, ob die Krankenkasse die Kosten im Rahmen der gesetzlichen Versicherung übernimmt.

Auch im kosmetischen Bereich kommt die Behandlung zum Einsatz, so zum Beispiel bei Schwangerschaftsstreifen, Cellulite, bei Tränensäcken und der Narbenbehandlung, wird auch zur allgemeinen Entstauung und Entgiftung angeboten.

Diese Behandlungen sollten von einer ausgebildeten Kosmetikerin durchgeführt werden. Die Krankenkassen zahlen diese Behandlungen nicht.

Das wird bei einer Lymphdrainage gemacht

Mithilfe der manuellen Lymphdrainage soll der Abfluss der Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen aktiviert werden.

Die Lymphdrainage ist kaum vergleichbar mit einer herkömmlichen Massage beim Physiotherapeuten. Sie ist viel milder, es sind eher Streichbewegungen als feste Massagegriffe.

Begonnen und beendet wird die Behandlung mit zarten Streichbewegungen (Effleurage) an der Haut. Anschließend werden je nach Körperregion und Indikation verschiedene Handgriffe angewendet, zum Beispiel Kreisbewegungen, Pump-, Schröpf- oder Drehgriffe.

Die Richtung des Drucks richtet sich nach der jeweiligen Abflussrichtung der Lymphe. Die Druckstärke wird von Null langsam bis auf den Maximaldruck gesteigert und anschließend wieder auf Null verringert. Dieser Rhythmus wird fünf- bis siebenmal pro Behandlungspunkt wiederholt.

Meist vergeht einige Zeit, bis der Lymphfluss durch die Behandlung in Gang kommt. Er hält dann aber auch noch einige Stunden nach der Therapie an.

Lymphdrainage als Teil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie

Bei der Therapie des Lymphödems ist die manuelle Lymphdrainage Teil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie. Diese wird in zwei Phasen durchgeführt:

  • Phase 1 – Entstauungsphase:
    Die Entstauungsphase  dauert etwa zwei bis vier Wochen (mitunter länger) und umfasst eine tägliche manuelle Lymphdrainage mit anschließender Kompression (Binden bzw. Bandagen), Bewegungsübungen unter Kompression zur Aktivierung der Muskelpumpen und spezieller Hautpflege zum Schutz vor Infektionen.
     
  • Phase 2 – Optimierungs- und Konservierungsphase:
    In dieser Phase findet die manuelle Lymphdrainage ein- bis zweimal pro Woche statt, außerdem werden Kompressionsstrümpfe getragen. Bewegungsübungen unter Kompression und Hautpflege sind weiterhin notwendig.

Hautpflege

In den Körperregionen, die von dem Lymphstau betroffen sind, kann es besonders leicht zu Infektionen durch Krankheitserreger kommen. Zudem trocknet die Haut unter der Kompression aus.

Patienten solten deshalb auf eine gute  Hautpflege achten, die den pH-Wert der Haut stabilisiert, Infektionen vorbeugt und eine ausreichende Befeuchtung der Haut gewährleistet. Angewendet werden milde, pH-neutrale oder sauer gepufferte Lotionen und Cremes.

Kopf-Lymphdrainage

Bei der Kopf-Lymphdrainage wird als Handgriff der sogenannte „stehende Kreis“ angewendet. Die Hand wird dabei flächig aufgelegt, sie verschiebt die Haut in kleinen Kreisen in der jeweiligen Abflussrichtung der Lymphe. Ist eine Behandlung des Gesichts notwendig, beginnt die Therapie immer mit einer Behandlung am Hals.

Selbstbehandlung mit Lymphdrainage?

Die manuelle Lymphdrainage eignet sich nur sehr bedingt für eine Selbstbehandlung. Wenn die verschiedenen Handgriffe unsachgemäß oder mit zu viel Druck ausgeführt werden oder in eine falsche Richtung massiert wird, können sich die Stauungen und Schwellungen verschlimmern. Unter Umständen wird sogar mehr Lymphflüssigkeit produziert. Deshalb sollte die Lymphdrainage immer von spezielle ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden. Diese können im Rahmen der Behandlung auch geeignete Handgriffe zeigen, mit denen der Patient daheim die Therapie unterstützen kann.

Nebenwirkungen der Lymphdrainage

Die Lymphdrainage ist eine sanfte Massageform. Wird sie professionell angewendet, sind in der Regel keine Nebenwirkungen zu befürchten. Bei besonders empfindlicher Haut kann es unter Umständen durch die verstärkte Durchblutung zu einer Hautrötung kommen.

Dass der Lymphfluss in Gang gekommen ist, merkt man daran, dass man als Patient einen verstärkten Harndrang verspürt.  Die Flüssigkeit aus dem gestauten Körperbereich wird über die Lymphbahnen und den Blutkreislauf zur Niere transportiert, wo sie ausgeschieden wird.

Wann darf keine Lymphdrainage durchgeführt werden?

Es gibt jedoch eine Reihe von Erkrankungen, bei denen keine manuelle Lymphdrainage durchgeführt werden, weil die Reizung und Aktivierung von Haut, Bindegewebe und Lymphbahnen zu Symptomverstärkung oder der Ausbreitung der krankheit führen kann.

Absolute Kontraindikationen sind zum Beispiel:

  • akute Thrombose: Hier sollte vier bis sechs Wochen gewartet werden, um kein Embolierisiko (Losreißen des Blutgerinnsels und lebensgefährliche Verstopfung von Blutgefäßen in der Lunge) einzugehen.
  • akute bakterielle, virale und pilzbedingte Entzündungen: Hier besteht die Gefahr einer Ausbreitung der Infektion.
  • schmerzhafte Lymphknoten
  • Tumore, auch Malignome

Relative Kontraindikationen

Daneben  sollte bei weiteren Erkrankungen die Lymphdrainage nur unter bestimmten Umständen mit besonderer Vorsicht (relative Kontraindikationen) angewendet werden. Dazu gehören:

  • Krebserkrankungen: Hier kommt die manuelle Lymphdrainage mitunter zur Anwendung – allerdings erst dann, wenn die eigentliche Krebstherapie eingeleitet bzw. beendet worden ist. Häufig ist eine Lymphdrainage nach einer Tumorentfernung notwendig.
  • Ödeme bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Hier ist eine Lymphbehandlung möglich, wenn die Wirkung der stabilisierenden Therapie eingesetzt hat.
  • akute Kontaktekzeme: Gefahr einer Ausbreitung, deshalb Lymphdrainage erst nach Abklingen der akuten Phase.

Daneben gibt es Kontraindikationen für eine Lymphdrainage in speziellen Körperregionen:

Kontraindikationen für Lymphdrainage am Hals

Kontraindikationen für Lymphdrainage im Bauchbereich können sein:

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