Grundlagen des Sehsinns

Das Auge: Wichtigstes Sinnesorgan und Spiegel für Krankheiten

Wie sehr wir auf unseren Sehsinn angewiesen sind, wird uns meist erst dann bewusst, wenn wir nichts sehen – etwa bei völliger Dunkelheit. Schließlich ist das Auge eines unserer wichtigsten Sinnesorgane und zur sicheren Orientierung von zentraler Bedeutung. Nicht nur das: Ein Blick in die Augen hilft dem Arzt auch, innere Krankheiten zu erkennen.

Nahaufnahme eines weiblichen Auges
© iStock.com/Getty Images/Andrey Armyagov

Die vom Auge aufgenommenen optischen Reize werden im Gehirn – genauer gesagt im Sehzentrum – verarbeitet und zu Bildern zusammengesetzt. Dieser Sehprozess ist hochkompliziert und erfordert ein fein justiertes Zusammenspiel zwischen zahlreichen anatomischen Strukturen.

Sehstörungen und was sie bedeuten

Aufbau des Auges

Das Auge liegt in der knöchernen Augenhöhle (Orbita). Von außen sichtbar sind das Augenweiß (auch Lederhaut oder Sklera genannt), die farbige Regenbogenhaut (Iris) und die schwarze Pupille. Die Pupille fungiert wie ein "Sehloch", über das die Lichtreize ins Auge einfallen. Die farbige Regenbogenhaut wirkt dabei wie eine Blende im Fotoapparat, das heißt, sie kann die Größe des Sehlochs verändern und damit den Lichteinfall regulieren. Hinter der Pupille befindet sich die Augenlinse, die ähnlich wie ein Kamera-Objektiv funktioniert und das Gesehene "scharfstellen" kann.

Die Hornhaut (Kornea) liegt wie eine kleine "Fensterscheibe" im Augenweiß. Sie nimmt das einfallende Licht auf und ist für einen Großteil der Lichtbrechung verantwortlich. Bei manchen Menschen liegt eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) vor, die zu einer Beeinträchtigung der Sehschärfe führen kann. Liegt eine Hornhautentzündung vor, spricht der Arzt auch von einer Keratitis.

Die Schleimhaut, die die innere Seite der Augenlider und den weißen Teil des Auges überzieht, wird Bindehaut, medizinisch Konjunktiva, genannt. Dementsprechend wird eine Entzündung der Bindehaut auch als Konjunktivitis bezeichnet. Sie kann beispielsweise durch Allergien oder Infektionen ausgelöst werden.

Anatomische Darstellung menschliches Auge
© iStock.com/solar22

Glaskörper des Auges

In der Augenhöhle liegt der Glaskörper, der aus einer geleeartigen Masse besteht und den größten Teil der Augenhöhle ausfüllt. Wenn sich die Zusammensetzung oder die Form des Glaskörpers ändert, berichten die Betroffenen, dass sie schwarze, bewegliche Punkte ("fliegende Mücken") sehen.

Den Glaskörper umgibt eine dreischichtige Hülle:

Lederhaut: äußerste Hülle des Glaskörpers, die das Auge schützt. Im sichtbaren, vorderen Teil des Auges wird sie von der Hornhaut unterbrochen.

Aderhaut (Choroidea): liegt zwischen Lederhaut und Netzhaut. Sie enthält viele Blutgefäße und dient der Versorgung der Netzhaut.

Netzhaut (Retina): enthält die lichtempfindlichen Zellen, die das Nacht- oder Dämmerungssehen und das Farbsehen ermöglichen. Die Funktion der Netzhaut kann durch Alterungsprozesse (etwa altersbedingte Makuladegeneration) oder durch bestimmte Erkrankungen (beispielsweise Retinopathie durch Diabetes mellitus) beeinträchtigt werden. Diese Erkrankungen der Netzhaut zählen auch zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung.

Reize werden übers Auge ans Gehirn geleitet: der Sehprozess

Sehen bedeutet, dass ins Auge fallende Lichtstrahlen über verschiedene Mechanismen in Signale umgewandelt werden, die das Gehirn verarbeiten kann. Damit wir Gegenstände und Farben sehen und Helligkeitsabstufungen wahrnehmen können, müssen Lichtstrahlen, die auf die Netzhaut auftreffen, in Nervenimpulse umgewandelt werden. Dies geschieht, indem spezielle lichtempfindliche Substanzen im Auge ihre räumliche Struktur ändern. Der dadurch ausgelöste Nervenimpuls wird über den Sehnerv zum Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet. Erst dort bekommt das, was wir sehen, auch eine Bedeutung.

Die Augen sind der Spiegel des Körpers

Regelmäßige Kontrolltermine beim Augenarzt sollten selbstverständlich sein. Er kümmert sich nicht nur um die Gesundheit unserer Augen, sondern hält nach bestimmten Warnzeichen Ausschau. Denn das menschliche Auge dient nicht nur als Sinnesorgan: Es spiegelt auch innere Krankheiten wieder. Ob Leberprobleme, Bluthochdruck oder Diabetes – ein Augenarzt erkennt am Augenhintergrund, an Horn- oder Bindehaut die Warnsignale. Häufig kommt vom Augenarzt die erste Diagnose, die den Patienten mitunter in die rettende Behandlung bringt. Die enge Zusammenarbeit mit Haus- und Fachärzten gewinnt deshalb immer mehr an Bedeutung.

Fettablagerungen sind ein Risikofaktor

Den Augenärzten stehen heute diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung, mit denen sie bedrohliche Entwicklungen schon sehr früh erkennen können. So deuten ringförmige Ablagerungen (Arcus lipoides, die sogenannten Fettbogen) an der Hornhaut auf eine erhebliche Störung im Fettstoffwechsel hin. Das Sehvermögen wird dadurch nicht beeinträchtigt. Oftmals zeigen sich die Ablagerungen in höherem Alter. Treten Sie schon vor dem 50. Geburtstag auf, ist besondere Vorsicht geboten: Sie können ein erhöhtes Herzinfarkt: Frühwarnzeichen ernst nehmen signalisieren.

Optische Täuschungen

Auch in der Netzhaut kann der Arzt Fettablagerungen lokalisieren. Darüber hinaus geben deren feine Kapillargefäße wieder, wie es um die Durchblutung und damit um die Gefäßgesundheit insgesamt im Körper bestellt ist. Die Netzhautgefäße gehören zum Gehirnkreislauf; ihr Zustand lässt deshalb Rückschlüsse auf Hirndurchblutung und Hirndruck zu. Beide sind sehr wichtige Faktoren zur Vorbeugung eines Schlaganfalls.

Wertvolle Informationen liefert der Zustand der Blutgefäße am Augenhintergrund. Hier kann der Augenarzt sehr gut die Auswirkungen von Diabetes mellitus, Arteriosklerose oder Bluthochdruck feststellen. Und zwar zu einem Zeitpunkt, wo der Patient möglicherweise noch gar nichts von dieser Bedrohung ahnt. Diese Krankheiten führen mittelfristig zu Schäden an den großen und feinen Gefäßen. Gefäßverschlüsse, schlimmstenfalls Schlaganfall und Herzinfarkt, können die Folge sein.

Gelbfärbung des Auges warnt vor Leberproblemen

Die Gelbfärbung der Bindehaut ist ein typisches Symptom für eine Lebererkrankung. Diese Gelbsucht wird durch eine zu hohe Konzentration von Bilirubin verursacht, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin.

Was vielfach unbekannt ist: Im Zusammenhang mit Rheuma tritt oftmals eine Entzündung der Aderhaut im Auge (Uveitis) auf, weil das eigene Immunsystem irrtümlich körpereigenes Gewebe angreift. Ein guter Augenarzt kontrolliert auch dies.

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