Wie Sonne im Frühling die Liebe weckt
Wenn die Röcke kürzer werden und die Tage länger, wird heftig geflirtet. Und manchmal wird aus dem Frühlingsflirt sogar Liebe. Schuld an dem Hormonhoch ist die Sonne, aber auch das Schlafhormon Melatonin.
Nicht nur Lyriker beschäftigt der Rausch der Gefühle, der im Frühling um sich greift, sobald die ersten Knospen sprießen. Auch Verhaltensforscher und Spezialisten für Hormone und Nervenstoffe (Endokrinologen) befassen sich seit langem mit diesem Phänomen. Sie haben herausgefunden, dass Hormone für die innere Unruhe verantwortlich sind. Produziert werden die Botenstoffe in der maiskorngroßen Zirbeldrüse, einem Organ, das zwischen den beiden Hirnhälften liegt. Während der Philosoph René Decartes dort noch den Sitz der Seele vermutete, weiß man heute, dass die Zirbeldrüse eine wichtige Rolle bei der Koordination hormoneller Vorgänge spielt.
Das wichtigste Hormon der kleinen Drüse ist das Melatonin. Der Körper produziert es ausschließlich in der Dunkelheit. Wird es draußen hell, nimmt die Melatonin-Konzentration im Blut ab. Die Zirbeldrüse wird auch als bezeichnet, da sie unseren Körper über Tag und Nacht, aber auch über den Rhythmus der Jahreszeiten informiert. Melatonin wird deshalb auch als Schlafmittel bei eingesetzt.
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Licht weckt Frühlingsgefühle
Außerdem hat Melatonin Einfluss auf die Pigmentierung der Haut und hemmt die geschlechtlichen Prozesse. Licht drosselt die Melatoninproduktion und erhöht dadurch die sexuelle Lust. Das erklärt, weshalb uns im Frühling, wenn die Tage länger werden, das andere Geschlecht plötzlich viel anziehender erscheint als während der dunklen Jahreszeit. Evolutionsbiologen vermuten in diesem Prozess ein Erbe unserer Vorfahren. Für sie wurden nach dem Ende der Frostperiode die Bedingungen für die Aufzucht des Nachwuchses wieder günstiger. Während der Frühlingsmonate waren unsere Ahnen offenbar ganz auf Fortpflanzung geeicht, um die fruchtbarste Zeit des Jahres optimal zu nutzen.
Tipp für Paare mit Kinderwunsch: Spermien sind jetzt aktiver
Selbst die Qualität des männlichen Spermas scheint saisonalen Schwankungen unterworfen zu sein: Spanische Forscher haben im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie über Jahrzehnte hinweg mehr als 10.000 Spermaproben untersucht. Das Flüssigkeitsvolumen blieb über das Jahr hinweg konstant. Im Frühling stieg jedoch sowohl die Gesamtzahl als auch die Zahl der beweglichen und somit zeugungsfähigen Spermien an. Im Herbst dagegen nahm sie wieder ab.
Eine weitere Studie aus Israel bestätigt dieses Ergebnis. Ohne Verhütungsmittel werden im Winter deutlich mehr Kinder geboren als während der Sommermonate. Daher sollten Paare mit Kinderwunsch die Frühlings-Wochenenden besonders intensiv nutzen.
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