Beruhigend und antiallergisch

Promethazin zur Behandlung von Unruhe und Allergien

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Promethazin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Neuroleptika, der beruhigend wirkt, aber auch akute allergische Reaktionen lindert. Wann Medikamente mit Promethazin eingesetzt werden, in welcher Dosierung und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Junge Frau nimmt Medikament im Bett ein
© Getty Images/Maskot

Kurzübersicht: Häufige Fragen & Antworten

Was ist Promethazin? Der Wirkstoff gilt als Neuroleptikum und ist somit ein Arzneimittel aus der Gruppe der Psychopharmaka mit antipsychotischer Wirkung.

Wie schnell wirkt Promethazin? Medikamente mit dem Wirkstoff Promethazin wirken antiallergisch, dämpfend, beruhigend, schlaffördernd und brechreizhemmend. Die Wirkung setzt nach etwa 20 Minuten ein.

Was sind die Anwendungsgebiete? Zugelassen ist Promethazin zur Behandlung von Unruhe- und Erregungszuständen sowie akuten allergischen Reaktionen.

Welche Nebenwirkungen hat Promethazin? Häufige unerwünschte Wirkungen sind Müdigkeit, Mundtrockenheit, Kreislaufprobleme und Blutdruckabfall.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist Promethazin?

Promethazin (Promethazinhydrochlorid) ist ein Wirkstoff, der zur Gruppe der Neuroleptika zählt. Arzneimittel mit diesem Wirkstoff werden zur Behandlung von Erregungs- und Unruhezuständen (Sedierung) bei psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Mittlerweile wird Promethazin allerdings überwiegend als Antihistaminikum zur Therapie von akuten allergischen Reaktionen angewandt. Auch Übelkeit und Erbrechen sowie Schlafstörungen können damit behandelt werden, wenn andere therapeutische Maßnahmen nicht erfolgreich waren.

Wie schnell wirkt Promethazin?

Die Wirkung tritt etwa 20 Minuten nach der Einnahme ein und kann bis zu 12 Stunden anhalten.

Im zentralen Nervensystem dockt der Wirkstoff an verschiedenen Rezeptoren an und blockiert diese, zum Beispiel Histamin-H1-Rezeptoren. Histamin ist als Botenstoff unter anderem an der Verdauung, dem Schlaf-Wach-Rhythmus oder der Immunabwehr beteiligt – spielt aber auch bei allergischen Reaktionen eine wichtige Rolle. Blockiert Promethazin den Histamin-Rezeptor, werden Reize, die durch Histamin verursacht werden, nicht mehr weitergeleitet.

Nebenwirkungen von Promethazin

Wie bei jedem anderen Medikament können auch bei Promethazin unerwünschte Wirkungen auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Müdigkeit und Mundtrockenheit. Etwa jede*r zehnte Patient*in ist davon betroffen. Ebenso können Kreislaufprobleme oder Blutdruckabfall relativ häufig auftreten.

Darüber hinaus kann es zu weiteren möglichen Nebenwirkungen durch Promethazin kommen, wie:

  • Gefühl einer verstopften Nase
  • erhöhter Augeninnendruck
  • Sehstörungen (Akkommodationsstörungen)
  • Schwitzen
  • Temperaturerhöhung
  • vermehrtes Durstgefühl
  • Gewichtszunahme
  • Atemstörungen, auch Verschlechterung einer bestehenden Atemstörung
  • allgemeine Unruhe
  • Verwirrtheitszustände
  • Schlafstörungen
  • Krampfanfälle
  • Lichtempfindlichkeit der Haut bis hin zu schweren Hautreaktionen
  • allergische Hautreaktionen
  • Flüssigkeitsabsonderung aus der Brust (Galaktorrhö)
  • Verstopfung
  • vorübergehende Probleme beim Wasserlassen
  • sexuelle Funktionsstörungen
  • Thrombosen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Gallenstauung
  • Parkinson-ähnliche Symptome

In sehr seltenen Fällen kann in den ersten Wochen nach Behandlungsbeginn auch ein sogenanntes malignes Neuroleptika-Syndrom auftreten. Typische Symptome sind schwere Muskelsteife, Fieber, Zittern, Schwitzen sowie Störungen des Bewusstseins wie Verwirrtheit, Sprech- und Schluckstörungen. In so einem Fall ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig.

Anwendungsgebiete von Promethazin

Promethazin ist zugelassen

  • als Neuroleptikum zur Behandlung von Erregungs- und Unruhezuständen bei psychiatrischen Erkrankungen sowie
  • zur Behandlung von akuten allergischen Reaktionen.

Zudem kann es zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen sowie Schlafstörungen verwendet werden, wenn es keine alternative Behandlung gibt oder bisherige Maßnahmen nicht erfolgreich waren.

Einnahme von Promethazin während Schwangerschaft und Stillzeit

Promethazin wird bereits seit den 1940er-Jahren eingesetzt. Aus den bisher dokumentierten Erfahrungen mit der Anwendung von Promethazin in der Schwangerschaft sind keine Fehlbildungsrisiken bekannt. Promethazin kann deshalb bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft verordnet werden.

Die Schwangerschaft sollte dennoch gynäkologisch und psychiatrisch sorgfältig überwacht werden, um mögliche Entwicklungskomplikationen des Babys oder psychische Probleme bei der Mutter schnell erkennen zu können. Gegebenenfalls wird empfohlen, die Dosis des Medikaments eine Woche vor der Entbindung zu verringern, um das Risiko von Anpassungsstörungen beim Baby zu reduzieren.

Auch während der Stillzeit kann Promethazin verordnet werden, sofern es in niedriger Dosis und als alleiniges Medikament eingenommen wird. Grundsätzlich wird empfohlen, Arzneimittel mit Promethazin während der Schwangerschaft und Stillzeit nur in Absprache mit einem*einer Arzt*Ärztin einzunehmen.

Gegenanzeigen: Wann sollte Promethazin nicht eingenommen werden?

Grundsätzlich sollte Promethazin nicht eingenommen werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder gegenüber anderen Neuroleptika bekannt ist. Darüber hinaus wird die Einnahme nicht empfohlen bei:

  • Kindern unter zwei Jahren
  • Kreislaufschock oder Koma
  • schwerer Blutzell- oder Knochenmarksschädigung
  • akuter Vergiftung mit Schlafmitteln, Schmerzmitteln, Psychopharmaka oder Alkohol

Eine strenge Risiko-Nutzen-Abwägung ist zudem bei folgenden Erkrankungen notwendig:

  • Erkrankungen des blutbildenden Systems, zum Beispiel Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie)
  • schwere Leber- und Nierenerkrankungen
  • Herzerkrankungen
  • niedriger Blutdruck oder abrupter Abfall des Blutdrucks (orthostatische Dysregulation)
  • Erkrankungen des Gehirns oder epileptische Anfälle in der Vergangenheit
  • Parkinson
  • Grüner Star (Glaukom)
  • Verengung im Bereich des Magenausgangs (Pylorusstenose)
  • gutartige Prostatavergrößerung (Prostatahypertrophie)
  • Blasenfunktionsstörung (Harnretention)

Darreichungsform und Dosierung

Medikamente mit dem Wirkstoff Promethazin stehen als

  • Tropfen,
  • Tabletten
  • oder Dragees zur Verfügung.

In akuten Fällen kann Promethazin auch als Injektionslösung verabreicht werden, zum Beispiel bei schweren allergischen Reaktionen. Wie oft das Medikament eingenommen werden muss und in welcher Dosis, ist abhängig von der Schwere und Art der Erkrankung.

In der Regel wird die Behandlung mit einer niedrigen Dosis von 25 mg Promethazin begonnen und dann bei Bedarf gesteigert. So wird zum Beispiel bei Schlafstörungen eine einmalige Dosis von 20 bis 50 mg Promethazin vor der Nachtruhe empfohlen. Bei Unruhe- oder Erregungszuständen können täglich bis zu drei Einnahmen mit insgesamt maximal 100 mg Promethazin verabreicht werden.

Generell sollte Promethazin immer genau nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden. Dosierung und Einnahmemenge vermerken Ärzt*innen in der Regel auf der Rezeptverordnung. Bei Fragen zur Anwendung geben auch Apotheker*innen Auskunft.

Wechselwirkungen: Das gilt es bei der Einnahme von Promethazin zu beachten

Bestimmte Arzneimittel können die Nebenwirkungen von Promethazin begünstigen oder verstärken. Dazu zählen unter anderem:

  • Antiepileptika
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel
  • Schmerzmittel
  • Antidepressiva
  • blutdrucksenkende Medikamente
  • MAO-Hemmer
  • bestimmte Antibiotika
  • Malariamittel
  • Kaliumsenker
  • Medikamente, die den Abbau von Promethazin in der Leber hemmen

Um dies zu vermeiden, sollten alle Arzneimittel, die zusätzlich zu Promethazin eingenommen werden, mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin abgesprochen werden. Zudem sollte auf den Genuss von Alkohol während der Behandlung mit Promethazin verzichtet werden, weil das die Wirkung des Medikaments verstärken kann.

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