Mundrose: Wenn Kosmetika die Haut reizen

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Mundrose ist eine Hauterkrankung, bei der sich unschöne Rötungen, Bläschen und Knötchen bilden. Besonders betroffen ist die Region um den Mund herum, aber auch um die Nase oder Augen. Ursachen können der vermehrte Gebrauch von Kosmetika oder eine längere Hautbehandlung mit Kortison sein. Mehr zu Ursachen und den Behandlungsoptionen.

mundrose

Mundrose ist eine relativ häufige Hauterkrankung. Die Haut im Gesicht, vor allem um den Mund herum, ist gereizt, entzündet, gerötet und bildet Knötchen oder Bläschen. Die Mundrose nennen Ärzte auch periorale Dermatitis (POD), was übersetzt so viel wie "Hautentzündung um den Mund" bedeutet. Andere Namen für die Mundrose sind Dermatitis perioralis, rosazea-artige Dermatitis oder im Volksmund auch Stewardessenkrankheit. Erst im Jahr 1964 wurde die Mundrose als eigenständige Hautkrankheit beschrieben – damit ist sie eine noch relativ "junge" Erkrankung. Die periorale Dermatitis ist nicht ansteckend, weil Bakterien, Viren und andere Keime sehr wahrscheinlich nicht die Verursacher sind.

Artikelinhalte im Überblick:

Hautausschlag: Welche Krankheit steckt dahinter?

Wen betrifft die Mundrose?

Die Mundrose ist meist Frauensache, weil Frauen in der Regel deutlich mehr Kosmetika und Pflegemittel anwenden als Männer. 90 Prozent der Erkrankten sind Frauen. Am häufigsten ist die Hautkrankheit im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt zu beobachten, betroffene Frauen sind meist zwischen 15 und 45 Jahre alt. Der Hautausschlag bildet sich in der Regel um den Mund herum, kann aber auch in der Nähe der Nase oder Augen entstehen. Wie stark die Bläschen und Knoten ausgeprägt sind, ist individuell unterschiedlich.

Auch Kinder können eine Mundrose entwickeln – hier sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Die lästigen Hautentzündungen entstehen häufig in der Phase vor der Pubertät. Sehr selten entwickeln Säuglinge eine Mundrose. Im Gegensatz zu Erwachsenen breitet sich der Hautausschlag bei ihnen oft auf größere Gesichtsbereiche sowie die Nasen- und Augenregion aus.

Ursachen der Mundrose

Eine intakte Hautbarriere hält normalerweise Eindringlinge wie Viren oder Bakterien fern und sorgt dafür, dass die Haut feucht bleibt. Bei einer Mundrose ist die schützende Barrierefunktion der Haut eingeschränkt. Die dauerhafte Anwendung von Gesichtscremes, Reinigungsmitteln oder Kosmetika lässt die Hornschicht aufquellen, die Barrierefunktion wird gestört und die Haut verliert Wasser und Feuchtigkeit; sie trocknet aus und spannt.

Zum Ausgleich werden immer mehr Kosmetika angewendet, um die Haut zu befeuchten, was jedoch die Probleme weiter verstärkt – so entsteht ein Kreislauf aus Hautreizung, Trockenheits- und Spannungsgefühl und der erneuten Anwendung von Pflegeprodukten. Aufgrund einer Entzündungsreaktion der Haut entwickelt sich die periorale Dermatitis: Um den Mund herum, aber auch im Bereich der Augen, bilden sich Knötchen und Bläschen.

Andere Ursachen der Mundrose

Auf der Haut angewandte Glukokortikosteroide, zum Beispiel Kortison, verstärken die Barrierestörung der Haut. Betroffene mit Mundrose sollten deshalb keine kortisonhaltigen Präparate anwenden.

Die Mehrzahl der Personen, die eine Mundrose entwickeln, besitzen eine erbliche Veranlagung für Allergien. Ob eine gesteigerte Talgproduktion der Haut oder andere Faktoren wie hormonelle Verhütungsmittel – zum Beispiel die Pille – eine Rolle bei der Entstehung der Mundrose spielen, ist noch unklar. Auch Bakterien und andere Erreger als Auslöser der Hauterkrankung sind bislang nicht nachgewiesen.

Bläschen und Knötchen als Mundrose-Symptome

Menschen mit perioraler Dermatitis entwickeln typische Mundrose-Symptome, die ein*e Hautärzt*in schon aufgrund des Erscheinungsbildes meist schnell einordnen kann. Charakteristisch ist, dass sich die Mundrose im Gesicht um den Mund herum bildet, wobei der rote Saum um die Lippen ausgespart bleibt. Oft ist der Hautausschlag an beiden Nasenfalten, Wangen und Unterlidern zu sehen. Gelegentlich ist auch nur der Bereich um die Augen betroffen. Je nach Schwere der Hautkrankheit breitet sich die periorale Dermatitis auf das Kinn, den Bereich zwischen den Augenbrauen, die seitlichen Partien der Augenlider, Oberlider, Wangen und Stirn aus.

So erkennt man die periorale Dermatitis

Folgende Mundrose-Symptome entstehen aufgrund der Reizung und Entzündung:

  • gerötete Haut
  • kleine, rote Knötchen (Papeln)
  • Bläschen (Pusteln)
  • Trockenheits- und Spannungsgefühl der nicht befallenen Haut
  • geringe Schuppung der befallenen Haut
  • Schwellungen
  • leichtes Brennen oder Schmerzen
  • manchmal Juckreiz

Bestehen die Symptome der Mundrose über längere Zeit, können Bakterien oder Milben die Haut zusätzlich befallen. Die Bläschen und Knötchen auf der Haut sind dann stärker ausgeprägt.

Weitere Faktoren, welche die Mundrose verstärken

  • Sonnenlicht
  • ausgiebiges Waschen mit Seifen oder anderen Reinigungsmitteln
  • übermäßige Anwendung von Kosmetika
  • Anwendung von Glukokortikosteroiden auf der Haut (etwa Kortison)

Verschiedene Hautbereiche sind betroffen

In etwa 40 Prozent der Fälle betrifft die Hautkrankheit nur den Bereich um den Mund herum. Bei rund 20 Prozent tritt sie an einer anderen Stelle in Erscheinung.

Normalerweise heilen die Beschwerden wieder ab, wenn auf Pflegeprodukte verzichtet wird. Es bleiben keine Narben zurück.

Mundrose: Diagnose der Hauterkrankung

Die Diagnose "periorale Dermatitis" lässt sich meist schon anhand ihres typischen Erscheinungsbildes stellen – nämlich wegen des Hautausschlags um den Mund herum.

Der*die Ärzt*in wird zunächst einige Fragen zu den Beschwerden und der Krankengeschichte stellen (Anamnese) wie zum Beispiel:

  • Wie lange besteht der Hautausschlag schon?
  • Welche Kosmetika werden benutzt?
  • Wie häufig kommen Hautpflegeprodukte zum Einsatz?
  • Neigen Sie zu allergischen Erkrankungen? Haben Sie zum Beispiel eine Neurodermitis?
  • Sind Kontaktallergien bekannt, also etwa eine allergische Reaktion auf Metalle wie Nickel?

Ärzt*innen müssen die periorale Dermatitis von anderen Krankheitsbildern abgrenzen, die ebenfalls hinter den Bläschen und Knötchen stecken könnten. Dazu gehören unter anderem:

  • Rosacea: entzündliche Hauterkrankung mit geweiteten Äderchen im Gesicht, Hautrötungen, Knötchen, Eiterpickeln; betroffen sind Stirn, Nase, Kinn, Wangen; eine der häufigsten Hauterkrankungen im Erwachsenenalter

  • Akne (Akne vulgaris): Mitesser, Pickel und Knötchen aufgrund einer Überproduktion und Verhornungsstörung der Talgdrüsen; Hautentzündungen; Akne tritt vorwiegend in der Pubertät in Gesicht, Nacken, Brust, auf Rücken oder Schultern auf

  • Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis): entzündliche Hautkrankheit, vor allem bei Babys und Männern; braunrote Flecken und gelbliche, fettige Hautschuppen; betrifft oft Kopf und Gesicht mit Augenbrauen, Lidern, Nasenfalten und Haaransatz

  • Kontaktallergie (Kontaktdermatitis, Kontaktekzem): entzündliche Hauterkrankung mit Juckreiz, Brennen, Rötung, Schwellung der Haut; entsteht durch Kontakt der Haut mit chemischen Stoffen, zum Beispiel Nickel, Duftstoffen, Konservierungsstoffen; Ausschluss der Kontaktallergie mittels Epikutantest (Hauttest)

  • Lippenleckekzem (Lutschekzem): Hautausschlag durch permanentes Lecken mit der Zunge an den Lippen; trockene Lippen und Haut um den Mund, Spannungsgefühl der Haut, Juckreiz; häufig bei Kindern durch ständiges Tragen von Schnullern; entwickelt sich oft bei Kindern mit Neigung zu Allergien oder bestehender Neurodermitis (atopische Dermatitis).

  • Eruptive Syringome: zahlreiche gelbliche, feste Knötchen an Hals und Brust, die schnell (eruptiv) entstehen; gutartige Wucherungen der Ausführgänge des Schweißes, oft erstmals in der Pubertät

  • Sarkoidose (Morbus Boeck): entzündliche Gewebeveränderungen mit Knötchen (Granulome); betrifft meist die Lunge, aber auch andere Organe wie die Haut oder Augen.

  • Xanthome: gelbliche, knotenartige Fettablagerungen in der Haut; die Ursache sind Störungen des Fettstoffwechsels.

  • Erythema necrolyticum migrans (Glukagon-Syndrom, Glukagonom): Hautrötungen und Blasen; Ursache sind bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse, deren Symptome sich an der Haut zeigen; Glukagonome sind sehr seltene Tumoren

  • Lupoide periorale Dermatitis: Sonderform der Mundrose, dichtere Ansammlungen größerer rötlich-brauner Knötchen
     

Die Schweregrade der Mundrose

Um den Schweregrad der Mundrose einzuschätzen, wird ein spezieller Bewertungsmaßstab angewendet, der "Perioral Dermatitis Severity Index", kurz PODSI. Bei den charakteristischen Hauterscheinungen wie Hautrötung, Knötchen/Bläschen und Schuppung werden jeweils drei Schweregrade von 0 bis 3 unterschieden. Auch eine feinere Abstufung ist möglich, zum Beispiel mit 0,5, 1,5 und 2,5. Daraus ergibt sich eine Summe von maximal 9 Punkten.

  • gering ausgeprägte POD: 0,5 bis 2,5 Punkte
  • moderarte, mittelschwere Mundrose: 3 bis 5,5 Punkte
  • schwere POD: 6 bis 9 Punkte

Der PODSI hilft auch, Aussagen über den Therapieerfolg bei Mundrose zu treffen. Der Schwergrad sollte bei einer erfolgreichen Behandlung abnehmen.

Hautkrankheiten mit diesen Bildern erkennen

So wird die Mundrose behandelt

Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten bei einer Mundrose. Sie sind abhängig vom Schweregrad des Hautausschlags und den eventuellen Vorbehandlungen. Eine Rolle bei der Therapiewahl spielt auch, wie sehr sich die Person durch die Mundrose im Alltag und Beruf beeinträchtigt fühlt. Die Behandlung ist also individuell verschieden.

Nulltherapie bei Mundrose – weg mit allen Kosmetika

Bei einer Nulltherapie verzichten Betroffene auf sämtliche Kosmetika, allen voran auf solche Produkte, die Steroide wie Kortison enthalten. Die Haut wird also von sämtlichen Pflegemitteln entwöhnt. Die Nulltherapie ist ein wirksamer Ansatz bei Mundrose. Wichtig für den Erfolg ist es aber, dass die Personen mitmachen und die Hautpflege tatsächlich einschränken. Dann bessern sich die Rötungen, Knötchen und Bläschen der Haut meist und heilen ab.

Als Hausmittel bei Mundrose können Schwarztee-Umschläge die Spannung im Gesicht lindern. Die Umschläge für 15 bis 20 Minuten wirken lassen.

Behandlung mit Cremes

Medikamente gegen Mundrose gibt es in Form von Salben und Cremes, die lokal auf die Haut aufgetragen werden (topisch). Allerdings existiert kein "Goldstandard" für die Hautbehandlung, also ein Mittel, welches die erste Wahl wäre. Die Wirksamkeit einiger Wirkstoffe ist nicht ausreichend in Studien belegt.

Folgende Wirkstoffe als Creme oder Tabletten sind bei Mundrose bekannt:

  • Adapalen
  • Azelainsäure
  • Antibiotika für die Haut bei bakterieller Beteiligung: Metronidazol und Erythromycin waren in Untersuchungen gut wirksam
  • Ichthyol
  • Pimecrolimus oder Tacrolimus: beide Wirkstoffe modulieren das Immunsystem der Haut, senken die lokale Immunantwort und hemmen Entzündungen; sie werden auch bei Neurodermitis eingesetzt. In Studien ließ Pimecrolimus die Mundrose besonders schnell abheilen.

Wenn nach maximal drei Wochen keine Senkung des PODSI um 50 Prozent – also eine entscheidende Verbesserung des Hautbildes – ersichtlich ist, wird die nächste Therapie ausgewählt.

Therapie der Mundrose mit Tabletten

Daneben gibt es Medikamente in Tablettenform, die im gesamten Körper (systemisch) wirken. Diese sollten aber nicht länger als acht Wochen eingenommen werden. Auch ist die systemische Behandlung der Mundrose nur in Ausnahmefällen nötig, wenn die lokale Hautbehandlung nicht ausreichend gewirkt hat. Keines dieser Medikamente ist in Deutschland für die periorale Dermatitis zugelassen.

  • Antibiotika: Manchmal werden Wirkstoffe aus der Gruppe der Tetrazykline eingesetzt, etwa Tetrazyklin und die Abkömmlinge Doxycyclin oder Minozyklin. Die Therapie wird so lange durchgeführt, bis alle Symptome abgeklungen sind – in der Regel dauert dies acht bis zehn Wochen. Nur äußerst selten treten danach erneute Beschwerden auf. Die gleichzeitige Anwendung von Antibiotika als Tabletten und Creme verbessert in manchen Fällen die Symptome. Eine Kombination mit Kortison wird dagegen heute nicht mehr empfohlen.

  • Makrolide sind eine Alternative zu Antibiotika, wenn diese von der Person nicht eingenommen werden dürfen. Bei Kindern scheinen Makrolide besser zu wirken.

  • Retinoide werden nur sehr selten bei Mundrose eingesetzt. Die Therapie dauert mehr als sechs Monate.

Photodynamische Therapie (PDT)

Die photodynamische Therapie ist ein Verfahren, bei dem Licht mit einer Substanz kombiniert wird, die durch Licht aktivierbar ist – den sogenannten Photosensibilisator. Dieser wird auf die Haut aufgetragen und mit Licht bestrahlt. Eingesetzt werden beispielsweise die Wirkstoffe 5-Aminolävulinsäure (ALA-PDT) oder Clindamycin. In Studien heilte die Mundrose nach der photodynamischen Behandlung mit Aminolävulinsäure bei 92 Prozent der Betroffenen ab; beim Einsatz von Clindamycin gelang dies bei 81 Prozent.

Verlauf und Heilungschancen bei Mundrose

Die Mundrose heilt meist innerhalb von vier bis sechs Wochen wieder aus, wenn sie ausreichend behandelt wird. Auch die Nulltherapie – also der Verzicht auf sämtliche Kosmetika – zählt zu den Therapien. Narben und andere Komplikationen bleiben nicht zurück. Ohne Behandlung kann die periorale Dermatitis chronisch werden. Sie bleibt dann über Monate oder sogar Jahre bestehen.

Mundrose vorbeugen

Einer Mundrose vorzubeugen ist möglich, indem Kosmetika und Hautpflegeprodukte sparsam eingesetzt werden. Wer seine Haut mit Pflegemitteln überhäuft, riskiert Entzündungen, Reizungen und Hautausschläge. Sollte die Haut auf ein Hautpflegemittel mit Rötungen oder Pusteln reagieren, ist das Ausprobieren eines anderen Präparates sinnvoll und es sollte nicht weiter verwendet werden.

Grundsätzlich gilt bei der Hautpflege: Weniger ist meist mehr!

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