PCO-Syndrom: Symptome und Behandlung
Das PCO-Syndrom ist eine Funktionsstörung der Eierstöcke. Beim polyzystischen Ovarialsyndrom haben Frauen meist zu viele männliche Hormone im Blut. Die Folge sind Unfruchtbarkeit, verstärkte Körperbehaarung, Akne und Zyklusstörungen – auch die Sexualität leidet.
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Das polyzystische Ovarialsyndrom ist eine Funktionsstörung der Eierstöcke, die meist bei jungen Frauen auftritt. Gynäkologen nennen es auch polyzystisches Ovarsyndrom, PCO-Syndrom, PCOS oder PCO sowie Stein-Leventhal-Syndrom.
Die Eierstöcke von Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom sind oft mit vielen, nicht ausgereiften Eibläschen durchsetzt. Kennzeichnend ist, dass Frauen mit PCOS eine unregelmäßige Menstruation haben oder die Regel ganz ausbleibt. Meist lässt sich im Blut eine erhöhte Menge an männlichen Geschlechtshormonen nachweisen. Außerdem leiden die Frauen unter verstärkter, männlicher Körperbehaarung, Akne, Haarausfall und Übergewicht. Das PCOS kann die Lebensqualität, Lebensfreude und Sexualität entscheidend beeinträchtigen. Viele Frauen trauen sich aufgrund ihres behaarten Erscheinungsbildes nicht ins Schwimmbad oder die Sauna.
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PCOS ist häufiger Grund für Unfruchtbarkeit
Das polyzystische Ovarsyndrom ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei Frauen. Ärzte schätzen, dass zwischen fünf und zehn Prozent der Frauen unter einem PCOS leiden. In Deutschland hat wahrscheinlich jede zehnte Frau ein polyzystisches Ovarialsyndrom – das entspricht rund einer Million Frauen. Das PCOS tritt meist im gebärfähigen Alter zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr auf. In der Regel führt es zu Problemen mit der Fruchtbarkeit. Frauen haben erhebliche Schwierigkeiten, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Das PCOS ist ein häufiger Grund für Unfruchtbarkeit und unerfüllten Kinderwunsch.
Ursachen des PCO-Syndroms
Die genauen Ursachen des PCO-Syndroms sind noch weitgehend unbekannt. Bei der Entstehung sind wohl mehrere Faktoren beteiligt, die den Energiestoffwechsel und Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen.
Gene: Mediziner vermuten, dass die Gene an der Entstehung beteiligt sind, weil das PCOS in manchen Familien gehäuft auftritt.
Hormone: Das PCOS unterdrückt ein Hormon, welches die unreifen Eizellen in den Bläschen normalerweise zur Reifung anregt. Sie bleiben unreif und der Eisprung findet nicht statt. Außerdem können die Eierstöcke das männliche Hormon Testosteron, das auch der weibliche Körper bildet, nicht mehr ausreichend in Östrogen umwandeln. Dadurch wird der Körper geradezu mit männlichen Hormonen überschwemmt.
Insulinresistenz: Zudem reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf das Blutzuckerhormon Insulin – es entsteht eine Insulinresistenz, die als Vorstufe für Typ-2-Diabetes gilt ("Prädiabetes"). Die Bauchspeicheldrüse schüttet immer mehr Insulin aus, um diese Unempfindlichkeit auszugleichen. So lassen sich im Blut erhöhte Zucker- und Insulinwerte nachweisen. Insulin ist aber nicht nur für einen normalen Blutzucker entscheidend, sondern hilft auch bei der Produktion männlicher Hormone und der Speicherung von Energie aus den Nahrungsmitteln in Fettdepots. Da die Energie nicht verbrannt wird, ist oft Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) die Folge.
Übergewicht: Die Mehrzahl der Frauen mit einem polyzystischen Ovarialsyndrom leidet unter Übergewicht. Allerdings gibt es auch Frauen mit einem PCOS, die schlank sind und keine Insulinresistenz aufweisen. Übergewicht alleine kann also nicht der Grund für die Funktionsstörung der Eierstöcke sein.
Metabolisches Syndrom: Forscher wiesen einen Zusammenhang zwischen dem PCOS und dem Metabolischen Syndrom nach. Darunter verstehen Ärzte das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, Insulinresistenz (Störung der Zuckerverwertung), erhöhten Blutfetten und Bluthochdruck. Alle Faktoren zusammen beeinflussen die Funktion der Eierstöcke.
PCOS-Symptome: So erkennt man das polyzystische Ovarsyndrom
Ein PCOS macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar. Sie können in unterschiedlicher Anzahl und Stärke auftreten. Manche Frauen entwickeln nur schwache PCOS-Symptome, während diese bei anderen extrem ausgeprägt sind.
Häufige Beschwerden bei PCOS sind:
Zyklusstörungen: Frauen haben entweder eine seltene, unregelmäßige (Oligomenorrhoe) oder überhaupt keine Menstruation (Amenorrhoe).
erhöhte Mengen an männlichen Geschlechtshormonen im Blut (Hyperandrogenämie)
viele unreife Eisbläschen in den Eierstöcken
männliche Körperbehaarung: Ein verstärkter Haarwuchs zeigt sich vor allem an Brust, Bauch, Oberlippe und Kinn (Bartwuchs), Schamregion, Rücken oder Oberschenkeln. Ärzte sprechen auch von Hirsutismus.
Vermännlichung: Aufgrund der erhöhten Konzentration an männlichen Hormonen (Androgenen) setzen sich verstärkt männliche Merkmale statt weiblicher durch. Medizinisch heißt dieses Phänomen Virilismus. Es prägen sich männliche Geschlechtsmerkmale aus, zum Beispiel eine tiefe Stimme oder eine vergrößerte Klitoris, manchmal nimmt auch die Brustgröße ab.
Haarausfall (Alopezie), fettiges Haar
unreine, fettige Haut, Akne
oft Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas)
metabolisches Syndrom mit Übergewicht, hohen Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerten,
Unfruchtbarkeit, unerfüllter Kinderwunsch
psychische Beeinträchtigungen aufgrund des männlichen Erscheinungsbildes und bei vorhandenem, unerfülltem Kinderwunsch
Wie lässt sich das PCO-Syndrom feststellen?
Am Anfang der Diagnostik steht immer ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient. Er stellt verschiedene Fragen zu den Beschwerden und der Krankheitsgeschichte (Anamnese). Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung verschafft sich der Arzt ein Bild von der Stärke und den Orten der Körperbehaarung. Auch die Haut gibt Hinweise auf ein PCOS. Die Frauen haben oft fettige Haut und leiden unter Akne. Am Kopf fallen die Haare aus und es zeigen sich lichte Stellen.
Blutuntersuchung – männliche Sexualhormone bestimmen
Der Arzt entnimmt eine Blutprobe, die im Labor analysiert wird. Im Zentrum stehen vor allem die Konzentrationen an männlichen Hormonen im Blut, allen voran der männlichen Sexualhormone Testosteron und Androstendion. Beide sind für die männliche Entwicklung sehr wichtig. Die Werte dieser Geschlechtshormone sind beim PCO-Syndrom zu hoch. Zudem ist die Menge des LH (luteinisierendes Hormon) erhöht. LH wird in der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet und ist für die Produktion der männlichen Hormone im Eierstock verantwortlich. Die Werte des FSH (follikelstimulierendes Hormon) sind normal oder erniedrigt. Ein Bluttest zeigt außerdem, ob der Blutzucker und die Blutfette im Normbereich liegen.
Ein Ultraschall der Eierstöcke macht Zysten sichtbar
Eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke deckt vorhandene Zysten auf. Der Arzt kann die Anzahl und Größe der Eierstockzysten bestimmen. Frauen mit PCOS haben oft viele flüssigkeitsgefüllte Bläschen an den Außenrändern der Eierstöcke. Die Eizellen sammeln sich an, weil der Eisprung nicht oder nur unregelmäßig stattfindet. Oft sind auch die Eierstöcke vergrößert.
PCOS-Diagnose nach den Rotterdam-Kriterien
Nach den sogenannten Rotterdam-Kriterien aus dem Jahr 2003 liegt ein PCOS vor, wenn zwei der drei folgenden Punkte erfüllt sind:
Zyklusstörungen aufgrund seltener oder fehlender Eisprünge (Oligoovulation oder Anovulation)
Erhöhte Mengen männlicher Sexualhormone im Blut, Anzeichen einer Vermännlichung wie starke Behaarung im Gesicht oder am Körper (Bauch, Oberschenkel, Rücken, Schultern), starke Akne
Viele Bläschen an den Eierstöcken (polyzystische Ovarien)
Therapie: Kann man das polyzystische Ovarsyndrom behandeln?
Die PCOS-Behandlung hängt von den Symptomen und deren Ausprägung ab. Entscheidend für die Therapiewahl ist außerdem die Frage des Kinderwunsches.Ohne Therapie kann sich die Eierstockerkrankung verschlimmern und zu Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Ernährung: Frauen mit PCOS sind oft übergewichtig oder fettleibig. Das erste Therapieziel ist es deshalb, das Körpergewicht zu reduzieren. Betroffene lassen sich am besten von einem Ernährungsspezialisten beraten. Gut ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, wenig Fett (pflanzlich statt tierisch) und Zucker sowie einem maßvollen Konsum tierischer Produkte wie Fleisch und Wurst.
Bewegung: Sport regt den Stoffwechsel an, senkt den Blutzucker, die Blutfettwerte, den Blutdruck und hilft beim Abnehmen. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Joggen. Auch Kraftsport in Maßen ist gesund: Es erhöht die Muskelmasse, die wiederum mehr Energie verbraucht. Frauen, die lange Zeit keinen Sport getrieben haben und untrainiert sind, sollten sich einem sportmedizinischen Check unterziehen, bevor sie mit ihren sportlichen Aktivitäten beginnen.
Hormone: Auch eine Behandlung mit Hormonen kann Frauen mit PCOS helfen. Für Frauen ohne Kinderwusch eignen sich hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille. Ärzte wählen Präparate mit einer Gestagen-Östrogen-Kombination aus. Die Gestagene sollten eine antiandrogene Wirkung besitzen, also die Wirkung der männlichen Hormone dämpfen. Auf keinen Fall sollten Frauen ein Gestagen einnehmen, welches dem männlichen Hormon ähnelt – es würde das PCO-Syndrom verschlimmern. Die Hormone verringern zudem die Ausschüttung des Hormons LH im Gehirn, welches für die Produktion der männlichen Hormone im Eierstock verantwortlich ist. Auch das Hautbild (Akne), der Haarausfall und der männliche Haarwuchs verbessern sich. Erste Erfolge zeigen sich oft schon nach einigen Monaten.
Medikamente bei Insulinresistenz: Bei einem PCOS ist oft die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen herabgesetzt. Diabetes-Medikamente, vor allem der Wirkstoff Metformin, verringern die Insulinresistenz und verbessern die Blutzuckerwerte. Auch sinkt die Produktion männlicher Hormone und der Fettstoffwechsel verändert sich. Allerdings ist Metformin in Deutschland nur für Typ-2-Diabetes, nicht aber für Zyklusstörungen zugelassen.
PCOS-Behandlung bei Frauen mit Kinderwunsch
Frauen, die schwanger werden möchten, raten Ärzte zu einer Kombination aus Abnehmen, mehr Bewegung, falls nötig einem Rauchstopp und einer medizinischen Behandlung. Diese Maßnahmen verbessern in vielen Fällen die Fruchtbarkeit und steigern die Chancen, schwanger zu werden.
Außerdem helfen Frauen mit Kinderwunsch Medikamente, welche den Eisprung auslösen. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Clomifen, der schon seit vielen Jahren eingesetzt wird. Allerdings steigt das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften. Falls die Behandlung mit Clomifen nicht erfolgreich ist, sind sogenannte Gonadotropine eine Möglichkeit. Zu beachten ist, dass auch hier Mehrlingsschwangerschaften eintreten können.
PCO-Syndrom erhöht Risiko für andere Krankheiten
Schwangere Frauen müssen sich engmaschig überwachen und ausreichend behandeln lassen, denn sie haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Auch bei Mehrlingsschwangerschaften sind häufige Kontrollen sehr wichtig. Zudem dürfen Schwangere kein Metformin einnehmen, sie müssen in der Regel auf Insulin umsteigen.
Unbehandeltes PCOS hat gesundheitliche Folgen
Ein unbehandeltes PCO-Syndrom kann weitreichende Folgen für die Gesundheit haben: Es drohen Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Blutgerinnsel in den Gefäßen (Thrombosen). Zudem wird das Abnehmen mit der Zeit immer schwieriger.
Kann man einem PCOS vorbeugen?
Einem PCOS vorbeugen kann man nicht, weil die Ursachen noch nicht geklärt sind. Betroffene Frauen können allerdings die Beschwerden lindern, indem sie Gewicht verlieren und sich ausreichend bewegen. Eine Gewichtsabnahme beugt zudem den Folgen des polyzystischen Ovarsyndroms vor, zum Beispiel Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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