Leukämie: Symptome, Formen und Behandlung von Blutkrebs

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Leukämie ist eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Die verschiedenen Arten des Blutkrebses unterscheiden sich hinsichtlich Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungsaussichten stark voneinander. Diese Symptome sind Anzeichen der Krebserkrankung.

Leukämie: Kinder oft von Blutkrebs betroffen
© Getty Images/FatCamera

Kurzübersicht: Leukämie (Blutkrebs)

Was ist Leukämie? Bei Leukämie handelt es sich um verschiedene bösartige Erkrankungen des Blutbildungssystems. Dabei vermehren sich unreife weiße Blutkörperchen ungehemmt und verdrängen lebenswichtige, gesunde und ausgereifte Blutzellen wie Blutplättchen, weiße und rote Blutkörperchen. Die Folgen für den Organismus sind verheerend.

Welche Symptome verursacht Leukämie? Die Erkrankung löst verschiedenste Symptome aus, sie sind in der Regel Folge des Mangels an gesunden Blutzellen. Mögliche Anzeichen sind unstillbare Blutungen, häufig auftretende Infektionen, Fieber, Schwäche, Hautausschläge, Einblutungen in die Haut und Hämatome, Blässe, Atemnot, Herzrasen und Knochenschmerzen.

Wie wird Leukämie behandelt? Leukämie wird in der Regel mithilfe einer Chemotherapie behandelt, Zytostatika sollen das unkontrollierte Zellwachstum eindämmen. In manchen Fällen kann auch eine Strahlentherapie oder Stammzellentransplantation notwendig sein.

Welche Leukämieformen gibt es? Es gibt die akute myeloische Leukämie (AML), akute lymphatische Leukämie (ALL) und die chronisch myeloische Leukämie (CML). Die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) zählt zu den Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs), da sich jedoch hierbei bösartige Zellen auch im Blut befinden, wird sie fälschlicherweise auch als "Leukämie" bezeichnet.

Artikelinhalte im Überblick:

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Leukämie: Kein einheitliches Krankheitsbild

Leukämie wird auch als Blutkrebs bezeichnet, bei dem Begriff handelt es sich letztlich um einen Oberbegriff für eine Vielzahl von bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems. Blutzellen jeder Art stammen von einer gemeinsamen blutbildenden Stammzelle im Knochenmark ab. Bis zur Reife durchlaufen die Blutzellen zahlreiche Vorstufen und in jeder dieser Entwicklungsphasen können sie entarten, also bösartig werden.

Bei den verschiedenen Arten der Leukämie ist der Reifungsprozess der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gestört, da bestimmte Kontrollmechanismen des Wachstums fehlgeschaltet sind. Anstatt reifer, funktionstüchtiger weißer Blutkörperchen bilden sich unausgereifte und somit nicht richtig funktionsfähige Leukozyten, die dann in den Blutkreislauf ausgeschüttet werden.

Neben dem Funktionsmangel haben diese unreifen Blutzellen die Eigenschaft, sich sehr schnell und unkontrolliert zu vermehren. Die normale Blutbildung im Knochenmark wird zunehmend durch die großen Mengen funktionsunfähiger oder funktionsreduzierter Blutzellen verdrängt und gesunde weiße und rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen können nicht mehr im notwendigen Umfang gebildet werden.

Welche Formen von Leukämie gibt es?

Bei Leukämie handelt es sich um kein einheitliches Krankheitsbild. Je nachdem, aus welcher Art von Leukozyten die Leukämiezellen hervorgehen, lassen sich verschiedene Leukämiearten unterscheiden. Myeloische Leukämien entstehen aus Vorläuferzellen der Granulozyten, lymphatische Leukämien bilden sich aus Vorläuferzellen der Lymphozyten.

Von beiden Arten gibt es jeweils akute und chronisch verlaufende Formen. In der Regel entwickeln sich die Symptome der akuten Formen sehr schnell, die Krankheitszeichen sind sehr schwer und eine Behandlung muss unmittelbar begonnen werden. Chronische Formen sind dagegen im Allgemeinen langsam fortschreitende Erkrankungen mit geringen Symptomen, die oft über einen längeren Zeitraum unbemerkt bleiben.

Anhand der betroffenen Zellen und der akuten oder chronischen Verlaufsform, unterscheiden Fachleute die folgenden drei Leukämiearten:

  • akute myeloische Leukämie (AML)

  • akute lymphatische Leukämie (ALL)

  • chronisch myeloische Leukämie (CML)

Die lymphatische Leukämie kann ebenfalls chronisch verlaufen, die CLL zählt jedoch zu den sogenannten Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs). Dies hat den Hintergrund, dass bei dem Erkrankungsbild nicht Vorläuferzellen der Lymphozyten betroffen sind, sondern reife Lymphozyten. Die chronisch lymphatische Leukämie wird trotzdem als Blutkrebs bezeichnet, da sich die veränderten Zellen auch im Blut wiederfinden.

Häufigkeit von Blutkrebs

Verglichen mit anderen Krebsarten kommen Leukämien relativ selten vor. In Deutschland sind etwa 2,7 Prozent der Tumorerkrankungen bei Frauen und 3,1 Prozent der Tumorerkrankungen bei Männern eine Leukämie-Art. Insgesamt erkranken jährlich etwa 14.000 Menschen in Deutschland an dieser Krebsform.

Am häufigsten erkrankten Menschen zwischen 60 und 70 Jahren, bei rund vier Prozent der Erkrankten handelt es sich um Kinder unter 15 Jahren. Vor allem akute Leukämien können in jedem Lebensalter entstehen. Die akute lymphatische Leukämie gilt etwa als häufigste Krebsart im Kindesalter. Chronische Leukämien kommen hingegen vorrangig bei Erwachsenen vor.

Welche Symptome können bei Leukämie auftreten?

Die Symptome einer Leukämie sind in der Regel darauf zurückzuführen, dass gesunde Blutzellen wie Erythrozyten und Thrombozyten von dem unkontrollierten Wachstum der Krebszellen verdrängt werden. So resultiert der Mangel roter Blutkörperchen etwa in einer Anämie (Blutarmut). Dies macht sich anfänglich oftmals durch eher unspezifische Krankheitszeichen bemerkbar. Häufig fühlen sich Betroffene müde, abgeschlagen und leistungsvermindert. Hinzu kommen weitere Symptome wie:

  • Fieber

  • nächtliche Schweißausbrüche 

  • Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust

  • häufige Infektionen, da die Immunabwehr nicht voll funktioniert

  • Zeichen von Blutarmut wie Abgeschlagenheit und Leistungsminderung, Blässe, Schwindelgefühl, Herzrasen und Atemnot

  • Lymphknotenschwellung insbesondere am Hals, in den Achselhöhlen und in der Leiste, meist nicht schmerzhaft

  • Blutungsneigung (Zahnfleisch, Nasenbluten, blaue Flecken); Verletzungen führen zu ungewöhnlichen langen Blutungen

  • Oberbauchschmerzen durch eine Vergrößerung von Leber und Milz

  • Knochenschmerzen durch die Ausbreitung der Leukämiezellen im Knochenmark

  • Kopfschmerzen, Schwindel, Gefühlsstörungen oder Lähmungen durch einen Befall des zentralen Nervensystems durch Leukämiezellen

  • Tumorbildung in anderen Teilen des Körpers

Hautausschlag ist häufiges Symptom

Auch Hautveränderungen und Ausschläge sind sehr typisch für eine Leukämie. Zum einen kommt es in vielem Fällen zu punktförmigen Einblutungen in die Haut (Petechien), die leicht mit Hautausschlag zu verwechseln sind. Zum anderen sind auch tatsächliche Haut- und Schleimhautveränderungen möglich, die sich unter anderem in

äußern. Fachleute sprechen bei den Hautausschlägen im Zuge der Leukämie auch von einer Leukaemia cutis. Ursache ist eine Einwanderung der Blutkrebszellen in die Haut.

Ursachen und Risikofaktoren für Blutkrebs

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Erkrankungsrisiko für Leukämie erhöhen. Eine sichere Ursache für die Entstehung von Blutkrebs konnte allerdings bisher nicht ausgemacht werden. Bei einem großen Anteil an Leukämie-Erkrankungen lässt sich zudem keiner der bekannten Risikofaktoren nachweisen.

Zu den Risikofaktoren zählen:

  • Veranlagung: Traten innerhalb einer Familie schon häufiger bösartige Erkrankungen auf, ist auch das Risiko für die Entstehung von Leukämie erhöht. Dies deutet auf eine gewisse ererbte Veranlagung für Blutkrebs hin. Auch die Tatsache, dass bestimmte genetisch bedingte Erkrankungen das Risiko für Leukämie erhöhen, spricht für eine Rolle der Veranlagung. Beispielsweise haben Menschen mit Down-Syndrom ein bis zu 100-fach erhöhtes Risiko, an einer akuten myeloischen Leukämie (AML) zu erkranken.

  • erworbene Chromosomenveränderungen: In den Leukämiezellen lassen sich häufig Veränderungen in den Chromosomen (Träger des Erbmaterials) nachweisen. Am bekanntesten ist das sogenannte Philadelphia-Chromosom, das in einem großen Prozentsatz der veränderten Leukozyten bei chronisch myeloischer Leukämie (CML) zu finden ist. Durch einen Austausch von Genabschnitten resultiert ein Gendefekt, der aus einer gesunden Zelle eine Leukämiezelle macht.

  • radioaktive Strahlen: Die energiereiche Strahlung von radioaktivem Material schädigt insbesondere das Erbgut von Zellen, die eine hohe Teilungsrate haben. Zu diesen Zellen gehören auch die Knochenmarkzellen, die für die Blutbildung zuständig sind.

  • chemische Substanzen: Der direkte Kontakt mit verschiedenen chemischen Substanzen wie Benzol und anderen organischen Lösungsmitteln, Insektiziden (Insektenbekämpfungsmittel) und Herbiziden (Pflanzenschutzmittel) erhöht die Gefahr, an Leukämie zu erkranken. Die Anwendung von Medikamenten zur Krebsbehandlung wie Zytostatika und Immunsuppressiva beeinträchtigen die Funktion des Knochenmarks und können langfristig eine Leukämie begünstigen.

  • Rauchen: Schätzungen zufolge sind zehn Prozent aller Leukämiefälle durch das Rauchen von Zigaretten bedingt. Das Erkrankungsrisiko für eine akute myeloische Leukämie (AML) soll bei aktiven Raucher*innen um 40 Prozent und bei Ex-Raucher*innen um 25 Prozent erhöht sein.

  • Lebensalter: Mit steigendem Lebensalter erhöht sich das Risiko, an einer chronischen Form der Leukämie oder an einer akuten myeloischen Leukämie zu erkranken.

Diagnose: Wie lässt sich eine Leukämie nachweisen?

Bei einer gründlichen Anamnese erfragen Ärzt*innen in der Regel die aktuellen Beschwerden, die Vorgeschichte und eventuelle Risikofaktoren. Eine körperliche Untersuchung kann Hinweise auf Vergrößerungen von Lymphknoten, Milz und Leber geben.

Danach erfolgt eine Blutuntersuchung. Ein großes Blutbild gibt etwa Auskunft darüber, ob die Anzahl verschiedener Blutzellen auffällig verändert ist. Weitere Laboruntersuchungen können Aussagen darüber treffen kann, ob weiße Blutkörperchen bösartig verändert sind und welche Untergruppen der Leukozyten von dieser Veränderung betroffen sind. Durch moderne Technologien kann man die Zellen hinsichtlich ihres Aussehens beurteilen und Änderungen im Erbgut feststellen.

Außerdem wird bei Verdacht auf eine Leukämie eine Knochenmarkprobe aus dem Beckenknochen oder Brustbein entnommen (Knochenmarkbiopsie). Das Knochenmark wird auf seine zellulären und feingeweblichen Eigenschaften untersucht. Auch Aussagen zur Prognose der Erkrankung können getroffen werden.

Weitere Untersuchungen dienen dazu, die Ausbreitung der Erkrankung genau zu bestimmen. Dazu werden verschiedene Diagnoseverfahren angewendet, wie

  • Ultraschalluntersuchungen
  • Röntgenaufnahmen
  • Kernspintomografie (MRT)
  • Computertomografie (CT)
  • Lumbalpunktionen (Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit)
  • Lymphknotenbiopsien

Wie wird Leukämie behandelt?

Die Therapie des Blutkrebses hängt vom Allgemeinzustand der*des Patient*in und der Art der Leukämie ab. Zentrale Behandlung bei allen akuten Leukämien ist die Chemotherapie. Durch den Einsatz von zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika) sollen die Leukämiezellen im ganzen Körper vollständig zerstört oder zumindest weitestgehend zurückgedrängt werden.

Die Behandlung akuter Leukämien erfolgt in mehreren Phasen. Zuerst verabreicht man die sogenannte Induktionstherapie, die die entarteten Blutzellen zerstört. Darauf folgt eine Konsolidierungstherapie und im Fall einer ALL auch noch eine Erhaltungstherapie. Beide sollen verhindern, dass im Knochenmark wieder veränderte Zellen entstehen.

Insbesondere bei chronischen Leukämien kann die Chemotherapie gegebenenfalls durch Antikörpertherapien und Strahlentherapie ergänzt werden.

Therapie der Leukämie mit Stammzellen

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung von Leukämien ist die Stammzelltransplantation. Das erkrankte Knochenmark soll durch gesunde Stammzellen ersetzt werden. Diese stammen in der Regel von einem*einer passenden Spender*in oder seltener von Patient*innen selbst.

Betroffene können sich Stammzellen selbst spenden. Dies  wird als autologe Stammzelltransplantation bezeichnet. Dies ist aber nur möglich, wenn die Krebszellen im Knochenmark durch eine Behandlung vorübergehend zurückgedrängt wurden. Da der Nutzen einer autologen Transplantation für die verschiedenen Leukämieformen nicht zweifelsfrei feststeht, erhalten Leukämiepatient*innen heute daher meist eine Stammzellspende von verwandten oder fremden Personen (allogene Stammzelltransplantation). Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, müssen die Gewebemerkmale von Spender*in und Empfänger*in möglichst identisch sein.

Eine Stammzelltransplantation kommt bei Betroffenen mit akuter Leukämie und chronisch myeloischer Leukämie infrage, wenn die übliche Behandlung nicht den gewünschten Erfolg brachte oder das Rückfallrisiko sehr hoch ist.

Verlauf und Prognose bei Blutkrebs

Dank moderner Therapien sind die Heilungs- und Überlebenschancen von Menschen mit Leukämie deutlich gestiegen. Selbst bei fortgeschrittenen Erkrankungen können passende Behandlungen die Überlebenszeit verlängern. Allerdings hängt der Behandlungserfolg stark davon ab, wann und in welchem Krankheitsstadium die Leukämie diagnostiziert wurde und die Behandlung begann. Selbst bei frühzeitiger Diagnose ist der Verlauf der Erkrankung nicht genau vorhersehbar.

Die chronischen Formen der Leukämie sind in den seltensten Fällen heilbar, die besten Heilungsaussichten bestehen bei einer Stammzelltransplantation. Da sich die Krebszellen im Allgemeinen bei chronischem Blutkrebs aber nur langsam vermehren und die Symptome nur schleichend schlimmer werden, kann ein Voranschreiten der chronischen Leukämie meist gebremst werden. Die notwendige Therapie ist weniger aggressiv als bei akuten Formen, muss aber auf lange Dauer weitergeführt werden.

Bei akuten Leukämieformen ist eine Heilung möglich. Je früher die Therapie beginnt und je jünger die Betroffenen sind, desto größer ist die Lebenserwartung. Unbehandelt leben die Erkrankten meist nur durchschnittlich drei Monate. In allen Fällen verschlechtert ein erneutes Auftreten der Erkrankung (Rezidiv) die Heilungschancen deutlich.

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