Neuroblastom: häufigster Säuglingskrebs

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Unter Säuglingen und Kleinkindern zählt das Neuroblastom zu den häufigsten Krebserkrankungen. Der Tumor entwickelt sich aus Zellen des sympathischen Nervensystems und verursacht vielfältige Symptome. Wie das Neuroblastom diagnostiziert und behandelt wird.

Kleinkind im Krankenhaus
© iStock.com/MmeEmil

Das Neuroblastom ist der häufigste bösartige Tumor im Kleinkindalter und die zweithäufigste bösartige Erkrankung bei Kindern insgesamt. Es tritt hauptsächlich vor dem sechsten Lebensjahr auf. Es handelt sich um eine Krebserkrankung des Nervensystems – der Tumor besteht aus unreifem (embryonalem) Gewebe, aus dem sich das sympathische Nervensystem entwickeln.

Die meisten Neuroblastome treten im Bauchraum auf (70 Prozent). Nur jeder zehnte Tumor entwickelt sich im Brustkorb und noch seltener im Halsbereich (10 Prozent). Bislang sind die Ursachen für die Fehlentwicklung der Nervenzellen unbekannt. Bei den meisten Patienten kann eine Vererbung ausgeschlossen werden. Auch Ereignisse während der Schwangerschaft gelten nicht als Ursache für das Neuroblastom.

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Neuroblastom: Symptome je nach Lage und Stadium

In den meisten Fällen haben an einem Neuroblastom erkrankte Kinder keine Symptome. Der Tumor wird häufig zufällig im Rahmen von Routineuntersuchungen entdeckt. Treten doch Symptome auf, sind sie sehr vielfältig und unterschieden sich je nach Lage und Stadium des Tumors.

  • Neuroblastom im Bauchraum: Die Kinder leiden unter einem massiven Blähbauch oder Bauchschmerzen. Manchmal ist bereits eine feste Masse im Bauch zu erstasten. Auch Appetitlosigkeit sowie Probleme beim Wasserlassen und der Verdauung sind möglich.

  • Tumor im Brustbereich: Im Brustraum machen sich oft anhaltender Husten, Schmerzen im Brustkorb oder Kurzatmigkeit bemerkbar.

  • Neuroblastom im Hals- und Kopfbereich: In diesem Bereich erscheint der Tumor meist als Knötchen oder Masse. Manchmal hat das Kind rot-blaue Ringe um die Augen, so als ob es sich gestoßen hat. Auch kann sich die Augenfarbe verändert haben, ein Augenlid schlaff herunterhängen oder eine Pupille verkleinert bleiben, weil der Tumor auf bestimmte Nerven im Hals oder oberen Brustkorb drückt.

  • Tumor im Rücken: Wenn der Tumor am Rückenmarkskanal sitzt hat das Kind meist ähnliche Symptome, wie bei einer Verletzung oder einem Rundrücken. Auch Schmerzen, Bewegungsstörungen, Verdauungsstörungen oder Taubheit in den Beinen können auftreten.

Weiterhin kann ein Neuroblastom unspezifische Symptome verursachen:

Diagnose bei Verdacht auf Neuroblastom

Bei Verdacht auf ein Neuroblastom führt der Arzt verschiedene Untersuchungen durch. Zunächst erfolgt die Anamnese, im Gespräch klärt er Beschwerden und Symptome des erkrankten Kindes ab. Anschließend folgt eine gründliche körperliche Untersuchung des Kindes. Auch das Blutbild und Untersuchungen des Urins geben Aufschluss über ein mögliches Neuroblastom: Über 24 Stunden wird Urin gesammelt und auf das Vorhandensein von Katecholaminen (Stresshormone des Körpers) untersucht. Diese kommen zwar auch im normalen Harn vor, beim Neuroblastom werden sie jedoch vermehrt gebildet und abgebaut.

In der Regel führt der Arzt auch eine Ultraschalluntersuchung des Bauch- und Halsbereiches durch. Mit der Sonographie lässt sich die Größe und Lage des Tumors bestimmen. Bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) geben Gewissheit über die Ausbreitung und das Stadium des Neuroblastoms. Da sich Zellen des Neuroblastoms auch im Knochenmark ansiedeln können, gehört eine Knochenszintigrafie und eine Knochenmarkentnahme ebenfalls zu den Standarduntersuchungen.

Für die sichere Diagnose ist eine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem Tumor erforderlich, die im Rahmen einer Operation entnommen wird. Anschließend wird das Gewebe mikroskopisch untersucht.

Stadien der Erkrankung

Die Stadien-Einteilung richtet sich nach der Größe, Art und Ausbreitung des Tumors zur Zeit der Diagnose. Zum einen wird diese mittels bildgebender Verfahren festgestellt, zum anderen kann die Typisierung und Größenbestimmung durch die operative Entnahme des Tumorgewebes vorgenommen werden. Die Stadieneinteilung ist wichtig für die Therapieplanung und gibt Anhaltspunkte für die Prognose und den Erfolg der Behandlung.

Folgende Stadien werden unterschieden:

  • Stadium I: Der Tumor ist auf eine Stelle beschränkt und lässt sich chirurgisch vollständig entfernen.

  • Stadium II: Obwohl der Tumor über den Ursprungsort ausgedehnt ist, kann er chirurgisch entfernt werden. Es bleibt ein Resttumor erhalten.

  • Stadium III: Der Tumor ist weit über den Ursprungsort hinausgewachsen, hat die Lymphknoten befallen und lässt sich chirurgisch nicht komplett entfernen.

  • Stadium IV: Der Tumor ist an vielen Stellen des Körpers wie zum Beispiel in der Leber, in den Lymphknoten, im Knochen, im Knochenmark oder in der Haut nachzuweisen (Fernmetastasen).

  • Stadium IVS: Nur Patienten im Säuglingsalter (jünger als ein Jahr),  Tumor ist auf Ursprungsort beschränkt mit Metastasen in der Haut, Leber und im Knochenmark (minimal)

Behandlung des Neuroblastoms

Die Behandlung des Neuroblastoms richtet sich nach dem Stadium des Tumors sowie Allgemeinzustand und Alter des Patienten. Als Standardbehandlung beim Neuroblastom gelten die operative Entfernung des Tumors, eine Chemotherapie und Bestrahlung (Strahlentherapie).

Bei manchen Kindern reicht eine Operation völlig aus, zum Beispiel, wenn der Tumor dabei vollständig entfernt werden konnte. In anderen Fällen ist eine Bestrahlung notwendig oder die Kombination von Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Eine Chemotherapie mit Zytostatika wird eingesetzt, wenn sich der Tumor nicht vollständig entfernen lässt oder um einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) zu verhindern. 

Eine Chemo- oder Strahlentherapie kann Spätfolgen für den behandelten Patienten haben – vor allem, wenn Zytostatika oder Strahlen in hoher Dosierung eingesetzt wurden. Es steigt das Risiko für weitere Krebserkrankungen und eine Leukämie, außerdem kann die Fruchtbarkeit der Kinder beeinträchtigt sein.

Besonders wichtig für das erkrankte Kind ist der sichere Halt in der Familie. Eltern sollten frühzeitig professionelle Hilfe von Psychologen in Anspruch nehmen.

Heilungschancen

Im Einzelfall ist die Prognose bei einem Neuroblastom nur schwer abzuschätzen. Bei der Einschätzung der Heilungschancen spielen das Ausmaß des Krebserkrankung, die Aggressivität des Tumors und das Alter des Patienten eine Rolle. In der Regel bestehen bei begrenzten Tumoren, beim Stadium IVS und jüngeren Kindern gute Heilungsaussichten. Bei älteren Kindern mit metastasiertem Neuroblastom ist die Prognose trotz intensiver Therapie meist noch immer ungünstig.

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