Libidoverlust: Keine Lust auf Sex in den Wechseljahren?
In den Wechseljahren produziert der Körper weniger Sexualhormone, die Folgen sind: Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Sex, Libidoverlust. Was hilft, wenn Frau keine Lust auf Sex mehr in oder nach den Wechseljahren hat.
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In den Wechseljahren verändert sich der Körper einer Frau stark. Am auffälligsten ist das Ende der Fruchtbarkeit: erst kommen die Blutungen unregelmäßig, dann bleiben sie ganz aus. Damit erledigen sich zwar die Themen Monatshygiene und Verhütung beim Sex. Auf der anderen Seite kämpfen viele Frauen gerade am Anfang der Menopause mit den hormonellen Veränderungen und deren Auswirkungen. Vor allem die Libido verändert sich – keine Lust auf Sex während der Wechseljahre ist keine Seltenheit.
Artikelinhalte im Überblick:
- Libidoverlust durch Scheidentrockenheit
- Keine Lust auf Sex: Testosteronpflaster
- Libido steigern mit Hausmitteln
- Libidoverlust durch Krankheit
- Erotik neu definieren
Libidoverlust durch Scheidentrockenheit
Während der Wechseljahre stellen die Eierstöcke langsam die Produktion von Sexualhormonen ein, vor allem der Östrogenspiegel sinkt. Dadurch werden die Schamlippen und die Schleimhaut der Vagina schlechter durchblutet, was sie dünner, trockener und weniger elastisch macht. Die Scheide reagiert sensibler, was beim Sex während der Wechseljahre und danach zu Schmerzen, Brennen und Juckreiz führen kann. Außerdem verändert der Östrogenmangel die Konsistenz des Scheidensekrets. Dadurch wird die Vaginalwand anfälliger für Infektionen durch Bakterien und Pilze, die dann zusätzlich Schmerzen verursachen können. Diese Entwicklungen gehen oft mit einem Libidoverlust einher, meist haben beide Partner aufgrund der Beschwerden keine Lust mehr auf Sex.
Östrogensalben und Gleitmittel helfen bei trockener Scheide
Abhilfe bei Schmerzen durch Scheidentrockenheit schaffen östrogenhaltige Cremes, Tabletten oder Vaginalzäpfchen. Wer auf Hormone verzichten möchte, kann es mit vaginalen Feuchtigkeitscremes versuchen. Beim Sex hilft es auch, Gleitgel zu verwenden – hier gibt es inzwischen eine große Bandbreite an Gleitgelen auf Öl-, Wasser- oder Silikonbasis, um den Mangel an Feuchtigkeit in der Scheide auszugleichen. Wasser-basierte Gleitmittel können problemlos mit Kondomen zusammen verwendet werden, während Öl-basierte Gele die Konsistenz des Kondoms angreifen. Als Alternative gibt es Kondome, die bereits viel Gleitgel enthalten.
Durch die den Östrogenmangel wird die Vagina nicht mehr so schnell feucht. Daher sollten sich Frauen in den Wechseljahren und ihre Partner ausreichend Zeit beim Vorspiel nehmen. Hilfreich bei Libidoverlust durch Scheidentrockenheit kann es auch sein, über Fantasien zu sprechen und auf diese beim Vorspiel und Sex einzugehen. Grundsätzlich jedoch können Frauen in den Wechseljahren und danach genauso feucht werden wie vorher, vorausgesetzt die sexuelle Erregung stimmt. Auch Sexspielzeug kann verwendet werden, wenn keine Lust auf Sex vorherrscht.
Testosteronpflaster gegen Libidoverlust
Auch männliche Hormone (Androgene) wie Testosteron spielen für das Sex- und Liebesleben von Frauen eine Rolle. Sie stimulieren die Libido, sorgen für Munterkeit und gute Stimmung. Bei Frauen wird Testosteron vor allem in der Nebennierenrinde, den Eierstöcken und im Fettgewebe produziert. Im Laufe des Lebens produziert der weibliche Organismus aber immer weniger Testosteron.
Führen die Wechseljahre zu einem Testosteronmangel, der in keiner Lust auf Sex resultiert, kann ein Testosteronpflaster die Lösung für den Libidoverlust sein. Die Zufuhr von Testosteron verbessert die Lust, Funktion und das Vergnügen beim Sex. Für Frauen sind Präparate mit niedrig dosierten Androgenen geeignet, damit unerwünschte Nebenwirkungen wie eine tiefe Stimme, Akne oder Haarausfall nicht oder nur in geringem Umfang auftreten.
Keine Lust auf Sex? Libido mit Hausmitteln steigern
Wer es bei Libidoverlust zunächst mit natürlichen Mitteln versuchen will, kann seine Libido mit verschiedenen Hausmitteln und Aphrodisiaka steigern. Folgenden Lebensmitteln und Gewürzen wird eine aphrodisierende Wirkung zugesprochen:
- Aprikosen
- Austern
- Avocado
- Bockshornklee
- Erdbeeren
- Fenchel
- Ingwer
- Gewürze wie Chili
- Ginkgo
- Ginseng
- Granatapfel
- Knoblauch
- Krustentiere
- Maca
- Salbei
- Schokolade
- Sellerie
- Spargel
- Wasserkresse
- Vanille
Krankheiten müssen kein Grund für Libidoverlust sein
Der sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren setzt auch dem Beckenboden zu. Die Muskulatur im Unterleib erschlafft und Blasenschwäche ist eine häufige Folge. Viele Frauen schämen sich, wenn sie unkontrolliert Urin verlieren, womöglich noch beim Sex. Das wiederum fördert den Libidoverlust in den Wechseljahren.
Doch Blasenschwäche lässt sich gut behandeln und Beckenboden durch regelmäßige Übungen trainieren. Toller Nebeneffekt: Wer starke Beckenbodenmuskeln hat, kommt beim Sex eher zum Höhepunkt und erlebt einen Orgasmus intensiver. Deshalb ist es ratsam, bereits während der Wechseljahre Übungen zum Festigen des Beckenbodens zu machen.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Sex-Störer während der Wechseljahre und im Alter sind vor allem körperliche Erkrankungen und chronische Schmerzen. Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Rheuma oder Depressionen treten häufiger auf und können die Lust auf Sex trüben. Oftmals hemmen auch Medikamente die Erregbarkeit und dämpfen das Lustgefühl. Solche Neben- oder Wechselwirkungen sollten Frauen ihrem behandelnden Arzt nicht verschweigen und mit ihm nach einem alternativen Arzneimittel suchen.
Sexualität nach Brustkrebs oder Gebärmutterentfernung
Große Auswirkungen auf die Sexualität kann eine Krebstherapie haben, besonders wenn die Brust erkrankt ist. Viele Paare müssen erst lernen mit den Folgen von Brustkrebs und dessen Behandlung umzugehen. Dabei können Therapeuten eine gute Hilfe sein. Das gilt auch für das Leben nach der Entfernung der Gebärmutter. Für das Liebesspiel ist die Gebärmutter zwar ohne Bedeutung, manche Frauen fühlen sich nach einer Operation aber nicht mehr "intakt". Dazu können körperliche Schmerzen kommen, etwa durch Verwachsungen oder Narben.
Erotik ab den Wechseljahren neu definieren
Ein weiterer Grund für den Libidoverlust während oder nach den Wechseljahren ist Scham: Sie kann zwar Frauen jeden Alters treffen, doch die gängigen Schönheitsideale sorgen verstärkt dafür, dass sich viele Frauen sorgen, wenn ihr Alter Spuren hinterlässt. Doch wer Sexualität ab den Wechseljahren aus seinem Leben verbannt, nimmt sich Lebensqualität, indem er auf körperliche Nähe und Wärme, Entspannung und Zufriedenheit verzichtet.
Die Sexualtherapeutin Eleonore Pfundstein rät daher, sich mit seiner Trauer darüber auszusöhnen, dass der Lebensabschnitt des Abschiednehmens begonnen hat. Ältere Menschen und Frauen in den Wechseljahren sollten sich von den gängigen Schönheitsnormen freimachen und Sex für sich neu definieren, um ihn genießen zu können, sagt sie. Dann wartet womöglich eine angenehme Überraschung auf sie.
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