Höhepunkt ohne Ejakulation

Was ist ein trockener Orgasmus beim Mann?

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Bei einem trockenen Orgasmus bleibt die Ejakulation aus oder gelangt rückwärts in die Harnblase. Die Ursachen können dabei sehr verschieden sein. Welche Auslöser sind möglich und wie erfolgt die Behandlung?

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© Getty Images/South_agency (Symbolbild)

Kurzübersicht: Zusammenfassung

Definition: Bei einem trockenen Orgasmus bleibt der Samenerguss aus oder gelangt rückwärts in die Harnblase.

Ursachen: Ursächlich sind vor allem Störungen oder operative Eingriffe an der Prostata oder im Bauch- und Beckenraum. Infrage kommen aber auch Nervenkrankheiten wie Diabetes mellitus oder Multiple Sklerose.

Behandlung: Je nach Auslöser ist eine Behandlung mit Medikamenten und/oder die Therapie der zugrunde liegenden Krankheit angezeigt.

Im Überblick:

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Trockener Orgasmus: Unfähigkeit zur Ejakulation

Umgangssprachlich ist von einem trockenen Orgasmus die Rede, wenn ein Mann beim sexuellen Höhepunkt keinen Samenerguss hat. Der sexuelle Höhepunkt ohne Ejakulat zählt zu den Erektionsstörungen (erektilen Dysfunktionen).

Generell kommt ein trockener Orgasmus durch Störungen in der sogenannten Emissions- oder in der Ejakulationsphase zustande. In der Emissionsphase gelangt das Sperma normalerweise in den hinteren Teil der Harnröhre. In der Ejakulationsphase wird es im Anschluss durch Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur ausgestoßen.

Man unterscheidet zwei Formen des trockenen Orgasmus:

  • Anejakulation: Zu einer Anejakulation kommt es bei Störungen in der Emissionsphase. Der Samenerguss bleibt vollständig aus. Je nach Ursache wird Sperma trotzdem produziert, es wird nur nicht ausgestoßen. Männer, die betroffen sind, können zudem dennoch einen Orgasmus haben.

  • retrograde Ejakulation: Hierbei handelt es sich um eine Störung in der Ejakulationsphase. Bei dieser wird der Samen nicht über den Penis abgegeben, sondern gelangt ganz oder teilweise rückwärts in die Harnblase, da sich der Blasenhals nicht schließt. Das Sekret wird später mit dem Urin ausgeschieden.

Gefährlich ist ein trockener Orgasmus nicht, er kann aber Symptom einer ernsthaften Krankheit sein, das sexuelle Erleben verändern und mit psychischen Belastungen einhergehen. Männer, die nicht ejakulieren, können zudem durch vaginalen Sex mit einer Frau keine Kinder zeugen.

Häufigkeit von Ejakulationsstörungen

Ejakulationsstörungen sind relativ häufig: In einer Studie gaben 46 Prozent der befragten Männer im Alter von 50 bis 80 Jahren an, innerhalb des letzten Monats eine Ejakulationsstörung erlebt zu haben.

Neben einer ausbleibenden Ejakulation gehören auch ein verzögerter sowie vorzeitiger Samenerguss und schmerzhafte Ejakulationen zu den häufig genannten Problemen.

Wie funktioniert der Samenerguss?

Spermien werden in den Samenkanälchen der Hoden gebildet, bevor sie in die Nebenhoden wandern und dort ihren Reifungsprozess abschließen. Für den Samenerguss ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen, Nerven, und Muskelanspannung der inneren Geschlechtsorgane des Mannes verantwortlich.

Vor allem die Prostata übernimmt eine entscheide Rolle bei der Produktion der Samenflüssigkeit und ihrer Freisetzung während der Ejakulation. Sie verschließt etwa die Harnröhre zur Blase hin und verhindert so gemeinsam mit dem Blasenschließmuskel des Manns, dass das Ejakulat in die Harnblase gelangt.

Bei einem sexuellen Höhepunkt ziehen sich unter anderem Prostata und Samenleiter stark zusammen und bewirken so einen Samenerguss. Dabei gelangen die Spermien in die Harnröhre und über den Penis aus dem Körper.

Trockener Orgasmus als Sextechnik

Der Begriff trockener Orgasmus wird auch in Zusammenhang mit einer bestimmten Sexualtechnik genannt. Bei der sogenannten Injakulation hält der Mann seinen Samenerguss bewusst während des Höhepunkts zurück. Dies soll für ein intensiveres sexuelles Erlebnis sorgen. Das Phänomen gelingt angeblich nur mit viel Übung: Männer sollen den PC-Muskel (Beckenbodenmuskel) kurz vor dem Orgasmus anspannen, was den Austritt von Sekret verhindern oder verzögern soll. Inwiefern diese Technik tatsächlich gelingt oder luststeigernd ist, ist nicht belegt.

Was sind die Ursachen für einen trockenen Orgasmus?

Die Ursachen eines trockenen Orgasmus können vielfältig sein. Es kommen verschiedene Faktoren infrage, welche die Nervenversorgung stören und damit den Transport der Samenflüssigkeit oder die Funktion des Blasenschließmuskels hemmen. Mögliche Gründe sind:

  • Operationen: Insbesondere Eingriffe an der Prostata, aber auch Eingriffe im Bauch- und Beckenraum oder am Enddarm können ursächlich sein.

  • Prostata-Entfernung: Durch eine operative Entfernung der Prostata und der Geschlechtsdrüsen oder auch Samenblasen (bei einem Prostatakrebs) wird in der Regel kein Samen mehr gebildet und entsprechend findet keine Ejakulation mehr statt.

  • Erkrankungen des Nervensystems: Beispielsweise können Diabetes mellitus oder Multiple Sklerose mit Erektions- und Ejakulationsstörungen einhergehen.

  • Unfälle: Rückenmarksverletzungen, Dammverletzungen oder ein Harnröhrenriss können den Samenerguss beeinträchtigen.

  • bestimmte Medikamente: Dazu gehören etwa sogenannte Alpha-1-Blocker, die zur Behandlung einer (gutartig) vergrößerten Prostata eingesetzt werden.

  • angeborene Erkrankungen: Möglich sind ein Fehlen der Prostata oder ein Verschluss der Samenwege.

Zu den weiteren Ursachen zählen psychische Erkrankungen und Belastungen wie Stress, Depressionen oder schwere Traumata.

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Selbsttest
Selbsttest: Habe ich eine Erektionsstörung?

Eine Erektionsstörung beim Mann liegt vor, wenn der Penis nicht ausreichend steif wird. Die Ursachen dafür sind zahlreich und reichen von körperlichen Erkrankungen wie Diabetes mellitus bis hin zu psychischen Problemen, etwa Stress.

Fragen Sie sich, ob Sie an einer Erektionsstörung leiden, kann der Selbsttest eine erste Auskunft geben. Dieser basiert auf dem sogenannten IIEF-Score ("International Index of Erectile Function") und bezieht sich auf die persönlichen Aktivitäten in den letzten vier Monaten. Darunter fällt nicht nur Geschlechtsverkehr, sondern auch – wenn nicht anders angegeben – Selbstbefriedigung.

Bitte beachten: Der Selbsttest kann und will keine ärztliche Diagnose ersetzen. Wer vermutet, eine Erektionsstörung zu haben, sollte sich in einer urologischen Praxis untersuchen lassen. Ärztliche Abklärung ist besonders wichtig, da auch leichte Potenzprobleme auf eine ernsthafte Krankheit hinweisen können.

Trockener Orgasmus: So erfolgt die Behandlung

Die Behandlung ist abhängig von der Ursache. Sorgt eine Krankheit für die ausbleibende Ejakulation, muss diese therapiert werden. Sind Medikamente für den trockenen Orgasmus ursächlich, ist ärztlich zu besprechen, ob alternative Präparate infrage kommen. Bei psychischen Erkrankungen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Ein Drittel der Betroffenen mit retrograder Ejakulation profitieren von einer Therapie mit Medikamenten, welche den Harnblasenhals schließen (zum Beispiel Pseudoephedrin). Die Medikamente sind jedoch nicht für alle Männer geeignet und kommen vor allem infrage, wenn ein Kinderwunsch besteht.

Therapie einer Anejakulation

Ist das Ziel der Behandlung die Gewinnung von Spermien für eine Befruchtung, kann bei einer Anejakulation auch mithilfe der sogenannten Vibrostimulation der Eichel versucht werden, einen Samenerguss auszulösen. Durch einen speziellen Penisvibrator werden die Nerven in den Geschlechtsteilen trainiert und sensibilisiert.

Gelingt dies nicht, kann eine Elektroejakulation durchgeführt werden. Dem Mann wird dabei eine spezielle Sonde mit Elektroden in den After neben die Prostata eingeführt und die umliegenden Nerven durch elektrische Impulse stimuliert. Dies führt zu einer Kontraktion der Beckenmuskeln, welche eine Erektion und einen Erguss bewirkt. Meist wird die Elektroejakulation in Vollnarkose durchgeführt, da sie mit Schmerzen einhergeht.

Derartige Behandlungsmethoden kommen generell nur infrage, wenn noch Sperma gebildet wird.

Diagnose beim trockenen Orgasmus

Wer feststellt, dass er keinen Erguss beim Orgasmus hat, sollte sich an eine urologische Praxis wenden.

Im Rahmen der Diagnose erfolgt zunächst eine ausführliche Anamnese, in der Symptome und mögliche Vorerkrankungen sowie regelmäßig eingenommene Medikamente besprochen werden.

Ist ein Orgasmus möglich, kann die Diagnose durch einen Urintest erfolgen. Befindet sich nach dem sexuellen Höhepunkt eine Menge Sperma im Urin, liegt eine retrograde Ejakulation vor. Ist kein Sperma in der Urinprobe zu finden, deutet dies auf eine Anejakulation, also eine Störung in der Emissionsphase hin.

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