Alternativmedizin

Hypnose: Der Weg zum Unterbewusstsein

Menschen unter Hypnose befinden sich in einem veränderten Bewusstseinszustand: Sie fühlen sich tief entspannt und ihr Verstand ist nicht länger oberste Kontrollinstanz. Dadurch sind sie empfänglicher für die Behandlung von psychischen und körperlichen Beschwerden. Wie Hypnose wirkt und wo sie helfen kann.

Frau liegt lächelnd auf einer Wiese
©iStock.com/PeopleImages

In einer Hypnose wird Aufmerksamkeit konzentriert und nach innen gerichtet, um unbewusste Stärken und vergessene Ressourcen zu nutzen. Inzwischen hat sie sich medizinisch etabliert und wird heute bei verschiedensten Krankheiten und Symptomen angewendet.

Optische Täuschungen

Wie wirkt Hypnose?

Während einer Hypnose empfindet der Patient eine tiefe Entspannung: Gefühle und Erinnerungen werden nicht mehr durch den Verstand kontrolliert und die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf das Unterbewusstsein. Therapeuten nutzen diesen tranceähnlichen Zustand, um beispielsweise Angstzustände, Stress oder Schmerzen zu verringern.

Was passiert bei einer Hypnosesitzung?

Eine Hypnose findet meist in Einzelsitzungen statt. Vor der Behandlung steht ein intensives Gespräch, bei dem der Therapeut den Patienten genau über die Methode informiert – nur wenn der Patient sich auf die Hypnose einlässt, kann die Behandlung wirken. Während des ersten Gesprächs sollten auch Vorerkrankungen und Beschwerden erfragt werden, die mitunter bestimmte Hypnosetechniken erfordern oder eine Hypnose unmöglich machen.

Die Hypnose wird im Liegen oder Sitzen durchgeführt. Mit einfachen Sätzen, Entspannungsübungen (ähnlich wie das autogene Training) und bildhaften Beschreibungen versetzt der Therapeut den Patienten in eine Art Trance. Vergleichbar ist dies mit dem Zustand kurz vor dem Einschlafen: Man befindet sich an der Grenze zwischen Wachsein und Schlaf, bei vollem Bewusstsein ist der Proband extrem entspannt, aber nicht willenlos. Auch körperlich verändert sich einiges beim Hypnotisierten: Atem- und Herzfrequenz sinken, die Muskeln entspannen sich, der Blutdruck sinkt. Im EEG und MRT sind die Veränderungen bei den Hirnströmen erkennbar.

Während der hypnotischen Trance ist die Aufmerksamkeit des Hypnotisierten nach innen gerichtet. Geräusche oder Missempfindungen (wie etwa Schmerzen) von außen werden nur am Rande wahrgenommen.

In dieser Situation hat der Hypnotiseur die Möglichkeit, direkt das Unterbewusstsein des Patienten anzusprechen. So kann der Therapeut traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit des Patienten ergründen oder Verhaltensmuster, die vom Unterbewusstsein gesteuert werden, erkennen.

Ein Ziel der Hypnose ist es, alte Gewohnheiten und Einstellungen zu verändern und neue Möglichkeiten zu finden, mit Beschwerden und Schmerzen, die etwa bei Phobien, Stress oder psychosomatischen Erkrankungen auftreten, umzugehen. Dazu vermittelt der Therapeut während der Hypnose dem Hypnotisierten gedanklich angenehme Bilder oder verbale Anweisungen (Suggestionen) und platziert diese im Unterbewusstsein.   

Am Ende der Hypnose muss der Trancezustand aufgelöst werden. Der Hypnotiseur nutzt dafür ebenfalls Suggestionen. Wie die Behandlung verläuft und welche Techniken genau eingesetzt werden, ist unterschiedlich.

Oft reichen wenige Sitzungen aus, um beim Betroffenen die gewünschten Erfolge zu erzielen. Doch Hypnotherapie funktioniert nicht bei jedem. Bei etwa zehn Prozent der Menschen ist es nicht möglich, einen Trancezustand herbeizuführen.

Wofür wird Hypnose eingesetzt?

In über 200 Studien wurde nachgewiesen, dass die Hypnose bei zahlreichen Krankheitsbildern Linderung verschafft. Nach dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie ist Hypnose für die Behandlung bei folgenden Erkrankungen wissenschaftlich anerkannt:

  • Erkrankungen, die durch psychische Faktoren stark beeinflusst werden, wie Reizdarm
  • Nikotinsucht
  • Schmerzbewältigung bei Kindern
  • Geburtsvorbereitung
  • Fibromyalgie
  • Migräne

In diesen Fällen übernehmen die Krankenkassen in Einzelfällen und auf Antrag die Kosten der Behandlung. Meistens müssen Patienten Hypnosesitzungen jedoch selbst bezahlen. Je nach Therapeut, dessen Ausbildung und Spezialisierung kostet eine Sitzung etwa zwischen 60 und 150 Euro.

Häufig ist die Hypnose eingebunden eine psychotherapeutische Behandlung und kommt so bei vielen weiteren unterschiedlichen Beschwerden zum Einsatz. Dazu gehören:

Hypnose beim Zahnarzt

Hypnose dient auch als eine Methode, bei zahnärztlichen Behandlungen Beklemmungen abzubauen und innere Ruhe zu finden und eignet sich deshalb für Angstpatienten. Unter Anleitung eines speziell dafür ausgebildeten Zahnarztes konzentriert sich der Patient auf ein angenehmes Erlebnis und erreicht so einen Zustand der Ausgeglichenheit. Atmung und Pulsschlag sinken, Angstgefühle und Schmerzwahrnehmung nehmen in Trance deutlich ab.

Mit dem Rauchen aufhören durch Hypnose

Raucherentwöhnung mit Hypnose hat nach Angaben der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e.V. deutlich höhere Erfolgsraten als Methoden ohne Hypnose-Unterstützung. Im Trance-Zustand werden sowohl positive Bilder für die rauchfreie Zeit vermittelt, als auch Strategien vermittelt, wie mit äußeren und inneren Hindernissen umgegangen werden kann.

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Geraten wird, sich einen geschulten und erfahrenen Therapeuten zu suchen, der auch mehrere Sitzungen über einen längeren Zeitraum anbietet. Zusätzliche Methoden für den Rauchstopp, etwa Verhaltenstherapien, sollten zur Unterstützung hinzugezogen werden, um Risikosituationen und Schlüsselreize im Alltag besser zu erkennen und die Rückfallgefahr zu vermindern.

Wann Hypnose nicht angewandt werden soll

Immer dann, wenn das Gehirn des Patienten oder bestimmte Gehirnareale gestört oder die Hirnfunktionen durch Drogen oder Medikamente beeinträchtigt sind, ist die Wirkung der Hypnose nur schwer vorhersehbar und daher nicht zu empfehlen. Bei einigen Indikationen ist Hypnotherapie zudem wirkungslos. Für die ambulante Behandlung bei einem niedergelassenen Therapeuten gelten folgende Kontraindikationen:

  • geistige Behinderung
  • Psychosen wie Schizophrenie oder bipolare Störung
  • Persönlichkeitsstörungen, psychische Traumata
  • Alkohol- und Drogensucht
  • Einnahme von Psychopharmaka
  • Epilepsie
  • bestimmte Formen der Depression
  • Erkrankungen oder Verletzungen des zentralen Nervensystems

Mitunter können diese Betroffenen unter Überwachung und Kontrolle trotzdem hypnotisiert werden. Dies erfordert jedoch einen erfahrenen Hypnotiseur und ein Klinikumfeld mit fachärztlicher Versorgung.

Keine Hypnose bei Thrombose

Aufgrund der entspannenden und gefäßerweiternden Wirkung der Behandlung dürfen zudem Patienten mit Thrombose nicht hypnotisiert werden. Bei ihnen kann sich durch die Hypnotherapie ein Blutgerinnsel lösen und eine gefürchtete Embolie auslösen. Aus dem gleichen Grund dürfen Herz-Kreislauf-Patienten frühestens sieben Tage nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall unter Hypnose gestellt werden

In der Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass durch die tiefe Entspannung unter der Hypnose Wehen ausgelöst werden. Zudem kann die Hypnotherapie eine starke emotionale Wirkung hervorrufen. Schwangere sollten sich deshalb nur von speziell dafür ausgebildete Hypnotherapeuten behandeln lassen.

Kinder und Jugendliche sprechen oft sehr gut auf Hypnose an. Verhaltensstörungen (wie ADHS), Lernschwierigkeiten oder auch Bettnässen lassen sich mit Hypnose gut behandeln. Jedoch bedarf es bei Kindern und Jugendlichen einen besonders erfahrenen und verantwortungsvoll arbeitenden Hypnotherapeuten. Er sollte über entsprechende Qualifikation verfügen. Eine Hypnose von Minderjährigen darf zudem nur mit ausdrücklicher Einwilligung der Eltern erfolgen.

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