Kinesio-Tape: Helfen die bunten Klebebänder bei Schmerzen?
Rote, blaue oder schwarze Klebestreifen auf der Haut – viele Menschen schwören auf Kinesio-Tapes bei Schmerzen in der Schulter, dem Knie oder anderen Körperstellen. Doch wie wirkt Kinesio-Taping überhaupt und bei welchen Beschwerden sollen die Bänder helfen? Mögliche Anwendungsgebiete und Tipps zur Selbstbehandlung!
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Kurzübersicht: Kinesio-Tapes
Was sind Kinesio-Tapes? Es handelt sich um elastische Klebebänder, die zur Unterstützung bei Schmerzen und Heilung von Verletzungen zum Einsatz kommen und vor allem im Sportbereich sehr beliebt sind.
Kann man Kinesio-Tapes selbst kleben? Nach Rücksprache und Anweisung einer Fachperson können die Tapes auch selbst angebracht werden.
Helfen Kinesio-Tapes wirklich? Ein eindeutiger wissenschaftlicher Beweis über die Wirksamkeit fehlt bisher.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Kinesio-Taping?
Kinesio-Taping ist eine alternative Möglichkeit zur Behandlung von Sportverletzungen und Beschwerden an Muskeln, Sehnen und Gelenken. Das Taping wurde in den 1970er Jahren von dem japanischen Arzt und Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase erfunden. Bis dahin wurde vor allem die Ruhigstellung von Gelenken nach Verletzungen empfohlen. Dr. Kase war jedoch der Meinung, dass die Bewegung der Gelenke und die Aktivität der Muskeln einen positiven Einfluss auf die Heilung haben. So erfand er das elastische Kinesio-Tape (Kinese = Bewegung). Sie werden manchmal auch Physio-Tapes oder Kinesiologie-Tapes genannt.
Die bunten Klebestreifen wurden zunächst vor allem im Profisport eingesetzt. Mit der Zeit erlangten sie auch in der breiten Öffentlichkeit immer mehr Aufmerksamkeit. Mittlerweile hat sich der Anwendungsbereich erweitert und die Tapes kommen beispielsweise auch bei anderen Beschwerden wie Migräne zum Einsatz.
Wann wird das Kinesio-Tape angewendet?
Kinesio-Tapes werden zur Behandlung von verschiedenen Beschwerden eingesetzt und oft mit anderen Therapieformen kombiniert.
Typische Anwendungsgebiete sind:
- Rückenschmerzen (Lumbago, Ischialgie, BWS- und HWS-Syndrom, Verspannungen)
- Sehnenbeschwerden (Patellaspitzensyndrom, Tennisarm)
- Gelenkbeschwerden (Arthrose, nach Bandverletzung, Überlastung)
- Schulterbeschwerden (Impingementsyndrom der Schulter)
- Kopfschmerzen, Migräne
- Neurologische Störungen (Karpaltunnelsyndrom)
- Lymphabflussstörungen
Bei offenen Wunden oder Knochenbrüchen, Hautreizungen (etwa Sonnenbrand), Schwellungen, akuten Gefäßerkrankungen (zum Beispiel Thrombose) oder bei einer bekannten Pflasterallergie dürfen die Tapes nicht angewendet werden.
Wie wirken Kinesio-Tapes?
Kinesio-Tapes sind Pflaster aus dehnbarer Baumwolle, die auf die Haut geklebt werden. Der Tapeverband ist atmungsaktiv, elastisch und flexibel. Gleichzeitig soll er aber die Muskel- und Gelenkfunktion unterstützen und so für mehr Stabilisierung sorgen.
Das leichte Anheben der Haut ("Lifting") durch den Klebeeffekt soll weitere Vorteile haben, dazu gehören:
- Stimulierung von Muskelkontraktionen
- Verbesserung des Lymph- und Blutflusses
- Anregung der Durchblutung
- Versorgung von Muskeln und Nerven mit Nährstoffen
- Beschleunigung des Heilungsprozesses nach Verletzungen
- Schmerzreduktion
Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht bestätigt
Viele Menschen berichten von positiven Effekten durch Kinesio-Taping. Allerdings fehlen bisher überzeugende Belege zur Wirksamkeit. Es gibt zwar zahlreiche Studien, die eine Effekt beweisen wollen, allerdings sind diese nicht repräsentativ, da sie nicht den wissenschaftlichen Standards entsprechen.
Jedoch scheinen die Tapes auch nicht zu schaden und könnten aufgrund eines möglichen Placebo-Effekts daher als unterstützende Maßnahmen zu einer Physiotherapie sinnvoll sein.
Verschiedene Farben von Kinesio-Tapes
Das Material von Kinesio-Tapes ist gleich, egal welche Farben die Klebebänder haben. Sie unterscheiden sich nicht bezüglich Stärke oder Spannung. Laut der kinesiologischen Farblehre können Farben allerdings verschiedene Wirkungen haben:
Farben | Eigenschaften | Einsatzbereiche |
rot, pink, orange | stimulierend, anregend, aktivierend | Muskelschwäche, chronische Schmerzen, zur Verbesserung der Durchblutung |
beige, gelb | positiv, glückbringend | Nervenverletzungen, Anregung des Lymphflusses, Anwendung im Kopf- oder Gesichtsbereich |
schwarz, blau | machtvoll, stärkend | Allround-Farben, Anwendung vor allem im (Kampf-)Sportbereich |
grün, weiß | Hoffnung, Ruhe, entgiftend | bei Beschwerden, die einer besonderen Ruhe bedürfen |
Viele Therapeut*innen empfehlen, einfach die Farbe zu wählen, die Anwender*innen am liebsten mögen und mit der sie sich am wohlsten fühlen.
Wie werden Kinesio-Tapes angebracht?
Kinesio-Tapes werden auf die zu behandelnden Körperstellen oder Gliedmaßen geklebt. Sie können beispielsweise von Physiotherapeut*innen angebracht werden. Darüber hinaus ist es möglich, sich mit Tapes selbst zu behandeln. Man kann sie beispielsweise in Apotheken oder Drogeriemärkten kaufen. Alternativ lässt sich das Taping auch im Rahmen spezieller (Online-)Kurse erlernen.
Es gibt verschiedene Methoden zur Anbringung der Klebebänder. Bei Beschwerden des Bewegungsapparates haben sich allerdings folgende Techniken bewährt:
I-Tape: einfachste Tapevariante, bestehend aus einem zugeschnittenen Streifen
Y-Tape: Tape wird mittig zugeschnitten, wobei eine Basis von zwei bis drei Zentimetern stehen bleibt
X-Tape: zwei I-Tapes, die mittig übereinander geklebt werden
Tipps beim Tapen: Das gilt es bei Selbstanwendung zu beachten
Die Haut sollte sauber, trocken und frei von Creme sein, damit der Kleber gut haftet. Stark behaarte Stellen vorher rasieren.
Die Ecken der Tape-Streifen vor dem Anbringen abrunden. So halten sie länger.
Nach dem Anlegen die Streifen gut fest streichen, erst durch die Reibungswärme haftet der Kleber. Falten sollten vermieden werden.
An empfindlichen Hautstellen wie der Kniekehle oder an der Innenseite des Arms, die Streifen nur ungedehnt anbringen. Vorsicht ist auch bei Hals, Fingern oder Zehen geboten, sie dürfen nicht einschnüren.
Kinesio-Tapes sind in der Regel hautfreundlich, allerdings können in seltenen Fällen allergische Reaktionen auf Kleber-Bestandteile als Nebenwirkungen auftreten. Wenn die Haut nach dem Anbringen unter der beklebten Stelle juckt, muss das Tape entfernt werden.
Die Tapes können bis zu zehn Tage auf der Haut verbleiben, Duschen und Baden sind wie gewohnt möglich. Auch Saunabesuche und Sport sind kein Problem.
Das Tape lässt sich am besten ablösen, wenn es vorher nass gemacht wird. Die Streifen sollten nicht ruckartig, sondern langsam Stück für Stück gelöst werden, um die Haut zu schonen.
Hinweis:
Bei plötzlich einsetzenden und/oder länger anhaltenden Schmerzen ist auf eine Selbstbehandlung mit Kinesio-Tapes zu verzichten und in jedem Fall ärztliche Hilfe zu suchen!
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