Restless Legs Syndrom: Wenn die Beine nicht aufhören zu zappeln
Patienten mit Restless Legs, also unruhigen Beinen, müssen ständig Beine oder auch Arme bewegen – ohne eigentlichen Grund. Welche Therapien gegen das Syndrom helfen können und woran man sie erkennt, lesen Sie hier.
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Gerade dann, wenn der Körper zur Ruhe kommt, beginnen die Beine zu kribbeln und zu zucken. Abends und nachts können dann die Betroffenen wegen des starken Bewegungsdrangs nicht richtig entspannen und finden keinen Schlaf. Die Beschwerden können so stark sein, dass die Beine zucken und verkrampfen. Nur durch Bewegung und Duschen nehmen die Probleme wieder ab oder verschwinden – aber nur für einige Zeit.
Manchmal sind nicht nur die Beine, sondern auch die Arme betroffen
Das Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine, RLS) ist eine chronisch verlaufende neurologische Erkrankung. Die unangenehmen Empfindungen treten in den Beinen auf, seltener auch in den Armen.
Rund jeder 20. Deutsche ist von Restless Legs betroffen – sowohl Männer als auch Frauen. Mit steigendem Alter nimmt die Zahl der Patienten zu. Damit ist das RLS eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen.
Zwei verschiedene Formen der Restless Legs
Dabei unterscheiden Mediziner zwischen zwei Formen der Erkrankung, und zwar
Idiopathisches RLS: Dabei sind die Ursachen unbekannt.
Sekundäres RLS: Hier handelt es sich um eine Folgeerkrankung oder Auswirkungen von Stoffwechselstörungen.
Lebensqualität leidet durch Restless Legs stark
Das RLS beeinträchtigt die Lebensqualität massiv – je nachdem, wie stark ausgeprägt die Beschwerden sind. Ist die Schlafdauer ständig zu kurz, kommt es zu Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf und Konzentrationsstörungen . Allerdings führt das Zucken und Kribbeln nicht zu bleibenden Schäden und gilt daher als eher harmlos.
Botenstoff Dopamin spielt eine Rolle
Ursache für das Nervenleiden könnte eine Störung im Gehirnstoffwechsel sein, vor allem bei dem Botenstoff Dopamin. Deshalb verschreiben Neurologen oft Dopaminmedikamente, wenn das RLS sehr ausgeprägt und Schlafen kaum noch möglich ist.
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Symptome des Restless-Legs-Syndroms
Die Missempfindungen beim Restless-Legs-Syndrom können ein Bein betreffen oder beide, Oberschenkel, Unterschenkel oder Knie. Auch die Arme geben manchmal keine Ruhe.
Die Betroffenen leiden beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) unter einem erheblichen Bewegungsdrang, der gewöhnlich durch ein unangenehmes Ziehen, Kribbeln oder Brennen in den Beinen (oder Armen) begleitet oder verursacht wird. Die Beschwerden treten ausschließlich in Ruhesituationen auf, ganz besonders ausgeprägt in den Abend- und Nachtstunden.
Nur Bewegung lindert die Beschwerden
Sie äußern sich einseitig, beidseitig oder abwechselnd. Typischerweise lassen sie sich erst durch Bewegung oder Aktivität lindern beziehungsweise kurzfristig beseitigen. Bei circa 80 bis 90 Prozent der an RLS-Erkrankten lassen sich darüber hinaus periodische Beinbewegungen (periodic leg movements = PLM) im Schlaf (PLMS) und im Wachzustand (PLMW) nachweisen.
Die Symptome folgen einem Tagesrhythmus und nehmen am Abend zu. Umhergehen ist dann oft das einzige, was wirklich hilft. Dies führt bei über 90 Prozent der Betroffenen zu erheblichen Ein- und Durchschlafstörungen mit resultierender Tagesmüdigkeit und Erschöpfung.
Dabei können die Beschwerden individuell stark unterschiedlich ausgeprägt sein. Während die einen nur Bewegungsdrang verspüren, aber keine Missempfindungen, fühlen sich andere vor allem wegen der Schmerzen und des Gefühls, als würden Ameisen über die Beine laufen, gestresst. Allgemein verstärken sich die Probleme jedoch mit der Zeit, obwohl zwischendurch auch symptomlose Phasen auftreten.
Gene und andere Auslöser für das Restless-Legs-Sydrom
Was die tatsächlichen Ursachen des Restless-Legs-Syndroms (RLS) sind, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Vermutlich spielt eine Störung des Dopaminstoffwechsels im Gehirn eine wichtige Rolle. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner unter zwei Formen des RLS :
Beim primären (idiopathischen) RLS können die Ärzte keine auslösende Grunderkrankung finden. Bei bis 80 Prozent dieser Fälle gehen Experten davon aus, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt.
Das sekundäre RLS entwickelt sich als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen oder äußerer Faktoren. Dazu gehören:
Eisenmangel
Diabetes
Schilddrüsenfunktionsstörungen
Nierenerkrankungen, bei denen Dialyse nötig ist
Schwangerschaft
Bandscheibenprobleme
Nervenreizungen an der Wirbelsäule und dem Becken
rheumatoide Arthritis
diverse neurologische Erkrankungen (Polyneuropathien, Myelopathien, Morbus Parkinson)
die Einnahme bestimmter Medikamente (vor allem Neuroleptika und manche Antidepressiva)
So erkennt der Arzt Restless Legs
Ansprechpartner bei unruhigen Beinen mit Kribbeln und Ameisenlaufen ist zuerst der Hausarzt, der gegebenfalls zum Neurologen überweisen wird. Die Diagnose des Restless-Legs-Syndroms (RLS) wird anhand der klinischen Symptome gestellt. Das bedeutet, der Patient beschreibt seine Beschwerden dem Arzt möglichst detailliert. Sind folgende vier Kriterien erfüllt, handelt es sich mit großer Sicherheit um ein RLS:
Starker Bewegungsdrang in den Beinen
Beim Liegen und Sitzen verschlimmern sich die Missempfindungen in den Beinen
Bewegung lindert die Beschwerden oder vertreibt sie sogar
Die Beschwerden treten vor allem nachts auf oder / und sind nachts am schlimmsten.
L-Dopa-Test bei Verdacht auf Restless Legs
Meist gibt bereits die Beantwortung dieser vier Fragen sowie die Anamnese starke Hinweise auf RLS. Bei Verdacht auf Restless Legs kann der Arzt zusätzlich zur Sicherung der Diagnose ein Medikament geben, das den Dopaminspiegel beeinflusst. Bessern sich darunter die Beschwerden, handelt es sich mit großer Sicherheit um ein RLS. Dopaminmangel ist nämlich bei der Entstehung dieser Nervenerkrankung beteiligt.
Polyneuropathie und Durchblutungsstörungen ausschließen
Allerdings können verschiedenen andere Nervenerkrankungen mit ähnlichen Beschwerden einhergehen. Das sind etwa Polyneuropathie und venöse Durchblutungsstörungen. Erster Hinweis: Wärme wird bei Polyneuropathie als äußerst unangenehm empfunden, bei RLS jedoch im Gegenteil. Weitere neurologische Untersuchungen helfen dann dabei, die Krankheiten voneinander abzugrenzen. Dazu gehören etwa eine Blutuntersuchung oder eine Elektroneurographie. Dabei wird die Leitungsgeschwindigkeit der Nerven gemessen.
Behandlung des Restless-Legs-Syndroms
Zuallererst sollten Grunderkrankungen, die ein RLS nach sich ziehen, behandelt werden (sekundäres RLS). Handelt es sich um Restless Legs ohne ersichtliche Ursache (idiopathisches RLS), sind weitere Maßnahmen nötig. Der Arzt wird je nach Ausprägung der Beschwerden vorerst zu Entspannung raten. Das bedeutet jedoch nicht nur, Stress abzubauen und spezielle Entspannungstechniken zu erlernen. Dazu gehören etwa Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Yoga.
Faktoren meiden, die RLS verstärken
Zusätzlich sollten Patienten mit RLS sämtliche Faktoren meiden, die den Körper nervlich belasten. Dazu zählen:
Alkohol
Kaffee
Wärme
sportliche Höchstleistungen oder schwere körperliche Arbeit
unregelmäßige Schlafzeiten.
Alternative Behandlungsformen bei RLS
Zusätzlich sind verschiedene sanfte Maßnahmen bei leichteren Ausprägungen von RLS einen Versuch wert, auch wenn sie sich in diesem Zusammenhang noch nicht wissenschaftlich bewähren konnten. Dazu gehören beispielsweise:
Akupunktur
Bioresonanztherapie
Homöopathie
Magnetfeldtherapie
Medikamente mit L-Dopa bringen sofort Linderung bei RLS
Bringen diese Maßnahmen nichts oder zu wenig, kann der Neurologe zusätzlich L-Dopa Medikamente verschreiben. Dopaminagonisten gleichen die fehlerhafte Nervenübertragung im Gehirn wieder aus. Es handelt sich also vereinfacht ausgedrückt um eine Dopaminersatz-Therapie. Meist tritt die Wirkung bereits mit der ersten Tablette ein.
Allerdings können diese Arzneimittel auch Nebenwirkungen haben, wie Wassereinlagerungen in den Beinen. Dann rät der Facharzt zu anderen Medikamenten, etwa niedrig dosierten Opiaten oder Wirkstoffen, die bei Epilepsie eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die medikamentöse Therapie der Restless Legs individuell angepasst ist und streng nach den Anweisungen des Arztes erfolgt.
Restless-Legs-Syndrom schreitet nur langsam voran
Das Restless-Legs-Syndrom kann sich wieder ganz legen, wenn es sich um die sekundäre Form handelt und die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird. In diesem Fall ist die Prognose also sehr gut.
Beim idiopathischen RLS ist das jedoch etwas schwieriger. In vielen Fällen gelingt es zwar, mit alternativer, sanfter Medizin den quälenden Bewegungsdrang zu reduzieren und die Lebensqualität wiederherzustellen. Andere Patienten müssen jedoch lebenslang Medikamente wie L-Dopa einnehmen. Werden die Medikamente abgesetzt, stellen sich die Beschwerden wieder ein.
Allerdings schreitet die Erkrankung nur sehr langsam voran. Deshalb müssen die meisten Patienten erst im höheren Lebensalter mit der medikamentösen Therapie beginnen. Studien konnten außerdem zeigen, dass RLS nicht die Lebenserwartung reduziert.
Risikofaktoren für Restless Legs meiden
Was die tatsächliche Ursache dafür ist, dass ständiger Bewegungsdrang die Beine befällt, ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Entsprechend ist es schwierig, klare Regeln zur Prävention von RLS aufzustellen.
Schonen Sie Ihre Nerven gegen RLS
Vernünftig ist auf jeden Fall, eine gesunde Lebensweise zu wählen, und dabei alles, was die Nerven überstrapaziert, zu meiden. Dazu gehören:
Nervengifte wie Alkohol und Nikotin
Stress
Sorgen Sie für regelmäßige Entspannung. Auf diese Weise schonen Sie nicht nur Ihre Nerven, sondern tun auch das Beste für Blutdruck und Herz.
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