Hemmung von Progesteron

Ulipristalacetat: Wirkstoff der Pille danach und gegen Myome

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Als wirksamer Bestandteil der Pille danach und in der medikamentösen Myombehandlung wird Ulipristalacetat eingesetzt. Es bindet in der Gebärmutter an Rezeptoren des Hormons Progesteron und entfaltet so seine Wirkung. Mehr zur Wirkungsweise, möglichen Nebenwirkungen und Kontraindikationen.

Frau bei der Frauenärztin
© Getty Images/Phynart Studio

Der Wirkstoff Ulipristalacetat (UPA, Ulipristal) wird oral eingenommen und ist ein selektiver Progesteron-Rezeptor-Modulator. Er blockiert spezifisch die Rezeptoren für das Hormon. Eingesetzt wird Ulipristalacetat zur medikamentösen Therapie von Gebärmuttermyomen und zur Notfallkontrazeption (Pille danach, Postkoitalpille), um eine Schwangerschaft zu verhindern.

Artikelinhalte im Überblick:

Myom: Häufige Symptome des gutartigen Tumors

Wie wirkt Ulipristalacetat?

Ulipristalacetat (UPA, Ulipristal) setzt in der Gebärmutter an, dort wo auch das weibliche Hormon Progesteron wirkt. Indem Ulipristal an die Rezeptoren für das Hormon im Uterus bindet, blockiert es die Bindestellen für Progesteron. In der Folge wird der Eisprung verhindert oder zeitlich verzögert. Auch eine Wirkung auf die Gebärmutterschleimhaut wird diskutiert, möglicherweise hemmt Ulipristalacetat die Einnistung einer befruchteten Eizelle und verhindert damit eine Schwangerschaft. Da es seine Wirkung als Empfängnisverhütung bis zu 120 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Verhütungsversagen entfalten kann, ist eine Einnahme des Wirkstoffs innerhalb der nächsten fünf Tage möglich.

Außerdem hemmt Ulipristalacetat das Wachstum von Myomen, das sind hormonabhängige, gutartige Tumoren in der Muskelschicht der Gebärmutter. Indem der Wirkstoff den Progesteron-Rezeptor besetzt, verhindert er den wachstumsfördernden Effekt des Hormons. Durch die unmittelbare Wirkung im Endometrium stoppt er zusätzlich Blutungen und einen daraus resultierenden Eisenmangel.

Indikationen für den Einsatz von Ulipristalacetat

Die Wirkung von Ulipristalacetat:

  • Notfallkontrazeption (Pille danach), orale Einnahme innerhalb von 120 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder der Verhütungspanne

  • Medikamentöse Behandlung von Uterusmyomen

Im Gegensatz zum Gestagen Levonorgestrel, das auch als Pille danach eingesetzt wird, ist Ulipristalacetat länger wirksam. Als Notfallkontrazeptivum kann es innerhalb von fünf Tagen eingenommen werden, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Levonorgestrel wirkt innerhalb von drei Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Versagen des Empfängnisverhütungsmittels. Inzwischen gibt es die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke.

Bei der Myomtherapie gibt es verschiedene Möglichkeiten. In erster Linie kann die*der Ärztin*Arzt das Myom operativ entfernen, eine vollständige Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) kommt jedoch nur für Frauen mit abgeschlossener Familienplanung oder ohne Kinderwunsch infrage. Alternativ gibt es eine Hormontherapie mit Östrogen-Gegenspielern (GnRH-Agonisten) und seit 2012 eine medikamentöse Behandlung mit Ulipristalacetat. Der Wirkstoff reguliert starke Monatsblutungen und lässt das Myom schrumpfen, bis es gänzlich verschwindet. Dadurch reduziert Ulipristalacetat auch andere Symptome des Myoms wie Schmerzen und Druckgefühl im Unterbauch.

Kontraindikationen: Wann darf der Wirkstoff nicht verschrieben werden?

Seit Zulassung des Wirkstoffs 2012 zur Behandlung von Gebärmuttermyomen gab es zunehmend Fälle von Leberfunktionsstörungen. Die teilweise auch schwer verlaufenden Störungen können bis zum Leberversagen und einer Lebertransplantation führen.

Nach einer Sicherheitsprüfung durch den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) dürfen nur noch Frauen vor Einsetzen der Menopause mit Ulipristalacetat behandelt werden und wenn eine operative Entfernung der Myome nicht infrage kommt oder nicht erfolgreich war. Um Leberschäden frühzeitig zu diagnostizieren, nimmt ärztliches Fachpersonal vor, während und nach der Behandlung regelmäßige Blutproben und kontrolliert die Leberwerte. Früher wurden Symptome von Myomen mit dem Wirkstoff im Vorfeld von Operationen gelindert – das ist seit der Risikobewertung nicht mehr zulässig.

Weiterhin ist der Wirkstoff in folgenden Fällen kontraindiziert:

  • Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff

  • Vorbestehende Leberfunktionsstörungen, zum Beispiel schwe­re Le­ber­insuffizienz

  • Schwangerschaft

  • Stillzeit (Unterbrechung des Stillens für 36 Stunden nach Einnahme)

  • Krebserkrankungen (Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs, ­Gebärmutterkrebs)

Da die Sicherheit und Wirksamkeit von Ulipristalacetat als Pille danach nur an Frauen über 18 Jahren im Rahmen von Studien untersucht wurde, sollte der Wirkstoff nicht im jüngeren Alter Anwendung finden. Bei Fragen zur Empfängnisverhütung im Notfall können sich Frauen an ihre gynkäkologische Praxis wenden oder ihre*n Apotheker*in fragen.

Myome in der Gebärmutter: Typische Symptome

Dosierung des Wirkstoffs

Als Notfallverhütung wird Ulipristalacetat einmalig in einer Dosis von 30 Milligramm eingenommen. Tritt innerhalb von drei Stunden nach Einnahme des Arzneimittels Erbrechen auf, wird eine zweite Tablette empfohlen. Für die Behandlung eines Myoms setzt der*die Arzt*Ärztin den Wirkstoff niedriger dosiert ein: Hierfür enthalten die Tabletten 5 Milligramm Ulipristalacetat, davon nehmen betroffene Frauen täglich über 12 Wochen eine Tablette ein.

Mögliche Nebenwirkungen von Ulipristalacetat

Bei der Anwendung von Ulipristal können verschiedene unerwünschte Reaktionen auftreten:

Da sich der Wirkstoff negativ auf die ­­­Fahrtauglichkeit und das Reaktionsvermögen auswirken kann, sollten Frauen am Tag der Einnahme des Medikaments nicht Auto fahren und keine ­Ma­schinen bedienen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Steigt der saure pH-Wert des Magens durch Einnahme von Medikamenten zur Hemmung der Magensäuresekretion ist Ulipristalacetat weniger wirksam. Beispiele für diese Medikamente sind:

Dieser Zusammenhang ist allerdings nur bei der Myombehandlung relevant. Auswirkungen bei der Einmalgabe als Notfallkontrazeption sind bisher nicht bekannt.

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