Retikulozyten: Normwert und Ursachen für erhöhten Blutwert
Erythrozyten haben unreife Vorläuferzellen, die im Knochenmark gebildet werden: die Retikulozyten. Welche Werte normal sind und warum ihre Zahl meistens im Zusammenhang mit einer Blutarmut bestimmt wird.
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Artikelinhalte im Überblick:
- Was sind Retikulozyten?
- Bestimmung der Anzahl
- Normalwert der Retikulozyten
- Erhöhte Werte
- Zu niedrige Werte
Was sind Retikulozyten?
Retikulozyten sind die jungen Vorläuferzellen von roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Gebildet werden sie im Knochenmark, von dort wandern sie ins Blut, wo sie innerhalb eines Tages zu Erythrozyten reifen. Da Retikulozyten etwas größer als Erythrozyten sind und eine netzartige Struktur haben, können sie mittels entsprechender Färbung unter dem Mikroskop voneinander unterschieden werden.
Wann die Zahl der Retikulozyten bestimmt wird
Wie viele Retikulozyten im peripheren Blut sind, gibt Aufschluss darüber, ob die Blutbildung normal verläuft oder ob eine Blutarmut vorliegt. Der Verdacht auf eine Anämie ist deshalb auch der häufigste Grund, weshalb die Zahl der Retikulozyten bestimmt wird. Wurde sie bereits diagnostiziert und mit Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 behandelt, kann der Therapieerfolg durch die Menge der Retikulozyten im Blut kontrolliert werden. Das gilt auch bei der medizinisch erforderlichen Gabe des Hormons Erythropoetin (EPO), das im Zusammenhang mit Doping im Sport bekannt ist.
In folgenden Fällen werden Retikulozyten bestimmt:
- bei Anämie (Blutarmut)
- bei Leukämie (Blutkrebs)
- bei der therapeutischen Gabe von Eisen, Folsäure oder Vitamin B12
- bei Sauerstoffmangel
- bei der Behandlung mit Erythropoetin (EPO) zur Blutbildung
- nach Stammzelltransplantation
Normale Werte von Retikulozyten im Blut
Der Referenzwert für den Anteil von Retikulozyten im Blut liegt bei etwa 0,5-1,5 Prozent, das entspricht 30.000-80.000 Zellen/µl Blut.
Häufige Ursache für veränderte Werte der Retikulozyten sind Anämien. Zur Differentialdiagnose werden neben der Retikulozytenzahl folgende Parameter bestimmt:
Retikulozytenhämoglobin-Äquivalent (Ret-Hb): Gibt den Hämoglobin -Gehalt der Retikulozyten an.
Retikulozytenproduktionsindex: Spiegelt die Aktivität der Erythropoese wider und berücksichtigt Hämatokrit und Reifungszeit der Retikulozyten im Blut.
Retikulozytenindex: Relativer Anteil der Retikulozyten unter Berücksichtigung des Hämatokrits.
Retikulozytenreifeindex (IRF-Wert): Gibt den Anteil unreifer Retikulozyten im Blut an.
Ursachen für erhöhte Retikulozyten-Zahl
Bildet der Körper verstärkt Retikulozyten, spricht man von einer Retikulozytose. Im Blut ist dann eine erhöhte Zahl der unreifen Erythrozyten-Vorstufen messbar. Eine häufige Ursache für erhöhte Retikulozyten im Blut sind die Anämie oder ein starker Blutverlust.
Weitere mögliche Ursachen sind Schäden am Knochenmark, wo die Vorläuferzellen gebildet werden oder wenn eine chronische Unterversorgung mit Sauerstoff vorliegt. Auch der verstärkte Abbau von roten Blutkörperchen, eine sogenannte Hämolyse, können dahinterstecken, wenn die Retikulozyten erhöht sind.
Zu niedrige Werte an Retikulozyten
Wenn die Anzahl der Retikulozyten im Blut erniedrigt ist, deutet das auf eine gestörte Blutbildung hin. Neben bestimmten Formen der Anämie kann ein Mangel an Erythropoetin vorliegen – das Hormon ist wichtig für die Blutbildung. Auch durch Bestrahlung und Chemotherapie zur Behandlung von Krebs kann die Anzahl der Retikulozyten reduziert sein.
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